海水
Han Yu 韓愈 (768–824)
海水非不廣,鄧林豈無枝。
風波一蕩薄,魚鳥不可依。
海水饒大波,鄧林多驚風。
豈無魚與鳥,巨細各不同。
海有吞舟鯨,鄧有垂天鵬。
苟非鱗羽大,蕩薄不可能。
我鱗不盈寸,我羽不盈尺。
一木有餘陰,一泉有餘澤。
我將辭海水,濯鱗清冷池。
我將辭鄧林,刷羽蒙籠枝。
海水非愛廣,鄧林非愛枝。
風波亦常事,鱗魚自不宜。
我鱗日已大,我羽日已修。
風波無所苦,還作鯨鵬遊。
Das Wasser des Meeres Erwin von Zach (1872–1942)
— in: Zach, Erwin von. Hightower, James Robert (ed.). Han-Yü's poetische Werke, Harvard-Yenching Institute studies. Cambridge, Massachusetts: Harvard University Press, 1952. p. 291f.
Das Wasser des Meeres ist von unendlicher Ausdehnung, im Têng-Wald wachsen unendlich viele Bäume.
Wenn aber einmal das Meer durch Wogen, der Têng-Wald durch Wind bewegt wird, dann wird die Lage von Fischen und Vögeln kritisch.
Das Meer ist stets reich an hohen Wellen, der Têng-Wald wird stets von furchtbaren Windstössen durchbraust.
Gäbe es dann etwa dort keine Fische und Vögel? Man muss eben zwischen Gross und Klein einen Unterschied machen (die kleinen Wesen verbergen sich).
Im Meere lebt der die Schiffe verschlingende Walfisch, im Têng-Wald befindet sich der Vogel Rock, dessen Flügel den Himmel wie Wolken überdecken (T. of T. I, 164).
Wenn ihre Schuppen oder ihre Flügel nicht gross wären, könnten sie die Kraft der Wogen oder des Windes nicht ertragen.
Ich dagegen bin wie ein kleiner Fisch, dessen Schuppen noch nicht zollang sind; ich bin wie ein kleiner Vogel, dessen Flügel kaum einen Fuss überspannen.
Wenn ich mich auf einem Baum niederlasse, gewährt mir derselbe mehr als hinreichend Schatten und Schutz; wenn ich in einem Bächlein lebe, habe ich Wasser im Ueberflusse.
Ich möchte daher das Meerwasser verlassen und meine Schuppen in einem reinen, kühlen Weiher baden.
Ich möchte den Têng-Wald verlassen und meine Schwingen auf einem reichbeblätterten Aste putzen.
Das Meer will nicht mir seine Grösse versagen, der Têng-Wald will nicht mir seine Zweige missgönnen.
Wind und Wogen sind ja auch eine gewöhnliche Sache, aber meine Schuppen sind klein, meine Flügel beschränkt, daher bin ich von Natur aus wenig geeignet für jene Orte.
Meine Schuppen werden aber mit jedem Tage grösser, meine Flügel werden mit jedem Tage länger.
Wind und Wogen besitzen dann nichts mehr, das mich hindern würde. So werde auch ich einmal wie ein Walfisch oder wie ein Vogel Rock herumschweifen können.