訪戴天山道士不遇
Li Bai 李白 (701–762)
犬吠水聲中,桃花帶雨濃。 樹深時見鹿,溪午不聞鐘。 野竹分青靄,飛泉挂碧峰。 無人知所去,愁倚兩三松。
Vergeblicher Besuch bei dem Einsiedler im Gebirge (1905) Otto Hauser (1876–1944)
— in: Brandes, Georg. Die chinesische Dichtung von Otto Hauser. Mit 9 Vollbildern in Tonätzung. Berlin W.: Marquardt Co., Verl.-Anst. G.m.b.H., 1905. p. 38.
Ein Steinweg führt das rote Tal empor, In grünem Moose steht das Fichtentor. Die Treppe zeigt der Vögel Spur allein, Doch niemand kommt und läßt mich zu sich ein. Durchs Fenster seh ich von des Aufgangs Rand Den weißen Wedel, die bestaubte Wand. So wend' ich mich und seufze vor mich hin, Und gehe heim, wo ich gekommen bin. Duft wölkt hinan rings zu des Berges Gipfeln, Und Blüten wieder regnen aus den Wipfeln. O Grund genung zu Last und Fröhlichkeit, Doch horch, wie bang der blaue Affe schreit! Was gilt der Welt Getriebe allzumal? Fürwahr, sehr traurig ist dies Erdental!
Der Klosterfreund ist fortgegangen Vincenz Hundhausen (1878–1955)
— in: Hundhausen, Vincenz. Chinesische Dichter in deutscher Sprache. Peking, Leipzig: Pekinger Verlag, 1926. p. 72.
— in: Hundhausen, Vincenz. Chinesische Dichter des dritten bis elften Jahrhunderts. Eisenach: Erich Röth-Verlag, 1954. p. 72.
Noch rauschen des Flusses Wellen Herauf aus dem tiefen Tal. Eines Hundes hastiges Bellen Ertönt und verhallt einmal. Auf Pfirsichblüten flimmert In tausend Perlen der Tau, Der steile Bambus schimmert Empor in das leuchtende Blau. Hoch hängt ein Quell am Felsen Gehüllt in Silberstaub, Mit ihren schlanken Hälsen Verschwinden die Hirsche im Laub. Noch keine Glocken klangen, Wie ich am Tore bin. Mein Freund ist fortgegangen, Und keiner kann sagen, wohin. Da sitze ich an die Kiefer Gelehnt wohl lange Zeit, Und tiefer und immer tiefer Wird rings die Einsamkeit.