嗟哉董生行
Han Yu 韓愈 (768–824)
淮水出桐柏,山東馳遙遙千里不能休。
淝水出其側,不能千里,百里入淮流。
壽州屬縣有安豐,唐貞元時縣人董生召南隱居行義於其中。
刺史不能薦,天子不聞名聲。
爵祿不及門,門外惟有吏,日來徵租更索錢。
嗟哉董生朝出耕,夜歸讀古人書,盡日不得息。
或山而樵,或水而漁。
入廚具甘旨,上堂問起居。
父母不慼慼,妻子不咨咨。
嗟哉董生孝且慈,人不識。
惟有天翁知,生祥下瑞無時期。
家有狗乳出求食,雞來哺其兒。
啄啄庭中拾蟲蟻,哺之不食鳴聲悲。
徬徨躑躅久不去,以翼來覆待狗歸。
嗟哉董生,誰將與儔。
時之人,夫妻相虐,兄弟為讎。
食君之祿,而令父母愁。
亦獨何心,嗟哉董生無與儔。
Die Geschichte "Ach, unser armer Tung" Erwin von Zach (1872–1942)
— in: Zach, Erwin von. Hightower, James Robert (ed.). Han-Yü's poetische Werke, Harvard-Yenching Institute studies. Cambridge, Massachusetts: Harvard University Press, 1952. p. 61f.
Der Huai-Fluss kommt aus dem T'ung-po-Berge hervor.
Und strömt gar weit nach Osten.
Nach tausend Meilen fliesst er noch immer ununterbrochen weiter.
Der Fei-Fluss entspringt neben dem Huai-Fluss.
Er bringt es nicht auf tausend Meilen,
Sondern ergiesst sich schon nach hundert Meilen in den Huai-Fluss. –
Unter den Distrikten, welche zu Shou-chou gehören, befindet sich auch An-fêng-hsien.
Dort lebte in der Periode Chêng-yüan (785-805 n. Chr.) der T'angdynastie unser Freund Tung Shao-nan.
In zurückgezogener Rechtschaffenheit lebte er dort.
Der Gouverneur konnte ihn nicht (dem Kaiser) empfehlen (da er ihn nicht kannte).
So kam es, dass der Himmelssohn von seinem Rufe nichts vernahm.
Weder Rang noch Gehalt erreichte sein Haus.
Ausserhalb der Türe gab es nur Büttel und Schergen,
Die täglich kamen, um Steuern einzutreiben und obendrein Geld abzupressen.
Ach, unser Freund Tung ging morgens das Feld bestellen,
Abends kehrte er zurück, um in den Büchern der alten Weisen zu lesen.
Den ganzen Tag fand er keine Ruhe.
Entweder ging er in die Berge um Brennholz zu sammeln,
Oder an den Fluss um zu fischen.
Dann ging er in die Küche, um gute Speisen (für seine Eltern) zuzubereiten.
Dann begab er sich zu seinen Eltern, um sich nach ihrem Befinden zu erkundigen.
Die Eltern hatten keine Sorgen,
Frau und Kind hatten keinen Grund um zu seufzen.
Ach, unser armer Tung war pietätvoll (gegen die Eltern) und liebevoll (gegen Frau und Kind).
Die Menschen wussten nichts von seiner Rechtschaffenheit,
Nur Gott im Himmel wusste es.
Und Gott gab ihm Glück und Segen ohne Ende. –
Im Hause war eine Hündin, die Futter für ihre Jungen suchen ging.
Da kamen die Hühner und wollten die kleinen Hunde füttern.
Sie riefen sie (wie Küchlein) und pickten Würmer und Ameisen aus dem Boden des Hofes,
Um sie den Hündchen zum Fressen zu geben; doch diese wollten keine Würmer fressen und liessen klägliche Laute ertönen.
Voll Unruhe liefen die Hühner herum und wollten gar lange die Hündchen nicht verlassen.
Mit ihren Flügeln suchten sie sie zu beschützen und warteten bis die Hündin zurückgekommen war. (Diese Geschichte soll zeigen, dass Tung durch seine Tugend selbst die Tiere seines Hofes beeinflusste.) –
Ach, unser armer Tung, wer hätte ihm in seiner Tugend gleich kommen können?
Heutzutage streiten sich Gatte und Gattin,
Und Brüder werden zu Feinden.
Die Leute der Jetztzeit geniessen Gehalt vom Kaiser und lassen (trotzdem) die Eltern darben.
Warum ist doch deren Herz anders als jenes unseres Tung?
Ach, unser armer Tung findet niemanden, der mit ihm verglichen werden könnte.