薦士
Han Yu 韓愈 (768–824)
周詩三百篇,雅麗理訓誥。
曾經聖人手,議論安敢到。
五言出漢時,蘇李首更號。
東都漸瀰漫,派別百川導。
建安能者七,卓犖變風操。
逶迤抵晉宋,氣象日凋耗。
中間數鮑謝,比近最清奧。
齊梁及陳隋,眾作等蟬噪。
搜春摘花卉,沿襲傷剽盜。
國朝盛文章,子昂始高蹈。
勃興得李杜,萬類困陵暴。
後來相繼生,亦各臻閫奧。
有窮者孟郊,受材實雄驁。
冥觀洞古今,象外逐幽好。
橫空盤硬語,妥貼力排奡。
敷柔肆紆餘,奮猛卷海潦。
榮華肖天秀,捷疾逾響報。
行身踐規矩,甘辱恥媚灶。
孟軻分邪正,眸子看瞭眊。
杳然粹而清,可以鎮浮躁。
酸寒溧陽尉,五十幾何耄。
孜孜營甘旨,辛苦久所冒。
俗流知者誰,指注競嘲帉。
聖皇索遺逸,髦士日登造。
廟堂有賢相,愛遇均復燾。
況承歸與張,二公迭嗟悼。
青冥送吹噓,強箭射魯縞。
胡為久無成,使以歸期告。
霜風破佳菊,嘉節迫吹帽。
念將決焉去,感物增戀嫪。
彼微水中荇,尚煩左右芼。
魯侯國至小,廟鼎猶納郜。
幸當擇弍玉,寧有棄珪瑁。
悠悠我之思,擾擾風中纛。
上言愧無路,日夜惟心禱。
鶴翎不天生,變化在啄菢。
通波非難圖,尺地易可漕。
善善不汲汲,後時徒悔懊。
救死具八珍,不如一簞犒。
微詩公勿誚,愷悌神所勞。
Preis des Gelehrten (Han Yü empfiehlt seinen Freund Mêng Chiao dem Gouverneur von Honan Chêng Yü-ch'ing) Erwin von Zach (1872–1942)
— in: Zach, Erwin von. Hightower, James Robert (ed.). Han-Yü's poetische Werke, Harvard-Yenching Institute studies. Cambridge, Massachusetts: Harvard University Press, 1952. p. 55-58.
Die dreihundert Gedichte des Shihking (der Chou-Dynastie) enthalten in schöner, erhebender Sprache Belehrung und Warnung und können dem Shuking verglichen werden.
Nachdem sie einmal durch Konfuzius revidiert worden sind, wie könnte ich wagen sie zu kritisieren?
Die fünffüssigen Verse stammen aus der Han-Zeit, Su Wu und Li Ling (B.D. No. 1792 und 1171) haben zuerst den neuen Namen gebraucht (Chavannes IV, 257).
(In der Zeit des Kwang-wu-ti) sind sie in der östlichen Hauptstadt Loyang allmählich sehr in Mode gekommen, die hundert verschiedenen poetischen Formen (die nun entstanden) verhalten sich zum Shihking wie Nebenflüsse (Wen-hsüan 5/3).
In der Chien-an-Periode (196-220 n. Chr.) gab es sieben grosse Dichter (D.B. No. 777), die in hervorragender Weise die Dichtkunst veränderten.
Im weiteren Verlaufe gelangen wir zur Chin- und Sung-Dynastie, wo die Gestaltung der Ideen zunehmende Degeneration zeigt.
Unter den (wahren) Dichtern jener Zeit wollen wir Pao Chao und Hsieh Ling-yün (B.D. No. 1619 und 739) nennen, deren Vergleiche und Allegorien besonders schön und tief waren.
Was die folgenden Dynastien Ch'i, Liang, Ch'ên und Sui betrifft, so sind deren poetische Leistungen wohl alle dem Zirpen von Zikaden zu vergleichen.
Der Frühling der Poesie wird nach (duftenden) Blumen und Kräutern durchsucht, und die Anlehnung an die Vorgänger (Liki II, 63) wird leider oft zum Plagiat.
Unter der jetzigen Dynastie endlich hat die Literatur einen grossen Aufschwung genommen, und unter den ersten, die sich stolz erheben (Legge V, 853/7), ist Ch'ên Tzu-ang (B.D. No. 258).
Da erscheinen plötzlich Li T'ai-po und Tu Fu, welche die ganze Natur sich unterwarfen.
Die Epigonen, die ihre Kunst fortsetzten, fanden auch alle noch verborgene Schönheiten.
Unter diesen ist Mêng Chiao einer der besten. Sein gottbegnadetes Talent ist wirklich voll stolzer Kraft.
Seine tiefe Einsicht durchdringt Altertum und Neuzeit, seine Originalität verfolgt tiefliegende Feinheiten.
Stets weiss er kräftige Worte unterzubringen und zeigt in der glatten Komposition eine Stärke, die Ao (Legge I, 277) in Schatten stellt.
In der Darstellung des Zarten liebt er anmutige Wendungen; wenn in wilder Erregung, überwältigt er wie die Wassermassen des Meeres.
Seine herrlichen Ausdrücke erinnern an himmlische Blumen, seine Kunst der Stegreifproduktion ist grösser als die Promptheit des Echo.
Seine Lebensführung folgt den hergebrachten Regeln; sich mit kleiner Stellung zufriedengebend schämt er sich den Ministern zu schmeicheln (Legge I, 159).
Mêngtzu (Legge II, 306) unterschied gut und böse, je nachdem die Pupille der Menschen klar oder getrübt ist.
Mêng Chiao's Auge ist besonders helle und weiss beruhigenden Einfluss auf die stürmischen Streber auszuüben.
Als armer Gelehrter wurde er zum Sekretär des Districtsrichters von Li-yang ernannt. War er mit seinen fünfzig Jahren für diesen Posten nicht schon zu alt? (Liki I, 9).
Mit Eifer (Legge III, 76) kommt er seinen Pflichten als Sohn nach (Liki I/625) und trotzt schon seit langem Kummer und Sorgen.
Unter dem grossen Publikum wer ist da, der ihn wirklich kennen würde? Kritiker wetteifern nur ihn zu tadeln und zu verspotten.
Der Kaiser sucht gerade jetzt übersehene, in Zurückgezogenheit lebende Männer (Legge II, 207) und täglich werden hervorragende Charaktere (Legge IV, 377) zu Beamten ernannt und verwendet.
Der Hof (Ahnentempel der Dynastie) besitzt nun einen weisen Minister (Chêng Yü-ch'ing), der die Tüchtigen liebt und sie in gerechter Weise zu fördern und zu schützen sucht.
Ueberdies ist Mêng Chiao bei Kuei Têng und Chang Chien-fêng günstig bekannt, welche beide wiederholt mitleidig sich seiner annahmen.
Wenn sie ihre Empfehlungen an den Kaiser richten wollten, wäre (das Erlangen einer guten Stelle) so leicht, wie wenn ein starker Pfeil die Seide von Lu durchbohrt.
Warum bleibt ein Erfolg so lange aus? Jetzt will Mêng Chiao (nicht länger warten und) nach Hause zurückkehren.
Der Herbst naht heran, wo ein eisiger Wind die herrliche Aster vernichtet und wo man am fröhlichen Feste (des 9. des 9. Monats) die vom Winde entrissene Mütze verfolgt (Pétillon pg. 115).
Wenn ich denke, dass er jetzt entschlossen ist sich von mir zu trennen, werde ich von der herbstlichen Natur ergriffen und es wächst noch weiter meine Freundschaft für ihn.
Im Shihking wird von jenen kleinen Wassergentianen (Legge IV, 3) erzählt, dass sie von der Umgebung des Fürsten unermüdlich gepflückt wurden (umsomehr muss der tüchtige Mêng Chiao gewählt werden).
Das Reich des Herrschers von Lu war besonders klein, doch hat es verstanden die wertvollen Dreifüsse von Kao (Legge V, 37) in seinem Ahnentempel aufzunehmen (umsomehr muss das grosse T'ang-Reich sich des Mêng-Chiao annehmen).
Gerade jetzt in der Zeit, da man zwischen Alabaster und Jade wählt (Liki II, 697), warum will man ein Jadezepter verwerfen? –
Voll Unruhe sind meine Gedanken, und mein Herz ist bewegt wie eine Fahne im Winde.
Leider habe ich jetzt keine Möglichkeit, dem Kaiser persönlich die Sache vorzutragen, aber Tag und Nacht bittet mein Herz Dich, ihm helfen zu wollen.
Die Flügel des Kranichs sind nicht mit der Geburt schon gegeben, ihre Entwicklung hängt von der Brütung und Fütterung ab.
Euch mächtigen Herren, die ihr Zutritt zum Kaiser habt, (wie Wasser zum Meere), kann der Entschluss nicht schwer werden: ein bisschen Erde kann leicht transportiert werden.
Wenn man nicht ohne Unterlass die Guten heranzieht, wird man später vergebens Reue empfinden.
Wenn man jemanden vom Hungertode retten will, ist das Zubereiten der acht Leckerbissen nicht so gut, wie ein Korb (einfacher) Lebensmittel.
Tadle mich nicht (Legge III, 359) wegen dieses kleinen Gedichtes, Du von den Geistern gesegneter erhabener Weiser! (Legge IV, 446).