此日足可惜贈張籍
Han Yu 韓愈 (768–824)
此日足可惜,此酒不足嘗。 捨酒去相語,共分一日光。 念昔未知子,孟君自南方。 自矜有所得,言子有文章。 我名屬相府,欲往不得行。 思之不可見,百端在中腸。 維時月魄死,冬日朝在房。 驅馳公事退,聞子適及城。 命車載之至,引坐於中堂。 開懷聽其說,往往副所望。 孔丘歿已遠,仁義路久荒。 紛紛百家起,詭怪相披猖。 長老守所聞,後生習為常。 少知誠難得,純粹古已亡。 譬彼植園木,有根易為長。 留之不遣去,館置城西旁。 歲時未云幾,浩浩觀湖江。 眾夫指之笑,謂我知不明。 兒童畏雷電,魚鱉驚夜光。 州家舉進士,選試繆所當。 馳辭對我策,章句何煒煌。 相公朝服立,工席歌鹿鳴。 禮終樂亦闋,相拜送於庭。 之子去須臾,赫赫流盛名。 竊喜復竊歎,諒知有所成。 人事安可恆,奄忽令我傷。 聞子高第日,正從相公喪。 哀情逢吉語,惝怳難為雙。 暮宿偃師西,徒展轉在床。 夜聞汴州亂,遶壁行彷徨。 我時留妻子,倉卒不及將。 相見不復期,零落甘所丁。 驕兒未絕乳,念之不能忘。 忽如在我所,耳若聞啼聲。 中途安得返,一日不可更。 俄有東來說,我家免罹殃。 乘船下汴水,東去趨彭城。 從喪朝至洛,還走不及停。 假道經盟津,出入行澗岡。 日西入軍門,羸馬顛且僵。 主人顧少留,延入陳壺觴。 卑賤不敢辭,忽忽心如狂。 飲食豈知味,絲竹徒轟轟。 平明脫身去,決若驚鳧翔。 黃昏次汜水,欲過無舟航。 號呼久乃至,夜濟十里黃。 中流上灘潬,沙水不可詳。 驚波暗合沓,星宿爭翻芒。 轅馬蹢躅鳴,左右泣僕童。 甲午憩時門,臨泉窺鬥龍。 東南出陳許,陂澤平茫茫。 道邊草木花,紅紫相低昂。 百里不逢人,角角雄雉鳴。 行行二月暮,乃及徐南疆。 下馬步堤岸,上船拜吾兄。 誰云經艱難,百口無夭殤。 僕射南陽公,宅我睢水陽。 篋中有餘衣,盎中有餘糧。 閉門讀書史,窗戶忽已涼。 日念子來遊,子豈知我情。 別離未為久,辛苦多所經。 對食每不飽,共言無倦聽。 連延三十日,晨坐達五更。 我友二三子,宦遊在西京。 東野窺禹穴,李翱觀濤江。 蕭條千萬里,會合安可逢。 淮之水舒舒,楚山直叢叢。 子又舍我去,我懷焉所窮。 男兒不再壯,百歲如風狂。 高爵尚可求,無為守一鄉。
Dieser heutige Tag (der Trennung von dir) ist wirklich zu beklagen. Ein dem Chang Chi gewidmetes Gedicht Erwin von Zach (1872–1942)
— in: Zach, Erwin von. Hightower, James Robert (ed.). Han-Yü's poetische Werke, Harvard-Yenching Institute studies. Cambridge, Massachusetts: Harvard University Press, 1952. p. 29-33.
Dieser Tag ist wirklich zu beklagen. Diesen Wein (vor mir) kann ich nicht mehr trinken. Ich stelle ihn weg und muss mit Dir sprechen; so wollen wir noch einen ganzen Tag mit einander verbringen. Ich denke zurück an die Zeit, als ich Dich noch nicht kannte; da kam Mêng Chiao aus dem Süden hierher. Er war stolz darauf, Dich gefunden zu haben, und erzählte, dass Du literarisches Talent besässest. Mein Name war damals verbunden mit dem Yamên des Ministers Tung Chin (dem ich als Subalternbeamter attachiert war); ich wollte (nach Süden) gehen Dich aufzusuchen, konnte aber meinen Posten nicht verlassen. Der Gedanke, Dich nicht sehen zu können, beschäftigte mich, und hundert Pläne durchzogen meine Brust. Damals gerade am ersten Tage des ersten Wintermonats, als die Sonne im Sternbild Fang stand (Liki I, 384), Ritt ich von meinem Amte nach Hause und hörte, dass Du soeben in der Stadt (Hsü-chou) eingetroffen wärest. Ich liess meinen Wagen anspannen, holte Dich ab und brachte Dich in die Mittelhalle meines Hauses. Ich öffnete Dir mein Herz und hörte Deinen Worten zu: was immer Du sagtest, entsprach meinen Erwartungen. – Konfuzius ist schon lange tot, und seine Lehre der Menschlichkeit und Gerechtigkeit ist in Verfall geraten. Hundert verschiedene Schulen sind entstanden, Falsches und Bizarres haben die orthodoxe Lehre in Verwirrung gebracht (Lisao 8. str.). Die alten Leute hielten noch an der Tradition fest, während die Jugend die neuen Lehren als etwas gewöhnliches betrachtet. Weisheit bei der Jugend ist wirklich etwas seltenes, daher ist vollkommene Reinheit der Lehre (Legge, Iking pg. 415/14) schon im Altertum verschwunden. Du erschienst mir wie ein in einem Garten verpflanzter Baum, der bei gesunder Wurzel leicht gross werden kann. Ich hielt Dich daher zurück und liess Dich nicht weiterziehen, ich brachte Dich in eine Wohnung bei der westlichen Stadtmauer. Noch waren nicht viele Jahreszeiten vergangen, da sah ich Dein Talent sich entfalten wie die Fluten von Strömen oder Seen. Alle Leute wiesen lachend auf Dich und meinten, ich wäre nicht verständig, Dich für ein Talent zu halten. Dumme Kinder fürchten eben Donner und Blitz, Fische und Schildkröten erschrecken beim Anblick des Mondes (d.h. die Leute waren zu dumm Dich zu begreifen). Die Provinzbehörden empfahlen Dich für die Erlangung der Doktorwürde, und bei der Prüfung hatte ich Unwürdiger als Prüfer zu fungieren. In prompt geschriebenen Essays beantwortest Du die von mir als Prüfer gestellten Themata, und wie glänzend waren erst die Verse Deiner Gedichte! Der Minister Tung Chin stand in Audienzuniform glückwünschend vor Dir, und die Musiker spielten die Ode "Lu-ming" (Legge IV, 245). Nach Beendigung der Zeremonie und Aufhören der Musik (Liki I, 577) wurdest Du unter Ehrenbezeigung bis in den Hof hinausbegleitet. Kaum warst Du (Legge IV, 293) weggegangen, verbreitete sich ehrfurchtgebietend (Legge IV, 263) Dein grosser Ruf. Ich freute mich darüber und dann war ich wieder traurig: Dein Wissen hat sicherlich einen Erfolg gebucht. Doch anderseits wo findet sich in menschlichen Dingen Beständigkeit, (Diese Unsicherheit des Schicksals) liess mich plötzlich Schmerz empfinden. Denn am gleichen Tage, als ich von Deiner Doktorpromotion (in Ch'angan) hörte, folgte ich dem Leichenzuge des Ministers Tung Chin (auf dem Wege von Pien-chou nach Loyang). Schmerz über den Tod begegnete sich mit Freude über die günstige Nachricht (Deines Erfolges), doch war meine Niedergeschlagenheit mit nichts zu kompensieren. – Die Nacht verbrachte ich westlich von Yen-shih-hsien (Playfair No. 8437) und wälzte mich nur schlaflos auf meinem Lager. Noch in der Nacht hörte ich vom Ausbruch der Revolution in Pien-chou (Playfair No. 3256) und ging voll Unruhe im Zimmer auf und ab. Ich hatte gerade Frau und Kind in Pien-chou zurückgelassen, und es war nun zu spät sie zu holen. Ein Wiedersehen glaubte ich nicht mehr erleben zu sollen und war darauf gefasst, das mir bestimmte Unglück in Empfang zu nehmen. Mein geliebtes Töchterchen hatte die Mutterbrust noch nicht verlassen, und wenn ich an sie dachte, kam sie mir nicht mehr aus dem Sinn. Es war mir plötzlich, als ob sie vor mir stände und mein Ohr ihr Wehklagen hörte. Wie konnte ich auf halbem Wege umkehren? Den ganzen Tag musste ich unablässig (an dieses Unglück) denken. Plötzlich kam aus Osten die Nachricht, dass meine Familie dem drohenden Missgeschick entkommen wäre; Sie wäre auf einem Boot den Pien-fluss hinabgefahren und östlich nach P'êng-ch'êng (Hsü-chou, Playfair No. 3049) geeilt. Den folgenden Morgen kam ich mit der Leiche Tung Chin's nach Lo-yang und kehrte eiligst zurück ohne mich aufzuhalten. Ich nahm die Route (Legge V, 135/3) über Mêng-chin, und mein Weg ging durch Schluchten und über Berge. Als die Sonne unterging, betrat ich das Lagertor (von Ho-yang); meine magere Mähre brach zusammen und konnte sich nicht mehr erheben. Der Gouverneur (Li Yüan) wollte mich für kurze Zeit zurückhalten und lud mich zu einem Gelage ein. In meiner untergeordneten Stellung wagte ich nicht abzulehnen; mein Herz war in wahnsinniger Aufregung. Konnte ich etwa Speise und Trank mit Verständnis geniessen? Und auch die Musik war für mich nichts als ein furchtbarer Lärm. Am frühen Morgen suchte ich das Weite, so schnell wie ein erschrecktes Entchen, das auffliegt. Noch am gleichen Abend kam ich an den Ssu-Fluss (bei Ch'êng-kao-hsien, Playfair No. 6648), wollte übersetzen, traf aber kein Boot an. Erst nach langem Rufen erschien eines, das mich in der Nacht nach Shih-li-hwang brachte. Mitten in der Nacht stiessen wir auf eine Sandbank – solche Untiefen können nicht vermutet werden. Die schrecklichen Wogen stiegen in der Dunkelheit hoch empor, die Sterne scintillierten um die Wette. Die mitgeführten Pferde sprangen wiehernd (im Boote) herum (Legge, Iking pg. 155/6) und die Diener umringten mich weinend. – Am Tage mit den zyklischen Zeichen Chia-wu rasteten wir beim Shih-mên-Tore von Chêng (Legge V, 674/10) und ich spähte am Rande des Wei-Teiches nach den kämpfenden Drachen des Tso-chuan. In südöstlicher Richtung begaben wir uns nach Ch'ên und Hsü (Playfair, N. 528 u. 3032), wo sich die Marschen in ihrer unendlichen Ausdehnung zeigten. Am Rande des Weges war die Vegetation in voller Blüte: Rot und Violett von verschiedener Höhe standen neben einander. Hundert Meilen weit begegneten wir keinem Menschen und hörten nur den Schrei des männlichen Fasans. – Ununterbrochen weiterwandernd erreichten wir erst gegen Ende des zweiten Monats die südliche Grenze von Hsü-chou. Wir sassen ab und marschierten den Damm entlang, dann bestiegen wir wieder das Boot, wo ich meinen älteren Bruder begrüsste. Wer würde glauben, dass meine Familie so furchtbare Gefahren zu überstehen hatte und keinem ihrer hundert Mitglieder etwas zugestossen war? – Chang Chien-fêng (B.D. No. 31), der Minister und Gouverneur von Nan-yang, gab mir Quartier (in Hsü-chou), am Nordufer des Sui-Flusses. In seinen Truhen fand ich Ueberfluss an Kleidern, in den Terrinen viele Provisionen. So schloss ich die Türe und studierte in den Historikern; (die Zeit verging schnell bis zum Herbstbeginn) und ein kühler Wind drang schon durch das Fenster herein. Täglich dachte ich an Dich, dass Du vielleicht zu Besuch kämest. (Da kamst Du endlich) wie wenn Du um meine Gefühle gewusst hättest. Noch war seit unserer Trennung nicht viel Zeit verflossen, und doch hatte ich seither viel Ungemach erfahren. Wenn wir jetzt beim Essen einander gegenüber sassen, wurden wir niemals satt; wenn wir miteinander sprachen, wurde keiner von uns müde zuzuhören. Ununterbrochen sassen wir dreiszig Tage hindurch bis zum frühen Morgen (der fünften Nachtwache) zusammen. Meine wenigen anderen Freunde sind alle in amtlicher Eigenschaft nach Ch'angan gegangen. Mêng Chiao reiste nach Kuei-chi zum Grabe des Ta Yü (B.D. No. 1846), Li Ao ging in die Wellen (d.h. die Gezeiten) des Ch'ien-t'ang-chiang betrachten (Wen-hsüan 34/10). Tausend Meilen (von meinen Freunden entfernt) fühlte ich mich einsam und verlassen, wo könnte ich da Freunden begegnen? Das Wasser des Huai-Flusses fliesst ruhig dahin, die Berge von Chu ragen mächtig empor (beide trennen mich von meinen Freunden). Wenn Du mich jetzt auch verlassen willst, wie kann meine Sehnsucht jemals gestillt werden? – (Doch ich muss denken), der Mann ist nur einmal jung, und das Leben geht schnell wie ein Windstoss vorüber. Du kannst wohl noch eine hohe Würde erreichen und solltest nicht an diesem Dorfe (Legge II, 391) kleben bleiben (d.h. ziehe hinaus in die weite Welt, meine besten Wünsche begleiten Dich).