板
Anonymous (Shijing)
上帝板板,下民卒癉。
出話不然,為猶不遠。
靡聖管管,不實於亶。
猶之未遠,是用大諫。
天之方難,無然憲憲。
天之方蹶,無然泄泄。
辭之輯矣,民之洽矣。
辭之懌矣,民之莫矣。
我雖異事,及爾同寮。
我即爾謀,聽我嚻嚻。
我言維服,勿以為笑。
先民有言,詢于芻蕘。
天之方虐,無然謔謔。
老夫灌灌,小子蹻蹻。
匪我言耄,爾用憂謔。
多將熇熇,不可救藥。
天之方懠,無為夸毗。
威儀卒迷,善人載尸。
民之方殿,屎則莫我敢葵。
喪亂蔑資,曾莫惠我師。
天之牖民,如壎如篪。
如璋如圭,如取如攜。
攜無曰益,牖民孔易。
民之多辟,無自立辟。
价人維藩,大師維垣。
大邦維屏,大宗維翰。
懷德維寧,宗子維城。
無俾城壞,無獨斯畏。
敬天之怒,無敢戲豫。
敬天之渝,無敢馳驅。
昊天曰明,及爾出王。
昊天曰旦,及爾游衍。
Der Alte an die Jungen Johann Cramer
— in: Cramer, Johann (ed.). Schi-King, oder Chinesische Lieder, gesammelt von Confucius. Neu und frei nach A. La Charme's lateinischer Übersetzung bearbeitet. Fürs deutsche Volk hg. von Johann Cramer, Das himmlische Reich. Oder China's Leben, Denken, Dichten und Geschichte, 4 vols. Crefeld: Verlag der J. H. Funcke'schen Buchhandlung, 1844. p. 215f.
— in: Jolowicz, Heinrich. Der poetische Orient. Leipzig: Verlag von Otto Wigand, 1853. p. 21f.
Es liebt der Herr der Herrlichkeit
Nicht mehr dies Volk in dieser Zeit;
Erbarmungslos läßt er's geschehn,
Der Arme soll zu Grunde gehn.
Man höret nur noch Thorenwort,
Erinn'rung alter Zeit ist fort,
Der Zukunft will sich keiner weih'n,
Sie leben in den Tag hinein.
Gibt euch kein Weiser guten Rath?
Bleibt unbekannt der Ahnen That?
Doch schweig' ich nicht, ich rede frei,
Mich anzuhören kommt herbei!
Ob ich auch leb' in ander Stand,
Vereint uns doch ein Vaterland,
Demselben Mißgeschick und Leid
Sind wir zusammen ja geweiht.
Wenn wahr ist meiner Rede Sinn,
Was seht ihr denn verächtlich hin
Auf meinen Rock? das ernste Wort,
Was scheucht ihr es mit Lachen fort?
Wer heute lacht, oft morgen weint;
Ein Sprichwort unsrer Väter meint:
"Wenn guten Rath ein Lump verleiht,
Deß schäm' sich nicht ein goldnes Kleid."
Oft morgen weint, wer heute lacht;
Wie Thau kommt Unheil über Nacht.
Was hilft's, ob mahn' ein schwacher Greis?
Die Jugend bleibt doch naseweis.
Bin kindlich ich? bin ich verrückt?
Schein' ich euch stumpf und plattgedrückt?
O seht euch vor, ihr seid zu spitz,
Es stumpft euch wohl des Himmels Blitz.
Red' ich denn wirklich wie ein Thor?
Seht euch mit eurem Spotte vor,
Wenn rings die Flamme um euch steigt,
Ihr auch wohl euren Kleinmuth zeigt.
Ist jetzt denn wohl zu Scherzen Zeit,
Wo ein Gericht vom Himmel bräut?
Wenn's losbricht, stellt's in Blöße dar
Der Prahler und der Schmeichler Schaar.
Es ging zu Grund des Reiches Glanz
Durch Schmeichler und durch Prahler ganz;
Doch wird der Himmel ihn erneun,
Wird Schmach durch Schmach verdoppelt sein.
Weisheit und Tugend fremd sind, wie
Beim Todtenfest der Knabe Schi,
Er kommt mit Glanz, doch bald geht aus
Sein Glänzen mit dem Ahnenschmaus.
Das Volk erseufzt und welket hin,
Wir aber schlagen's aus dem Sinn;
Ob man des Reiches Sturz beklagt,
Was nutzt es? Rettung keiner wagt.
— in: Jolowicz, Heinrich. Der poetische Orient. Leipzig: Verlag von Otto Wigand, 1853. p. 21f.
Die Fächer vor dem Munde Johann Cramer
— in: Cramer, Johann (ed.). Schi-King, oder Chinesische Lieder, gesammelt von Confucius. Neu und frei nach A. La Charme's lateinischer Übersetzung bearbeitet. Fürs deutsche Volk hg. von Johann Cramer, Das himmlische Reich. Oder China's Leben, Denken, Dichten und Geschichte, 4 vols. Crefeld: Verlag der J. H. Funcke'schen Buchhandlung, 1844. p. 217.
Ihr tretet vor den Kaiser
Mit halbem Fächer Tschang
Und ganzem Fächer Kuei,
Daß er nur halb verstehe,
Und nicht eu'r Athem wehe,
An seinem Angesicht vorbei.
Thut Tschang den halben Fächer
Und auch den ganzen Kuei,
O thut die Schmeichelei
Hinweg, auf daß verstehe
Der Herr des Reiches Wehe,
Ob's auch des Hofes Sitt' entgegen sei.
Des Kaisers Hausfriede Johann Cramer
— in: Cramer, Johann (ed.). Schi-King, oder Chinesische Lieder, gesammelt von Confucius. Neu und frei nach A. La Charme's lateinischer Übersetzung bearbeitet. Fürs deutsche Volk hg. von Johann Cramer, Das himmlische Reich. Oder China's Leben, Denken, Dichten und Geschichte, 4 vols. Crefeld: Verlag der J. H. Funcke'schen Buchhandlung, 1844. p. 217.
Dein Wall sind deine Fürsten,
Die Mauer ist dein Volk.
Für deinen Fall sei unbesorgt
Und auch für dein Bestehen,
Du fällst und stehst zugleich
Mit Wohlfahrt in dem Reich.
Thürangeln sind die Prinzen,
Die Riegeln am Palast
Sie sind in deinem weiten Reich
Die Länder an den Gränzen.
Es geh in deinem Haus
Nie Angel, Riegel aus!
Das Vorgemach des Schlosses
Das ist dein weites Reich,
Dem Vorhof um das Schloß sind gleich
Die fernen Länderstrecken;
Daß Fried' bei Hof und Hause sei,
Und auch des Friedens selbst dich freu'!
Leichte Belehrung Johann Cramer
— in: Cramer, Johann (ed.). Schi-King, oder Chinesische Lieder, gesammelt von Confucius. Neu und frei nach A. La Charme's lateinischer Übersetzung bearbeitet. Fürs deutsche Volk hg. von Johann Cramer, Das himmlische Reich. Oder China's Leben, Denken, Dichten und Geschichte, 4 vols. Crefeld: Verlag der J. H. Funcke'schen Buchhandlung, 1844. p. 216.
— in: Jolowicz, Heinrich. Der poetische Orient. Leipzig: Verlag von Otto Wigand, 1853. p. 43.
Der Himmel lehret schnell und sanft und leicht,
Wenn sich das Kind nur auch gelehrig zeigt.
So leicht wie zu der Flöte Klang
Sich einigt der Gesang.
Der Himmel lehret schnell und sanft und leicht,
Wenn sich das Kind nur auch gelehrig zeigt.
Leicht, wie die Hand geht auf und zu,
Bist nur auch willig du.
Der Himmel lehret schnell und sanft und leicht,
Wenn sich das Kind nur auch gelehrig zeigt.
Recht lehrt der Himmel, du gehst schlecht;
Und zeigt der Himmel grad,
Sucht ihr den krummen Pfad.
— in: Jolowicz, Heinrich. Der poetische Orient. Leipzig: Verlag von Otto Wigand, 1853. p. 43.
Warnung Johann Cramer
— in: Cramer, Johann (ed.). Schi-King, oder Chinesische Lieder, gesammelt von Confucius. Neu und frei nach A. La Charme's lateinischer Übersetzung bearbeitet. Fürs deutsche Volk hg. von Johann Cramer, Das himmlische Reich. Oder China's Leben, Denken, Dichten und Geschichte, 4 vols. Crefeld: Verlag der J. H. Funcke'schen Buchhandlung, 1844. p. 218.
Was der Himmel angerichtet,
Auch der Himmel oft vernichtet,
Und der Himmel den Bestand
Aendert wohl an Herrn und Land.
Himmel weiß, was in dir rege,
Dein Weg geht nicht seine Wege;
Wo du einschlägst deinen Pfad,
Ueb'rall dir der Himmel naht.
O, drum laß dich nicht verleiten,
Ab von seinem Licht zu gleiten;
Was du thust und wo du bist,
Dir sein Antlitz nahe ist.
Schärfere Mahnungen Victor von Strauß (1809–1899)
— in: Strauß, Victor von. Schi-king. Das kanonische Liederbuch der Chinesen. Heidelberg: Carl Winter's Universitätsbuchhandlung, 1880. p. 429-431.
Der höchste Herr hat sich gekehrt,
Elend das niedre Volk verzehrt.
Ihr redet, was sich nicht bewährt,
Beschließt, was nicht weithin begehrt;
Kein Weiser ist, d'ran ihr euch kehrt,
Und Redlichkeit ist ohne Wert.
Beschließt ihr, was nicht weit begehrt,
Halt' ich's der ernsten Weisung werth.
Schickt jetzt der Himmel schweres Leid,
So zeigt nicht solche Fröhlichkeit!
Ist jetzt der Himmel so erregt,
So zeigt euch nicht so unbewegt!
Stimmt' euer Reden überein,
Würd' auch das Volk bald einig sein;
Wär' euer Reden hold und mild,
So wär das Volk auch bald gestillt.
Ob auch mein Dienst ein andrer ist,
Bin ich doch euer Mitgespann;
Doch wenn ich euch ermahnen will,
Hört ihr mich kalt verächtlich an.
Ich rede von der ernsten Pflicht,
Meint nicht, zum Lachen sei's nur so.
Die Alten hatten einen Spruch:
"Nimm Rath an auch von Heu und Stroh".
Stürmt jetzt der Himmel auf uns ein,
So treibt nicht solche Spötterei'n!
Doch sprech' ein Alter noch so wahr,
Die Jugend blickt hochmütig d'rein.
Nicht ich red' Altersfaselei'n:
Ihr treibt mit Elend Spötterei'n;
Doch ist der Brand erst allgemein,
Wird weder Heil noch Hülfe sein.
Wenn jetzt des Himmels Zorn begann,
So gebt Geprahl und Schönthun d'ran!
Doch Würd' und Ernst ist schier hindann;
Ein Todtenknab' der beste Mann.
Das Volk das seufz' und ächze wie es kann,
Zur Prüfung wagen wir uns nicht hinan.
Ob Noth schon Überhand gewann,
Nimmt sich doch keiner unsrer Massen an.
Vom Himmel wird das Volk belehrt,
Wie Pfeifenklang vom Flötenhauch,
Wie Scepter von Halbsceptern auch,
Wie Fassen von dem Handgebrauch;
Mehr wird zum Fassen nicht begehrt.
So wird das Volk gar leicht belehrt.
Doch ist das Volk so sehr verkehrt,
So bleibt doch selbst nicht auch verkehrt!
Die Guten sind ein Zaunverband,
Volksmassen eine Mauerwand,
Die großen Länder eine Wehr,
Die großen Stämm' ein Pfeilerstand,
Die Tugendhaften Ruh-Gewähr,
Die Stammessöhn' ein Wall umher.
Laßt nicht den Wall zugrunde geh'n!
Nicht ihn voll Furcht alleine steh'n!
Habt vor des Himmels Zorne Scheu,
Wagt nicht so eitle Spielerei!
Scheut auch des Himmels Wandelgang,
Wagt dieses Treiben nicht zu lang!
Der hohe Himmel schaut darein,
Er gehet mit euch aus und ein;
Der hohe Himmel sieht es klar,
Er wandelt mit euch immerdar.