白頭吟
Li Bai 李白 (701–762)
錦水東北流,波蕩雙鴛鴦。 雄巢漢宮樹,雌弄秦草芳。 甯同萬死碎綺翼,不忍雲間兩分張。 此時阿嬌正嬌妒,獨坐長門愁日暮。 但願君恩顧妾深,豈惜黃金買詞賦。 相如作賦得黃金,丈夫好新多異心。 一朝將聘茂陵女,文君因贈白頭吟。 東流不作西歸水,落花辭條羞故林。 兔絲固無情,隨風任傾倒。 誰使女蘿枝,而來強縈抱。 兩草猶一心,人心不如草。 莫卷龍須席,從他生網絲。 且留琥珀枕,或有夢來時。 覆水再收豈滿杯,棄妾已去難重回。 古來得意不相負,只今惟見青陵台。
Auf das "Lied vom weißen Haupte" Hans Heilmann (1859–1930)
— in: Heilmann, Hans. Chinesische Lyrik vom 12. Jahrhundert v. Chr. bis zur Gegenwart, Die Fruchtschale. München, Leipzig: R. Piper & Co., 1905. Vol. 1, p. 38-43.
Auf den wogenden Fluten, die der Kin nach Nordosten wälzt, Siehst du den Vogel Yuen dem Vogel Yang zur Seite schwimmen. Wenn das Männchen im Schatten der Bäume des Ufers Halt macht, Spielt seine Gefährtin um ihn herum zwischen den blühenden Schilfrohren. Beide würden lieber tausendfach den Tod erleiden und ihre zarten Flügel zerreißen lassen, Als daß eines im Augenblick der Gefahr sich von dem anderen trennte! Als die schöne Ngo-Kiao, verzehrt von Reue und Eifersucht, Verbannt und einsam in dem Palais von Tschang-men hauste, wo jeden Abend ihr Gram sich verdoppelte, Da überwältigte die glühende Sehnsucht, des Gatten Liebe wieder zu erringen, ihr ganzes Sinnen und Trachten, Und sie gewann für Gold einen Dichter, der ihrem Schmerz die Beredsamkeit seiner Verse lieh. Wen nimmt ihre Treue Wunder? Aber des Mannes Herz ist unbeständig, Und der Habgier allein entsprang alles Dichten und Trachten des Sängers! Er sandte Morgengaben den Mädchen von Mo-ling Und erhielt von Wen-kiun das "Lied vom weißen Haupte". "Der Strom," so sprach sie, "kann nicht zur Quelle zurückfließen, Die vom Stengel gelöste Blüte nicht an den Baum, der sie fallen ließ, zurückkehren. Die Pflanzen haben ja kein Bewußtsein, Doch blick auf jene, die ihre Natur treibt sich anzuschmiegen. Die eine schlingt ihre Ranken da, wo der Wind sie hinweht, Die andere stirbt, wenn man sie von ihrer Stütze trennt. So haben die Pflanzen selbst eine Liebe, Die oft mehr wert als die der Menschen ist. Wirf meine Lung-fu-Matte nicht aus deinem Schlafgemach! Laß die Spinnen darüber ihre Fäden ziehen, Laß auch meine Kopfstütze da aus edlem Bernstein, Vielleicht bringen sie dir Träume, die dich an die Vergangenheit erinnern. Ist das Wasser vergossen, wer kann es wieder in den Becher füllen? Die verschmähte Gattin, wenn sie davon gegangen, ist nicht leichter zurückzuführen. Aber wann gab es je, seit Urväter Zeiten, eine Liebe ohne Undank? Bis zum heutigen Tage kündet sie nur die Mär vom Tsing-lo-turm." Auf den wogenden Fluten, die der Kin nach Nordosten wälzt, Siehst du den Vogel Yuen dem Vogel Yang zur Seite schwimmen. Wenn das Männchen im Schatten der Bäume des Ufers Halt macht, Spielt seine Gefährtin um ihn herum zwischen den blühenden Schilfrohren. Zu hohen Würden berufen hat Siang-ju die Provinz verlassen, Auf einem roten Wagen mit vier prächtigen Rossen fahrend. Rasch wächst sein Ansehen am Hofe, Der Kaiser selber ist entzückt von seinem Talent. Und die schöne Ngo-kiao belohnte den Dienst, den er ihr geleistet in ihrer Verbannung, Mit zehntausend Goldstücken, als sie die Gunst ihres Herrn zurückgewann. Siang-ju denkt nicht mehr der Zeit, da er noch arm und niedrig war, Stolz auf sein Amt und seine Reichtümer sinnt er auf neue Ehe. Jetzt will er frei unter allen Töchtern von Mo-ling wählen; Die Liebe und Treue Wen-kiuns hat er ganz vergessen. Ihr aber sind die Augen zwei Quellen von Tränen geworden, Die ohne Ende strömen auf ihr Gewand von rosiger Seide. In der fünften Nachtwache, beim dritten Hahnenschrei, Beim ersten Tagesschimmer hat sie das "Lied vom weißen Haupte" vollendet. Sie weint und seufzt, vernachlässigt ihr schönes Haar Und hebt das Haupt, als wolllte sie dem Himmel ihr tiefes Elend klagen. Festungswälle neigten erschüttert sich vor der Trauer von Ki-langs Witwe. Die steinernen Mauern selbst wurden von ihrem Leid erweicht. "Der Strom kann nimmermehr zur Quelle zurückfließen, Die vom Stengel gelöste Blüte nicht an den Baum, der sie fallen ließ, zurückkehren. Diese Schwalben von Jade, mein Haarschmuck, Zierten mein Haupt am Tage, als ich deine Gattin wurde. Heut biete ich sie dir zum Angedenken, Vergiß nicht, sie oft mit deinem seidenen Ärmel abzureiben. Wirf meine Lung-fu-Matte nicht aus deinem Schlafgemach! Laß die Spinnen darüber ihre Fäden ziehn, Laß auch meine Kopfstütze da aus edlem Bernstein, Vielleicht bringen sie dir Träume, die dich an die Vergangenheit erinnern. Den leichten Federmantel, den ich dir einst geschenkt, Ich bitte dich, leg ihn nie um andre Schultern als die deinen. Den Zauberspiegel, den ich besaß, Den Spiegel, in dem das Herz erscheint, wie das Antlitz in der tiefen Wasserfläche eines Brunnens, Du magst ihn behalten und deine neue Gattin darin betrachten. Er soll euch später dienen, einander wohl zu erkennen. Ist das Wasser vergossen, umsonst versuchst du, es wieder im Becher zu sammeln; Ist Wen-Kiun einmal gegangen, umsonst ist all dein Bemühn, sie wieder zurückzurufen!"