鬥雞聯句
Han Yu 韓愈 (768–824)
大雞昂然來,小雞竦而待(愈)。 崢嶸顛盛氣,洗刷凝鮮彩(郊)。 高行若矜豪,側睨如伺殆(愈)。 精光目相射,劍戟心獨在(郊)。 既取冠為冑,復以距為鐓。 天時得清寒,地利夾爽塏(愈)。 磔毛各噤痒,怒癭爭碨磊。 俄膺忽爾低,植立瞥而改(郊)。 腷膊戰聲喧,繽翻落羽F1。 中休事未決,小挫勢益倍(愈)。 妒腸務生敵,賊性專相醢。 裂血失鳴聲,啄殷甚飢餒(郊)。 對起何急驚,隨旋誠巧紿。 毒手飽李陽,神槌困朱亥(愈)。 惻心我以仁,碎首爾何罪。 獨勝事有然,旁驚汗流浼(郊)。 知雄欣動顏,怯負愁看賄。 爭觀雲填道,助叫波翻海(愈)。 事爪深難解,嗔睛時未怠。 一噴一醒然,再接再礪乃(郊)。 頭垂碎丹砂,翼搨拖錦綵。 連軒尚賈餘,清厲比歸凱(愈)。 選俊感收毛,受恩慚始隗。 英心甘鬥死,義肉恥庖宰。 君看鬥雞篇,短韻有可采(郊)。
Das Kettengedicht vom Hahnenkampf Erwin von Zach (1872–1942)
— in: Zach, Erwin von. Hightower, James Robert (ed.). Han-Yü's poetische Werke, Harvard-Yenching Institute studies. Cambridge, Massachusetts: Harvard University Press, 1952. p. 211-213.
Han Yü: Der grosse Hahn kommt stolzen Schritts daher, Der kleine ist voll Ehrfurcht und Erwartung. Mêng Chiao: Der eine ist hoch aufgerichtet von Kampfesmut geschwellt (Liki I, 722). Des anderen Erstarrung wird durch Waschen neu belebt. Han Yü: Der Stolze brüstet sich gleichsam mit seiner Tapferkeit, Verstohlnen Blickes erspäht der andere die Gefahr. Mêng Chiao: Die Augen beider schiessen aufeinander Blitze, Und ihre Gedanken sind allein mit ihren Waffen beschäftigt. Han Yü: Den Kamm betrachten sie als Helm Und ihren Sporn als Speer. Mêng Chiao: Der Himmel (Legge II, 209) ist mit heiterem, kaltem Wetter günstig, Die Örtlichkeit durch hohe freie Lage zum Kampf geeignet (Legge V, 586/9). Han Yü: Mit gespreizten Federn trotzen sie der Kälte, Voll Zorn schwellen ihre Kehllappen um die Wette an. Mêng Chiao: Die vorgeneigte Brust senkt sich plötzlich, Und wieder aufgerichtet ändern sie die Stellung jeden Augenblick. Han Yü: "Pi-po" erschallt ihr Kampfgekrächz, Und weisse Federn fallen in wirrem Durcheinander. Mêng Chiao: Dann kommt die Pause - denn die Sache ist noch nicht entschieden, Nach kurzer Rast werden die Kräfte verdoppelt eingesetzt. Han Yü: Die Eifersucht verlangt den Kampf auf Leben und Tod, Die Mordlust fordert gegenseitiges Zerfleischen. Mêng Chiao: Das Blut spritzt, und das Gekrächz verstummt, Die Schnäbel sind vor lauter Hunger purpurrot. Han Yü: Einander so gegenüberstehen, wie spannend ist dies! Sich dann plötzlich umzudrehen ist wirklich ein schlauer Kniff. Mêng Chiao: Die gefährlichen Hiebe hätten selbst einen Raufbold wie Li Yang gesättigt, Der wunderbare Hammer hätte selbst einen Herkules wie Chu Hai (B.D. No. 442) ermüdet. – Han Yü: Unser Herz ist von Mitleid ergriffen. Was ist eure Schuld, um sich die Köpfe so übel zuzurichten? Mêng Chiao: Allein nur der Anblick ist von solcher Wirkung, Dass kalter Schweiss uns die Stirne herunterrinnt. Han Yü: Wer den Sieger kennt, zeigt ein freudig erregtes Gesicht, Wer die Niederlage fürchtet, blickt mit Kummer auf seinen Einsatz. Mêng Chiao: Die sich drängenden Zuschauer füllen wie eine Wolke den Weg, Die aufhetzenden Zurufe folgen einander wie die sich überstürzenden Wogen des Meeres. Han Yü: Die tief eingeschlagenen Krallen sind nicht leicht wieder freizubekommen, Die zornsprühenden Augen sind noch immer nicht müde. Mêng Chiao: Durch Bespritzen mit Wasser wird die Kampflust von neuem geweckt, Nochmals wird der Streit aufgenommen und nochmals die Waffen geschärft. (Legge III, 622, T. of T. I, 254). Han Yü: Die Köpfe hängen herab, ganz von Blut überströmt. Die gebrochenen Flügel werden nachgeschleppt wie ein Fetzen Brokat. Mêng Chiao: Doch beide erheben sich wieder, um ihre letzten Kräfte (Legge V, 340/2) einzusetzen. - Bis plötzlich ein schriller Schrei ertönt, gleichsam den Sieg verkündend. Han Yü: Der Sieger ist dankbar für die ihm zuteil werdende Ehrung (aufgenommen zu werden wie einst Mao Sui, B.D. No. 1504). Der Begnadigte schämt sich, dass er bisher so gute Behandlung genossen (dass bei ihm begonnen wurde wie einst bei Kuo Wei, Chavannes, Mém. hist. IV, 144, Ku-wên-yüan-chien 8/43, meine Lexikogr. Beiträge I, 8). Mêng Chiao: Das tapfere Herz hätte gern bis zum Tode gekämpft, Das ritterliche Fleisch empfindet es als Schimpf, dem Küchenchef überliefert zu werden. – Han Yü: Wenn Du dieses Gedicht vom Hahnenkampf liest, Wirst Du sehen, dass auch dieser dürftige Reim Beachtung und Verwendung verdient.