大明
Anonymous (Shijing)
明明在下,赫赫在上。 天難忱斯,不易維王。 天位殷適,使不挾四方。 摯仲氏任,自彼殷商。 來嫁于周,曰嬪于京。 乃及王季,維德之行。 大任有身,生此文王。 維此文王,小心翼翼。 昭事上帝,聿懷多福。 厥德不回,以受方國。 天監在下,有命既集。 文王初載,天作之合。 在洽之陽,在渭之涘。 文王嘉止,大邦有子。 大邦有子,俔天之妹。 文定厥祥,親迎于渭。 造舟為梁,不顯其光。 有命自天,命此文王。 于周于京,纘女維莘。 長子維行,篤生武王。 保右命爾,爕伐大商。 殷商之旅,其會如林。 矢于牧野,維予侯興。 上帝臨女,無貳爾心。 牧野洋洋,檀車煌煌,駟騵彭彭。 維師尚父,時維鷹揚,涼彼武王。 肆伐大商,會朝清明。
Wen-Wang und sein Sohn Sohn U-Wang Johann Cramer
— in: Cramer, Johann (ed.). Schi-King, oder Chinesische Lieder, gesammelt von Confucius. Neu und frei nach A. La Charme's lateinischer Übersetzung bearbeitet. Fürs deutsche Volk hg. von Johann Cramer, Das himmlische Reich. Oder China's Leben, Denken, Dichten und Geschichte, 4 vols. Crefeld: Verlag der J. H. Funcke'schen Buchhandlung, 1844. p. 191-193.
Es strahlen hell des Himmels Zeichen, Man schauet sie auf Erden allenthalben. Nicht es gut, dem Himmel zu vertrauen, Wenn das Vertrauen man nicht verdient; So blieb auch nicht des Reiches Macht Bei Schang, so sehr sie sich auch rühmten, Als es Wen-Wang durch Gott an sich gebracht. Es strahlen hoch des Himmels Zeichen, Man schauet sie auf Erden allenthalben. Es fügt Knechtschaft der Himmel selbst, Und es vermag ihr keiner zu entgehn. Die Männer nicht entgingen der Gefahr, Doch einer Jungfrau ward die Krone, Vom Stamm Besiegter sie den Sieg gebar. Von Schang die kaiserliche Tochter, Sie ward vermählt mit Wang-Ki, Tschius Fürsten, Der Held Wen-Wang daraus entsprang, Von ihm beginnt die neue Zeit. Wohl herrlich nenn' ich ihr Geschick, Denn sie gebar des Himmels Licht dem Hause, Das es verlor, und gab es ihm zurück. Das ist Wen-Wang, der ohne Weilen Gedient dem höchsten Herrn von allen Welten. Und weil er hat den reinen Dienst gepflegt, Ward ihm zu Theil auch reines Glück. Es huldigte ihm drum das ganze Reich, Weil sie an seiner Klarheit, seiner Güte Erkannten, wie er sei dem Himmel gleich. Es wacht des Himmels helles Auge, Und sieht die Erde unten liegen. Rathschluß des Himmels sich erfüllt, Und es vermählt sich auch Wen-Wang. Die Taube in den Horst des Adlers kam, Dem Himmelssohn verband sich Schönstes, Und sie man für des Himmels Schwester nahm. Es ward vom Himmel da beschlossen Für dich, Wen-Wang, und deinen Sohn auch. Du legtest wohl die Brücke über'n Fluß, Hinüber aber kommt dein Sohn. Wen-Wang bereitete den Weg Voll Güte, und es steigt zum Thron Der Welt U-Wang durch Himmelsführung. Ob Schang auch viele Heere zählet, Und stellt die Glieder dicht wie Waldesstämme, Im Feld Mu-Je mag Speer an Speer erglänzen, Im Gottesstrahle aber leuchten wir! Und an U-Wang wird dies Geheiß: Dem Zweifel gib dein Herz nicht Preis, Er steht dir bei, der einst den Feind besiegte. Der Fürst mit seinem Feldherr pflegte Rath, Dann aber eilten sie zur That, Und stürzten auf den Feind, so wie ein Falk Mit einem Adler Kampf beginnt. Man konnte es am Himmel lesen: Es ist der Feinde Macht gewesen! Da waren unsres Sieges wir gewiß.
Wen-Wang und sein Sohn Sohn U-Wang Friedrich Rückert (1788–1866)
— in: Rückert, Friedrich. Schi-king. Chinesisches Liederbuch. Altona: J. F. Hammerich, 1833. p. 269-271.
Des Himmels Zeichen stralen klar, Und sind auf Erden überall zu schauen. Dem Himmel trauen, bringt Gefahr, Wenn kein Verdienst begründet dein Vertrauen; Wie die von Schang nicht halten mochten Die Königsmacht auf die sie pochten, Als unter Gottes Schutz Wen-Wang das Reich erfochten. Des Himmels Zeichen stralen hoch, Und rings auf Erden sichtbar sind die Zeichen. Der Himmel selber wirft das Joch Den' Nacken über, und wer kann entweichen? Da Männer nicht entrinnen mochten, Ward einer Jungfrau Kranz geflochten: Den Sieg gebar ein Weib vom Stamm der Unterjochten. Das kaiserliche Kind von Schang Ward mit Wang-Ki, dem Fürsten Tschiu's, vermählet, Daraus Wen-Wang der Held entsprang, Von welchem an die neue Zeit sich zählet. Zu hohem Preis ist sie erkohren, Sie hat zu neuem Stamm geboren Das Licht des Himmels, das ihr eignes Haus verloren. Das ist Wen-Wang, der ungetrübt Den Dienst des höchsten Herrn der Welten übte. Weil er den reinen Dienst geübt, Ward ihm das reine Glück das ungetrübte. Weil sie an Klarheit und an Milde Ihn sahen nach des Himmels Bilde, Sahn rings mit Huldigung auf ihr des Reichs Gefilde. Der Himmel wacht hernieder auf Die Erde, die sich unter'm Aug' ihm breitet. Des Himmels Schluß geht seinen Lauf, Und auch Wen-Wang's Vermählung ward bereitet. Die Taube flog in Adlernester, Der besten ward vermählt ein bester; Er war des Himmels Sohn, sie schien des Himmels Schwester. Da war ein himmlischer Beschluß Ob dir, Wen-Wang, und deinem Sohn ergangen; Die Brücke hast du über'n Fluß Gelegt, hinüber wird dein Sohn gelangen. Mit Milde hat Wen-Wang bereitet Den Weg, auf dem mit Kraft nun schreitet U-Wang zum Thron der Welt vom Himmel selbst geleitet. Das Haus von Schang hat Heer an Heer, Und stellt wie Wälder seine Reihen dichte; Im Feld Mu-Je starrt Speer an Speer, Doch unser Häuflein glänzt von Gottes Lichte. So ward da zu U-Wang gesprochen: Laß nicht dein Herz in Zweifel pochen; Dir steht zur Seite der des Feindes Macht gebrochen. Zusammen Rathes pflogen sie, Sein tapfrer Feldherr und der Fürst der klare; Und mit einander flogen sie Zum Angriff, wie ein Falk mit einem Aare. Am blauen Himmel stand geschrieben: Der Feinde Macht ist aufgerieben! Da war der' Unsern Sieg nicht zweifelhaft geblieben.
König Wen's Bestimmung, von König Wu bethätigt Victor von Strauß (1809–1899)
— in: Strauß, Victor von. Schi-king. Das kanonische Liederbuch der Chinesen. Heidelberg: Carl Winter's Universitätsbuchhandlung, 1880. p. 392-394.
Erleuchtung Leuchtender hienieden – Glorreiche Glorie in den Höh'n! Des Himmels Schluß ist schwer zu trauen, Und nicht ist's leicht, als König steh'n. Dem Erben von Jin's Himmelssitze, Ihm ließ er den Besitz des Reichs entgeh'n. Sjin war's, die zweitgebor'ne Tschi, Entstammt von Jin-Schang's Fürstenschaar, Die zur Vermählung kam nach Tscheu, Daß sie der Hauptstadt Fürstin war; Wo sie mit König Ki zusammen In Tugend wandelt' immerdar. Und als Thai-Sjin war schwanger worden, War's König Wen, den sie gebar. Und das war dieser König Wen, Der ehrfurchtsvoll, herzangelegen, So klar gedient dem Höchsten Herrn, Dass er empfangen großen Segen. In seiner Tugend war kein Fehl, Drum nahm er alle Land' entgegen. Des Himmels Obhut für's Hienieden Hatt' ihm das Amt schon zugedacht; Für König Wen in frühsten Jahren Auch die Genossin schon gemacht Im Norden von des Hia Gewässern Und an des Wei-Stroms Uferseit', Als König Wen ging auf die Freit', War dort des großen Landes Maid. Dort war des großen Landes Maid, Gleich einer Himmlischen an Zier. Als Brauch bestimmt den günst'gen Tag, Zog er zum Wei entgegen ihr. Er ließ die Brück' aus Schiffen bauen. War da nicht Herrliches zu schauen? Vom Himmel war das Amt verlieh'n, War Wen bestimmt zum Königsrang In Tscheu, in seiner Stadt Umfang. Und sie, die Erbin war von Sin, Die Erstgebor'ne, that den Gang, Von welcher König Wu entsprang, Beschützt, geholfen und berufen Zum Kampfe mit dem großen Schang. Der Jin-Schang Heeresmacht zum Streite, Die wie ein Wald versammelt war, Ward aufgestellt auf Mu's Gebreite. Wir aber traten freudig dar: "Der Höchste Herr ist dir zur Seite; Dein Herz sei jedes Zweifels bar!" Das Feld von Mu lag weit entlang, Die Sandelwagen blitzten blank, Der Schimmelspanne Stampfen klang. Da war der Heeresfürst Schang-fu Ein Adler, welcher sich erschwang Und König Wu zu Hülfe drang. Stracks warfen sie das große Schang. Schlachtmorgen –: Lichtes Überschwang!