Shuang niao shi 雙鳥詩
by Han Yu 韓愈 (768–824)
Dynasty: Tang 唐 (618–907)
Included in: Peng Dingqiu 彭定求 (ed.). Quan Tang shi 全唐詩 (Complete Tang Poems) Beijing: Zhonghua shuju, 1985. 340.3811f.
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Erwin von Zach (1872–1942): Die beiden Vögel
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Zwei Vögel kamen von jenseits des Meeres flatternd nach China geflogen. Der eine Vogel liess sich auf dem Marktplatze nieder, der andere siedelte sich in der Felsenwildnis an. So hatten die beiden keine Möglichkeit zusammen zu singen; seitdem sind 3000 Jahre verflossen. Die beiden Vögel hielten ihre Schnäbel geschlossen (sangen nicht) und auch die anderen zahllosen Tiere schwiegen. Da erhob sich wirbelnd der Frühlingswind vom Erboden und die hundert Sorten von Vögeln schwangen sich alle in die Lüfte. Die beiden Vögel trafen einander plötzlich und sangen zusammen hundert Tage ohne Unterbrechung. Wer Ohren hatte, wurde durch den Lärm taub; wer einen Mund hatte, konnte nicht in den Wettkampf treten, musste sich vielmehr schämen. Die Vögel, die die Stimmen der anderen nachahmten (Liki, ed. Couvreur, I, 360), waren früher überaus laut, doch senkten sie von nun an beständig das Haupt. Sie wurden krank und liessen ihre Stimmen nicht mehr hören; sie schwiegen bis zu ihrem Tode. Da berichtete der Geist des Donners über die Sache dem Herrscher des Himmels: "Die ganze Natur bedarf einer Oelung (d.i. Deines Rates und Deiner Hilfe). Seitdem die beiden Vögel begonnen haben zu singen, wirkt ihr Lärm betäubend, und selbst der Donner (weil unhörbar) muss eingezogen werden. Dämonen und Geister fürchten das Gezwitscher, die Tätigkeit der ganzen Natur steht still. Die Vegetation hat zwar nur wenig Gefühle, aber auch sie zeigt in allen neun Provinzen (des Reiches) ihre Entrüstung. Insekten und Mäuse sind sicherlich nur kleine Tiere, doch auch sie können die ununterbrochene Belästigung (Legge V, 560/9) durch die Vögel nicht ertragen. Wenn daher Du, o Gott, den beiden Vögeln nicht Ruhe auferlegst, wird Jammer über die ganze Natur kommen. Wenn Du dem Zwitschern kein Ende machst, wird es von nun an keinen Frühling und Herbst geben. Wenn Du die beiden Vögel noch weiter singen lässt, werden Sonne und Mond sich nicht mehr bewegen. Wenn Du ihnen nicht Schweigen gebietest, wird der grosse Weltenplan in allen seinen Unterteilen (Legge III, 323) Einbusse erleiden. Chou-kung (B.D. No. 418) wird nicht mehr als Chou-kung verehrt, Konfuzius nicht mehr als Konfuzius betrachtet werden". – Der Herrscher des Himmels ärgerte sich über die beiden Vögel, liess sie ergreifen und ihnen Einzelhaft geben. Die hundert Arten von Insekten und hundert Sorten von Vögeln sangen darauf wieder nach Herzenslust (Ch'u-tz'u 2/28). Nachdem die beiden Vögel jeder an einen anderen Ort gebracht waren, hörten sie zu singen auf und bereuten, dass sie Anstoss gegeben hatten (Wen-hsüan 3/33). Morgens assen sie tausend Drachen, Abends verspeisten sie tausend Rinder. Morgens tranken sie soviel, dass die Flüsse austrockneten, und Abends soviel, dass das Meer sich zu bewegen aufhörte. Und wieder in 3000 Jahren werden sie sich von neuem zu wechselseitigem Gesang erheben.–
in: Zach, Erwin von. Hightower, James Robert (ed.). Han-Yü's poetische Werke, Harvard-Yenching Institute studies. Cambridge, Massachusetts: Harvard University Press, 1952. p. 133f.
Von Zach remarks: "(Dieses Gedicht soll eine Anspielung auf Lit'aipo und Tufu sein; andere wieder behaupten, es wäre Han Yü und sein Freund Mêng Chiao gemeint; oder endlich Buddha und Laotzu; letztere Ansicht hat viel für sich.)"
雙鳥海外來,飛飛到中州。 一鳥落城市,一鳥集巖幽。 不得相伴鳴,爾來三千秋。 兩鳥各閉口,萬象銜口頭。 春風卷地起,百鳥皆飄浮。 兩鳥忽相逢,百日鳴不休。 有耳聒皆聾,有口反自羞。 百舌舊饒聲,從此恆低頭。 得病不呻喚,泯默至死休。 雷公告天公,百物須膏油。 自從兩鳥鳴,聒亂雷聲收。 鬼神怕嘲詠,造化皆停留。 草木有微情,挑抉示九州。 蟲鼠誠微物,不堪苦誅求。 不停兩鳥鳴,百物皆生愁。 不停兩鳥鳴,自此無春秋。 不停兩鳥鳴,日月難旋輈。 不停兩鳥鳴,大法失九疇。 周公不為公,孔丘不為丘。 天公怪兩鳥,各捉一處囚。 百蟲與百鳥,然後鳴啾啾。 兩鳥既別處,閉聲省愆尤。 朝食千頭龍,暮食千頭牛。 朝飲河生塵,暮飲海絕流。 還當三千秋,更起鳴相酬。