羌村(其三)“群雞正亂叫”
Du Fu 杜甫 (712–770)
群雞正亂叫,客至雞鬥爭。
驅雞上樹木,始聞叩柴荊。
父老四五人,問我久遠行。
手中各有攜,傾榼濁複清。
苦辭酒味薄,黍地無人耕。
兵革既未息,兒童盡東征。
請為父老歌,艱難愧深情。
歌罷仰天歎,四座淚縱橫。
Das Dorf Kiang, III, "Die Hühner lärmen vor dem Tor umher" Otto Hauser (1876–1944)
— in: Brandes, Georg. Die chinesische Dichtung von Otto Hauser. Mit 9 Vollbildern in Tonätzung. Berlin W.: Marquardt Co., Verl.-Anst. G.m.b.H., 1905. p. 41.
— in: Hauser, Otto. Chinesische Gedichte aus der Han-, Tang- und Sung-Zeit. Übersetzt und eingeleitet von Otto Hauser, Aus fremden Gärten 58. Weimar: Alexander Duncker Verlag, 1917. p. 15.
Das Hühnervolk lärmt vor dem Tor umher,
Da Gäste kommen, lärmen sie noch mehr.
Aufstiebend fliehn sie unters Buschwerk dann
Und an die rote Pforte pocht es an.
Vier würd'ge Greise treten zu mir ein
Und fragen um mein langes Fernesein.
Ein jeder trägt in Händen zum Geschenk
Der trüben Most, der lauteres Getränk.
"Der Wein ist schwach", entschuld'gen sie die Gaben,
"Das Land wär gut, nur müßt' man Leute haben".
"Kein Ende nehmen noch die Unheilsposten,
All unsre Söhne fielen schon im Osten."
Dann bitten mich die Greise um ein Lied,
Das ihren Kummer lindre, eh' ich schied.
– Ich endete. Sie blicken himmelauf,
Seufzen und achten nicht der Tränen Lauf.
— in: Hauser, Otto. Chinesische Gedichte aus der Han-, Tang- und Sung-Zeit. Übersetzt und eingeleitet von Otto Hauser, Aus fremden Gärten 58. Weimar: Alexander Duncker Verlag, 1917. p. 15.
Im Dorfe Kiang, III. Hans Heilmann (1859–1930)
— in: Heilmann, Hans. Chinesische Lyrik vom 12. Jahrhundert v. Chr. bis zur Gegenwart, Die Fruchtschale. München, Leipzig: R. Piper & Co., 1905. Vol. 1, p. 67-68.
Das Hühnervolk kräht und gackert auf dem Hofe,
Jetzt wächst sein Geschrei und kündet mir ängstlich das Nahen von Besuchern.
Man jagt die Vögel weg, sie fliehen hinaus unter die Bäume
Und draußen hört man sie an das Holztor picken.
Es sind die Ältesten der Gegend,
Die kommen und von meinen weiten Fahrten hören wollen.
Jeder von ihnen bringt mir einen Becher Wein,
Der eine trüben und der andere klaren.
Der Wein ist schwach, so sprechen sie traurig,
Denn wir haben niemand mehr, der unser fruchtbares Land bestellt.
Weh, nimmt das Elend dieses Kriegs kein Ende?
All unsre Söhne hat man uns weggeführt!...
Ihr Greise, euer Kummer geht mir nah,
Ich will zum Dank für euere Gaben ein Lied euch singen! –
Ich war zu Ende. Doch noch immer saßen still die Greise, lauschend,
Den Blick zum Himmel aufgeschlagen, die Brust geschwellt von Seufzern und die Augen voller Tränen.
Rückkehr in das Dorf Ki-ang, "Die Hühner gackern. Und die Pforte klirrt" Klabund (1890–1928)
— in: Klabund. Dichtungen aus dem Osten. Bd. II China: Chinesische Lyrik. Wien: Phaidon-Verlag, 1929. p. 72f.
— in: Klabund. Dichtungen aus dem Osten. Bd. II: Chinesische Gedichte. Nachdichtungen. Wien: Phaidon-Verlag, 1954. p. 107.
Die Hühner gackern. Und die Pforte klirrt.
Es naht Besuch. Ein Zug von grauen Greisen.
Sie bringen Wein. Ihr Auge ist verwirrt.
Man will dem Fremdling Gastlichkeit erweisen.
Ihr Schopf ist über eine Nacht beschneit.
Und sie jonglieren nur mit ihren Köpfen.
Seht: wie sie Unrat statt Erinnrung schöpfen!
Im Blitzstrahl zitterte die Ewigkeit.
Ich komme weit vom Tod. Die Dörfer glühten.
Am Rebstock weht des toten Winzers Wisch.
Des Krieges ungeheure Vögel brüten
Gedanken grauenvoll und mörderisch.
Uns klingt kein Ruf von den besonnten Türmern,
Die Gott auf seine vielen Hügel stellt.
Wir ringeln uns im Schlamm mit Regenwürmern,
Bis uns der Gießbach rauschend überfällt.
Ihr Guten: Dank für euren schlechten Wein!
Ich singe, weil ich eine Schwalbe sah...
Sie lauschen. Fallen leise singend ein;
Und singend sind sie der Verzwiflung nah.
— in: Klabund. Dichtungen aus dem Osten. Bd. II: Chinesische Gedichte. Nachdichtungen. Wien: Phaidon-Verlag, 1954. p. 107.