玉華宮
Du Fu 杜甫 (712–770)
溪回松風長,蒼鼠竄古瓦。 不知何王殿,遺構絕壁下。 陰房鬼火青,壞道哀湍瀉。 萬籟真笙竽,秋色正蕭灑。 美人為黃土,況乃粉黛假。 當時侍金輿,故物獨石馬。 憂來藉草坐,浩歌淚盈把。 冉冉征途間,誰是長年者。
In den Ruinen eines alten Schlosses Hans Bethge (1876–1946)
— in: Bethge, Hans. Pfirsichblüten aus China. Berlin: Ernst Rowohlt Verlag, 1923. p. 66f.
Der Bach enteilt mit Rauschen, grober Wind Jagt durch die Fichten. Ekle Ratten fliehen Vor meinem Schritt und bergen sich im Schutt. Wer weiß heut noch zu sagen, welcher Fürst Dies Schloß erbaute? Wo ist der geblieben, Der dieses Trümmerfeld uns hinterließ? Am Abend sieht man blaue Flämmchen schweben, Das sind die Geister der Verstorbnen. Seufzer Werden auf den zerstörten Straßen wach. Die mystischen Stimmen der Natur vereinen Sich gut mit diesen Trümmern. Auch das Schauspiel Des Herbstes paßt zu diesem öden Bild. Die schönen Töchter, die dem Fürsten blühten, Sind heute gelbe Erde, – so vergangen Wie ihrer Wangen trügerischer Glanz. Auch die Trabanten, die des Fürsten Wagen Begleiteten, sind hin. Von soviel Leben Blieb nur das Steinpferd auf des Fürsten Grab. Ich setze mich ins Gras, von dumpfer Trauer Umfangen, leise heb ich an zu singen Ein Lied, daraus mein ganzer Schmerz ertönt. In diesem rätselhaften Dasein wandert Ein jeder seinen Weg; doch alle Wege Sind kurz und flüchtig und geheimnisvoll.
Die Ruine Hans Heilmann (1859–1930)
— in: Heilmann, Hans. Chinesische Lyrik vom 12. Jahrhundert v. Chr. bis zur Gegenwart, Die Fruchtschale. München, Leipzig: R. Piper & Co., 1905. Vol. 1, p. 73-74.
Aufschäumend rauscht der herbstlich angeschwollene Bach, der Wind braust durch die Fichten. Graue Ratten, erschreckt von meinem Nahen, verkriechen sich unter verwittertes Gemäuer. Wer wüsste heut zu sagen, welcher Fürst es war, der einstmals den Palast erbaute, Von welchem nur noch diese Ruinen am Fuße des schroffen Spitzberges hinterblieben sind. Wie bläulich düstre Flammen siehst du hier Geister in den dunklen Verließen. Auf der verfallenen Straße hörest du geheimnisvolle Klagelaute; Mit den Stimmen des Waldes und der Luft vereinigen sie sich zu wunderlicher Harmonie, Und der beginnende Herbst erhöht die schwermütige Stimmung des Bildes. Einst wohnten hier die Schönen des königlichen Hofstaats; Staub und Asche ist alles, was von ihnen übrig blieb. Und von den künstlichen Reizen ihrer holden Wangen. Um den goldenen Wagen ihres Gebieters drängten sich die getreuen Wachen, Und von all dieser Herrlichkeit zeugt allein noch das steinerne Pferd auf dem Grabmal des Fürsten. Ich sitze im hohen Grase und tiefe Wehmut sinkt mir auf das Herz, Ich beginne ein Lied, das meine Traurigkeit erhöht, mein Weinen wird zum Schluchzen. Ach, auf dem Weg des Lebens, den wir alle gehen, Wer weiß, wie nahe wir dem Ziel!
Ich bin bewegt von tiefer Traurigkeit [Ausz.] Adolph Schulze , Jitong Chen (1851–1907)
— in: Rheden, Peter (ed.). Chinesisch-deutsche Gedichte. Eine Zusammenstellung aus verschiedenen Quellen. Zweiter Teil: Zweites ausführliches Literaturverzeichnis – Mit Zitaten zu den Kapiteln: Chinesische Poesie, Literatur, Kultur, Gymnasial-Programm-Abhandlung aus dem XXIX. Jahresbericht des f.b. Vinzentinums in Brixen, Südtirol. Brixen: Verlag des f. b. Vinzentinums, 1904. p. 47.
Ich bin bewegt von tiefer Traurigkeit Und lasse in das dichte Gras mich nieder. Ich beginne einen Gesang, in dem mein Schmerz zum Ausdruck kommt. Die Tränen übermannen mich und fließen reichlich ... Ach, wer könnte lange wandeln Auf dem Wege des Lebens, Den jeder für sich durchläuft?