送千牛李將軍赴闕五十韻
Li Shangyin 李商隱 (813–858)
照席瓊枝秀,當年紫綬榮。 班資古直閣,勳伐舊西京。 在昔王綱紊,因誰國步清。 如無一戰霸,安有大橫庚。 內豎依憑切,凶門責望輕。 中台絡惡直,上將更要盟。 丹陛祥煙滅,皇闈殺氣橫。 喧闐眾狙恕,容易八蠻驚。 檮杌寬之久,防風戮不行。 素來矜異類,此去豈親征。 捨魯真非策,居邠未有名。 曾無力牧御,寧待雨師迎。 火箭侵乘石,雲橋逼禁營。 何時絕刁斗,不夜見欃槍。 屢亦聞投鼠,誰其敢射鯨。 世情休念亂,物議笑輕生。 大鹵思龍躍,蒼梧失象耕。 靈衣沾愧汗,儀馬困陰兵。 別館蘭薰酷,深宮蠟燄明。 黃山遮舞態,黑水斷歌聲。 縱未移周鼎,何辭免趙坑。 空拳轉鬥地,數板不沈城。 且欲憑神算,無因計力爭。 幽囚蘇武節,棄市仲由纓。 下殿言終驗,增埤事早萌。 (原注:先時桑道茂請修奉天城。) 蒸雞殊減膳,屑麴異和羹。 否極時還泰,屯餘運果亨。 流離幾南渡,倉卒得西平。 神鬼收昏黑,姦兇首滿盈。 官非督護貴,師以丈人貞。 覆載還高下,寒喧急改更。 馬前烹莽卓,壇上揖韓彭。 扈蹕三才正,回軍六合晴。 此時惟短劍,仍世盡雙旌。 顧我由群從,逢君嘆老成。 慶流歸嫡長,貽厥在名卿。 隼擊須當要,鵬搏莫問程。 趨朝排玉座,出位泣金莖。 幸藉梁園賦,叼蒙許氏評。 中郎推貴婿,定遠重時英。 政已標三尚,人今佇一鳴。 長刀懸月魄,快馬駭星精。 披豁慚深眷,暌離動素誠。 蕙留春晼晚,松待歲崢嶸。 異縣期迴雁,登時已飯鯖。 去程風刺刺,別夜漏丁丁。 庾信生多感,楊朱死有情。 絃危中婦瑟,甲冷想夫箏。 會與秦樓鳳,俱聽漢苑鶯。 洛川迷曲沼,煙月兩心傾。
Ich gebe dem Gardegeneral Li das Geleite, als er sich von Loyang an den Kaiserhof nach Ch'angan begibt. Gedicht in fünfzig Reimen Erwin von Zach (1872–1942)
— in: Zach, Erwin von. Hightower, James Robert (ed.). Han-Yü's poetische Werke, Harvard-Yenching Institute studies. Cambridge, Massachusetts: Harvard University Press, 1952. p. 367-371.
Du erhellst wie ein herrlicher Zweig des Edelsteinbaumes die Sitzmatte; noch in jungen Jahren hast Du den Glanz der violetten Schärpe (d. h. die 3. Rangklasse) errungen. Deiner Stellung zufolge gehörst Du der alten Einrichtung der kaiserlichen Garde an; Deine glorreiche Familie hat sich seit langem um die westliche Residenz (Ch'angan) verdient gemacht. Einst als die kaiserliche Herrschaft durch Wirren bedroht war, wer war es da, der das Reich aus seiner kritischen Lage wieder befreite? Wenn Dein Ahne Li Shêng (B.D. No. 1192) nicht durch eine entscheidende Schlacht die Führung im Kampfe gewonnen hätte, wie hätte sich die Dynastie behaupten können? Der Kaiser verliess sich allzusehr auf seine Eunuchen, die Generäle kümmerten sich nur wenig um den kaiserlichen Tadel und nahmen ihre Pflichten leicht. Schliesslich hasste der Hof es, die Wahrheit zu hören, und die Generäle zwangen ihren Anhang, sich gegen den Kaiser zu empören. Die glückverheissende Wolke des Kaiserpalastes verschwand und innerhalb seiner Tore feierte die Mordlust Orgien. Die Rebellen erhoben einen gewaltigen Lärm wie ein Rudel zorniger Affen; mit Leichtigkeit gelang es ihnen, den Wagen (des Kaisers Tê-tsung) zur Flucht nach Fêng-t'ien zu bewegen. Der Rädelsführer Chu Tz'u (B.D. No. 473), ein zweiter T’ao Wu, war viel zu lange vom Kaiser schonend behandelt worden; er hätte getötet werden sollen, wie einst der Feudalherr von Fang- fêng durch Ta Yü. Von jeher hatte der Kaiser Mitleid mit Widerspenstigen; sonst hätte er doch diesmal selbst den Kampf gegen Chu Tz'u aufgenommen statt nach Fêng-t'ien zu fliehen. Das Aufgeben der Residenz war jedenfalls kein guter Plan; um sie zu verlassen, wie einst König T’ai seine Hauptstadt Pin (Legge II, 174), war noch kein genügender Grund vorhanden. Freilich hatte er auch nicht einen einzigen guten Minister (wie einst Huang-ti den Li-mu) an seiner Seite; so war er geflohen ohne zu warten, dass der Regengott für ihn den Strassenstaub gelöscht hätte. Die Feuerpfeile (der Rebellen) erreichten den Steinblock, von wo aus der Kaiser in seinen Wagen stieg; ihre Sturmleitern bedrängten das kaiserliche Lager in Fêng-t'ien. Wann hätte man daselbst die Wachsamkeit verabsäumen können? Selbst bevor es Nacht wurde, sah man am Himmel einen unheilverkündenden Komet. Auch hörte man wiederholt, dass gewisse Rücksichten den Kaiser bestimmten, nicht zum Angriff überzugehen; wer hätte auch gewagt, einen Wal mit einem Pfeil zu erschiessen? Die öffentliche Meinung kümmerte sich nicht um diese Rebellion und man lachte über jene, die für den Kaiser ihr Leben opfern wollten. Die Aufständischen schienen sich wie Drachen aufschwingen zu wollen und niemand kümmerte sich mehr um die Kaisergräber (das Grab des Kaisers Shun in Ts'ang-wu wurde von den Elephanten vernachlässigt, Forke, Lun Hêng II, 5). Dort schwitzten vor Scham die Ahnen in ihren Totengewändern, und die steinernen Reiter vor den Gräbern verwandelten sich in Dämonen, die ununterbrochen für ihre Dynastie kämpften. In den Lustschlössem verbrannten unterdessen die Rebellen übermässig viel Weihrauch, die geräumigen Paläste wurden durch zahllose Wachskerzen erhellt. Der Huang-shan-Berg verdeckte die Orgien der Hauptstadt, das Rauschen des Hei-Flusses verhinderte, dass Musik und Gesang der Aufständischen das Ohr des Kaisers in Fêng-t'ien erreichte. Obwohl Chu Tz'u die Herrschaft noch nicht ganz an sich gerissen hatte, konnten die Soldaten des Kaisers einem Blutbad ebensowenig entgehen, wie einst die Truppen des Reiches Chao bei Ch'ang-p'ing (vgl. B.D. No. 1653). Die kaiserliche Armee, die für ihre Bogen keine Pfeile mehr hatte, wich kämpfend zurück, und es fehlte nicht viel, so wäre Fêng-t‘ien infolge einer künstlichen Überschwemmung gefallen. Trotzdem wollte man eher auf die Hilfe der Götter vertrauen, als sich zu einem kräftigen Widerstand aufraffen. Unter den von den Rebellen Gefangenen waren loyale Männer wie einst Su Wu (B.D. No. 1792), die von feindlichen Anerbietungen nichts wissen wollten; unter den zum Tode Verurteilten gab es solche, die standhaft ihr Schicksal ertrugen wie einst Tzu Lu (B.D. No. 522). Die frühere Prophezeiung von Unheil im Falle des Verlassens des Kaiserpalastes ging nun in Erfüllung; ebenso wurde der dem Kaiser früher gegebene (aber nicht befolgte) Rat, die Befestigungen von Fêng-t'ien zu verstärken, jetzt als sehr wertvoll erkannt. Der Kaiser musste sich mit geschmorten Hühnern begnügen; wie grundverschieden war dies von seiner einstigen Tafel selbst zur Fastenzeit; man stampfte nun roten Reis, um davon eine Schleimsuppe zu bereiten, und wusste nichts von Gewürzen, die früher in der kaiserlichen Küche verwendet wurden. - Wenn die Not aufs Höchste gestiegen ist, kommt der Umschwung; trotz zahlloser Hindernisse wird schliesslich der Weg wieder gangbar. Gerade als der fliehende Kaiser sich beinahe schon mit dem Gedanken trug, die Residenz nach dem Süden des Grossen Stromes zu verlegen (wie es einst die Chin-Dynastie tat), fand sich plötzlich ein tüchtiger General, nämlich in der Person Deines Ahnen Li Shêng (der später zum Herzog von Hsi-p'ing ernannt wurde). Geister und Dämonen entfernten alle Finsternis und die Rebellen gestanden selbst ihre masslosen Verbrechen. Obwohl Li Shêng's amtlicher Rang durchaus nicht so hoch war wie der eines Gouverneurs der Westlande, schätzten ihn seine Truppen als Führer und blieben der Dynastie treu. Die Verhältnisse vor dem Aufstand wurden wiederhergestellt (Himmel und Erde nahmen wieder ihre ursprüngliche Lage ein, die durch den Aufstand gewissermassen umgestürzt war); so nahm die Rebellion ihr Ende, bevor noch ein Jahr verflossen war. Vor dem Pferde des Feldherrn wurden die Rädelsführer (Chu Tz'u, Yao Ling-yen u.a.) enthauptet, wie einst Wang Mang und Tung Cho (B.D. No. 2203 u. 2091); auf erhöhtem Altare dankte der Kaiser dem siegreichen Li Shêng (und seinen Unterbefehlshabern), eine Ehre wie sie einst in der Han-Dynastie Han Hsin und P'êng Yüeh zuteil wurde. Als Li Shêng seinen Kaiser nach Ch'angan begleitete, war die Welt (Himmel, Erde und Menschen) zur Ordnung zurückgekehrt; als der Kaiser mit seiner Armee in die Residenz wiedereinzog, hellte sich die Lage in allen Hinmelsrichtungen auf. Um jene Zeit konnte sich Li Shêng auf nichts stützen, als auf sein kurzes Schwert; aber seine Verdienste waren so gross, dass alle seine Nachkommen Grosswürdenträger wurden, denen man zwei Fahnen vorantrug. – Du, o Li, hast mich immer wie einen Vetter betrachtet, und wenn ich mit Dir zusammentreffe, bin ich voll Bewunderung für Deine Erfahrung und Weisheit. Die Gnade Deines erhabenen Ahnen Li Shêng hat sich auf Dich, seinen direkten Nachkommen, niedergesenkt, und er hat Dir seine Pläne hinterlassen, sodass Du selbst ein berühmter General geworden bist. Wie sich ein Adler auf kleine Vögel stürzt sie zu verschlingen, so musstest Du die bösen Elemente ausrotten; wie der Vogel Rock stiegst Du auf in die Höhe und jeder kennt Deine hohe Stellung. Wenn Du im Kaiserpalast Dienst tatest, warst Du neben dem kaiserlichen Thron aufgestellt; beim Tode des Kaisers Wên-tsung wurdest Du Deiner Pflichten enthoben und weintest bitterlich auf dem Platz mit der Erzsäule (mit der Platte zum Auffangen des Taues) vor dem Kaiserpalast (bevor Du nach Loyang zurückkehrtest). – Glücklicherweise konnte ich mich auf literarische Arbeiten stützen, ähnlich wie einst die Gelehrten im Park des Herzogs Hsiao von Liang; so fand ich unberechtigter Weise Deine Anerkennung, der Du Kritik ausübtest wie einst in der Han-Zeit Hsü Shao (B.D. No. 786). Ähnlich wie Hsün Hsien (der Chin-Dynastie) wirst Du gepriesen als der Schwiegersohn eines erhabenen Mannes (des Wang Mao-yüan); Du wirst als Held verehrt, wie einst Pan Ch'ao, Graf von Ting- yüan (B.D. No. 1598). Der neue Kaiser (Wu-tsung) hat bereits gezeigt, dass er beim Regieren Loyalität, Wahrheit und Tüchtigkeit (Legge I, 190) hochzuschätzen weiss; (er hat Dich jetzt berufen und) alle Untertanen warten auf eine aussergewöhnliche Leistung Deinerseits. Am Gürtel hängt Dein langes Schwert, das wie die Mondscheibe glänzt; auf schnellem Pferd, dessen Lauf einer Sternschnuppe gleicht, begibst Du Dich jetzt zurück nach Ch'angan an den Kaiserhof. – Du behandeltest mich stets mit grosser Herzlichkeit, und ich musste mich wegen Deiner tiefen Anteilnahme an meinen Geschicken schämen; der jetzige Abschied von Dir bewegt daher mein anhängliches Herz. Selbst wenn der Frühling vorüber ist, behalten die Orchideen ihren Duft; und wie die Fichte grün bleibt, wird auch unsere Freundschaft bis ins höchste Alter dauern. – Ich werde jetzt nach Hêng-chou (Hunan) aufbrechen, hinter welchem Ort der hohe Berg liegt, den die Wildgänse auf ihrem Zug nach Süden nicht überfliegen können; das Dir gegebene Abschiedsmahl, bei dem wir herrliche Fischspeisen genossen haben, ist gerade vorüber. Du begibst Dich bei brausendem Wind auf Deine Reise, und ich werde diese Nacht traurig nach dem Tropfenfall der Wasseruhr lauschen. In meinem Leben wie jenem des Yü Hsin (B.D. No. 2520) gibt es viele Kümmernisse und ich bin ebenso wie Yang Chu (B.D. No. 2370) stets betrübt beim Gedanken der Trennung am Scheidewege. Während meiner Abwesenheit in Hêng-chou wird meine Frau in ihren Gemächern traurig die Laute spielen oder mit kalten Fingerspitzen in Erinnerung an mich das Spinett ertönen lassen. Nach meiner Rückkehr hoffe ich zusammen mit ihr, einer zweiten Nung-yü (B. D. No. 713), nach Ch'angan gehen zu können und die Oriolen des Kaiserparks singen zu hören. Jetzt stehe ich hier am Ufer des gewundenen Weihers von Loyang fassungslos (über die Trennung von Dir), und unsere beiden Herzen schlagen einander voll Freundschaft entgegen, während Mondenschein und weisse Nebel uns umgeben.