早春雪中聞鶯
Han Yu 韓愈 (768–824)
朝鶯雪裏新,雪樹眼前春。 帶澀先迎氣,侵寒已報人。 共矜初聽早,誰貴後聞頻。 暫囀那成曲,孤鳴豈及辰。 風霜徒自保,桃李詎相親。 寄謝幽棲友,辛勤不為身。
Im ersten Frühling höre ich mitten im Schnee die Oriole Erwin von Zach (1872–1942)
— in: Zach, Erwin von. Hightower, James Robert (ed.). Han-Yü's poetische Werke, Harvard-Yenching Institute studies. Cambridge, Massachusetts: Harvard University Press, 1952. p. 243.
Eines Morgens erscheint die Oriole inmitten des Schnees als Ueberraschung; für die schneebedeckten Bäume bedeutet es bevorstehenden Frühling. Mit rauher Stimme verkündet sie das baldige Wehen der Frühlingsluft; der Kälte noch trotzend macht sie dem Menschen schon Meldung. Alle brüsten sich, sie zuerst gehört zu haben. Wer schätzt es, sie später wiederholt zu hören? Ihr zeitweiliger Ruf wird noch nicht zu einem Liede, für ihr vereinzeltes Singen ist noch nicht die Zeit gekommen. Im Wind und Schnee ist sie allein darauf bedacht, sich selbst zu schützen; tragen ihr etwa Pfirsich- und Pflaumenbäume Liebe entgegen? Ich sende meinen Dank der in Verborgenheit lebenden Freundin, möge sie sich nicht meinetwegen anstrengen! (denn ich bin schon alt und erwarte nichts vom Frühling).