送無本師歸范陽
Han Yu 韓愈 (768–824)
無本於爲文,身大不及膽。 吾嘗示之難,勇往無不敢。 蛟龍弄角牙,造次欲手攬。 衆鬼囚大幽,下覰襲玄窞。 天陽熙四海,注視首不頷。 鯨鵬相摩窣,兩舉快一噉。 夫豈能必然,固已謝黯黮。 狂詞肆滂葩,低昂見舒慘。 姦窮怪變得,往往造平澹。 蠭蟬碎錦纈,綠池披菡萏。 芝英擢荒榛,孤翮起連菼。 家住幽都遠,未識氣先感。 來尋吾何能,無殊嗜昌歜。 始見洛陽春,桃枝綴紅糝。 遂來長安里,時卦轉習坎。 老嬾無鬬心,久不事鉛槧。 欲以金帛酬,舉室常顑頷。 念當委我去,雪霜刻以憯。 獰飆攪空衢,天地與頓撼。 勉率吐歌詩,慰女別後覽。
Dem buddhistischen Priester Wu-pên zum Geleite, als er nach Fan-yang zurückkehrte Erwin von Zach (1872–1942)
— in: Zach, Erwin von. Hightower, James Robert (ed.). Han-Yü's poetische Werke, Harvard-Yenching Institute studies. Cambridge, Massachusetts: Harvard University Press, 1952. p. 128-130.
Wu-pên hat beim Schriftstellern einen Mut, der noch grösser ist als sein grosser Körper, Ich habe ihn früher einmal in die Schwierigkeiten (der Dichtkunst) eingeführt, er hat sich mutig damit befasst und es gab nichts, wovor er zurückgeschreckt wäre. Selbst wenn Drachen ihre Hörner und Hauer zeigen, sucht er sie ohne Rücksicht auf die Gefahr zu ergreifen, Die vielen Dämonen liegen gefesselt in der grossen Finsternis; Wu-pên blickt hinab und will in die schwarze Höhle vordringen. Die Sonne scheint heiss auf das ganze Reich; Wu-pên blickt furchtlos nach oben, ohne das Haupt zu senken. Walfisch und Vogel Rock kommen plötzlich gleichzeitig zum Vorschein; er packt sie beide, um sie schnell auf einmal zu verschlingen. War er denn etwa berechtigt, so tollkühn aufzutreten? Jedenfalls hatte er sich von aller Dunkelheit (Unbestimmtheit) freigemacht. In wilden Worten ergeht er sich nach Herzenslust, aus den gedrückten und gehobenen Stellen (seiner Gedichte) erkennt man seine Freude und seinen grossen Schmerz. Passagen von grosser Kunst verwandeln sich in wunderbarer Weise und gehen allmählich in ruhige, unauffällige Komposition über. Seine Verse erinnern manchmal an das Zirpen von Heimchen oder Zerreissen von Seide oder an das Aufblühen von Lotusblumen in einem grünen Teich. Man denkt an eine herrliche Wunderblume, die sich aus Dornengestrüpp erhebt, an einen einzigen Vogel, der aus dem Schilfdickicht auffliegt. – Seine Familie lebt weit entfernt im Norden (Fan-yang); bevor wir uns kennen lernten, hatten wir bereits gleiche Neigungen (die zur Freundschaft führten). Er kam mich aufsuchen, doch was hätte ich ihm bieten können? Er verhielt sich mir gegenüber nicht anders als jemand, der von allem Anfange an gern Kalmuswurzeln isst (d.h. gewöhnlich wissen die Menschen mich erst später zu schätzen, Wu-pên hat mich aber von allem Anfange an geschätzt, vgl. Wilhelm, Frühling und Herbst des Lü Bu We, pg. 199). Das erstemal trafen wir uns in Loyang im Frühling, da waren die Zweige der Pfirsichbäume voll von roten Blüten. Darauf kamen wir nach Ch'angan und jetzt ist es gerade im elften Monat (Iking 29. Hexagramm), dass wir uns trennen müssen. Ich bin schon alt und faul und habe keinen Sinn mehr für Wettbewerb (mit den Menschen); schon lange beschäftige ich mich nicht mehr mit literarischer Produktion. Ich würde Dir gerne Gold und Seide zum Abschied schenken, aber meine ganze Familie befindet sich in dauernder Notlage (Lisao 18. str.). Ich fürchte, dass jetzt nachdem Du mich verlassen haben wirst, Schnee und Eis Dich strenge und unbarmherzig (Liki II, 487) verfolgen werden. Ein gewaltiger Wind braust über die Wege des Firmaments und erschüttert Himmel und Erde. Unter diesen Schwierigkeiten habe ich mit Mühe und Not dieses Gedicht zusammengestellt: es soll Dich trösten, wenn Du nach der Trennung es durchlesen wirst.