楚茨
Anonymous (Shijing)
楚楚者茨,言抽其棘。 自昔何為,我蓺黍稷。 我黍與與,我稷翼翼。 我倉既盈,我庾維億。 以為酒食,以享以祀。 以妥以侑,以介景福。 濟濟蹌蹌,絜爾牛羊,以往烝嘗。 或剝或亨,或肆或將。 祝祭于祊,祀事孔明。 先祖是皇,神保是饗。 孝孫有慶,報以介福,萬壽無疆。 執爨踖踖,為俎孔碩,或燔或炙。 君婦莫莫,為豆孔庶,為賓為客。 獻醻交錯,禮儀卒度,笑語卒獲。 神保是格,報以介福,萬壽攸酢。 我孔熯矣,式禮莫愆。 工祝致告:徂賚孝孫。 苾芬孝祀,神嗜飲食。 卜爾百福,如幾如式。 既齊既稷,既匡既勑。 永錫爾極,時萬時億。 禮儀既備,鍾鼓既戒。 孝孫徂位,工祝致告。 神具醉止,皇尸載起。 鼓鍾送尸,神保,聿歸。 諸宰君婦,廢徹不遲。 諸父兄弟,備言燕私。 樂具入奏,以綏後祿。 爾殽既將,莫怨具慶。 既醉既飽,小大稽首。 神嗜飲食,使君壽考。 孔惠孔時,維其盡之。 子子孫孫,勿替引之。
Das Erntefest Johann Cramer
— in: Cramer, Johann (ed.). Schi-King, oder Chinesische Lieder, gesammelt von Confucius. Neu und frei nach A. La Charme's lateinischer Übersetzung bearbeitet. Fürs deutsche Volk hg. von Johann Cramer, Das himmlische Reich. Oder China's Leben, Denken, Dichten und Geschichte, 4 vols. Crefeld: Verlag der J. H. Funcke'schen Buchhandlung, 1844. p. 166-168.
Der Acker trägt nur Unkraut, Wenn er gefegt nicht wird; Ihr Fleiß'gen seit der Urwelt Seid ihr dazu bestimmt. Nun denn, gebt zu erkennen Die Kenntniß und die Kraft, Vom Himmel angestellet, Nun auch das Rechte schafft. Schu und auch Tsi, die Hirse, Gedeiht in diesem Jahr; Doch eh ihr sie verzehret, Bringt auch zur Weihe dar. Sie sei zum Fest bereitet, Zum Ahnentrank gebraut, Dem Himmel dargegeben, Der gnädig sie bethaut. Der Ahn, dem wir entstammen, Der kam vom Himmel her, Gab seinem Volksverbande Die Erde und den Pflug. Hinauf andächtig blicket Zu unsres Heiles Grund, Und thut durch Opfergluten Den Dank des Herzens kund! Der Himmelsgeist, der Leben Weit durch die Lüfte trägt, Und der tief in der Erde Das Saatenkorn gehegt, Der Himmelsgeist ist segnend Hier unter uns auch heut, Drum seien süße Düfte Ihm in die Glut gestreut. Den mächtigsten der Stiere Führt her voll Lebenskraft, Er geb' am Altar wieder Das Leben, das ihm ward. Wie lässet er sich führen Und sinket in die Knie', Er zeigt sich ganz ergeben, Der Fürst vom fleiß'gen Vieh. Wenn in dem heißen Sommer Die andern sich gemüht, That er im Stall sich gütlich An duft'gen Kräutern viel. Der Sommer ist vorüber, Doch Opferglut ist roth, Drum für die andern leide Er auch den Opfertod. Zum Opfer Eingelad'ne, Ihr leget Hand nicht an, Doch nehmt die Haut zu Riemen An Wagen und an Pflug. Und nehmt vom Haupt die Hörner, Bewahret sie zu Hause Bis zu dem nächsten Feste, Dann trinken wir daraus. Ein Jeder Gast thut Eines: Geht an die Kessel ihr, Und ihr laß braten, schüret Ihr, und ihr spaltet Holz. Ihr sorget für die Brode, Den Weine ihr andern schenkt, Die Frau mit ihren Blicken Im Haus das Ganze lenkt. Es rufen Pauk' und Glöcklein Zum Schmause Gast und Wirth, Dem Vater dienen Söhne, Der Vater dient dem Ahn. Wohl geh' dir's mit den Deinen! Mit diesem Wunsche füllt Der Ein' des Andern Becher, Bis sie die Nacht umhüllt.
Erntefest Friedrich Rückert (1788–1866)
— in: Rückert, Friedrich. Schi-king. Chinesisches Liederbuch. Altona: J. F. Hammerich, 1833. p. 235-238.
Nur Dorn und Distel wird der Acker tragen, Wenn ihr nicht reutet ihn und reiniget. Und dazu seid ihr von der Urwelt Tagen, O fleißiges Geschlecht, vereiniget. Wohlauf nun, und bescheiniget Die Einsicht und die Kräfte Im würdigsten Geschäfte, Das euch der Himmel aufgetragen. Die Hirse Schu, die Hirse Tsi gedeihet, Die Aehre schwillt, und Scheunen schwellet sie. Eh ihr die Frucht genießt, sei sie geweihet; Dem festlichen Gepräng gesellet sie! Zum Erntefest bestellet sie! Brau't sie zum Ahnentranke, Und spendet sie zum Danke Des Himmels, der dazu sie leihet. Groß ist, ja groß, der Ahn von dem wir stammen, Der aus des Himmels Glanz entsprungene, Der gab den Völkern, die er band zusammen, Die Erde die vom Pflug bezwungene. Blickt aufwerts, o durchdrungene Von Andacht, zu dem Gründer, Dem Opferglutentzünder, Bestreut mit Duft die Opferflammen! Der Geist des Himmels, der in diesen Lüften Den Lebensodem angeschüret hat, Der Geist des Himmels, den in Erdegrüften Das todte Saamenkorn gespüret hat Und lebend sich gerühret hat, Der Himmelsgeist mit Segen Ist wehend hier zugegen; Bestreuet ihm die Glut mit Düften! Und führet her den kräftigsten der Stiere, Der in den Nüstern vollstes Leben hat, Daß am Altare blutend er verliere Den Hauch an den, der ihn gegeben hat. Seht, ohne Widerstreben hat Er her sich lassen lenken Und auf die Knie'e senken, Der Fürst vom Stamm der fleiß'gen Thiere. Wann sich die andern seines Stammes alle Mit uns im glühnden Sommer müheten, Hat er geschmaust im kühlen luft'gen Stalle Die Kräuter die ohn' ihn erblüheten. Die Gluten dort verglüheten, Und die des Opfers glimmen, Dabei wir ihn bestimmen Daß er für all die andern falle. Hand anzulegen will euch mit geziemen, Zum Opfer gastlich eingefundene! Die Haut, bestimmt zu Pflug- und Wagenriemen, Nehmt ihr, die blutig ihm entwundene. Ihr, löset das gewundene Gehörn vom Haupt aufs beste! Beim nächsten Opferfeste Soll man's als schönes Trinkhorn rühmen. Ein Amt beim Fest ist jedem Gast beschieden: Die vollen Kessel unterhaltet ihr; Ihr laßt es braten, und ihr laßt es sieden, Ihr schüret, und die Scheiter spaltet ihr. Des Brotvorrathes waltet ihr, Und ihr des Weins beim Schmause. Da steht die Frau vom Hause, Und lenket alles mit den Augenlieden. Zu Tische rufen Pauk' und Glockentöne; Wie schmausen Gast und Wirth, die einigen! Dem Vater weihen ihren Dienst die Söhne, Wie er dem Ahnherrn selbst dem seinigen. Froh lebe mit den Deinigen! So wünschend, füllt ein Zecher Dem anderen den Becher, Und bis zum Abend währt das Fest, das schöne.
Der große Opferdienst im Ahnentempel Victor von Strauß (1809–1899)
— in: Strauß, Victor von. Schi-king. Das kanonische Liederbuch der Chinesen. Heidelberg: Carl Winter's Universitätsbuchhandlung, 1880. p. 347-349.
Wo wild Gesträuch verworren stand, Riß man die Dornen aus mit Händen; Warum ward das voreinst gethan? Daß unsre Hirsen Anbau fänden; Daß Hirs' uns reif' im Überfluß Und Opferhirse zum Verschwenden; Und wären unsre Speicher voll, Und tausend Feimen aller Enden, – Zu Speis' und Wein sie zu verwenden, Zur Darbringung, zu Opferspenden, Um hinzutreten, einzuladen, Noch größern Segen herzuwenden. Voll Würd' und Anstand geh'n wir fein, Mit Stieren und mit Widdern rein, Zum Herbst, und Winteropfer ein. Die häuten ab, Die kochen klein, Die richten zu, Die tragen ein. Der Beter opfert thürherein. Gar glänzend sind die Opferweih'n; Und herrlich zieh'n die Ahnen ein; Es freuen sich die Geisterreih'n; Sie lohnen ihm mit großem Segen, Sein Alter soll ohn' Ende sein. Am Herd' ist eifriger Verkehr, Gewalt'ge Trachten stellt man her; Der bratet und es röstet Der. Die hohen Frau'n gehn still einher, Und richten an der Schüsseln Heer. Die Fremden und die Gäst' umher Trinken sich zu in Kreuz und Quer. Man feiert ganz nach Brauchs Begehr; Lächeln und Wort sind schicklich sehr. Die Geister thun sich gnädig her, Und lohnen es mit großem Segen, Zehntausend Jahren und noch mehr. Sind wir ermattet ganz und gar, Da nichts am Brauch versäumet war, So kommt dem weisen Beter Kunde, Der giebt's dem frommen Enkel dar: "Süß roch des frommen Opfers Weise; Die Geister freute Trank und Speise. Sie fügen, daß dich Glück umkreise, Gehoffterweis', verdienterweise. Du zeigtest Eifer, bliebst im Gleise, Du thatst es recht, du sorgtest weise: Sie schenken dir das Höchst' im Preise Zehntausend-, hunderttausende." Erfüllt ist jeder Brauch zur Stunde, Es mahnten Glock' und Pauk' im Bunde, Der fromme Enkel ging zum Thron; Da kommt dem weisen Beter Kunde: "Satt ist des Weins der Geisterchor." Da steht der Todtenknab' empor. Ihn leiten Pauk' und Glock' hinaus; Die gnäd'gen Geister zieh'n nach Haus. Die Schaar der Diener und der Frauen Trägt alles ungesäumt hinaus. Die Oheim' aber und die Brüder Vereinigt ein besondrer Schmaus. Spielleute treten ein, mit Tönen Den Folgesegen zu verschönen; Und sind die Speisen aufgetragen, Fühlt Keiner Unlust, nur Behagen. Dann, satt von Speisen, satt vom Wein, Verneigt die Häupter Groß und Klein: "Die Geister werden, froh des Mahles, Lang Leben unserm Herrn verleih'n. Ganz willig, ganz zur rechten Zeit Erfüllt' er alles nach Gebühren. Ihr Söhn' und Enkel allzumal, Ermangelt nicht, es fortzuführen!"