秋興八首(其一)“玉露凋傷楓樹林”
Du Fu 杜甫 (712–770)
玉露凋傷楓樹林,巫山巫峽氣蕭森。
江間波浪兼天湧,塞上風雲接地陰。
叢菊兩開他日淚,孤舟一繫故園心。
寒衣處處催刀尺,白帝城高急暮砧。
Herbst in der Fremde Hans Bethge (1876–1946)
— in: Bethge, Hans. Pfirsichblüten aus China. Berlin: Ernst Rowohlt Verlag, 1923. p. 59f.
Der Reif des Herbstes, der wie Jade schimmert,
Liegt auf den zarten Zweigen der Platanen,
Die ragen bleich und welk in dünner Luft.
Durch das Gebirge, durch die Felsenschluchten
Jagt kalter Wind; er fängt sich in den Bäumen,
Und seine Seufzer irren durch das Laub.
Am Horizont seh ich den breiten Strom,
Er trägt auf seinen schnell bewegten Wogen
Das Bild des Himmels blau und märchenhaft.
Der Wind reißt von den Gipfeln die Gebilde
Der Wolken nieder, fein wie Wattetupfen,
Und mischt sie mit dem grauen Dunst der Welt.
Ich bin in der Verbannung. Zweimal schon
Sah ich durch meine sehnsuchtsvollen Tränen
Die üppige Pracht der Chrysanthemen blühn.
Ich bin wie eine Barke, die am Ufer
Durch Eisenketten festgehalten wird, –
Die ferne Heimat kann ich nicht erreichen.
Die Leute sind geschäftig bei der Arbeit,
Sich Kleider für den Winter herzustellen,
Bald sind die rauhen, kalten Tage da.
Die Sonne geht. Ich höre von den Hügeln
Den Schlag der Drescher auf die harten Tennen, –
Ein Lied, das mir das Herz noch ganz zerreißt!
Herbstwehmutlieder, "Von allen Bäumen fegen" Max Fleischer (1880–1942)
— in: Fleischer, Max. Der Porzellanpavillon. Nachdichtungen chinesischer Lyrik. Berlin, Wien, Leipzig: Paul Zsolnay Verlag, 1927. p. 9-11.
Von allen Bäumen fegen
die Blätter vor dem Wind.
In Strömen gießt der Regen.
Die kalte Zeit beginnt.
Hoch gehn im Fluß die Wogen
und türmen sich im Schwall
fast bis zum Himmelsbogen
empor, ein Wasserwall.
In den Wäldern ein Sausen,
immer der eine Ton!
Hier ist nimmer zu hausen.
Läg ich im Schlafe schon!
Von den Gebirgen schweben
Wolken um Wolken fahl.
In den Steppen heben
sich Nebel allzumal.
Noch blühn die Chrysanthemen,
doch morgen ist alle Pracht
ein wesenloser Schemen;
nicht eine Aster lacht.
Angekoppelt, ein Nachen
am Ufer, lieg ich, tanz
auf Wellen. Träume entfachen
mein Dorf zu vollem Glanz.
Schon holt man aus den Spinden
sich warmes Wams. Der Frost
kam mit den Winterwinden.
Im Keller friert der Most.
Im weiten Umkreis stellen
sie Schneelaternen auf.
Kleine Feuer hellen
die trüben Fernen auf.
Im Tal die Wäscherinnen
schwemmen in aller Ruh
und tragen nasse Linnen
in Körben und singen dazu:
"Der Herbst, der Herbst ist kommen."
Die Weise legt sich leis
ans Herz mir. Leicht verglommen
die Feuerlein im Kreis.
Herbstgesänge, I. Hans Heilmann (1859–1930)
— in: Heilmann, Hans. Chinesische Lyrik vom 12. Jahrhundert v. Chr. bis zur Gegenwart, Die Fruchtschale. München, Leipzig: R. Piper & Co., 1905. Vol. 1, p. 76.
Es fallen die Blätter vom Herbst gewellt,
Kalt zieht der Wind durch das Vu-chan-Tal, in den Wäldern heulend und rauschend.
Unendlich wächst der Strom, seine Wogen stürmen und türmen sich, als wollten sie zum Himmel steigen.
Die Wolken vom Gebirge wallen hernieder und ballen sich mit den Nebeln der Steppen zusammen.
Heut blühen die Chrysanthemen, morgen werden die letzten Blumen die Köpfe senken.
Ich bin wie ein gebrechlicher Nachen, den eine Kette fest am Ufer hält, nur meine Gedanken finden den Weg zurück in die Heimat.
Rings um mich her bereitet man warme Kleider für den Winter, der mit Macht hereinbricht,
Und vom Tale herauf tönt das eifrige Klopfen der Wäscherinnen, die ihre Arbeit noch eilig vor der raschen Flucht des Tages vollenden wollen.