宿曾江口示姪孫湘二首
Han Yu 韓愈 (768–824)
雲昏水奔流,天水漭相圍。 三江滅無口,其誰識涯圻。 暮宿投民村,高處水半扉。 犬雞俱上屋,不復走與飛。 篙舟入其家,暝聞屋中唏。 問知歲常然,哀此為生微。 海風吹寒晴,波揚眾星輝。 仰視北斗高,不知路所歸。 舟行忘故道,屈曲高林間。 林間無所有,奔流但潺潺。 嗟我亦拙謀,致身落南蠻。 茫然失所詣,無路何能還。
Ich verbringe die Nacht in Ts'êng-chiang-k'ou. Zwei Gedichte, die ich meinem Grossneffen Han Hsiang zeige Erwin von Zach (1872–1942)
— in: Zach, Erwin von. Hightower, James Robert (ed.). Han-Yü's poetische Werke, Harvard-Yenching Institute studies. Cambridge, Massachusetts: Harvard University Press, 1952. p. 170f.
Unter dunklen Wolken stürmen die Fluten dahin, Himmel und Wasser umfassen einander, so weit das Auge reicht. Die drei Flüsse (die hier zusammenströmen) sind zu einem geworden, und ihre Mündungen sind verschwunden. Wer könnte noch ihre Ufer erkennen? Abends bin ich in einem Dorfe eingekehrt, um zu übernachten; obwohl hoch gelegen, reicht das Wasser bis zur halben Höhe der Türen. Hund und Hühner weilen alle oben auf den Dächern und haben das Laufen und Fliegen bis auf weiteres aufgegeben. Auf einem mit einer Stange fortgestossenen Boot komme ich in ein Haus hinein, wo ich in der Dunkelheit Schluchzen vernehme. Auf meine Frage erfahre ich, dass alljährlich gleiches passiert, und ich beklage das von steten Gefahren bedrohte Leben. Ein Wind vom Meere bläst kühl und reinigend über die Landschaft; über den bewegten Wellen funkeln die Sterne. Ich blicke auf zum hohen Sternbild des nördlichen Scheffels und weiss wirklich nicht, auf welchem Wege ich wieder zurückkehren kann. Auf meiner Bootreise habe ich (infolge der Ueberschwemmung) die alte gewöhnliche Route verloren und fahre kreuz und quer zwischen hohen Bäumen. Zwischen diesen Bäumen gibt es nichts als Wasser, das rauschend vorübereilt. Ach, ich habe wirklich für mein Leben schlecht gesorgt, dass ich nun unter die südlichen Barbaren geraten bin. Verwirrt habe ich jede Richtung verloren. Wie kann ich ohne Weg in die Heimat zurückkehren?