杕杜 "有杕之杜,有睆其實"
Anonymous (Shijing)
有杕之杜,有睆其實。
王事靡盬,繼嗣我日。
日月陽止,女心傷止。征夫遑止。
有杕之杜,其葉萋萋。
王事靡盬,我心傷悲。
卉木萋止,女心悲止,征夫歸止。
陟彼北山,言采其杞。
王事靡盬,憂我父母。
檀車幝幝,四杜痯痯,征夫不遠。
匪載匪來,憂心孔疚。
期逝不至,而多為恤。
卜筮偕止,會言近止,征夫邇止。
Zwiegespräch aus der Ferne Johann Cramer
— in: Cramer, Johann (ed.). Schi-King, oder Chinesische Lieder, gesammelt von Confucius. Neu und frei nach A. La Charme's lateinischer Übersetzung bearbeitet. Fürs deutsche Volk hg. von Johann Cramer, Das himmlische Reich. Oder China's Leben, Denken, Dichten und Geschichte, 4 vols. Crefeld: Verlag der J. H. Funcke'schen Buchhandlung, 1844. p. 123-125.
"Länger werden nun die Tage,
Seit der Lenz die Flur begrüßt,
Aber, ach, die Kriegsbeschwerden
Keine Ruhe uns versüßt.
Denn Hien-Yün, die Barbaren,
Stärken sich im neuen Lenzen,
Wie der Baum mit frischen Kränzen
Unsern Beilschlag muß erfahren."
"Heitre Tage bringt der Frühling,
Und der Freude Licht erscheint;
Doch ich darf nichts Heitres hoffen,
Und mein Auge immer weint.
Ach, mein Gatte ist gezogen,
Schön und kriegrisch anzuschauen;
Wechseln Farb' und Kleid die Auen,
Gleichem Leid bleib' ich gewogen."
"Süßer Birnbaum, nun gedenken
Muß ich an dein Schattendach,
Süßes Weib, du rufst dem Manne
Wohl mit manch betrübtem Ach.
Einen Friedensgruß mir sende
Durch der Trennung ferne Weite,
Daß er mich erquick' im Streiten,
Bis ich siegreich heim mich wende!"
"Armer Birnbaum, der die Zweige
Matt nun durch die Lüfte dehnt,
Meinem Schatten wehrt die Trauer,
Und dem Duft, von mir ersehnt.
Jede meiner welken Blüthen
Ruft nach süßer Thauesspende:
Himmel diesen Krieg doch ende!
Mögst den Gatten mir behüten!"
"Wenn wir erst den Berg erklommen,
Der dort vor uns liegt im Süd,
Gehn wir auch der Heimath Auen,
Wonach unsre Sehnsucht glüht.
Muth'ge Rosse, nicht ermatten
Sollt ihr, Achsen, nicht zerbrechen,
Nein, ihr müsset mir versprechen,
Zu der Gattin bringt den Gatten!"
"Hat er jetzt den Berg erklommen,
Der im Nord zu'n Wolken dringt?
Seh' ich seine Rosse kommen,
Und den Wagen, der ihn bringt?
Will mein Vorgefühl nicht triegen,
Und wenn nicht die Zeichen täuschen,
Die Orakel Wahrheit heischen,
Werd' ich heut mich an ihn schmiegen!"
Unterredung aus der Ferne Friedrich Rückert (1788–1866)
— in: Rückert, Friedrich. Schi-king. Chinesisches Liederbuch. Altona: J. F. Hammerich, 1833. p. 177-179.
"Frühling bringt die langen Tage,
Und den Fluren neues Grün,
Doch kein Ziel der langen Plage,
Keine Rast der Kriegesmühn.
Das Barbarenvolk Hien-Yün
Schwillt im Lenz mit neuen Kräften,
Wie der Baum mit frischen Säften,
Fordert unser Beil zu neuem Schlage.
"Frühling bringt die hellen Tage,
Und der Freude Lichter sprühn;
Doch nicht endet meine Klage,
Und die Hoffnung darf nicht blühn.
Seit mein Gatte schön und kühn
Zog im kriegerischen Geschmeide,
Wechseln Fluren mit dem Kleide,
Ich nicht mit dem Leide das ich trage.
"Süßer Birnbaum, deiner Schatten
Denk' ich unter Sommerduft,
Süße Gattin, die dem Gatten
Jetzt mit Sehnsuchtstimmen ruft;
Durch der Trennung weite Kluft
Einen Friedenshauch mir schicke,
Der in Schlachten mich erquicke,
Bis der Sieg die Heimkehr wird gestatten!
"Armer Birnbaum, der die matten
Zweige breitet in die Luft;
Kummer lichtet meine Schatten,
Gram verzehret meinen Duft.
Laut nach ihrem Thaue ruft
Meiner welken Blüten jede:
Himmel, ende diese Fehde!
Gib zurück der Gattin ihren Gatten!
"Wenn wir nur den Berg erstiegen,
Der im Süden vor uns liegt,
Sehen wir die Heimat liegen,
Welcher zu die Sehnsucht fliegt.
Wackre Rosse, nicht erliegt
Der Ermattung! nicht zerbrechet,
Morsche Achsen! mir versprechet,
Vollends mich bis dort hinab zu wiegen!
"Hat er jetzt den Berg erstiegen,
Der im Norden vor mir liegt?
Seh' ich seine Rosse fliegen,
Und den Wagen, der ihn wiegt?
Ahnungen, wenn ihr nicht triegt,
Wenn nicht die Orakel trogen,
Wenn nicht alle Zeichen logen,
Wird ihn heut noch dieser Arm umschmiegen.
Sehnsucht der Frauen nach der Rückkehr der Krieger aus dem Feldzuge gegen Hian-jun Victor von Strauß (1809–1899)
— in: Strauß, Victor von. Schi-king. Das kanonische Liederbuch der Chinesen. Heidelberg: Carl Winter's Universitätsbuchhandlung, 1880. p. 271f.
Ein Sorbenbaum steht fern den Bäumen,
Mit Früchten herrlich anzuseh'n.
Des Königs Dienst will kein Versäumen,
Und unsre Tage geh'n und geh'n.
Im zehnten Mond sind Mond' und Sonnen,
Der Frauen Herz hält Gram umsponnen:
O wär' der Krieger Zeit verronnen!
Ein Sorbenbaum steht fern den Bäumen
Mit Laub in voller Üppigkeit.
Des Königs Dienst will kein Versäumen,
Und unser Herz ist weh vor Leid.
Ob Kraut und Baum sich grün verbrämen,
Die Frauenherzen sind voll Grämen:
O daß die Krieger wiederkämen!
Wir stiegen auf den Berg im Norden,
Da sammelten wir Mispeln ein.
Des Königs Dienst will kein Versäumen,
Und unsre Eltern leiden Pein.
Wol Sandelwagen sind zerrieben,
Wol Hengstgespanne abgetrieben,
Doch nicht die Krieger fern geblieben.
Nicht packen sie, nicht kommen sie!
Gar tiefbetrübt sind unsre Herzen.
Die Zeit ist um, sie sind nicht hie,
Und größer werden unsre Schmerzen.
Schildkröt' und Schikraut stimmen ja
Und sagen beide, sie sind nah.
O bald sind unsre Krieger da!