秋雨聯句
Han Yu 韓愈 (768–824)
萬木聲號呼,百川氣交會(郊)。 庭翻樹離合,牖變景明藹(愈)。 潀瀉殊未終,飛浮亦云泰(郊)。 牽懷到空山,屬聽邇驚瀨(愈)。 檐垂白練直,渠漲清湘大(郊)。 甘津澤祥禾,伏潤肥荒艾(愈)。 主人吟有歡,客子歌無奈(郊)。 侵陽日沈玄,剝節風搜兌(愈)。 坱圠遊峽喧,颼飀臥江汰(郊)。 微飄來枕前,高灑自天外(愈)。 蛬穴何迫迮,蟬枝掃鳴噦(郊)。 楥菊茂新芳,徑蘭銷晚F1(愈)。 地鏡時昏曉,池星競漂沛(郊)。 讙呶尋一聲,灌注咽群籟(愈)。 儒宮煙火溼,市舍煎熬蓞(郊)。 臥冷空避門,衣寒屢循帶(愈)。 水怒已倒流,陰繁恐凝害(郊)。 憂魚思舟楫,感禹勤畎澮(愈)。 懷襄信可畏,疏決須有賴(郊)。 筮命或馮蓍,卜晴將問蔡(愈)。 庭商忽驚舞,墉禜亦親酹(郊)。 氛醨稍疏映,雺亂還擁薈。 陰旌時摎流,帝鼓鎮訇磕。 棗圃落青璣,瓜畦爛文貝。 貧薪不燭灶,富粟空填廥(愈)。 秦俗動言利,魯儒欲何嫓。 深路倒羸驂,弱途擁行軑。 毛羽皆遭凍,離褷不能翽。 翻浪洗虛空,傾濤敗藏蓋(郊)。 吾人猶在陳,僮僕誠自鄶。 因思征蜀士,未免溼戎旆。 安得發商飆,廓然吹宿靄。 白日懸大野,幽泥化輕壒。 戰場暫一乾,賊肉行可膾(愈)。 搜心思有效,抽策期稱最。 豈惟慮收穫,亦以救顛沛(郊)。 禽情初嘯儔,礎色微收霈。 庶幾諧我願,遂止無已太(愈)。
Das Kettengedicht vom Herbstregen Erwin von Zach (1872–1942)
— in: Zach, Erwin von. Hightower, James Robert (ed.). Han-Yü's poetische Werke, Harvard-Yenching Institute studies. Cambridge, Massachusetts: Harvard University Press, 1952. p. 215-218.
Mêng Chiao: Das Rauschen zahlloser Bäume (im Regen) wird zu betäubendem Lärm, die Kraft von hundert Wasserläufen vereinigt sich. Han Yü: Im Hofe schwingen die Bäume, bald sich trennend, bald einander sich nähernd, vor den Fenstern wechselt das Licht, einmal wird es helle, dann wieder dunkel. Mêng Chiao: Die Wasserfluten nehmen noch immer kein Ende, die Regenmassen sind wirklich überwältigend. Han Yü: Sie lassen in mir den Wunsch entstehen, in die öden Berge zu fliehen, um dort gerade aus der Nähe den Tönen der tosenden Giessbäche zu lauschen. Mêng Chiao: Vom Dachvorsprung stürtzt das Regenwasser herunter und erinnert an ein herabhängendes weisses Seidenzeug; die Gosse fliesst über und lässt in ihrer Vollheit an den klaren Hsiang-Fluss (in Hunan) denken. Han Yü: Der wohltätige Regen befördert das Wachstum der glückverheissenden Kornfrucht, die durchdringende Feuchtigkeit vermehrt die Ueppigkeit der wildwachsenden Vegetation. Mêng Chiao: Mein Gastherr (Han Yü) summt freudig seine Verse, während ich der Wanderer (fern von der Heimat) nur mit Ueberwindung mitsinge. Han Yü: Das Yang-Prinzip ist beeinträchtigt und die Sonne versteckt sich im Dunkel, die Jahreszeiten sind in Verwirrung geraten und der Wind stürmt über die Wassermassen (Legge, Iking pg. 432/15). Mêng Chiao: Uferlos stürzt der Giessbach der Berge lärmend dahin, während der Strom der Ebene, vom Sturme getroffen, hohe Wellen aufwirft. Han Yü: Ein leichter Wirbelwind kommt (abends) bis an mein Kopfpolster und von neuem stürzen Regenfluten aus den höchsten Höhen des Himmels. Mêng Chiao: Wie enge ist die Höhle, in die sich alle Grillen zurückgezogen haben! Die Zikaden auf den Zweigen haben ihr Rufen eingestellt. Han Yü: Die runden Chrysanthemen des Gartens erblühen in frischem Wohlgeruch, der späte Duft der Orchideen an den Seiten des Weges hat sich verzogen. Mêng Chiao: Die Wasserlachen des Bodens sind bald hell bald dunkel, die schwimmende Vegetation des Teiches ist in steter Bewegung. Han Yü: Das Rauschen des Regens vereinigt sich zu einem Klange, das herabstürzende Wasser erstickt alle anderen Töne. Mêng Chiao: In der Gelehrtenschule des Kuo-tzu-chien ist die Küche nass geworden, in den Verkaufsständen des Marktplatzes stehen die Leute in ungeduldigem Gedränge. Han Yü: Liegend friert man und verlegt das Bett vergebens möglichst weit weg von der Türe; die Kleider geben keine Wärme und wiederholt greift man nach dem Gürtel (ob er nicht zu lose sitzt). Mêng Chiao: Die erzürnten Gewässer überströmen bereits ihre Ufer, das Uebermasz an schlechtem Wetter lässt die Bildung einer Ueberschwemmung befürchten. Han Yü: Um nicht ein Fisch zu werden, denkt man an Boote und Ruder; in Erinnerung an Ta Yü (B.D. No. 1846) arbeitet man fleissig an künstlichen Kanälen. Mêng Chiao: Denn Umschliessungen und Ueberströmung durch die Wassermassen sind wirklich zu befürchten, und wir sind auf Verteilung des Wassers und Schaffung von Abflusstellen angewiesen. Han Yü: Will man das Schicksal (betreffs dieses Regens) befragen, vertraut man wohl der Schafgarbe; will man das Wetter erforschen, konsultiert man die Schildkröte. Mêng Chiao: Es ist wie wenn plötzlich im Hofe der mythische einbeinige Vogel (Vorzeichen einer Inundation) zu tanzen begänne; beim Opfer gegen Wasserschäden vollbringe ich selbst Libationen auf der Stadtmauer. Han Yü: Die Wolken werden dünner, es zerreisst ein wenig die Hülle: aber die wirr wogenden Nebelschwaden bilden ein dichtes Hindernis (für die Sonne). Die schwarzen, wie Fahnen aussehenden Massen treiben stets noch überall herum, und der Wirbel der Himmelstrommeln verdichtet sich zu schweren Donnerschlägen. Im Garten fallen die unreifen Datteln wie grüne ovale Perlen, in ihren Beeten verderben die Kürbisse, die gefleckt wie Kauris aussehen. Bei den Armen genügt das (spärliche) Brennholz nicht, um den Ofen zu heizen; bei den Reichen füllt gesegneter Ernteertrag nutzlos die Scheunen. Mêng Chiao: In Ch'angan pflegt man stets nur von Gewinn zu sprechen; von wem könnte ich armer Gelehrter aus Lu mir etwas erbitten? Im tiefen Schlamm der Strasse stürzt das magere Beipferd, im weichen Boden der Wege bleiben die Räder stecken. Selbst die Vögel leiden alle unter der Kälte; im nassen Federkleid können sie sich nicht in die Lüfte emporschwingen. Die vom Wind gepeitschten Wellen fegen das Firmament, die sich überstürzenden Wogen zerstören Scheunen und Magazine. Han Yü: Wir (Mêng Chiao und ich) befinden uns schon in grossem Elend (wie Konfuzius einst im Lande Ch'ên), von unserer Dienerschaft darf man wirklich gar nicht sprechen (Legge V, 546/2). Wegen dieses Elends muss ich an die nach Ssu-ch'uan ins Feld gezogenen Krieger denken, die nicht vermeiden können, dass ihre Zelte und Fahnen durchnässt werden. Wie könnte man einen trockenen Wind rege machen, der die seit langem angehäuften Wolkenmassen auseinanderfegen würde? Sodass die helle Sonne wieder über das weite Land schiene und der tiefe Kot sich in leichten Staub verwandelte. Dann würde der Kriegsschauplatz zeitweilig trocken werden, und die Rebellen könnten alsbald zerhackt werden. Mêng Chiao: Wir müssen unser Herz nach einem Mittel durchforschen, von dem Erfolg erwartet werden kann; wir müssen einen Plan ausdenken, von dem wir hoffen dass er der beste sein wird. Man darf nicht nur an die Einbringung der Ernte denken, sondern vor allem an die den Armen zu gewährende Hilfe. Han Yü: Die Vögel beginnen gerade ihre Genossen zu rufen, die Piedestale der Säulen haben schon etwas ihr feuchtes Aussehen verloren (Zeichen des endenden Regens). Vielleicht lässt der Himmel unsere Hoffnungen in Erfüllung gehen, indem er endlich den Regen aufhören und nicht zum Uebermass werden lässt.