山居秋暝
Wang Wei 王維 (701–761)
空山新雨後,天氣晚來秋。
明月松間照,清泉石上流。
竹喧歸浣女,蓮動下漁舟。
隨意春芳歇,王孫自可留。
Feriensommerabend im Gebirg Hotsang Siau-Mun-Tsin , Theodor Schultz-Walbaum (1892–1977)
— in: Siau-Mun-Tsin, Hotsang. Lieder der Ferne und der Weisheit. Chinesische Lyrik aus dreihundert Gedichten der Tang-Dynastie. Bremen: Angelsachsen-Verlag, 1923. p. 28.
Kühl der Abend verlassener Berge.
Regen hatte sich müde gesenkt.
Über den Kiefern
hell der Mond.
Über die Felsen
rieselt der Quell.
Wäscherinnen
plätschern im Bambus.
Wasserrosen neigen sich tief
dem Boote des Fischers.
Leicht gebannt
verweil ich wie Gräser des Frühlings.
Herbst im Gebirge (1918) Richard Wilhelm (1873–1930)
— in: Wilhelm, Richard. Chinesische Herbstlieder. Qingdao: ohne Verlag, 1918.
— in: Wilhelm, Richard. Chinesisch-Deutsche Jahres- und Tageszeiten. Lieder und Gesänge. Jena: Eugen Diederichs, 1922. p. 53.
Es hat in den Bergen geregnet,
Herbstabend liegt in den Lüften,
Der Mond scheint durch die Föhren,
Der Bergquell rauscht in den Klüften,
Der Bambus regt seine Blätter,
Ein Mädchen streifte sie sacht,
Die Lotosblumen zittern,
Ein Fischerkahn fährt durch die Nacht.
Des üppigen Frühlings Gedränge,
Wie ist es geworden so alt!
Doch magst in den Bergen du finden
Verborgenen Aufenthalt.
— in: Wilhelm, Richard. Chinesisch-Deutsche Jahres- und Tageszeiten. Lieder und Gesänge. Jena: Eugen Diederichs, 1922. p. 53.