秋興八首(其八)“昆吾御宿自逶迤”
Du Fu 杜甫 (712–770)
昆吾御宿自逶迤,紫閣峰陰入渼陂。
香稻啄餘鸚鵡粒,碧梧棲老鳳凰枝。
佳人拾翠春相問,仙侶同舟晚更移。
彩筆昔曾干氣象,白頭吟望苦低垂。
Schmerzliche Erinnerung Hans Bethge (1876–1946)
— in: Bethge, Hans. Pfirsichblüten aus China. Berlin: Ernst Rowohlt Verlag, 1923. p. 61f.
Wie oft seh ich in schmerzlicher Erinnrung
Den kapriziös geformten Pavillon
Aufragen, drin so gern der Kaiser schlief.
Er stand im dunklen Bergland von Tsi-Ko,
Das sich mit seinen Gipfeln malerisch
Im großen, blauen Flüssen widerspiegelt.
Am Ufer ward auf ungeheuern Feldern
Duftender Reis geerntet. Papageien
Schwärmten herbei und pickten Körner auf.
Reizende junge Frauen gingen in
Den kaiserlichen Gärten auf und nieder,
Das Grün des Frühlings lachte um sie her.
Berühmt, unsterblich waren die Genossen,
Mit denen ich an weichen Abenden
Gemächlich auf den klaren Seen fuhr.
Was für glückselige Gedichte hab ich
Damals mit leichtem Pinsel hingeschrieben
In tausend Formen, die ich neu erfand.
Und heute? Meine Haare sind geblichen,
Die alte Stirne senk ich müd zur Erde,
Und was ich sing, ist Jammer nur und Gram!
Herbstwehmutlieder, "Wenn in der Sternnacht gelinde" Max Fleischer (1880–1942)
— in: Fleischer, Max. Der Porzellanpavillon. Nachdichtungen chinesischer Lyrik. Berlin, Wien, Leipzig: Paul Zsolnay Verlag, 1927. p. 21f.
Wenn in der Sternnacht gelinde
die himmlische Weberin steht
– wie hat im flackernden Winde
Wu-Tis Standarte geweht! –
am See, wo das Steingebilde
des Walfischs im Wasser liegt,
den Herbst dem Sommergefilde
zu künden, die Flossen biegt,
denkt dann wohl einer in Treue
des Armen in ferner Welt?
Daß mich ein Gruß erfreue,
hätt er ein Zeichen bestellt!
Auf schwellenden Wogen schwimmen
jetzt Körner von Wasserreis.
Die Lotosblumen glimmen
frostgeflammt schon im Kreis.
Ach, die geliebten Stätten,
wo ich einst träumend ging,
sind mir durch Bergesketten
und durch den Wasserring
wogenrollender Meere
genommen. Ich stehe geneigt
und, wie ein Fischer die Fähre,
während der Brandung steigt,
sorgend ans Land zieht, reiße
ich jäh aus dem Herzen die Not.
Über dem Wellengegleiße
färbt sich der Himmel rot.
Herbstwehmutlieder, "Flimmernde Hügel über dem kleinen Teich" Max Fleischer (1880–1942)
— in: Fleischer, Max. Der Porzellanpavillon. Nachdichtungen chinesischer Lyrik. Berlin, Wien, Leipzig: Paul Zsolnay Verlag, 1927. p. 22f.
Flimmernde Hügel über dem kleinen Teich,
wie war ich im Anschaun euerer Linie reich!
Abends, wenn sanft eine leichte Brise flog,
saß ich am See, der sich wie ein Halbmond bog.
Köstlicher Reis wuchs reich und mundete. Manches Pud
ließ man den Vögeln, die man alle zur Tafel lud.
In den Wipfeln ganz hoch schillerte im Geäst
farbig der Phönix und pries leise sein himmlisches Nest.
Schlanke Mädchen der Stadt kamen ans Seegestad.
War man ein Weilchen allein, nahm man ein kühles Bad.
Denkst du noch, Li-Tai-Pe, an unseren lachenden Kreis?
Auf den Kähnen im See sang man der Lieblichen Preis.
Von den Hügeln flog neckend zurück der Klang.
Wie ist das fern heut, fern! Wie ist das lang her, lang!
Laubgewinde um die Stirn! Schwermut grüßte uns nie!
Heut um ein sinkendes Haupt schlingt sich die Elegie.
Herbstgesänge, VIII. Hans Heilmann (1859–1930)
— in: Heilmann, Hans. Chinesische Lyrik vom 12. Jahrhundert v. Chr. bis zur Gegenwart, Die Fruchtschale. München, Leipzig: R. Piper & Co., 1905. p. 82-83.
Wie könnte ich je die reizenden Hügel von Kuan vergessen, die einst ein Lieblingsaufenthalt Kaiser Wu-Tis waren,
Wo die blauen Pics des Tschong-nan -Gebirges sich spiegeln im Mei-Pei-See!
Wo köstlicher Reis in solcher Fülle wuchs, daß man den Vögeln einen Teil von der Ernte ließ,
Und der Phönix in den riesigen Bäumen nistete ohne je des Aufenthalts müde zu werden.
Schöne Mädchen kamen im Frühling, mit uns zu scherzen und spielen am Seegestade.
Die Unsterblichen waren meine Freunde, den Tag verbrachten wir mit Luftfahrten auf dem See, den Abend mit anderen Genüssen;
Mein froher Sang war schon zu dem Ohr meines Herrn und Kaisers gedrungen –
Jetzt hab' ich nur noch die Trauerweisen und mein ergrautes Haupt ist vom Schmerz gebeugt.