秋興八首(其二)“夔府孤城落日斜”
Du Fu 杜甫 (712–770)
夔府孤城落日斜,每依南斗望京華。 聽猿實下三聲淚,奉使虛隨八月槎。 畫省香爐違伏枕,山樓粉堞隱悲笳。 請看石上藤蘿月,已映洲前蘆荻花。
Der Verbannte Hans Bethge (1876–1946)
— in: Bethge, Hans. Die chinesische Flöte. Nachdichtungen chinesischer Lyrik. Leipzig: Insel Verlag, 1907. p. 40f.
Oft stand ich einsam auf dem Festungsturme Des kahlen Berges. Dort, den Wolken nahe, Stand ich und sah die rote Sonne gehen. Und wenn die Sterne kamen, suchte ich An ihren Bildern mir die Richtung, wo Die schöne, ferne, bunte Hauptstadt lag. Da lugt ich sehnend aus, indeß sich Herz Und Ohr entsetzten beim Geschrei der Affen, Und niemals, wußt ich, kehrte ich nach Haus... Einst war ich der geliebte Freund der Götter! In Glanz und Schönheit strahlte meine Wohnung, Und wo ich ging, lang Weihrauch in der Luft. Einst schlief ich nachts auf seidenen Geflechten, – Jetzt steh ich schlaflos hinter Festungszinnen, Der schrille Pfiff der Wachen quält mein Ohr. Ich blicke wie im Traum auf die Sträucher Der Felsenwand, darauf der Vollmond flimmert – Das ganze Leben seh ich wie im Traum. Tief unten dämmern in dem halben Lichte Der Nacht die Inseln. Blasses Schilf des Herbstes Umblüht sie. Es ist Herbst, o meine Seele!
Herbstwehmutlieder, "Immer nur vom Festungswall Max Fleischer (1880–1942)
— in: Fleischer, Max. Der Porzellanpavillon. Nachdichtungen chinesischer Lyrik. Berlin, Wien, Leipzig: Paul Zsolnay Verlag, 1927. p. 11-13.
Immer nur vom Festungswall seh die Sonne ich ertrinken. Meine nassen Augen sinken mit dem feuerfarbnen Ball. Hinterm Berg, wo er verwich, liegt die Hauptstadt. Ich verzehre mich in Gram, doch immer nähre ich ein Heimkehrhoffnungslicht. Denk an manches Frauenbild, mag mir's auch ein Traum nur schaffen. Winselnd hängt ein Volk von Affen im Gesträuch. Das Bild verquillt. Bist das du, der im Palast ein- und ausging? Weihrauch bebte in der Luft. Die goldgewebte, seidne Matte lud den Gast mild zum Ausruhn. Hohe Kunst grüßte dich von allen Wänden, denn mit vollen reichen Händen schenkte deines Kaisers Gunst. Jetzt in diesem Festungsrund lauschest du dem Schritt der Wachen. Lang verlerntest du das Lachen, heimatfern und heimwehwund. Seligkeit ist dir nur dies, daß im halben Licht die fahlen Sandsteininseln rötlich strahlen in dein ärmliches Verließ. Herbstlich blüht das Schilfrohr. Sieh! wie die Felsen ihre Säume aus dem Schwall der Wogenschäume heben! Lausche! Melodie schwebt mit leichtem Flug herbei. Trink die Welt mit allen Sinnen! Diese öden Festungszinnen sind versunken. Du bist frei!
Herbstgesänge, II. Hans Heilmann (1859–1930)
— in: Heilmann, Hans. Chinesische Lyrik vom 12. Jahrhundert v. Chr. bis zur Gegenwart, Die Fruchtschale. München, Leipzig: R. Piper & Co., 1905. Vol. 1, p. 77.
Hoch auf dem Festungsturm des einsam in die Wolken ragenden Pe-ti-Berges, wenn die Sonne am Horizont verschwunden, Hab' ich oft an den Sternen die Richtung nach Tschang-ngan, unserer herrlichen Hauptstadt gesucht, Das Ohr und das Herz gepeinigt von den gellenden Klagelauten der Affen. Und in eitler Erwartung unverhoffter Heimkehr mich verzehrt. Einst stand ich in hoher Gunst und lebte in einem Palast mit reichem Schmuck von Künstlerhand; Weihrauch duftete, wo ich vorüberging, und ich schlief auf seidigen Matten. Jetzt steh' ich hinter den kahlen Zinnen der Felsenburg, wo die Schildwachen mit schrillen Pfiffen Signale wechseln. Wie im Traume blicke ich auf das wilde Gestrüpp an den Felsen, die grell der Mond erhellt, Und unten im Halblicht, das sie widerstrahlen, dämmern die sandigen Inseln hervor aus dem Strom mit dem herbstlich blühenden Schilfrohr.