行次西郊作一百韻
Li Shangyin 李商隱 (813–858)
蛇年建午月,我自梁還秦。
南下大散關,營濟渭之濱。
草木半舒坼,不類冰雪晨。
又若夏苦熱,燋卷無芳津。
高田長檞櫪,下田長荊榛。
農具棄道旁,饑牛死空墩。
依依過村落,十室無一存。
存者皆面啼,無衣可迎賓。
始若畏人問,及門還具陳。
右輔田疇薄,斯民常苦貧。
伊昔稱樂土,所賴牧伯仁。
官清若冰玉,吏善如六親。
生兒不遠征,生女事四鄰。
濁酒盈瓦缶,爛穀堆荊囷。
健兒庇旁婦,衰翁舐童孫。
況自貞觀後,命官多儒臣。
例以賢牧伯,徵入司陶鈞。
降及開元中,姦邪撓經綸。
晉公忌此事,多錄邊將勳。
因令猛毅輩,雜牧升平民。
中原遂多故,除授非至尊。
或出倖臣輩,或由帝戚恩。
中原困屠解,奴隸厭肥豚。
皇子棄不乳,椒房抱羌渾。
重賜竭中國,強兵臨北邊。
控弦二十萬,長臂皆如猿。
皇都三千里,來往同雕鳶。
五里一換馬,十里一開筵。
指顧動白日,煖熱迴蒼旻。
公卿辱嘲叱,唾棄如糞丸。
大朝會萬方,天子正臨軒。
綵旂轉初旭,玉座當祥煙。
金障既特設,珠簾亦高褰。
捋須蹇不顧,坐在御榻前。
忤者死艱屨,附之升頂顛。
華侈矜遞衒,豪俊相併吞。
因失生惠養,漸見徵求頻。
奚寇西北來,揮霍如天翻。
是時正忘戰,重兵多在邊。
列城遶長河,平明插旗旛。
但聞虜騎入,不見漢兵屯。
大婦抱兒哭,小婦攀車轓。
生小太平年,不識夜閉門。
少壯盡點行,疲勞守空村。
生分作死誓,揮淚連秋雲。
廷臣例鋌怯,諸將如羸奔。
為賊掃上陽,捉人送潼關。
玉輦望南斗,未知何日旋。
誠知開闢久,遘此雲雷屯。
送者問鼎大,存者要高官。
搶攘互間諜,孰辨梟與鸞。
千馬無返轡,萬車無還轅。
城空鼠雀死,人去豺狼喧。
南資竭吳越,西費失河源。
因令左藏庫,摧毀惟空垣。
如人當一身,有左無右邊。
筋體半痿痺,肘腋生臊膻。
列聖蒙此恥,含懷不能宣。
謀臣拱手立,相戒無敢先。
萬國困杼軸,內庫無金錢。
健兒立霜雪,腹歉衣裳單。
饋餉多過時,高估銅與鉛。
山東望河北,爨煙猶相聯。
朝廷不暇給,辛苦無半年。
行人搉行資,居者稅屋椽。
中間遂作梗,狼籍用戈鋋。
臨門送節制,以錫通天班。
破者以族滅,存者尚遷延。
禮數異君父,羈縻如羌零。
直求輸赤誠,所望大體全。
巍巍政事堂,宰相厭八珍。
敢問下執事,今誰掌其權。
瘡疽幾十載,不敢扶其根。
國蹙賦更重,人稀役彌繁。
近年牛醫兒,城社更扳援。
盲目把大旆,處此京西藩。
樂禍忘怨敵,樹黨多狂狷。
生為人所憚,死非人所憐。
快刀斷其頭,列若豬牛懸。
鳳翔三百里,兵馬如黃巾。
夜半軍牒來,屯兵萬五千。
鄉里駭供億,老少相扳牽。
兒孫生未孩,棄之無慘顏。
不復議所適,但欲死山間。
爾來又三歲,甘澤不及春。
盜賊亭午起,問誰多窮民。
節使殺亭吏,撲之恐無因。
咫尺不相見,旱久多黃塵。
官健腰佩弓,自言為官巡。
常恐值荒迥,此輩還射入。
愧客問本末,願客無因循。
郿塢抵陳倉,此地忌黃昏。
我聽此言罷,冤憤如相焚。
昔聞舉一會,群盜為之奔。
又聞理與亂,在人不在天。
我願為此事,君前剖心肝。
叩頭出鮮血,滂沱污紫宸。
九重黯已隔,涕泗空沾脣。
使典作尚書,廝養為將軍。
慎勿道此言,此言未忍聞。
Auf meiner Reise erreiche ich die westliche Vorstadt von Ch'angan Erwin von Zach (1872–1942)
— in: Zach, Erwin von. Hightower, James Robert (ed.). Han-Yü's poetische Werke, Harvard-Yenching Institute studies. Cambridge, Massachusetts: Harvard University Press, 1952. p. 355 - 361.
Im 12. Monat des Schlangenjahres (Ting-ssu, 837 n. Chr.) kehrte ich aus Hsing-yüan in Liangchou nach Ch' angan zurück.
Von Süden kommend stieg ich den Ta-san-Pass hinab und setzte nördlich über den Wei-Fluss.
Die Vegetation war halb und halb schon im Blühen (begriffen), als ob es nicht die Jahreszeit von Eis und Schnee gewesen wäre.
Andererseits sah sie aus, wie wenn in einem heissen Sommer die Blätter in folge Mangels wohl riechender Säfte vertrocknet und eingerollt sind.
Auf den hochgelegenen Feldern (in den Bergen) wuchs (für Nutzzwecke) unbrauchbares Holz, auf den tiefgelegenen Gründen (der Ebene) machte sich Dornengestrüpp breit.
Ackerbaugeräte fand man weggeworfen an der Wegseite, verhungerte Rinder lagen tot auf öden Hügeln.
Voll Wehmut fuhr ich langsam an den Dörfern vorüber; von zehn Häusern war kaum eines mehr übriggeblieben.
Die noch vorhandenen Bewohner weinten mit abgewandtem Gesicht und schämten sich ihrer mangelhaften Kleidung, um den Gast zu empfangen.
Zuerst war es wie wenn sie die Fragen des Ankömmlings fürchteten und erst als er eintrat, erzählten sie Einzelheiten (hier beginnt die Erzählung der Dorfbewohner).
Die Felder von Yo-fu (= Yu-fêng), so begannen sie, sind nicht besonders fruchtbar und dadurch ist das hiesige Volk an Armut gewöhnt.
Früher wurde dieses Land ein Paradies genannt, weil es sich auf die Humanität der Gouverneure stützte.
Die Beamten waren fleckenlos wie Eis oder Jade, die Untergebenen gut wie Verwandte.
Hatte man Söhne, wurden sie nicht in einen fernen Feldzug geschickt; hatte man Töchter, heirateten sie in der Nachbarschaft.
Starker Wein füllte die Tonkrüge, Paddy (aus früheren Jahren) lag aufgehäuft in den aus Dornengestrüpp geflochtenen Scheunen.
Die kräftigen Männer hielten sich alle Nebenfrauen; die altersschwachen Grosseltern waren voll Zärtlichkeit für ihre Enkelkinder.
Mit Beginn der Cheng-kuan-Periode (627 n. Chr.) wurde es noch besser, da viele konfuzianische Gelehrte die Beamtenposten ausfüllten.
Tüchtige Gouverneure wurden gewöhnlich später nach der Residenz berufen, um dort Ministerstellen zu bekleiden.
Erst zur Zeit der mittleren K'ai-yüan-Jahre (etwa 730 n. Chr.) versuchten schlechte Staatsdiener den kaiserlichen Verfügungen zuwiderzuhandeln.
Li Lin-fu, Herzog von Chin-kuo (Giles, B.D. No. 1170), sah mit Missgunst auf jene Beförderung tüchtiger Gouverneure und trachtete besonders die Verdienste der an der Grenze dienenden Generale zu belohnen.
So liess er diese rücksichtslosen Militärs (an Stelle konfuzianischer Gelehrten) das friedliche Volk regieren.
Das Mittelreich hatte darauf viel Ungemach durchzumachen; selbst die Anstellung der Beamten erfolgte nicht mehr durch den Kaiser.
Sie geschah bald durch die Bande der Günstlinge, bald durch die Gnade der Kaiserinnen (und ihrer Familien).
Das chinesische Volk litt unsäglich, als ob es geschlachtet und zerstückelt würde, und die Trabanten jener Herrschenden überfraszen sich am reichlichen Troge.
Die kaiserlichen Sprösslinge wurden nicht mehr grossgezogen, sondern ausgesetzt, während z. B. die kaiserliche Nebenfrau Yang Kuei-fei einen Barbaren (An- lu-shan) zu ihrem Adoptivsohn machte.
Durch reiche Geschenke (an diesen) wurden die chinesischen Finanzen ruiniert, während seine starke Truppenmacht die nördliche Grenze beherrschte.
Er hatte unter sich 200, 000 Bogenschützen, die alle lange Arme wie Affen besassen und trefflich den Bogen zu spannen verstanden (wie einst Li Kuang).
Obwohl er von der Hauptstadt Ch'angan dreitausend Meilen entfernt war, konnte er da so schnell wie ein Adler oder Habicht erscheinen.
Alle fünf Meilen liess er die Pferde wechseln, alle zehn Meilen waren Vorbereitungen für die Verpflegung getroffen.
Sein mächtiger Einfluss vermochte selbst auf die glänzende Sonne zu wirken, seine Kraft konnte Frühling in Herbst verwandeln.
Hohe Würdenträger wurden von ihm in beschämender Weise zurechtgewiesen oder verächtlich fallen gelassen wie Unrat.
Bei grossen Audienzen kamen die Gouverneure aller Gegenden des Reiches zusammen; der Kaiser sass auf seinem Thron, von der versammelten Menge durch eine Balustrade getrennt.
Bunte Fahnen flatterten im Winde, von der Morgensonne beschienen; der Jadesitz Seiner Majestät war von Weihrauchwolken umgeben.
Hier waren goldene Schirme und Fächer eigens aufgestellt, dort wurden Perlenvorhänge hoch emporgezogen.
An-lu-shan aber strich sich den Bart und sah in seinem Stolze von all' dem nichts während er vor dem kaiserlichen Ruhesitz sass.
Der ihm Widerstand leistete, ging unter dem Tritt seines Fusses zugrunde; wer sein Anhänger war, konnte zu den höchsten Würden emporsteigen.
In Luxus suchte ein Günstling den anderen zu überbieten, die Grossmächtigen trachteten sich gegenseitig zu verschlingen.
Dadurch wurden die Interessen des Volkes vernachlässigt, und man begann allmählich damit, in einem Jahre die Steuern wiederholt einzuheben.
Da kamen plötzlich wilde Räuber aus dem Nordosten heran, mit einer Schnelligkeit wie wenn der Himmel einstürzen würde.
Zu dieser Zeit hatten die Leute gerade den Krieg vergessen (waren aus der Übung des Kämpfens gekommen); und die (wenigen) starken Divisionen befanden sich grossenteils an den (westlichen) Grenzen.
Alle Städte an den Ufern des langen Huangho hissten schon am Morgen (nach Ankunft des Feindes) die weisse Flagge der Übergabe.
Man hörte nur noch vom Einzug der Kavallerie der Barbaren und sah keine chinesischen Truppen (auf den strategisch wichtigen Punkten) gelagert.
Die Hauptfrau umarmte schluchzend ihre Kinder, die junge (kinderlose) Nebenfrau hing sich an den Kotschutz des Wagens, der ihren Gatten entführte.
Seit ihrer ersten Jugend hatten die Leute stets Jahre des Friedens erlebt und wussten daher noch nichts vom nächtlichen Schliessen der Pforten.
Die rüstigen Jünglinge wurden alle zu Kriegsdiensten ausgehoben, die Altersschwachen blieben als Wache in den leeren Dörfern zurück.
Den Lebenden war ein sicherer Tod gewiss und viele Tränen wurden vergossen in ununterbrochener Folge wie Regen von den Wolken im Herbste.
Die Hofbeamten zeigten sich furchtsam wie Rehe, die Generäle flüchteten wie magere Schafe.
Für die Rebellen wurde der Shan-yang-Palast in Loyang gereinigt und hergerichtet; man sandte Eunuchen, Haremsdamen und Musiker aus Ch'angan über den T'ungkuan-Pass nach Loyang.
Die kaiserliche Sänfte nahm ihren Weg nach Süden (Ssu-ch'uan), und es war noch unbestimmt, ob sie einmal wieder zurückkehren würde.
Es ist eine Tatsache, dass Dynastien bei langem Bestande stets solchen Schwierigkeiten begegnen.
Die Aufständischen frugen bloss nach der Grösse der Dreifüsse (d. h. sie wollten sich der Herrschaft bemächtigen), während die Treugebliebenen nur nach Beamtenposten verlangten.
In dieser Zeit des Aufruhrs suchte einer den anderen auszuspähen; wer hätte da zwischen der bösen Eule und dem guten Phönix unterscheiden wollen?
Von tausend Pferden kam nicht eines mehr mit seinem Reiter zurück, von zehntausend Wagen sah man nie mehr die Deichseln wieder.
Die Städte lagen verödet und in ihnen starben Spatzen und Ratten vor Hunger; die Menschen waren geflüchtet und Wölfe heulten in den Strassen.
Die Kräfte der südlichen Provinzen Wu und Yüeh im Senden von Unterstützungen waren (allmählich) erschöpft, und trotz grosser finanzieller Anstrengungen im Westen gingen die Gebiete am Oberlauf des Huangho an die Turfan verloren.
So kam es, dass die kaiserlichen Magazine für die Tributzahlungen in Verfall gerieten und nur deren öde Mauern stehen blieben.
Das Reich ist dem vollständigen Körper eines Menschen zu vergleichen; jetzt gab es aber davon nur mehr die linke Hälfte.
Die rechte war in ihrer Muskelkraft gelähmt, und am Ellbogen und in der Achselhöhle waren faulende Geschwüre entstanden.
Verschiedene T'ang-Kaiser hatten bisher diese Schmach in Kauf nehmen müssen; sie hatten die Zustände toleriert und konnten sie nicht überwinden.
Die Ratgeber der Kaiser standen tatenlos mit gefalteten Händen da; einer warnte den anderen, dem Kaiser Vorschläge zu unterbreiten, so dass keiner es wagte voranzugehen.
In den zahlreichen Provinzen war man müde geworden, die Webstühle in Bewegung zu setzen; in den Schatzkammern des Hofes gab es keine Gelder mehr.
Die kräftige Jugend stand im Eis und Schnee der nördlichen Grenze; sie litt Hunger und trug einfache (dünne) Kleidung.
Proviant und Löhnung kam meistens viel zu spät; die Preise der Waren waren gestiegen, da das Kupfergeld mit Blei verfälscht wurde (und dadurch an Einkaufswert verlor).
Von Shantung bis Hopei gab es noch immer eine ununterbrochene Kette von Bewohnern, die Feuer auf ihren Herden brannten;
Doch die Regierung fand keine Zeit, sich dieser Leute anzunehmen, und trotz aller Anstrengungen konnten diese Bauern kaum für ein halbes Jahr ihr Auskommen finden.
Von den reisenden (Kaufleuten) wurden hohe Weggelder erhoben, von den Ansässigen nach Grösse ihrer Wohnungen drückende Steuern eingefordert.
Mitten in diesem Chaos stifteten die Provinzialgouverneure Unruhen und gebrauchten in aufrührerischer Weise ihre Waffen gegen den Kaiser.
Der Kaiser sandte Bevollmächtigte bis an ihre Pforten, ernannte Rebellen zu wirklichen Gouverneuren und verlieh ihnen hohe Würden.
Es gab Gouverneure, die von ihren Untergebenen abgesetzt und mit ihrer ganzen Familie ausgerottet wurden; und wieder solche, die sich zu behaupten wussten und ihre Macht an ihre Kinder übertrugen.
Ihre Behandlung durch den Kaiser unterschied sich von jener anderer (loyal gebliebener) Statthalter, und sie gehörten nur noch dem Namen nach zu China, wie etwa barbarische Völker (jenseits der Grenzen).
(Durch diese aussergewöhnliche Behandlung) wollte der Kaiser nur ihr früher loyales Herz wiedergewinnen und hoffte nichts anderes als die Einheit des Reiches in seiner Grösse zu erhalten. –
Hoch ragte die Halle, wo die Regierungsangelegenheiten behandelt wurden; doch die dort erscheinenden Minister dachten nur daran, bis zur Übersättigung Delikatessen zu verspeisen.
Demütig wagten wir die Unterbeamten zu fragen: "Wer ist es eigentlich, der jetzt die Sachen erledigt?"
Das Elend dauert jetzt schon einige Dutzend Jahre, und niemand wagt das Übel mit der Wurzel auszureissen.
Das Reich ist kleiner und die Steuern nur umso drückender geworden; der Bewohner sind weniger und die verpflichteten Dienste für den einzelnen sind schwerer geworden.
In den letzten Jahren bildete der Sohn eines Vieharztes (Chêng Chu) eine Sippschaft, die sich auf die Macht der Minister stützte und immer mehr Freunde in sich vereinigte.
Obwohl er beinahe blind war, hiess ihn der Kaiser die grosse Fahne ergreifen und machte ihn zum Befehlshaber der Division, die Ch'angan im Westen beschützte.
Er freute sich der unruhigen Verhältnisse und vergass den verhassten Feind; er formte eine Koterie aus lauter Bösewichten.
Während des Lebens war er gefürchtet, nach seinem Tode gab es niemand, der um ihn trauerte.
Ein scharfes Beil trennte seinen Kopf vom Rumpfe, und seine Leiche wurde ausgehängt wie ein geschlachtetes Schwein oder Rind.
Innerhalb der 300 Quadratmeilen von Fêng-hsiang-fu machte sich plötzlich die kaiserliche Kavallerie breit wie einst die Gelbmützen zu Ende der Han-Dynastie.
Mitten in der Nacht waren kaiserliche Befehle eingelangt, dass 15,000 Soldaten hier versammelt werden sollten.
Die Bewohner erschracken, weil sie eine solche Truppenmenge nicht beköstigen konnten; Alt und Jung begann zu fliehen.
Kinder und Enkelkinder, die der Mutter noch nicht entgegengelacht hatten, wurden ohne Mitleid zurückgelassen.
Man frug nicht, wohin man gehen müsse; man wollte nur in den Bergen sterben.
Seither sind schon wieder drei Jahre vergangen; als man zur Frühjahrszeit säte, blieb der Regen aus.
Selbst am hellichten Tage zeigen sich Räuber; frägt man, wer sie seien, so heisst es, verarmtes Volk, durch die Not dazu gezwungen.
Die Gouverneure machen die Wegpolizei dafür verantwortlich; doch diese fürchtet wieder, arme unschuldige Leute verhaften zu müssen.
Auf den Wegen sieht man einander nicht selbst auf geringe Entfernung: so dicht ist der braune Staub infolge der langen Trockenheit.
Polizisten, mit dem Bogen am Gürtel befestigt, kommen und gehen und nennen sich patrouillierende Beamte.
Doch wir sind stets besorgt, dass sie in öden, entlegenen Gegenden (nicht nur Räuber sondern auch) friedliche Bürger mit ihren Pfeilen ermorden.
Wir schämen uns vor dem Gaste, der uns über die allmähliche Entwicklung unseres Elends befragt; wir möchten ihn aber warnen vorsichtig zu sein:
Von Mei-wu bis Ch'êng-ts'ang darf man sich abends (wegen der Gefahren) nicht auf der Strasse zeigen (hier endigt die Erzählung der Dorfbewohner). –
Als ich diese Worte zu Ende gehört hatte, war ich von tiefem Kummer erfüllt, der gewissermassen mein Inneres versengte.
Ich habe gehört, dass einst im Reiche Chin ein einziger Mann namens Shih Kuei (Legge V, 330/4) zum General ernannt wurde und schon ergriffen alle Räuber seinetwegen die Flucht.
Auch habe ich weiters gehört, dass Ordnung oder Unruhe im Reiche von den Menschen abhänge und nicht von Gott (es ist Schuld, nicht Schicksal).
Jetzt möchte ich wegen all' dieses Unglücks offen mein Herz vor dem Herrscher ausschütten.
Ich möchte vor ihm mein Haupt gegen den Grund schlagen, bis frisches Blut aus der Stirne spritzt und in Strömen den Thron besudelt.
Leider ist der Kaiserhof gleichsam durch dunkle Wolken von mir getrennt, und meine Tränen fliessen umsonst über meine Lippen.
Man denke nur, ein Schreiber wird jetzt Minister, ein Pferdeknecht General!
Oh wollt Ihr mir gegenüber darüber nichts mehr erwähnen, denn solche Worte kann ich noch immer nicht vertragen zu hören.