未定
Du Fu 杜甫 (712–770)
Die Freundin des Feldherrn Hans Bethge (1876–1946)
— in: Bethge, Hans. Die chinesische Flöte. Nachdichtungen chinesischer Lyrik. Leipzig: Insel Verlag, 1907. p. 51f.
Trauernd hat der große Feldherr Seine Freundin heut verlassen, Durch das breite Stadttor ritt er In die Felder zur Armee. Da er dort in seinem Zelte Schlief und sehnsuchtsvollen Herzens Von der Wundervollen träumte, Drang ein Rascheln an sein Ohr. Wie ein Rascheln welker Blätter Klang es, und der große Feldherr Schreckte jäh empor und stützte Müd das Haupt in seine Hand. War es nicht das feine Rascheln, Das die seidenen Gewänder Seiner Freundin an sich hatten? – Und da stand sie – und er sprach: "Meine Seele war im Dunkeln, Aber jetzt ist sie voll Lachen, – O! mir ist, daß vom Gebirge Aller Schnee gewichen sei!" Also sprach der große Feldherr, Und es schimmerte sein Auge, Und er breitete die Arme Nach der Vielgeliebten aus. Lächelnd sagte da die Freundin: "O Geliebter! Weinend saß ich An dem Fenster meiner Kammer, Weinend sehnt ich mich nach dir! Sieh, da nahte sich ein Schwälblein, Das mein bittres Weinen rührte, Und es lieh mir seine Flügel, Und ich nahm sie und flog auf! Und ich flog mit Windeseile, Ja, ich bin so schnell geflogen, Daß die Eile deines Rosses Im Vergleich zu meinem Fluge Wie das Schleichen einer Schnecke, Dir mein Freund, erschienen wäre!" Lächelnd sagte sie's und schmiegte Sich erschöpft an seine Brust.