白駒
Anonymous (Shijing)
皎皎白駒 ,食我場苗。
縶之維之,以永今朝。
所謂伊人,於焉逍遙。
皎皎白駒 ,食我場藿。
縶之維之,以永今夕。
所謂伊人於,於焉嘉客。
皎皎白駒 ,賁然來思。
爾公爾侯,逸豫無期。
慎爾優游,勉爾遁思。
皎皎白駒,在彼空谷。
生芻一束,其人如玉。
毋金玉爾音,而有遐心。
Ein Gastlied Johann Cramer
— in: Cramer, Johann (ed.). Schi-King, oder Chinesische Lieder, gesammelt von Confucius. Neu und frei nach A. La Charme's lateinischer Übersetzung bearbeitet. Fürs deutsche Volk hg. von Johann Cramer, Das himmlische Reich. Oder China's Leben, Denken, Dichten und Geschichte, 4 vols. Crefeld: Verlag der J. H. Funcke'schen Buchhandlung, 1844. p. 138.
Es soll ein Füllen weiß wie Schnee
In meinem Garten weiden duft'ges Kraut;
Gekoppelt sei sein Fuß geschickt,
Sein zarter Hals umstrickt.
Der edle Gast verweil' bei uns den Tag,
Daß er der Rast bei uns genießen mag.
Es soll ein Füllen weiß wie Schnee
In meines Gartens Bohnen weiden traut;
Gekoppelt sei sein Fuß geschickt,
Sein zarter Hals umstrickt.
Der edle Gast verweil' bei uns die Nacht,
Nach Tages Last auf süße Ruh' bedacht.
Des Füllens Farb' ist weiß wie Schnee.
O edler Gast aus fürstlichem Geblüt,
Du ehrest uns, daß du sprachst ein
Bei uns, was könnt' dir störend sein?
Dein Ehrgeiz führe dich nicht wieder fort,
O bleib' ausruhend gern an diesem Ort!
Das eingefangene Füllen Friedrich Rückert (1788–1866)
— in: Rückert, Friedrich. Schi-king. Chinesisches Liederbuch. Altona: J. F. Hammerich, 1833. p. 198f.
Von Farb' ein Füllen glänzend weiß
Soll weiden würz'ges Kraut in meinem Garten;
Gekoppelt sey sein Fuß mit Fleiß,
Und Stricke binden seinen Hals den zarten.
Verweilen soll den Tag der Gast,
Und sich bei uns erfreun der Rast.
Von Farb' ein Füllen glänzend weiß
Soll in den Bohnen meines Gartens weiden;
Gebunden an den Füßen sey's,
Und um den Nacken soll den Strick es leiden.
Verweilen soll die Nacht der Gast,
Ruhn von des Tages Müh und Last.
Des Füllens Farb' ist glänzend weiß.
O edler Gast von fürstlichem Geschlechte,
Dein Rasten uns gereicht zum Preis;
Was ist das Störung deiner Ruhe brächte?
Dein Ehrgeiz hemme seine Hast,
Und gönne dir die kurze Rast.
Mahnung an einen verehrten Freund, sich dem öffentlichen Dienst nicht zu entziehen Victor von Strauß (1809–1899)
— in: Strauß, Victor von. Schi-king. Das kanonische Liederbuch der Chinesen. Heidelberg: Carl Winter's Universitätsbuchhandlung, 1880. p. 297f.
Das glänzend helle Schimmelfüllen
Zehrt meines Gartens Gräserei;
Ich fesselt' es, ich band es läßlich,
Daß länger dieser Morgen sei,
Damit auch jener, den ich meine,
Sich hier erhole sorgenfrei.
Das glänzend helle Schimmelfüllen
Zehrt meines Gartens Bohnenmast;
Ich fesselt' es, ich band es läßlich,
Daß länger dieses Abends Rast,
Damit auch jener, den ich meine,
Hier bleib' als auserwählter Gast.
Das glänzend helle Schimmelfüllen,
Wie herrlich, als es mir erschien!
Wärst du ein Fürst, wärst du ein Herzog,
Und Muß' ohn' Ende dir verlieh'n!
Doch hüte dich vor Müssiggange,
Bezwing' den Wunsch, die Welt zu flieh'n.
Das glänzend helle Schimmelfüllen
Es würd' im öden Tal allein
Mit einem Bündlein Grases sein,
Ist auch sein Herr ein Edelstein,
Nicht sei dein Ruf dir Edelstein und Gold,
Wenn doch mein Herz dich lassen sollt'.