大田
Anonymous (Shijing)
大田多稼,既種既戒,既備乃事。
以我覃耜,俶載南畝,播厥百穀。
既庭且碩,曾孫是若。
既方既皁,既堅既好,不稂不莠。
去其螟螣,及其蟊賊,無害我田穉。
田祖有神,秉畀炎火。
有渰萋萋,興雨祈祈。
雨我公田,遂及我私。
彼有不穫稺,此有不斂穧。
彼有遺秉,此有滯穗,伊寡婦之利。
曾孫來止,以其婦子,饁彼南畝,田畯至喜。
來方禋祀,以其騂黑,與其黍稷。
以享以祀,以介景福。
Landwirthschaft Johann Cramer
— in: Cramer, Johann (ed.). Schi-King, oder Chinesische Lieder, gesammelt von Confucius. Neu und frei nach A. La Charme's lateinischer Übersetzung bearbeitet. Fürs deutsche Volk hg. von Johann Cramer, Das himmlische Reich. Oder China's Leben, Denken, Dichten und Geschichte, 4 vols. Crefeld: Verlag der J. H. Funcke'schen Buchhandlung, 1844. p. 171f.
Die Sorg' ist groß, ist groß das Feld;
Das Ackerbaugeräth bestellt,
Das lange lag im Winterhaus,
Und prüft es wohl und bessert's aus!
Die Stiere brüllen schon im Stall,
Ein Gruß dem Lenz mit lautem Schall,
Darum verwendet ihre Kraft,
Die ja der Himmel für euch schafft!
Macht ihr den Pflug vom Roste rein?
Drückt ihn nur in den Grund hinein,
Für die Erneu'rung euch zum Dank
Die Erde scheuert selbst ihn blank.
Den reinen Samen gebt dem Wind,
Der hin und her ihn streut geschwind,
Und wenn er in der Furche ruht,
Begräbt die Egg' ihn wohlgemuth.
Zart fordert dann die Himmelsluft
Was schlummernd birgt die Erdengruft,
Zur Wiege wandelt sich das Grab,
Der Grund gibt wieder alles ab.
Es sprossen harte Halme bald,
Das Körnlein schon gewinnt Gestalt.
Ans Reuten und ans Jäten geht,
Was nur der Saat im Wege steht!
Was tief hinab mit Wurzeln klimmt,
Der Pflanze ihre Nahrung nimmt,
Und jedes üppige Geflecht,
Das gern den Halm umranken möcht'.
Was breit sich macht als Schattenlaub,
Drob wird die Aehre welk und taub,
Was gift'ges Korn zum Korne bringt,
Sogleich mit Stumpf und Stiel bezwingt!
Doch Ungeziefer mannigfalt,
Sich nistend ein in jeden Spalt,
Den Halm benagt, das Blatt beschmutzt,
Die Keime durch Zerstörung nutzt,
Wie wollt ihr davor schützen euch?
So ruft denn an den Geist zugleich,
Den Schützer unsrer Feldesfrucht,
Er tilg' mit Glut die ek'le Zucht!
Auch wollt' er uns aus Wolken weihn
Der Saaten munteres Gedeihn;
Doch tränk' er auch das kleinre Gut,
Drin meines Hauses Nahrung ruht,
Und auch den Saum er gnädig tränk',
Der bleibt den Armen zum Geschenk.
Hier, Schnitter, laßt die Halme stehn,
Laßt, Garbenbinder, sie verwehn,
Auf daß, wenn Wittwen sammeln ein,
Sie still im Herzen Dank mir weih'n.
Der Landwirth Friedrich Rückert (1788–1866)
— in: Rückert, Friedrich. Schi-king. Chinesisches Liederbuch. Altona: J. F. Hammerich, 1833. p. 242-244.
Großes Feld erheischet große Sorgen;
Zieht hervor das Ackerbaugeräth,
Wo es ruht in's Winterhaus geborgen,
Zieht's hervor und jeden Fehl erspäht!
Schon im Stalle witterten die Stiere
Frühlingsodem, brüllten dem Beruf
Laut entgegen; auf, und brauchet ihre
Kraft wozu der Himmel sie euch schuf.
Wollt ihr alten Rost vom Pfluge scheuern?
Drücket in den Boden tief ihn ein;
Und die Erde, die sich fühlt erneuern,
Scheuert ihn, der Wohlthat dankbar, rein.
Werft den reinen unvermischten Saamen
In den Wind, der ihn nach Luft verstreut!
Wo ihn auf die stillen Furchen nahmen,
Sich die Egg' ihn zu begraben freut.
Bald der Erde fordern Himmelslüfte
Anvertrautes Gut mit Schmeicheln ab,
Und zur Wiege wandeln sich die Grüfte,
Nichts behält der Grund was man ihm gab.
Zarte Spitzen keimen, Halme sprossen,
Und die markigen Körner schießen an.
Aus dem Wege räumet unverdrossen
Alles was den Segen hindern kann!
Was mit Wurzeln in die Tiefe dringet,
Und der Lebenspflanze Nahrung raubt;
Was mit Rankungen den Halm umschlinget,
Und ihm frey zu steigen nicht erlaubt.
Was mit breiten Blättern schädlich schattet,
Und die Aehren machet taub und dumpf,
Was dem Korne gift'ge Körner gattet,
Alles rottet aus mit Stiel und Stumpf!
Doch ein kriechend wühlendes Gewimmel,
Was an Sproßen nagt, an Blättern klebt,
Reinen Trieb beschmitzt mit eklem Schimmel,
Von des Lebenskeims Zerstörung lebt;
Wie vermögt ihr alles abzuwehren?
Rufet an den Geist, in dessen Hut
Unsrer Felder Früchte stehn: verzehren
Müss' er das Geschmeiß mit Feuerglut!
Doch aus vollen Wolkenurnen schenk' er
Unsern Saaten fröhliches Gedeihn.
Erst den Strom zu dem Bezirke lenk' er,
Wo des Kaisers reift die Frucht, nicht mein.
Dann gelang' er zu dem kleinern Raume,
Deß Ertrag mein Haus in Anspruch nimmt;
Und nicht übergeh' er, was am Saume
Wächst, der Armuth zum Geschenk bestimmt.
Schnitter! lasset hier die Halme stehen,
Laßt sie liegen, Garbenbinder! hier,
Daß die Wittwen, wenn sie sammeln gehen,
Nicht vergebens kommen her zu mir.
Gleichfalls landwirthschaftlich Victor von Strauß (1809–1899)
— in: Strauß, Victor von. Schi-king. Das kanonische Liederbuch der Chinesen. Heidelberg: Carl Winter's Universitätsbuchhandlung, 1880. p. 354f.
Das Feld ist groß, der Einsaat viel;
Und ist's vertheilt, gemacht der Plan,
Ist vorgekehrt, so geh'n wir dran,
Und unsrer Pflüge scharfer Zahn
Hebt sein Geschäft beim Südfeld an.
Wir säen drein von allen Früchten;
Und sprossen und gedeih'n sie drin,
So ist's nach des Urenkels Sinn.
Wenn sie sich ähren, wenn sie lasten,
Hart werden, gut von Eigenschaften,
Nicht Lolch noch Unkraut drin behaften,
Sucht man das Ungeziefer ab,
Von Keim und Wurzel, Schoß und Stab,
Daß unsrer jungen Saat kein Schaden drohe;
Des Ackerbaues Ahn, der Geist,
Ergreift und wirft's in Feuers Lohe.
Und steigt ein dicht Gewölk heran,
So hebt ein milder Regen an;
Und regnet's auf des Fürsten Äcker,
So kommt's auch auf die unsern dann!
Da sind dann Halme, nicht geholt zur Ernte,
Hier sind dann Büschel, die man nicht entfernte,
Dort ließ man Händevoll zurück,
Und hier sind liegenbliebne Ähren,
Daß sie den Wittwen zu Gewinne wären.
Und der Urenkel kommt daher, –
Indeß der Frau'n und Kinder Heer
Zum Südfeld bringt die Speisen her;
Froh naht der Vogt der Ackerer; –
Er kommt geweiht, den Weltrevieren
Mit rothen und mit schwarzen Thieren,
Mit seinen Hirsen nach Gebüren
Zu opfern, zu sacrificiren,
Und noch mehr Glück herbeizuführen.