俠客行
Li Bai 李白 (701–762)
趙客縵胡纓,吳鉤霜雪明。
銀鞍照白馬,颯沓如流星。
十步殺一人,千里不留行。
事了拂衣去,深藏身與名。
閒過信陵飲,脫劍膝前橫。
將炙啖朱亥,持觴勸侯嬴。
三盃吐然諾,五嶽倒為輕。
眼花耳熱後,意氣素霓生。
救趙揮金槌,邯鄲先震驚。
千秋二壯士,烜赫大梁城。
縱死俠骨香,不慚世上英。
誰能書閣下,白首太玄經。
Der fahrende Ritter Alfred Forke (1867–1944)
— in: Forke, Alfred. Blüthen chinesischer Dichtung. Magdeburg: Commissionsverlag: Faber'sche Buchdruckerei, A. & R. Faber, 1899.
— in: Forke, Alfred. Dichtungen der Tang- und Sung-Zeit, Veröffentlichungen des Seminars für Sprache und Kultur Chinas an der Hamburgischen Universität. Hamburg: Friederichsen, de Gruyter & Co., 1929. p. 39f.
Ein Barett mit strupp'gem Busche
Zwar der Tschao Held nur besitzet;
Doch wie Reif und Schnee so leuchtend
Sein gekrümmtes Wu Schwert blitzet.
Mit dem Sattel silberstrotzend
Sattelt er den prächt'gen Schimmel;
Fliegt dahin mit Blitzesschnelle
Wie die Sternschnuppe am Himmel.
Zehn Schritt vorwärts, und schon hat er
Tötlich einen Mann getroffen.
Darum steht auf tausend Meilen
Jeder Weg ihm frei und offen.
Vom Gewand den Staub er schüttelt
Nach dem Kampf, um zu verschwinden.
Seine Spur, ja selbst sein Name,
Ist so leicht nicht aufzufinden.
Mit Hsin-ling in Mußestunden
Er ein Glas zu leeren pfleget.
Vorn quer über seine Kniee
Er dabei den Degen leget.
Öfter mit Tschu-hai zusammen
Läßt er nieder sich zum Mahle,
Oder trinkt dem Freunde Hou-ying
Zu aus seinem Weinpokale.
Hat drei Gläser er getrunken
Auf's gegebene Versprechen,
Würd er eher die fünf heil'gen
Berge stürzen, als es brechen.
Wenn's ihm flimmert vor den Augen
Und die Wangen glühn vom Weine,
Wird der Ausfluß seines kühnen
Geist's zu einem Glorienscheine.
Ein Schlag seines Eisenhammers -
Und der Tschao Staat Rettung findet.
Lange währt es, eh' in Han-tan
Schreck und Staunen man verwindet.
Zwei der Helden dieses Schlages
Sind es, die nach tausend Jahren
Noch den Ruhm glorreicher Taten
In der Stadt Ta-liang bewahren.
Weihrauch bringt man den Gebeinen,
Ob sie gleich längst sind begraben,
Vor den Großen dieser Tage
Sie sich nicht zu schämen haben.
Möchte niemand doch vertrauern
In der Bücherei sein Leben
Und sich nicht mit weißen Haaren
Noch dem T'ai-hsüan-tching ergeben.
— in: Forke, Alfred. Dichtungen der Tang- und Sung-Zeit, Veröffentlichungen des Seminars für Sprache und Kultur Chinas an der Hamburgischen Universität. Hamburg: Friederichsen, de Gruyter & Co., 1929. p. 39f.
Der Mann der Tat Hans Heilmann (1859–1930)
— in: Heilmann, Hans. Chinesische Lyrik vom 12. Jahrhundert v. Chr. bis zur Gegenwart, Die Fruchtschale. München, Leipzig: R. Piper & Co., 1905. p. 35f.
Der kühne Abenteurer von Tschao knüpft seinen Helm mit grobem Stricke fest,
Aber sein Wu-Schwert ist glatt wie Eis und blinkt wie Schnee.
Ein silberbestickter Sattel glitzert auf seinem weißen Rosse
Und wenn er mit Sturmesgewalt vorüberjagt, entschwindet er dem Auge wie ein Meteor.
Auf zehn Schritt hat er seinen Mann schon getötet,
Hundert Meilen hemmen nicht seinen Lauf.
Nach dem Kampfe schüttelt er nur die Kleider, und schon ist er wieder auf und davon.
Seinen Namen und seine Spur hält er gerne verborgen.
In einer Mußestunde geht er wohl, einen guten Trunk zu tun, zum Prinzen Sin-Ling,
Nimmt seinen Gäbel ab und legt ihn über die Knie.
Der Prinz ist nicht zu stolz, Tschü-Haïs Mahl zu teilen
Und Heu-Hing einen Becher mit Wein zu füllen.
Drei Becher Wein auf ein Bündnis getrunken gelten ihm als Bürgschaft unerschütterlicher Treue;
Die heiligen fünf Berge stehen nicht fester als sein Manneswort
Wenn die Ohren ihm heiß werden und der Wein ihm das Auge zu trüben beginnt,
Scheint keine Laune seinem Ungetüm zu toll, er möchte einen Regenbogen umarmen...
Ein Hammer genügt ihm, ein Königreich zu retten.
Der Klang seines Namens allein tönt schreckenerregend wie Donnerhall.
Und seit tausend Jahren leben die beiden Gewaltigen
Mit unvermindertem Glanz in der Erinnerung des Volkes von Ta-leang weiter.
Um das Grabmal des Abenteurers schwebt noch immer Weihrauchduft.
Beschämt das nicht den Bücherwurm, der nur dem Studium lebt?
Wer könnte solchen Ruhm erwerben, am Fenster sitzend über die Arbeit gebeugt,
Über den Büchern ergrauend wie der Beschaffer des Taï-Yun-King.
Der große Räuber Klabund (1890–1928)
— in: Klabund. Dumpfe Trommel und berauschtes Gong. Nachdichtungen chinesischer Kriegslyrik von Klabund, Insel Bücherei. Leipzig: Insel Verlag, 1915. p. 30f.
— in: Klabund. Dichtungen aus dem Osten. Bd. II China: Chinesische Lyrik. Wien: Phaidon-Verlag, 1929. p. 58f.
— in: Klabund. Dumpfe Trommel und berauschtes Gong, Insel Bücherei. Wiesbaden: Insel Verlag, 1952.
— in: Klabund. Dichtungen aus dem Osten. Bd. II: Chinesische Gedichte. Nachdichtungen. Wien: Phaidon-Verlag, 1954. p. 86f.
Der große Räuber bindet seinen Helm mit einem dicken Stricke fest.
Sein Säbel ist glatt wie Eis und leuchtet wie Firn.
Wenn er die harten Schenkel an den Schimmel preßt,
Stürmt übern Horizont ein schweifendes Gestirn.
Wer sich ihm stellt, muß es in zehn Sekunden büßen.
Was sind ihm hundert Meilen, die er doch in einer Nacht durchfuhr?
Er schüttelt nach dem Kampf den Staub von seinen Füßen.
Niemand weiß seinen Namen. Niemand weiß seine Spur.
Zuweilen besucht er den Prinzen Si-ling.
Er schnallt den Säbel ab und legt ihn über die Knie.
Der Prinz verehrt ihm einen geheimnisvollen Ring,
Und wie zwei beste Freunde fressen und saufen sie.
Drei Becher Wein sind wie ein Händedruck beliebt.
Viel leichter würdest du von einem Gott als ihm betrogen.
Wenn er schwitzt und der Wein seine Blicke trübt.
Fängt er Sterne wie Fliegen, umarmt einen Regenbogen.
Ein Hammer in seiner Hand genügt, ein Königreich zu retten.
Wie Donnerhall ist seines Namens Schrei.
Nach ewigen Herbsten noch fahren Kinder entsetzt aus den Betten,
Träumen sie von Si-ling und Tschü-hai.
Um ihre Knochen schwebt des Opfers Duft.
Der Dichter ist beschämt. Die bleiche Stirn errötet.
Ruhmloser steigt er in die Gruft
Als der, der tausend Menschen tötet.
— in: Klabund. Dichtungen aus dem Osten. Bd. II China: Chinesische Lyrik. Wien: Phaidon-Verlag, 1929. p. 58f.
— in: Klabund. Dumpfe Trommel und berauschtes Gong, Insel Bücherei. Wiesbaden: Insel Verlag, 1952.
— in: Klabund. Dichtungen aus dem Osten. Bd. II: Chinesische Gedichte. Nachdichtungen. Wien: Phaidon-Verlag, 1954. p. 86f.