羔裘 "羔裘逍遙"
Anonymous (Shijing)
羔裘逍遙,狐裘以朝。
豈不爾思,勞心忉忉。
羔裘翱翔,狐裘在堂。
豈不爾思,我心憂傷。
羔裘如膏,日出有曜。
豈不爾思,中心是悼。
Sehnsucht nach dem Fürsten, der an den Königshof gezogen ist Johann Cramer
— in: Cramer, Johann (ed.). Schi-King, oder Chinesische Lieder, gesammelt von Confucius. Neu und frei nach A. La Charme's lateinischer Übersetzung bearbeitet. Fürs deutsche Volk hg. von Johann Cramer, Das himmlische Reich. Oder China's Leben, Denken, Dichten und Geschichte, 4 vols. Crefeld: Verlag der J. H. Funcke'schen Buchhandlung, 1844. p. 106.
Im Gewand von Lammesfell
Ging er ein und ging er aus,
Hei, wie glänzend sah er aus!
Doch im falben Fuchsfellkleid
Zog zum Königshof er ein.
Ob ich wohl gedenke sein?
Ach, ich kann es nur mit Leid!
Im Gewand von Lammesfell
Glänzte er in seinem Haus,
Und noch weit ins Land hinaus;
Doch in falber Fuchsfelltracht
Trat er nun als Hofmann ein.
Ob ich wohl gedenke sein?
Ach, in Schmerzen Tag und Nacht!
Dein Gewand von Lammesfell
War mir stets ein Augenschmaus;
Sahst wie Schnee und Sahne aus,
Oder wie ein Sonnenstrahl,
Der durch Wolken bricht herein.
Sollt' ich nicht gedenken dein?
Hab' ich eine andre Wahl?
Sehnsucht nach dem an den Kaiserhof gezogenen Fürsten Friedrich Rückert (1788–1866)
— in: Rückert, Friedrich. Schi-king. Chinesisches Liederbuch. Altona: J. F. Hammerich, 1833. p. 151.
Im Gewand vom weißen Lammesfelle
Gieng er aus und ein bei seiner Schwelle,
O wie herrlich es ihm stand!
Doch im falben Fuchsgewand
Zog er daß er sich dem Kaiser stelle.
Sollt' ich deiner nicht gedenken?
Doch wie möcht' ich's, ohne mich zu kränken!
Im Gewand der weißen Lammesfelle
Leuchtet' er in seines Hauses Zelle,
Leuchtet' er im ganzen Land;
Doch im falben Fuchsgewand
Ist er nun des Kaisers Hofgeselle.
Sollt' ich deiner nicht gedenken?
Könnt' ich's ohne mich in Gram zu senken?
Dein Gewand von weißem Lämmerfelle
War den Augen eine Freudenquelle.
Wie der pure Rahm geronnen,
Oder wie ein Stral der Sonnen,
Warst du anzusehn in deiner Helle.
Sollt' ich dein nicht mehr gedenken,
Worauf sollt' ich die Gedanken lenken?
Der eitle und leichtisinnige Fürst Victor von Strauß (1809–1899)
— in: Strauß, Victor von. Schi-king. Das kanonische Liederbuch der Chinesen. Heidelberg: Carl Winter's Universitätsbuchhandlung, 1880. p. 230.
Im Lammpelz treibst du Müßiggang,
Im Fuchspelz hältst du Hofempfang;
Wie sollt' ich da nicht dein gedenken?
Mir ist im Herzen weh und bang.
Im Lammpelz schwärmst du sonder Wahl,
Im Fuchspelz bist du in dem Saal;
Wie sollt' ich da nicht dein gedenken?
Mir macht's im Herzen Leid und Qual.
Der Lammpelz, wie von Fettbalsam,
Erglänzt, sowie die Sonne kam;
Wie sollt' ich da nicht dein gedenken?
Mein ganzes Herz ist voller Gram.