野望 “清秋望不極”
Du Fu 杜甫 (712–770)
清秋望不極,迢遞起曾陰。
遠水兼天淨,孤城隱霧深。
葉稀風更落,山迥日初沈。
獨鶴歸何晚,昏鴉已滿林。
Abendlicher Spaziergang Hans Bethge (1876–1946)
— in: Bethge, Hans. Pfirsichblüten aus China. Berlin: Ernst Rowohlt Verlag, 1923. p. 54.
Vom Osten kommend, hat die milde Sonne
Des Herbstes nun die Wiesen überquert
Und stirbt im Westen in den großen Bergen.
Ein Schimmer bleibt am Firmament. Die Bäume
Glühen oben rosarot. Der Wind des Abends
Löst von den Zweigen still das letzte Blatt.
Ein Storchenweib, einsam und voller Trauer,
Fliegt zögernd seinem Neste zu, als hofft es
Des toten Gatten Rückkehr zu erleben.
Scharen von Raben heben ein Gekrächz
Um die erloschnen Bäume an. Der Halbmond
Steigt voller Schwermut in die kühle Nacht.
Abendwanderung auf der Wiese Gottfried Böhm (1845–1926)
— in: Böhm, Gottfried. Chinesische Lieder aus dem Livre de Jade von Judith Mendes. In das Deutsche übertragen von Gottfried Böhm. München: Theodor Ackermann, 1873. p. 37f.
Die Sonne des Herbstes durchwandert
Die Wiese von Osten aus,
Nun senkt sie sich hinter den Bergen
Hinunter in's feuchte Haus.
Es bleibt ein Leuchten am Himmel,
Obschon sich ihr Bild verlor,
Und von jenseits des Berges steigt sie
Des Morgens die Bahn empor!
Der Rost bedeckt die Bäume,
Die Farben sind fahl und matt,
Der Abendwind hat von den Aesten
Gebrochen das letzte Blatt.
Die Storchenwittwe fliegt heimwärts
- Wohl weiß sie ihr Neste leer –
Doch traurig fliegt sie und langsam,
Als hofft' sie auf Wiederkehr.
Die Raben haben ein großes
Geräusch in den Bäumen gemacht,
Als wieder sich anzuzünden
Der Mond begann für die Nacht.