琵琶行
Bai Juyi 白居易 (772–846)
元和十年,予左遷九江郡司馬。明年秋,送客湓浦口,聞船中夜彈琵琶者。聽其音,錚錚然有京都聲。問其人,本長安倡女,嘗學琵琶於穆、曹二善才。年長色衰,委身為賈人婦。遂命酒,使快彈數曲。曲罷,憫默。自敘少小時歡樂事,今漂淪憔悴,轉徙於江湖間。予出官二年,恬然自安,感斯人言,是夕始覺有遷謫意。因為長句歌以贈之,凡六百一十二言,命曰琵琶行。 潯陽江頭夜送客,楓葉荻花秋索索。 主人下馬客在船,舉酒欲飲無管弦。 醉不成歡慘將別,別時茫茫江浸月。 忽聞水上琶琵聲,主人忘歸客不發。 尋聲暗問彈者誰,琵琶聲停欲語遲。 移船相近邀相見,添酒迴燈重開宴。 千呼萬喚始出來,猶抱琵琶半遮面。 轉軸撥弦三兩聲,未成曲調先有情。 弦弦掩抑聲聲思,似訴平生不得意。 低眉信手續續彈,說盡心中無限事。 輕攏慢撚抹復挑,初為霓裳後六⼳。 大弦嘈嘈如急雨,小弦切切如私語。 嘈嘈切切錯雜彈,大珠小珠落玉盤。 間關鶯語花底滑,幽咽泉流水下灘。 水泉冷澀弦疑絕,疑絕不通聲暫歇。 別有幽愁暗恨生,此時無聲勝有聲。 銀缾乍破水漿迸,鐵騎突出刀槍鳴。 曲終收撥當心畫,四弦一聲如裂帛。 東舟西舫悄無言,唯見江心秋月白。 沈吟放撥插弦中,整頓衣裳起斂容。 自言本是京城女,家在蝦蟆陵下住。 十三學得琵琶成,名屬教坊第一部。 曲罷曾教善才伏,妝成每被秋娘妒。 五陵年少爭纏頭,一曲紅綃不知數。 鈿頭雲篦擊節碎,血色羅裙翻酒汙。 今年歡笑復明年,秋月春風等閒度。 弟走從軍阿姨死,暮去朝來顏色故。 門前冷落鞍馬稀,老大嫁作商人婦。 商人重利輕別離,前月浮梁買茶去。 去來江口守空船,繞船月明江水寒。 夜深忽夢少年事,夢啼妝淚紅闌干。 我聞琵琶已歎息,又聞此語重唧唧。 同是天涯淪落人,相逢何必曾相識。 我從去年辭帝京,謫居臥病潯陽城。 潯陽小處無音樂,終歲不聞絲竹聲。 住近湓江地低溼,黃蘆苦竹繞宅生。 其間旦暮聞何物,杜鵑啼血猿哀鳴。 春江花朝秋月夜,往往取酒還獨傾。 豈無山歌與村笛,嘔啞嘲哳難為聽。 今夜聞君琵琶語,如聽仙樂耳暫明。 莫辭更坐彈一曲,為君翻作琶琵行。 感我此言良久立,卻坐促弦弦轉急。 淒淒不似向前聲,滿座重聞皆掩泣。 座中泣下誰最多,江州司馬青衫溼。
Die Laute Adolph Schulze , Jitong Chen (1851–1907)
— in: Rheden, Peter (ed.). Chinesisch-deutsche Gedichte. Eine Zusammenstellung aus verschiedenen Quellen. Zweiter Teil: Zweites ausführliches Literaturverzeichnis – Mit Zitaten zu den Kapiteln: Chinesische Poesie, Literatur, Kultur, Gymnasial-Programm-Abhandlung aus dem XXIX. Jahresbericht des f.b. Vinzentinums in Brixen, Südtirol. Brixen: Verlag des f. b. Vinzentinums, 1904. p. 56-59.
Nach den Ufern des Flusses Tschang-Yang Geleite ich bei Nacht einen Freund zurück. Die Bäume und das Schilf, Vom Herbstwind bewegt, Flüsterten traurig. Ich war vom Pferde gestiegen und begleitete Meinen Freund auf sein Schiff. Wir wollten noch ein letztesmal trinken, Bevor wir Abschied nahmen. Doch ohne Musik waren wir nicht fröhlich Und fünf Minuten nur trennten uns von dem Abschiede. Der Mond übergoß den Strom Mit schwermütigem Licht. Plötzlich hören wir den Ton Einer Laute. Mein Freund und ich vergaßen die Stunde der Abreise Und indem wir den Tönen folgten, Suchten wir den Spieler zu entdecken. Wir trieben unser Schiff heran. Wir rufen. Allein die Töne schweigen, man zögert, Uns zu antworten. Doch unsere Einladung ist dringend; Wir wiederholen sie und decken von neuem den Tisch; Die Lampen werden angezündet. Endlich erkennen wir eine Frau, Deren Gestalt halb von der Laute verborgen ist. Sie willigt ein, auf unser Schiff zu kommen. Die ersten zitternden Töne, Als sie die Saiten stimmt, Drücken schon ein Gefühl aus: Jeder Ton ist gedämpft, aber ausdrucksvoll, Verschleiert wie von Traurigkeit. Dann beginnt sie zu spielen. Die Griffe bilden Windungen auf den Saiten; Sie kommen und gehen; Sie steigen Oktaven auf und nieder. Die tiefen Saiten rauschen wie die Flut; Die oberen flüstern leise. Plötzlich werden die Töne lebendiger; Man glaubt einen Perlenregen zu vernehmen, Der auf eine Marmorplatte fällt. Die Skala gleicht dem Gesang der Nachtigall Oder dem Sturz des Wasserfalles. Die Pausen drücken eisige Traurigkeit aus. Das Ende der Melodie gleicht einem zerbrochenen Gefäß, Aus dem das Wasser reichlich strömt hervor. Es gleicht auch dem Zusammenstoß von Reitertruppen, Wenn Panzer und Lanzen aufeinanderklingen. Zum Schlusse führt sie den Bogen über die Saiten, Die unter einem einzigen Strich erzittern, Wie wenn man ein Stück Zeug zerreißt. Auf allen Schiffen im Osten und im Westen Ist es in diesem Augenblick still; man sieht nur Den Schein des Mondes auf der Oberfläche des Wassers. Sie hat aufgehört und sich erhoben, um ihre Wirte zu begrüßen. Sie erzählt, dass sie aus der Hauptstadt ist. Mit dreizehn Jahren hat sie die Laute spielen gelernt Und ihr Name ist einer der ersten Unter den Künstlerinnen geworden. Ihre Stücke entzückten die Kenner; Sie erregte die Eifersucht aller Frauen. Alle jungen Leute der Hauptstadt bewunderten sie; Jedes ihrer Stücke wurde Mit unschätzbaren Geschenken bezahlt. Die Edelsteine füllten ihre Wohnung. Wie oft wurde auf ihren roten Röcken Der Wein vergossen! Das Jahr verging in Festen, Der Frühling und der Herbst verflossen, Ohne daß sie es bemerkte, Ihr Bruder ist zum Militär gegangen, Ihre Mutter ist gestorben; Von Tag zu Tag ist ihre Jugend dahingewelkt. Die Wagen und Pferde vor ihrer Tür Sind seltener geworden Und sie hat sich entschlossen, Sich mit einem Kaufmann zu verheiraten. Doch dieser Kaufmann liebt nur das Geld; Er hat kein Gefühl für die Schmerzen der Trennung. 'Vor einem Monat zog er fort, um Tee zu kaufen. Seit seiner Abreise hüte ich allein das Schiff, Um welches der Mond und das Wasser Eine furchtbare Kälte verbreiten. Heute abends, als ich meiner frohen, So glücklich verlebten Jugend gedachte, Habe ich geweint Und gespielt, um mich zu zerstreuen.' Ich hatte Sympathie empfunden, Als ich das Spiel der Künstlerin hörte; Aber nach ihrer Erzählung mußte ich seufzen. Wir alle sind die Ausgestoßenen des Weltalls; Brauchen wir uns zu kennen, Ehe wir uns begegnen? Auch ich habe seit einem Jahre die Hauptstadt verlassen; Ich lebe krank in meinem Exil, Wo es keine Musik gibt. Während des ganzen Jahres habe ich keinen melodischen Ton gehört. Meine Wohnung am Ufer des Flusses ist sumpfig; Gelbes Schilf und Bambusrohr umgeben sie. Wißt ihr, was ich Tag und Nacht höre? Weinende Vögel und seufzende Affen. Trotz der Blumen des Frühlings und des Herbstmondes Gieße ich den Wein stets allein in mein Glas. Wohl höre ich den Gesang der Bergbewohner Und den Ton der Schalmeien aus dem Dorfe; Aber diese Musik betäubt mich, Ohne mir Freude zu machen. Heute Abend, als ich deine Laute vernahm, War es mir, als hörte ich Den Gesang der Engel, und ich war entzückt. Spiele noch ein Lied, ich bitte dich, Damit ich diese glückliche Begegnung niederschreiben kann. Gerührt durch meine Bitte, spielte sie stehend. Ihr Gesang war traurig; die ganze Zuhörerschaft War bewegt und ich selbst habe geweint.