盧郎中雲夫寄示送盤谷子詩兩章歌以和之
Han Yu 韓愈 (768–824)
昔尋李愿向盤谷,正見高崖巨壁爭開張。 是時新晴天井溢,誰把長劍倚太行。 衝風吹破落天外,飛雨白日灑洛陽。 東蹈燕川食曠野,有饋木蕨芽滿筐。 馬頭溪深不可厲,借車載過水入箱。 平沙綠浪榜方口,雁鴨飛起穿垂楊。 窮探極覽頗恣橫,物外日月本不忙。 歸來辛苦欲誰為,坐令再往之計墮眇芒。 閉門長安三日雪,推書撲筆歌慨慷。 旁無壯士遣屬和,遠憶盧老詩顛狂。 開緘忽睹送歸作,字向紙上皆軒昂。 又知李侯竟不顧,方冬獨入崔嵬藏。 我今進退幾時決,十年蠢蠢隨朝行。 家請官供不報答,何異雀鼠偷太倉。 行抽手版付丞相,不待彈劾還耕桑。
Der Kammerherr Lu Yün-fu schickt mir zur Einsicht seine beiden Gedichte "Dem Li Yüan (aus dem P'an-ku-Tale) zum Geleite"; ich dichte darauf ein Lied unter Benützung derselben Reime Erwin von Zach (1872–1942)
— in: Zach, Erwin von. Hightower, James Robert (ed.). Han-Yü's poetische Werke, Harvard-Yenching Institute studies. Cambridge, Massachusetts: Harvard University Press, 1952. p. 141f.
Einst ging ich zum Besuch des Li Yüan ins P'an-ku-Tal (südlich vom T'ai-hang-Berg) Und sah zum ersten Male die hohen Felsen und steilen Wände, die sich dort um die Wette erheben. Damals war Schönwetter nach Regen und der T'ien-ching-Fluss war übervoll. Wer nahm das lange Schwert und lehnte es an den T'ai-hang-Berg? (damit ist der Wasserfall gemeint) Ein gewaltiger Wind blies zerstäubend in diesen Wasserfall und liess ihn ausserhalb des Himmels (d.h. in grosser Entfernung) niederstürzen. Der Sprühregen fiel bei hellem Sonnenschein bis auf Loyang herab. Oestlich drang ich nach Yen-ch'uan (in der Nähe des P'an-ku-Tales) vor und ass dort in der weiten Wildnis. Man hatte mir einen ganzen Korb Sprossen vom Baumfarren (zum Essen) mitgegeben. Der Pferdekopffluss ist so tief, dass er nicht durchwatet werden kann (Legge IV, 53). Ich lieh daher einen Wagen aus, um durchzufahren, doch das Wasser drang in den Wagenkasten ein. (Dann miethete ich ein Boot) und ruderte durch die grünen Fluten über dem ebenen Sand nach dem Dorfe Fang-k'ou. Wildgänse und Enten flogen auf und flüchteten in die Trauerweiden des Ufers. Ich verfolgte den Weg so weit es ging, besichtigte alles gründlich und erging mich nach Herzenslust. In dieser Weltabgeschiedenheit verlief die Zeit ohne Hast. – Seit meiner Rückkehr bedrängen mich von neuem die Sorgen, die niemandem nützen. Diese Sorgen lassen natürlich meinen Plan, jenes Tal wieder zu besuchen, ins Ungewisse versinken. Ich schliesse in Ch'angan meine Türe, während es drei Tage lang schneit. Ich schiebe die Bücher zurück, werfe den Pinsel weg und singe von Gefühlen überwältigt ein Lied. An meiner Seite ist (leider) kein wackerer Mann, den ich veranlassen könnte, in meinen Gesang einzustimmen. Ich denke weit zurück an den alten Lu Yün-fu, dessen Gedichte so extravagant sind. (Jetzt kommt Dein Brief), ich öffne den Bindfaden und sehe plötzlich wieder Gedichte von Dir, betitelt "Dem Li Yüan zum Geleite bei seiner Rückkehr ins P'an-ku-Tal". Die Schriftzeichen treten stolz aus dem Papier hervor, Und ich erfahre aus ihnen, dass Graf Li (Li Yüan) sich durchaus nicht an die Kälte stösst Und auch jetzt gerade im Winter sich allein in die hohen Berge (Legge IV, 8) zurückgezogen hat. – Ich bin jetzt noch unentschlossen (ob ich nicht auch in die Berge gehen soll); wann werde ich mich entscheiden? Zehn Jahre lang arbeite ich einfältig der Routine folgend in den Reihen der Hofbeamten. Meine Familie will die amtlichen Einkünfte geniessen, und ich kann (dem Staate) gar nichts als Gegenleistung dafür bieten. Ich verhalte mich nicht anders als Spatzen oder Mäuse, die in den Getreidemagazinen stehlen. Bald werde ich mein Bestallungsdekret dem Minister zurückgeben Und will mit meiner Rückkehr zu Ackerbau und Seidenzucht nicht warten, bis man mich wegen Unfähigkeit anzeigt.