崔十六少府攝伊陽以詩及書見投因酬三十韻
Han Yu 韓愈 (768–824)
崔君初來時,相識頗未慣。 但聞赤縣尉,不比博士慢。 賃屋得連牆,往來忻莫間。 我時亦新居,觸事苦難辦。 蔬飧要同喫,破襖請來綻。 謂言安堵後,貸借更何患。 不知孤遺多,舉族仰薄宦。 有時未朝餐,得米日已晏。 隔牆聞讙呼,眾口極鵝雁。 前計頓乖張,居然見真贗。 嬌兒好眉眼,F1腳凍兩骭。 捧書隨諸兄,累累兩角卯。 冬惟茹寒虀,秋始識瓜瓣。 問之不言飢,飫若厭芻豢。 才名三十年,久合居給諫。 白頭趨走裏,閉口絕謗訕。 府公舊同袍,拔擢宰山澗。 寄詩雜詼俳,有類說鵬鷃。 上言酒味酸,冬衣竟未擐。 下言人吏稀,惟足彪與虥。 又言致豬鹿,此語乃善幻。 三年國子師,腸肚習藜莧。 況住洛之涯,魴鱒可罩汕。 肯效屠門嚼,久嫌弋者篡。 謀拙日焦拳,活計似鋤掋。 男寒澀詩書,妻瘦剩腰襻。 為官不事職,厥罪在欺謾。 行當自劾去,漁釣老葭薍。 歲窮寒氣驕,冰雪滑磴棧。 音問難屢通,何由覿清盼。
Ts'ui, provisorischer Unterbeamter im Distrikt I-yang (Honan), sendet mir einen Brief und ein Gedicht, worauf ich in 30 Reimen antworte Erwin von Zach (1872–1942)
— in: Zach, Erwin von. Hightower, James Robert (ed.). Han-Yü's poetische Werke, Harvard-Yenching Institute studies. Cambridge, Massachusetts: Harvard University Press, 1952. p. 108-110.
Als Herr Ts'ui das erste Mal hierher kam, war unsere Bekanntschaft nur ganz oberflächlich. Ich hatte allein gehört, dass der frühere Beamte des Distriktes Fêng-hsien nicht so stolz wäre, wie ich, der gewesene Professor an der kaiserlichen Akademie. Er mietete ein Haus neben meinem, wurde mein Nachbar, und unser Verkehr wurde glücklicherweise durch nichts gestört. Ich wohnte damals auch erst seit kurzen da, und ich wusste, das [sic!] sich leider (im Haushalt) stets Schwierigkeiten ergeben. Hatte ich zu Hause auch nur Gemüse, lud ich ihn ein, mit mir zu essen; war sein Mantel zerrissen, bat ich ihn zu kommen, um ihn in meinem Hause flicken zu lassen. Wenn man sagte, dass nach längerem Aufenthalt es leicht wäre von anderen Leuten Geld zu borgen, So wusste man nicht, dass er viele Kinder hatte und die ganze Familie sich auf sein kleines Gehalt stützte. Gab es doch Zeiten, wo er auf das Frühstück verzichten musste und sich erst spät am Tage Reis verschaffen konnte. Dann hörte ich durch die Mauer freudigen Lärm und die Stimmen (der Kinder) klangen lebhafter als jene von Gänsen und Enten. Der frühere Plan (sich von anderen Leuten Geld zu borgen) hatte sich als undurchführbar erwiesen, und deutlich offenbarte sich hierbei, wer ein wahrer und wer ein falscher Freund war. – Dein Benjamin hat schöne Augen und Brauen; die kurzen Höschen lassen die beiden Schenkel (in der Kälte) entblösst. Mit Büchern in der Hand folgt er seinen älteren Brüdern, die alle das Haar zu zwei Hörnern zusammengebunden tragen. Im Winter essen sie nur frostige Zwiebel, im Herbste erst lernen sie Melonenkerne kennen. Wenn man sie frug, wussten sie nichts von Hunger und schienen gesättigt zu sein, wie wenn sie fettes Fleisch (Legge II, 407) gegessen hätten. – Der Ruf Deiner Tüchtigkeit ist schon dreissig Jahre alt, und schon längst hättest Du Censor sein müssen. Weissköpfig inmitten dem hastigen Streben der Welt hast Du geschwiegen (d.h. niemanden getadelt) und dadurch Verläumdungen vermieden. Der Präfekt Chêng Yü-ch'ing ist seit langem Dein Freund, er hat Dich nun gewählt, um provisorisch das Bezirksamt von I-yang im Bergland zu leiten. Deinem (mir übersandten) Gedichte hast Du witzige Worte hinzugefügt, ähnlich wie Chwangtzu in der Erzählung vom Vogel Rock und der Wachtel (T. of T. I, 167). Zuerst erwähnst Du den sauren Geschmack des Weines (in Deinem neuen Distrikt) und dass Du die Winterkleider noch immer nicht angelegt hättest (Legge V, 340/6, 380/3). Weiter unten sprichst Du von der geringen Zahl der Dir unterstellten Beamten, die aber doch genügen, um Dein Prestige geltend zu machen, Endlich kommst Du auf meinen Genuss von Schweinefleisch und Wildpret zu sprechen; doch scheinen mir diese Worte übertrieben. Drei Jahre hindurch als Lehrer an der kaiserlichen Akademie habe ich mich gewöhnt von Gänsefuss und Spinat zu leben. Und wie würde ich jetzt Fleisch geniessen, da ich am Ufer des Lo-Flusses lebe, wo man Brasse und Rotauge mit Körben und Netzen (aus Weidenzweigen, Legge IV, 241, 271) fängt. Wie könnte ich da jene Leute nachahmen, denen beim Gedanken an den Schlächter das Wasser im Munde zusammenfliesst? Auch hasse ich seit langem jene, die Vögel mit Schnurpfeilen schiessen. – Mit dummen Plänen beschäftige ich mich täglich in nervöser Hast, der Erwerb des Lebensunterhaltes ist für mich so schwierig wie Hacken und Schaufeln. Mein Sohn friert und zeigt sich schlecht vertraut mit Shihking und Shuking, meine Frau wird mager, und nur lose sitzt ihr der Gürtel an der Taille. Als Beamter (in Loyang) habe ich keine weiteren Verpflichtungen, meine Sünde liegt in der Täuschung des Staates (da ich eine Sinekure wahrnehme). Bald werde ich selbst um meine Entlassung wegen Unfähigkeit einkommen, um meine alten Tage als Fischer im Schilf zu beschliessen. – Gegen Ende des Jahres wird die Kälte überwältigend, und Holz wie Stein der Wege wird durch Schnee und Eis glitscherig. Es ist schon schwierig, Dir häufig Kunde zukommen zu lassen, und Dein klares Auge zu erblicken, besteht überhaupt keine Möglichkeit.