夢上山 (時足疾未平)
Bai Juyi 白居易 (772–846)
夜夢上嵩山,獨攜藜杖出。
千巖與萬壑,遊覽皆周畢。
夢中足不病,健以少年日。
既悟神返初,依然舊形質。
始知形神內,形病神無疾。
形神兩是幻,夢寐俱非實。
晝行雖蹇澀,夜步頗安逸。
晝夜既平分,其間何得失。
Im Traum der Nacht stieg ich auf einen hohen Berg Richard Wilhelm (1873–1930)
— in: Oehlke, Waldemar. Seele Ostasiens. Chinesisch-japanischer Zitatenschatz. Berlin: F.A. Herbig Verlagsbuchhandlung, 1941. p. 127.
Im Traum der Nacht stieg ich auf einen hohen Berg.
Und froh schritt ich dahin an meinem Wanderstab.
Durch wildes Felsgewirr und steiler Wände Schroffen
Klomm ich empor und sandte kühn den Blick hinab.
Im Traume fühl' ich nichts von meiner Füße Schmerzen,
Stark war ich und gesund wie einst zur Jugendzeit.
Ich fühlte, wie der Geist sich ferne rückwärts wandte,
Und mit dem Geiste war der Körper auch bereit.
Und ich erkannte, daß ein Zwiespalt zwischen beiden waltet,
Der Leib mag krank sein, und der Geist bleibt doch gesund.
Vielleicht auch ist's, daß beide, Geist und Leib, nur Schein sind,
Unwirklich werden in des Traumes nächt'ger Stund.
Wenn ich bei Tage gehe, hab ich Müh und Schmerzen,
Doch nachts, da schreit' ich frisch und rüstig hin.
Der Tag, die Nacht sind jedes nur des Lebens Hälfte.
Was schadet's drum, ob hier, ob dort ich munter bin?