Meng dong ye shi zi 孟東野失子

by Han Yu 韓愈 (768–824)

Dynasty: Tang 唐 (618–907)

Included in: Peng Dingqiu 彭定求 (ed.). Quan Tang shi 全唐詩 (Complete Tang Poems) Beijing: Zhonghua shuju, 1985. 339.3799.

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  • Alfred Forke (1867–1944): Mêng Tung-yeh's Verlust seiner Söhne
    Die Söhne du verlorest. Wem mißt die Schuld du bei? Dem Himmel will ich's klagen, Daß er der Schuldige sei: "Wie kommt's, wenn du die Herrschaft Der Welt in Anspruch nimmst, Daß du stets Lohn und Strafe So ungerecht bestimmst?" "Was haben jene Menschen Denn Gutes dir getan, Daß du sie reich beschenktest Auf langer Lebensbahn?" "Und welche Schuld und Sünde Der andre hier beging, Daß er nach wenig Tagen Schon ein zum Tode ging?" Der Himmel fand nicht Muße Zu hören, was ich rief. Die Träne floß zur Erde Bis zu den Quellen tief. Und in der Erde klagte Darob die Geisterschar. Erfaßt von einem Schauer Sie tief ergriffen war. Man rief die große, weise Schildkröte drauf hervor. Auf einer Wolke reitend Klopft sie ans Himmelstor. Sie fragt, warum des Himmels Wirken so zwiegespalt, Bisweilen voller Güte, Dann wieder hart und kalt. Der Himmel gab zur Antwort: "Vom Anbeginn der Zeit Sind Himmel, Erd' und Menschen In Unabhängigkeit." "Ich häng' die Mondessichel Auf und den Sonnenball, Befestige die Sterne Am Firmamente all." "Der Mond gar oft die Sonne, Die Sonn' den Mond verschlingt. Gar mancher von den Sternen Stürzt nieder und versinkt." "Nicht ich bin es, der jemand Der Sünde klaget an: Ich kenne das Verhängnis, Er ist nicht schuld daran." "Den Wesen ist ihr Schicksal Vorausbestimmt von Haus. Wen gibt es wohl, der irgend Einfluß drauf übte aus?" "Der eine Mensch hat Söhne, Der andre sie entbehrt, Und keiner weiß, warum ihm Freud' oder Leid beschert." "Es führt der Fisch im Magen Die Eier seiner Brut. Wer könnte jedem Fischlein Gewähren Schutz und Hut?" "Die Wespe trägt nie Kinder In ihrem dünnen Leib, Und ihre ganze Sippe Bleibt immer ohne Weib." "Die Eule pickt der Mutter Gehirn und frißt es auf, Und wenn die Mutter tot ist, So ist ihr Kind wohlauf." "Wenn eine giftige Natter Und eine Schlange kreißt, Das Junge schon der Mutter Das Innere zerreißt." "Ein guter Sohn mag sein wohl Der Eltern Glück und Glanz; Auch er kann nicht vergelten Die Lieb' und Treue ganz". "Und über böse Söhne Man besser schweigen tut: Sie handeln wie die Eulen Und wie die Natternbrut". "Drum sollte, hat man Söhne, Man drob erfreut nicht sein, Und hat man keine Söhne, Nicht fühlen Schmerz und Pein". "Die großen Weisen brauchen Nicht Unterweisung mehr. Der Kluge hört die Worte Und nimmt sie sich zur Lehr'." "Der Tor vernimmt die Mahnung Und wird verwirrt und dumm. Was man ihm auch mag raten, Er ändert sich nicht um." Dies alles tief sich beugend Das weise Tier vernahm, Und noch am selben Tage Mit Botschaft heim es kam. Zur klugen Schildkröt' sprachen Die Erdengeister dann: "Geh' hin und überbringe Die Kunde jenem Mann". In jener Nacht im Traume Tung-yieh hat gesehn In schwarzem Kleid und Hute Jemanden vor sich stehn. Durch seine Kammertüre Trat er mit hastigem Schritt Und teilte ihm die Botschaft Des Himmels dreimal mit. Er neigte sich zum Gruße, Sprach Dank dem schwarzen Gast Und wurde wieder heiter. Es wich des Kummers Last.

    in: Forke, Alfred. Dichtungen der Tang- und Sung-Zeit, Veröffentlichungen des Seminars für Sprache und Kultur Chinas an der Hamburgischen Universität. Hamburg: Friederichsen, de Gruyter & Co., 1929. p. 88-91.
  • Erwin von Zach (1872–1942): Als Mêng Chiao seine Söhne verlor
    Einleitung. Mêng Chiao ist hintereinander Vater dreier Söhne geworden und hat sie jedesmal innerhalb weniger Tage wieder verloren. Da beinahe schon ein Greis, fürchtet er keine Nachkommenschaft mehr zu bekommen und ist deswegen betrübt. Sein Freund Han Yü aus Ch'ang-li ist besorgt, dass unter diesem Schmerz seine Gesundheit leiden könnte; er lässt daher (in vorliegendem Gedicht) Gott seinen Willen aussprechen, um Mêng Chiao zu belehren. "Dass man die Söhne verloren hat, wem kann man die Schuld geben? Ich will dem Himmel dort oben die Schuld geben. Du (der Himmel) bist der Herrscher über die Menschen hienieden. Warum ist Deine Gunst und Ungunst (Dein Geben und Nehmen) so ungleich verteilt? Was hat jener Mensch mit Dir für Beziehungen, dass Du ihm viel Nachkommenschaft und dieser langes Leben gibst? Was hat dieser Mensch gesündigt, dass seine Kinder nur eine Woche gelebt haben?" So hörte man Mêng Chiao ununterbrochen Gott anklagen; seine Tränen fielen zur Erde und drangen tief bis zum Grundwasser ein. Der Geist der Erde wurde dadurch betrübt; in Verlegenheit (was zu tun) war er lange verstimmt. Dann rief er die grosse, wunderkräftige Schildkröte; sie musste auf einer Wolke reitend and Himmelstor klopfen. Dort frug sie Gott, den Herrscher über die Menschen hienieden, warum seine Gunst und Ungunst ungleich verteilt seien. Und Gott sprach: "Himmel, Erde und Menschen kümmern sich von jeher nicht um einander. Ich habe Sonne und Mond geschaffen, ich habe Planeten und Sterne befestigt. Wenn Sonne und Mond einander verspeisen oder die Sterne in ihrem Laufe stürzen, Ich gebe ihnen keine Schuld, weil ich weiss, dass sie nichts dafür können. Denn jedes der Naturobjekte hat sein eigenes Schicksal, wer könnte sie auch dazu veranlassen (sich so aufzuführen)? Ob einer Kinder hat oder keine, ob dies für ihn Glück oder Unglück bedeutet, kann man im Vorhinein nicht ergründen. Wer wollte für jedes einzelne Ei im Bauche des Fisches besorgt sein? Die Wespe zeugt überhaupt keine KInder, der ganze Stamm bleibt zeitlebens ledig (vgl. Pétillon, All. litt. pg. 384). Die junge Eule frisst die eigene Mutter; erst nach dem Tode der Mutter fühlen die Kinder sich wohl. Wenn die Schlangen Junge kriegen, macht das Gift der Jungen den Bauch der Mutter bersten. Selbst wenn ein Sohn ein guter Sohn genannt wird, kann er nimmer die Liebe und Mühen der Eltern vergelten. Von einem schlechten Sohn braucht man gar nicht zu sprechen, er erinnert an junge Eulen und Vipern. Hat man daher Söhne, freue man sich einstweilen nicht über sie; hat man aber keine, dann ist schon gar kein Grund vorhanden zu klagen. Die begabtesten Söhne braucht man nicht zu belehren, die würdigen hören auf Ratschläge und ändern sich; Die dummen aber (die in der Mehrzahl sind) werden beim Hören von Ermahnungen argwöhnisch und können trotz Belehrung nicht verbesser werden (Mêng Chiao darf daher nicht klagen, denn weise Kinder sind selten)". Die wunderkräftige Schildkröte nahm ehrfurchtsvoll diese Worte Gottes entgegen und berichtete darüber noch am selben Tage dem Erdgeist. Der Erdgeist hiess die wunderkräftige Schildkröte alles jenem (den Tod seiner Söhne beweinenden) Manne mitteilen. Da träumte einmal Nachts Mêng Chiao von einem Wesen in schwarzer Kleidung und Kopftuch. Es trat plötzlich in sein Haus und wiederholte dreimal die obigen Worte Gottes. Mêng Chiao dankte voll Demut dem schwarzen Wesen, hörte zu klagen auf und war wieder voll frischen Mutes.

    in: Zach, Erwin von. Hightower, James Robert (ed.). Han-Yü's poetische Werke, Harvard-Yenching Institute studies. Cambridge, Massachusetts: Harvard University Press, 1952. p. 98-100.

東野連產三子,不數日,輒失之,幾老,念無後以悲。其友人昌黎韓   愈,懼其傷也,惟天假其命以喻之。 失子將何尤,吾將上尤天。 女實主下人,與奪一何偏。 彼於女何有,乃令蕃且延。 此獨何罪辜,生死旬日間。 上呼無時聞,滴地淚到泉。 地祇為之悲,瑟縮久不安。 乃呼大靈龜,騎雲款天門。 問天主下人,薄厚胡不均。 天曰天地人,由來不相關。 吾懸日與月,吾繫星與辰。 日月相噬齧,星辰踣而顛。 吾不女之罪,知非女由因。 且物各有分,孰能使之然。 有子與無子,禍福未可原。 魚子滿母腹,一一欲誰憐。 細腰不自乳,舉族常孤鰥。 鴟梟啄母腦,母死子始翻。 蝮蛇生子時,坼裂腸與肝。 好子雖云好,未還恩與勤。 惡子不可說,鴟梟蝮蛇然。 有子且勿喜,無子固勿歎。 上聖不待教,賢聞語而遷。 下愚聞語惑,雖教無由悛。 大靈頓頭受,即日以命還。 地祇謂大靈,女往告其人。 東野夜得夢,有夫玄衣巾。 闖然入其戶,三稱天之言。 再拜謝玄夫,收悲以歡忻。