飲中八仙歌
Du Fu 杜甫 (712–770)
知章騎馬似乘船
眼花落井水底眠
汝陽三斗始朝天
道逢麴車口流涎
恨不移封向酒泉
左相日興費萬錢
飲如長鯨吸百川
銜杯樂聖稱世賢
宗之瀟灑美少年
舉觴白眼望青天
皎如玉樹臨風前
蘇晉長齋繡佛前
醉中往往愛逃禪
李白一斗詩百篇
長安市上酒家眠
天子呼來不上船
自稱臣是酒中仙
張旭三杯草聖傳
脫帽露頂王公前
揮毫落紙如雲煙
焦遂五斗方卓然
高談雄辨驚四筵
An Li-Tai-Po Hans Bethge (1876–1946)
— in: Bethge, Hans. Die chinesische Flöte. Nachdichtungen chinesischer Lyrik. Leipzig: Insel Verlag, 1907. p. 42.
Die Poesie ist deine Sprache, Li-Tai-Po,
So wie das Lied der Vögel ewige Sprache ist.
Im Sonnenlicht und in dem Schatten des Abends
Fühlst du die Poesie. der Dinge und nur sie.
Genießt du goldnen Wein, so fliegen auf der Wolke
Der Trunkenheit dir himmlische Gedichte zu.
Du größter aller Menschen! Wie die Sonne strahlt,
So hüllst du uns in deines Geistes Strahlen ein.
Nimm, Herrlicher, dies Stammeln der Verehrung hin
Von Einem, der bewundernd tief im Dunkel steht!
An acht große Dichter, welche miteinander tranken: 1. An Tschi-Tschan; 2. An Uan-Tie; 3. An Tso-Sian; 4. An Tsui-Tschu-Tschi; 5. An Li-Tai-Pe; 6. An Tsou-Tie; 7. An Tan-Jo-Su; 8. An Tio-Sui Gottfried Böhm (1845–1926)
— in: Böhm, Gottfried. Chinesische Lieder aus dem Livre de Jade von Judith Mendes. In das Deutsche übertragen von Gottfried Böhm. München: Theodor Ackermann, 1873. p. 87-92.
1. An Tschi-Tschan.
Schneller, als das Schiff vom Wind gezogen,
Ist Dein Pferd zu uns herbeigeflogen.
Seine Glieder, die sich lieblich bogen,
Ahmten nach die Schwankungen der Wogen,
Und die Dinge, die vorüberflogen,
Zu erkennen, war dem Aug benommen,
Gleich als blickte man in Meereswogen,
Helle, schnelle, flüchtige und vage;
Und so bist Du richtig angekommen
Zu der Freunde frohem Trinkgelage!
2. An Uan-Tie!
Uan-Tie! Dir rath' ich dieß Eine:
Bleib immer in Ju-Jan,
Da triffst Du vom besten Weine
Am meisten immer an!
Man möchte wahrhaftig glauben,
Da gäb's voll Wein einen See
Und da nur kannst Du löschen
Den großen Durst, Wan Tie!
3. An Tso-Sian!
Wie der Strom in den See,
Aus der Tasse Porz'lan
Fließt stets Dir der Wein
In den Mund, Tso-Sian!
Deine Kehle gleichet des Stromes Bahn,
Der zwischen Bergen fließt,
Dein Bauch, der ist der Ocean,
Worein er sich ergießt.
Wie Fische athmen das Wasser kühl,
Trinkst Wein Du großes Genie;
Die Fische bekommen nicht Wassers zu viel,
Genug hast des Weins Du nie!
4. An Tsui-Tschu-Tschi
Daß die Deine mehr kann fassen
Als wohl aller Andern Tassen,
Tsui-Tschu-Tschi
Wie kommt es, wie?
Und daß Du des Trinkens wegen,
Mußt das Haupt nach rückwärts legen,
Tsui-Tschu-Tschi
Wie kommt es, wie?
Daß sich bei dem Rückwärtsneigen
Nur das Weiß des Aug's kann zeigen,
Tsui-Tschu-Tschi
Wie kommt es, wie?
Daß dabei Du Zeit, zu sehen
Wolken, die vorübergehen,
Tsui-Tschu-Tschi
Wie kommt es, wie?
Dein Gesicht ist dunkler kaum,
Als der weiße Wogenschaum,
Tsui-Tschu-Tschi
Wie kommt es, wie?
Dem Jadbaum gleichst Du, vom Wind gestaut,
Wenn duft'ger Wein Dir die Lippe bethaut!
5. An Li-Tai-Pe!
Li-Tai-Pe, Du hebst die Tasse;
Ehe Du sie setzest nieder,
Hast gemacht Du unwillkührlich
Ueber hundert holde Lieder!
Fühlst nach neuem Wein Verlangen.
He! - Wo weilt so lang der Schenke?
Ist zu Bette längst gegangen,
Gibt nicht Wein mehr in der Schenke!
Dort in seinem gold'nen Fahrzeug
Kommt des Himmels Sohn geschwommen,
Bittet Dich, an seine Seite
Mögst Du eine Weile kommen!
Aber Du: "Vornehme lieb' ich,
Lieb' ich ganz unsäglich wenig,
Und wir sind acht frohe Freunde
Hier versammelt - sagt's dem König!"
Weiß wohl, daß dein Glück Du landest,
Mehr als je es Weise thaten,
An des Weines heller Tiefe -
Doch ich will Dich nicht verrathen!
6. An Tsou-Tie.
Treibst Du gleich Dich an des Tempels Pforte,
Sind gleich Deine Sitten ernst und weise,
Ob verboten Dir des Fleisches Speise
Und des Wein's Unmäßigkeit zum Torte -
Trinkst doch gern im frohen Dichterkreise!
Ist Dir auch bekannt nicht Reim und Weise,
Eine Poesie ist jedes Deiner Worte! -
7. An Tan-Jo-Su!
Tan-Jo-Su, wenn Du drei Tassen hast,
Beginnst Du zu meditiren
Und gegen den Ritus - ein stummer Gast! -
Den Hut vom Kopf zu verlieren.
Dann nimmst Du den Pinsel zu Hand wohl auch,
Aus welchem die Lettern fallen;
Man glaubt, man sähe schwarzen Rauch
Ihm flüchtig und schnell entquallen! -
8. An Tio-Sui!
Sieben Tassen hast Du schon getrunken,
Noch nicht sprühen Deiner Dichtung Funken?
Aus den Träumen, in die tief versunken
Deine Freunde, weckt sie Deine Rede,
Wie der Wind die Wolken jüngst verwehte.
Auf steh'n sie vom Stuhle und die Fehde
Schweigt. Still ist rings und allzuspäte.
Höre auf zu trinken, rath ich Dir,
Denn Du trankest schon zu lange schier,
Endlich heißt es "scheiden" doch von hier! -