小至
Du Fu 杜甫 (712–770)
天時人事日相催,冬至陽生春又來。 刺繡五紋添弱線,吹葭六琯動浮灰。 岸容待臘將舒柳,山意衝寒欲放梅。 雲物不殊鄉國異,教兒且覆掌中杯。
Wintersonnenwende Alfred Forke (1867–1944)
— in: Forke, Alfred. Dichtungen der Tang- und Sung-Zeit, Veröffentlichungen des Seminars für Sprache und Kultur Chinas an der Hamburgischen Universität. Hamburg: Friederichsen, de Gruyter & Co., 1929. p. 64.
Jahreszeiten, Menschenschicksal, Alles drängt und eilt und schafft. Mit der Wintersonnenwende Wächst des jungen Frühlings Kraft. Bunte Seidenstickereien Um ein Fädchen man vermehrt, Und man haucht auf die sechs Röhren, Daß empor die Asche fährt. An dem Ufer woll'n die Weiden Grünen schon zur Winterzeit. Berggeist möcht' die Kälte brechen, Pflaum'baum ist zum Blüh'n bereit. Wolkendunst sind alle Dinge, Wesensgleich in jedem Land. Fülle mir den Becher, Knabe! Den ich halte in der Hand.
Wintergedanken Richard Wilhelm (1873–1930)
— in: Wilhelm, Richard. Chinesische Wintergedichte. Qingdao: ohne Verlag, 1920. p. 14.
— in: Wilhelm, Richard. Chinesisch-Deutsche Jahres- und Tageszeiten. Lieder und Gesänge. Jena: Eugen Diederichs, 1922. p. 86.
Des Himmels Zeiten und der Menschen Leben, Sie kreisen ohne Rast und Ruhe fort. Die Sonnenwende bringt den Sieg des Lichtes, Und wieder wird der Frühling kommen. Der Tag wird länger, und die Stickerinnen Näh'n täglich einen Seidenfaden mehr. Die Erdkraft regt sich in geheimen Tiefen Und wirket still, ans Licht hervorzukommen. Des Baches Ufer schauen voll Erwartung, Die Kätzchen aufzutun am Weidenbaum. Die Berge scheuchen fort den kalten Winter, Sie wollen Mandelblüten zart entfalten. Wohl bleibt Natur in jedem Jahr dieselbe. Doch anders ist die Welt, der Heimat fern. Sei still! – Komm du herbei, geschäft'ger Knabe, Und füll' mit Wein mir in der Hand den Becher!