西齋
Su Shi 蘇軾 (1037–1101)
西齋深且明,中有六尺床。
病夫朝睡足,危坐覺日長。
昏昏既非醉,踽踽亦非狂。
褰衣竹風下,穆然中微涼。
起行西園中,草木含幽香。
榴花開一枝,桑棗沃以光。
鳴鳩得美蔭,困立忘飛翔。
黃鳥亦自喜,新音變圓吭。
杖藜觀物化,亦以觀我生。
萬物各得時,我生日皇皇。
Das Westzimmer Alfred Forke (1867–1944)
— in: Forke, Alfred. Dichtungen der Tang- und Sung-Zeit, Veröffentlichungen des Seminars für Sprache und Kultur Chinas an der Hamburgischen Universität. Hamburg: Friederichsen, de Gruyter & Co., 1929. p. 132.
Nach Westen liegt mein Zimmer,
Tief ist's, doch gut erhellt.
Es ist in diesem Raume,
Mein Ruhbett aufgestellt.
Auf diesem Bett ein Kranker,
Ich spät noch morgens lag,
Und merkte, auf mich richtend,
Wie lang bereits der Tag.
Der Kopf war mir benommen,
Doch war's nicht Trunkenheit,
Auch ward ich nicht zum Narren
In meiner Einsamkeit.
Ich hob das Kleid, trat schweigend
Ein in den Bambushain,
Der sich im Winde regte,
Und sog die Kühlung ein.
Ich wandelte im Westen
Dann durch den Garten auch.
Den Pflanzen und den Bäumen
Entströmte duft'ger Hauch.
Schon sah man am Granatbaum
Das erste Zweiglein blühn,
Maulbeeren und Jujuben
Prangten im frischen Grün.
Es girrt die wilde Taube;
Sie flieht der Sonne Glanz,
Versteckt im kühlen Schatten,
Vergißt das Fliegen ganz.
Und seinen Ruf erschallen
Läßt lustig der Pirol.
Aus seiner Kehle quellen
Die Töne rund und voll.
Ich schau' der Dinge Wandel,
Auf meinen Stab gebeugt,
Betrachte dann mein Leben,
Das mich so anders deucht.
Die tausend Dinge haben
All' ihre feste Zeit,
Und nur in meinem Leben
Herrscht Rast und Unstätheit.