山石
Han Yu 韓愈 (768–824)
山石犖确行徑微,黃昏到寺蝙蝠飛。 升堂坐階新雨足,芭蕉葉大支子肥。 僧言古壁佛畫好,以火來照所見稀。 鋪床拂席置羹飯,疏糲亦足飽我飢。 夜深靜臥百蟲絕,清月出嶺光入扉。 天明獨去無道路,出入高下窮煙霏。 山紅澗碧紛爛漫,時見松櫪皆十圍。 當流赤足蹋澗石,水聲激激風吹衣。 人生如此自可樂,豈必局束為人鞿。 嗟哉吾黨二三子,安得至老不更歸。
Bergfelsen Richard Wilhelm (1873–1930)
— in: Wilhelm, Richard. Chinesische Sommergedichte. Qingdao: ohne Verlag, 1919. p. 21f.
— in: Wilhelm, Richard. Chinesisch-Deutsche Jahres- und Tageszeiten. Lieder und Gesänge. Jena: Eugen Diederichs, 1922. p. 40f.
— in: Gundert, Wilhelm. Lyrik des Ostens. München: Carl Hanser Verlag, 1952. p. 324f.
Durch steiles Felsgeklüft führt mich der schmale Pfad Im Dämmerlicht zum fledermausumschwirrten Kloster. Ich ruhe auf des Tempels Stufen, wo vom Regen Die Blätter der Bananen frisch, die Jasminblüten duften. Der Mönch erzählt von all den vielen Buddhabildern, Die in die Wand gehaun, sie seien Meisterwerke, Und eine Fackel holt er, sie ins Licht zu setzen, Doch sieht man wenig in dem ungewissen Flackern. Ein Bett bereitet er sodann und kehrt die Matten Und stellt vor mich die Abendsuppe hin, Einfach Gemüse, schlichten Reis, doch für den Hunger gut. – Tief ruht und still die Nacht, die hundert Stimmen Der Zirpen, die den Tag durchlärmten, schweigen. Dort hinter Felsenzacken kommt der Mond hervor Und füllt mit seinem Schein des Fensters Gitterwerk. Der Tag erwacht. Ich wandre einsam ohne Pfade Talein, talaus, bergauf, bergab im Nebelrieseln. Rot strahlt der Berg, das Tal mischt grüne Lichter Und bunte Farben schimmernd in das Leuchten. Oft treff auf Stämme ich von Kiefern oder Zedern Uralt und stark, die wohl zehn Männer kaum umspannten. Dem Bache folgend schreite ich mit nackten Füßen Auf wohlgewählten Steinen klüglich durch die Flut. Des Wassers Rauschen klingt mir in den Ohren, Indes der Wind mit meinen Kleidern spielt. – So macht Natur das Leben frei und fröhlich. Wozu doch treten wir in das Getrieb des Alltags ein, Wo wir gespannt in harte Sklavenketten? Ach, könnten wir, die wir die Freiheit kennen, Doch bis zum Alter solch ein Leben führen Und nie zurück mehr müssen in der Menschen Schwarm!
Zwischen den Felsen hindurch Erwin von Zach (1872–1942)
— in: Zach, Erwin von. Hightower, James Robert (ed.). Han-Yü's poetische Werke, Harvard-Yenching Institute studies. Cambridge, Massachusetts: Harvard University Press, 1952. p. 65f.
Zwischen den wilden Felsen hindurch führt ein schmaler Fusspfad, Abenddämmerung ist's, schon flattern die Fledermäuse, da erreich' ich das Kloster. Ich steige zur Halle hinauf, setze mich auf die Stufen und sehe, dass der letzte Regen ausreichend war: Vor mir sind grosse Bananenblätter und saftige Gardenia-Blüten. Der Bonze spricht von der Schönheit der alten buddhistischen Wandmalereien Und bringt eine Fackel herbei; was ich sehe ist von seltener Herrlichkeit. Ein Bett wird aufgeschlagen, die Matte gekehrt und Essen mir vorgesetzt. Obwohl nur einfache Grütze, genügt sie meinen Hunger zu stillen. Die Nacht ist tiefstille, die Ruhe sanft, denn die hundert Insekten haben zu zirpen aufgehört. Der helle Mond erhebt sich hinter dem Gebirge, und sein Licht scheint die Tür herein. Am Morgen gehe ich allein aus ohne Weg und Steg. Waldein waldaus, bergauf bergab, überall dichten Nebel durchdringend. Die sich nach allen Seiten verbreitenden Sonnenstrahlen röten die Berge und lassen das Wasser des Giessbaches grün erglitzern. Oft begegnet man Fichten und Eichen von riesigen Dimensionen. Beim Durchwaten betritt der nackte Fuss die Steine des Giessbaches, Das Wasser rauscht, und der Wind bläst durch die Kleidung. Wenn das Leben immer so sorgenlos verliefe, könnte man wirklich glücklich sein. Ist es denn durchaus nötig, sich von den Menschen einspannen zu lassen? Ach, ihr meine wenigen Freunde (die ihr mich heute begleitet), Warum können wir nicht bis in unser Alter hier verbleiben, ohne weiter an die Rückkehr zu denken?