石鼓歌
Han Yu 韓愈 (768–824)
歐陽修集古錄云:石鼓文在岐陽,初不見稱於世,至唐人始盛稱之。而韋應物以為周文王之鼓,至宣王刻詩爾,韓退之直以為宣王之鼓,在今鳳翔孔子廟,鼓有十,先時散棄於野,鄭餘慶始置於廟,而亡其二。皇祐四年,向傅師長求於民間,得之,十鼓乃足。○石豉文可見者,其略曰,我車既攻,我馬既同。又曰,我車既好,我馬既騊,君子員獵,員獵員游,麋鹿速速,君子之求。又曰,左驂旛旛,右驂騝騝,禿弓時射,麋豕孔庶。又曰:其魚維何,維鱮維鯉,何以橐之,維楊與柳。 張生手持石鼓文,勸我試作石鼓歌。 少陵無人謫仙死,才薄將奈石鼓何。 周綱陵遲四海沸,宣王憤起揮天戈。 大開明堂受朝賀,諸侯劍佩鳴相磨。 蒐于岐陽騁雄俊,萬里禽獸皆遮羅。 鐫功勒成告萬世,鑿石作鼓隳嵯峨。 從臣才藝咸第一,揀選撰刻留山阿。 雨淋日炙野火燎,鬼物守護煩撝呵。 公從何處得紙本,毫髮盡備無差訛。 辭嚴義密讀難曉,字體不類隸與科。 年深豈免有缺畫,快劍斫斷生蛟鼉。 鸞翔鳳翥眾仙下,珊瑚碧樹交枝柯。 金繩鐵索鎖紐壯,古鼎躍水龍騰梭。 陋儒編詩不收入,二雅褊迫無委蛇。 孔子西行不到秦,掎摭星宿遺羲娥。 嗟予好古生苦晚,對此涕淚雙滂沱。 憶昔初蒙博士徵,其年始改稱元和。 故人從軍在右輔,為我度量掘臼科。 濯冠沐浴告祭酒,如此至寶存豈多。 氈包席裹可立致,十鼓祗載數駱駝。 薦諸太廟比郜鼎,光價豈止百倍過。 聖恩若許留太學,諸生講解得切磋。 觀經鴻都尚填咽,坐見舉國來奔波。 剜苔剔蘚露節角,安置妥帖平不頗。 大廈深檐與蓋覆,經歷久遠期無佗。 中朝大官老於事,詎肯感激徒媕婀。 牧童敲火牛礪角,誰復著手為摩挲。 日銷月鑠就埋沒,六年西顧空吟哦。 羲之俗書趁姿媚,書紙尚可博白鵝。 繼周八代爭戰罷,無人收拾理則那。 方今太平日無事,柄任儒術崇丘軻。 安能以此上論列,願借辨口如懸河。 石鼓之歌止於此,嗚呼吾意其蹉跎。
Das Lied von den Steintrommeln Erwin von Zach (1872–1942)
— in: Zach, Erwin von. Hightower, James Robert (ed.). Han-Yü's poetische Werke, Harvard-Yenching Institute studies. Cambridge, Massachusetts: Harvard University Press, 1952. p. 130-133.
Chang Chi (B.D. No. 26) hält in der Hand (einen Abklatsch) der Inschrift auf den Steintrommeln. Und ermuntert mich zu versuchen ein Steintrommellied zu dichten. Tufu (aus Shao-ling) weilt nicht mehr unter den Menschen, Lit'aipo, der nach der Erde verbannte Genius, ist schon tot. Mein Talent (verglichen mit jenem der genannten Dichter) ist geringe, was kann ich über die Steintrommeln sagen? Die Herrschaft der Chou-Dynastie war in Verfall geraten, das ganze Reich war in gewaltiger Erregung. Da trat Herzog Hsüan voll Energie hervor und schwang seinen himmlischen Speer (d.h. entfaltete seine militärische Macht, Chavannes, Mém. hist. I, 276). Er öffnete weit den Ming-t'ang-Tempel und empfing daselbst die Glückwünsche der in Audienz erschienenen Lehensfürsten. Deren Schwerter und Gürtelgehänge erklangen harmonisch, wenn sie an einander schlugen. Er veranstaltete im Süden des Ch'i-Berges (Legge IV, 453) eine grosse Jagd, um die Tapferkeit seiner Krieger zu zeigen. Ueber eine Region von zehntausend Meilen wurden Vögel und Vierfüssler ohne Unterschied eingekreist und in Netzen gefangen. Seine Verdienste sollten in einer Inschrift für alle zukünftigen Geschlechter verzeichnet werden. Steine wurden in der Form von Trommeln behauen, wodurch hohe Felsen niedriger wurden. Die den Herrscher begleitenden Gelehrten waren alle erstklassige Männer. Aus ihnen wurden die besten ausgewählt, um die Inschrift zu verfassen und auf den Trommeln einzumeisseln, die auf einem Bergrücken niedergesetzt wurden. Schon längst wären die Trommeln durch Regengüsse, Sonnenhitze oder Waldbrände vernichtet worden, Wenn nicht die Dämonen angewiesen worden wären, sie zu beschützen. – Von woher hast Du, mein Freund, den Abklatsch der Inschrift erhalten? Der Text ist durchaus vollständig und findet sich darin auch nicht der geringste Fehler. Die Worte sind gewählt, die Bedeutung ist dunkel, und der Leser kann sie nur schwer enträtseln. Der Duktus der Zeichen erinnert weder an die Kurial noch an die Kaulquappenschrift. Wie konnte im Laufe so vieler Jahre die Inschrift einem Verfall ihrer Zeichen entgehen? Mit scharfem Messer eingemeisselt entstanden Zeichen in der Form von Krokodilen und Gavialen (Liki I, 367). Phönixe flogen herum und die Unsterblichen kamen (vom Himmel) herabgestiegen (d.h. die Zeichen machen einen lebendigen Eindruck). Man meint Korallen- und Edelsteinbäume zu sehen, die ihre Aeste mit einander verflechten. In mächtige Eisenkabel scheinen grosse Knoten gelegt zu sein. Alte Dreifüsse erheben sich gleichsam aus dem Wasser, und Weberschiffchen verwandeln sich in Drachen. – Einseitige Gelehrte haben das Buch der Oden zusammengestellt, ohne jene Inschrift darin aufzunehmen. Die beiden Liedersammlungen (Hsiao-ya und Ta-ya) enthalten Nichtigkeiten und sind unbefriedigend (Legge IV, 28). Konfuzius auf seinem Zuge nach Westen erreichte nicht das Land Ch'in (Shensi, wo sich die Steintrommeln befanden); So kam es dass er (im Shihking) nur Sterne aufnahm, doch Sonne und Mond übersah. – Ach ich liebe das Altertum und bedaure nur, so spät geboren zu sein. Angesichts dieses Abklatsches rinnen meine Tränen in Strömen (Legge IV, 213). Ich denke zurück an die Zeit, da ich zuerst an die kaiserliche Akademie als Professor berufen wurde. Es war damals gerade der Beginn der Aera Yüan-ho (806 n. Chr.). Mein Freund war beim Militärkommando von Fêng-hsiang-fu angestellt Und riet mir, jene alten Monumente auszugraben (und ihnen einen sicheren Aufbewahrungsplatz zu geben). Dem wichtigen Zweck entsprechend machte ich mich zu einem Besuch bereit und trug die Sache meinem Vorgesetzten, dem Chi-chiu der Akademie, vor. Sind denn etwa viele solcher überaus wertvollen Denkmäler noch erhalten? In Filzdecken und Matten gewickelt könnten sie sofort hierher transportiert werden. Die zehn Trommeln könnten schon durch einige Kameele herbeigeschafft Und im Ahnentempel der Dynastie aufgestellt werden, ähnlich wie die Dreifüsse von Kao (Legge V, 39). An herrlichem Wert übertreffen sie ja diese wohl hundertmal. Wenn kaiserliche Gnade gestatten würde, sie in der Hochschule aufzustellen, Dann könnten sie die Studenten genau und gefällig (Legge IV, 91) erklären. Wie einst (zur Zeit des Ts'ai Yung, B.D. No. 1986) beim Besichtigen der Stein-Klassiker würde der Durchgang beim Hung-tu-Tore (von Ch'angan) blockiert sein. Aus dem ganzen Reiche würden sicherlich die Menschen herbeieilen, um die Trommeln anzuschauen. Das Moos würde weggekratzt werden, und die Züge der Schriftzeichen zum Vorschein kommen. Dann würden sie auf einen geschützten Platz gebracht werden, auf eine ebene, durchaus nicht geneigte (Legge, Iking pg. 81/15; Lisao 42. str.) Fläche. Man würde darüber ein grosses Haus mit breitem Dachvorsprung bauen, um sie schirmend zu bedecken, Und würde an nichts anderes denken als an ihre lange Erhaltung. Von den hohen Beamten am Hofe, die in ihren Stellungen alt geworden sind, Wollte sich keiner meines Planes erbarmen, und sie zeigten nur Unentschlossenheit. Jetzt schlägt der Hirtenknabe (aus jenen Denkmälern) Feuer, und das Rind stösst mit seinen Hörnern darauf. Wer möchte da noch die Hand daran legen, um einen Abklatsch der Inschrift zu machen? Die Sonne brennt sengend herab, der Mond scheint darauf, so dass die Schriftzüge allmählich verschwinden. Sechs Jahre sehe ich schon sehnsuchtsvoll nach Westen (Legge IV, 449) und seufze umsonst. Wang Hsi-chih's (B.D. No. 2174) gewöhnliche Schriftzüge werden ihrer eingebildeten Schönheit wegen aufgestöbert; Für einige Blätter (mit seinen Zeichen) kann man sogar noch weisse Kraniche eintauschen. Die acht Dynastien, die auf die Chou-Dynastie gefolgt sind, sind alle kämpfend untergegangen, Und (trotz so langer Zeit) gab es niemanden, der sich dieser Inschrift angenommen hätte, wie ist das zu erklären (Legge V, 288/2)? Erst jetzt herrschen Ruhe und Frieden im Reiche, und man ist frei von Sorgen. Die Regierung ist konfuzianistisch orientiert, man verehrt Konfuzius und Mêngtzu. O dass ich doch diese Angelegenheit dem Kaiser zur Entscheidung vorlegen könnte! Wie gerne wäre ich zu diesem Zwecke ein guter Redner, dessen Rhetorik an einen Wasserfall erinnern würde. – Hier endigt mein Lied von den Steintrommeln. Ach, ich fürchte, meine Bemühungen werden keinen Erfolg haben.