Jiao er shi 驕兒詩
by Li Shangyin 李商隱 (813–858)
Dynasty: Tang 唐 (618–907)
Included in: Peng Dingqiu 彭定求 (ed.). Quan Tang shi 全唐詩 (Complete Tang Poems) Beijing: Zhonghua shuju, 1985. 541.6245.
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Erwin von Zach (1872–1942): Mein geliebtes Söhnchen
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Mein geliebtes Söhnchen Kun-shih ist von anmutiger Schöhnheit, die nicht ihresgleichen hat. Als er kaum ein Jahr alt noch in gestrickten Windeln lag, wusste er doch schon die Schriftzeichen für sechs und sieben. Mit vier Jahren nannte er bereits seinen Namen und Zunamen, und seine Augen kümmerten sich nicht um Birnen oder Kastanien (wie der Dichter T'ao Yüan-ming von seinen dummen Kindern erzählt). Meine Freunde fanden Gefallen daran den Kleinen zu beobachten und meinten, er sei ein junger Phönix (vom Berg der roten Grotte). Unter einer früheren Dynastie (Chin) hätte man besonderes Gewicht auf schönes Äusseres gegeben, da wäre er sicher als einer der ersten geehrt worden. Und wenn er kein Phönix sei, so gehöre er den unsterblichen Genien an; und wenn letzteres nicht der Fall sei, so habe er das Wesen einer Schwalbe oder eines Kranichs. Wie konnten doch die Freunde mein Kind so loben? Vielleicht wollten sie damit nur mich alten, verfallenen Mann trösten. - In den milden Monaten des grünenden Frühlings spielte mein Knabe mit befreundeten Neffen und Nichten. Bald liefen sie zusammen um die Halle herum, bald dangen sie in den Wald hinein; dabei machten sie einen Lärm, wie wenn kochendes Wasser auf metallenem Dreifuss überläuft. Wenn vornehme Besucher an meine Pforte klopften, bat er mich hastig, ob er nicht zuerst hinausgehen dürfe (sie zu empfangen). Und wenn der Gast ihn frug, was er wolle, so behielt er seine Absicht für sich und sagte nicht die Wahrheit. Dann kehrte er zu mir zurück, das Äussere des Gastes nachahmend; stiess die Türe auf, in der Hand die Amtsinsignien seines Vaters. - Manchmal färbte er sein Gesicht schwarz und nannte sich dann den schwarzen Chang Fei (B.D. No. 51), manchmal begann er scherzweise zu stottern wie Têng Ai (B.D. No. 1903); Er bewegte seine Arme wie ein kühner Falke seine Flügel oder rannte dahin wie ein wildes Ross. Oder er schnitt sich einen grünen Bambusstock ab und ritt darauf rücksichtslos herum. Plötzlich ähmte er den Herrn Major (aus einem Theaterstücke) nach und rief mit verstellter Stimme seinen alten Burschen Ts'ang-hu. Dann wieder machte er neben der Lampe mit dem Seidenschirm sein Kotow und erwies so der Buddahstatue seine abendliche Verehrung; Oder er entfernte nach der Decke schauend mit der Peitsche das dortige Spinnengewebe; oder e trank, sich über den Opfertisch beugend, vom dortstehenden Blütenhonig. Er suchte in Leichtigkeit mit den Schmetterlingen zu wetteifern und wollte in Schnelligkeit hinter den fliegenden Weidenkätzchen nicht zurückbleiben. Begegnete er seiner älteren Schwester an der Treppe, gleich prüfte er sie im Zählen der zyklischen Zeichen der Kalendertage, wobei sie den Kürzeren zog. Eigensinnig bestand er darauf, mit ihr in ihr Zimmer zu gehen, um dort mit ihren Toilettegegenständen spielen zu können, und wenn ihm sein Wille nicht getan wurde, riss er den Metallknopf der versperrten Türe ab. Wenn die Schwester ihn umfasste, warf er sich hin und her; sein ernstlicher Zorn war nicht zu bändigen. Gekrümmten Leibes zog er mit aller Kraft am Fenstervorhang oder sich räuspernd spuckte er auf den lackierten Guitarrenkasten. Manchmal sah er seinem Vater zu, wie dieser schöne Schriftzüge kopierte, und stand dann steif daneben ohne seine Knie zu bewegen. Sah er alten Brokat, so bat er, ihm davon ein Gewand machen zu lassen; selbst den Jadestab im Innern der Bücherrollen begehrte er. Er bat den Papa, auf bunten, viereckigen Papierstücken die Zeichen "Glücklicher Frühling" zu schreiben, die dann am Tage des Frühlingsbeginnes überall aufgeklebt werden sollten. Dazu brachte er sein schief zusammengerolltes Pisangblatt als Papier und überreichte emporhaltend als Pinsel einen Magnolienstengel. - Ich dein Vater habe früher gerne in Büchern studiert und mich gar sehr bemüht, eigene literarische Erzeugnisse hervorzubringen. Abgehärmt sehe ich aus und nähere mich dem vierzigsten Lebensjahre; obwohl ganz mager, fürchte ich Flöhe und Läuse (d. h. die beissende Kritik der Welt). Du musst also vorsichtig sein und ja nicht Deinen Vater nachzuahmen such; wenn Du studierst, trachte nicht danach als erster oder zweiter die Prüfung zu bestehen. Jang Chü (B.D. No. 919) verstand nichts als Strategie, Chang Liang (B.D. No. 88) war nur tüchtig in der Taktik (der Wissenschaft des Huang Shih Kung, B.D. No. 866). Und doch sind sie Lehrer von Kaisern geworden und besassen sonst nicht das geringste, dessen sie sich hätten rühmen können. Kriegskunst ist jetzt umso wichtiger, als im Westen und Norden die Barbaren gerade besonders frech geworden sind. Bisher hat der Hof sich noch nicht entschliessen können, sie auszurotten oder zu begnadigen, und scheint sie gewissermaszen erhalten zu wollen wie ein chronischer Übel. Du mein Sohn musst daher schnell gross werden und dann wie einst General Pan Ch'ao (B.D. No. 1598) in die Tigerhöhle dringen, um das Junge zu stehlen. Dann wirst Du zum Grafen eines Gebietes von zehntasend Seelen ernannt werden und brauchst nicht etwa einem bestimmten Klassiker Dein lebenslanges Studium zu widmen.–
in: Zach, Erwin von. Hightower, James Robert (ed.). Han-Yü's poetische Werke, Harvard-Yenching Institute studies. Cambridge, Massachusetts: Harvard University Press, 1952. p. 353-355.
袞師我驕兒,美秀乃無匹。 文葆未周晬,固已知六七。 四歲知名姓,眼不視梨栗。 交朋頗窺觀,謂是丹穴物。 前朝尚器貌,流品方第一。 不然神仙姿,不爾燕鶴骨。 安得此相謂,欲慰衰朽質。 青春妍和月,朋戲渾甥姪。 繞堂復穿林,沸若金鼎溢。 門有長者來,造次請先出。 客前問所須,含意下吐實。 歸來學客面,珐敗秉爺笏。 或謔張飛胡,或笑鄧艾吃。 豪鷹毛崱屴,猛馬氣佶僳。 截得青篔簹,雖走恣唐突。 忽復學參軍,按聲喚蒼鶻。 又復紗燈旁,稽首禮夜佛。 仰鞭罥蛛網,俯首飲花蜜。 欲爭蛺蝶輕,未謝柳絮疾。 階前逢阿姊,六甲頗輸失。 凝走弄香奩,拔脫金屈〔戌〕(戍)。 抱持多反側,威怒不可律。 曲躬牽窗網,巗唾拭琴漆。 有時看臨書,挺立不動膝。 古錦請裁衣,玉軸亦欲乞。 請爺書春勝,春勝宜春日。 芭蕉斜卷箋,辛夷低過筆。 爺昔好讀書,懇苦自著述。 憔悴欲四十,無肉畏蚤虱。 兒慎勿學爺,讀書求甲乙。 穰苴司馬法,張良黃石術。 便為帝王師,不假更纖悉。 況今西與北,羌戎正狂悖。 誅赦兩未成,將養如痼疾。 兒當速成大,探雛入虎穴。 當為萬戶侯,勿守一經帙。