白華
Anonymous (Shijing)
白華菅兮,白茅束兮。 之子之遠,俾我獨兮。 英英白雲,露彼菅茅。 天步艱難,之子不猶。 滮池北流,浸彼稻田。 嘯歌傷懷,念彼碩人。 樵彼桑薪,卬烘于煁。 維彼碩人,實勞我心。 鼓鍾于宮,聲聞于外。 念子懆懆,視我邁邁。 有鶖在梁,有鶴在林。 維彼碩人,實勞我心。 鴛鴦在梁,戢其左翼。 之子無良,二三其德。 有扁斯石,履之卑兮。 之子之遠,俾我疧兮。
Klagelied der verstoßenen Kaiserin Johann Cramer
— in: Cramer, Johann (ed.). Schi-King, oder Chinesische Lieder, gesammelt von Confucius. Neu und frei nach A. La Charme's lateinischer Übersetzung bearbeitet. Fürs deutsche Volk hg. von Johann Cramer, Das himmlische Reich. Oder China's Leben, Denken, Dichten und Geschichte, 4 vols. Crefeld: Verlag der J. H. Funcke'schen Buchhandlung, 1844. p. 185f.
Zu der weißen Pflanze Kjen Kommt die Pflanze Mao, sie zu umschließen. Aber er hat mich von sich gewiesen, Und er will mich nicht mehr sehn. Weiße Wolken düstern sich, Hell vom frischen Thau die Pflanzen schimmern. Aber meine Thränen ihn nicht kümmern, Meinem Kummer läßt er mich. Gegen Nord ein Bächlein rinnt, Und dem Reisfeld wird es Früchte tragen. All mein Seufzen, ach, und all mein Klagen Nur auf dich, auf dich nur sinnt. Mit dem Scheit vom Maulbeerbaum Unterhalt' ich meines Heerdes Gluten; Ach, in Gluten möcht' mein Herz verbluten: Seine Treue war ein Traum! Glockenspiel tönt vom Palast, Meine Seele macht's in Trauer bangen. Ach, wie bist du schnell vorbeigegangen, Wenn du mich von dort ersahst! Hoch im Horst der Adler thront, Und der Storch auf jenen hohen Mauern; Doch um einen Edlen hohes Trauern Tief in meinem Herzen wohnt. Dort das Vogelpaar Yün-Yang Wohnt am Flusse einig, ungeschieden; Wankelmütig hat er mich gemieden, Fühlt nach mir nun keinen Drang. Wenn der Fuß am Stein sich stößt, Pflegt der Kopf in Schmerz sich auch zu bücken. Ach, es will mir fast den Sinn verrücken, Daß er unser Band gelöst.
Weggestoßen Elisabeth Oehler-Heimerdinger (1884–1955)
— in: Oehler-Heimerdinger, Elisabeth. Das Frauenherz. Chinesische Lieder aus drei Jahrtausenden. Leipzig: Union Deutsche Verlagsgesellschaft, 1925. p. 50f.
Man schnürt die weißen Blumen Mit weißen Quecken fest. Er aber will sich scheiden, Daß er mich einsam läßt. Die leichte weiße Wolke Gießt Blum und Quecke sacht. Hätt er's doch wie die Wolke – Schwer ist mein Los – gemacht! Des Nordteichs Wellen branden Aufs weite Reisfeld hin. Ich sing und klag mein Herzweh Und denke nur an ihn. Ich hieb den Ast vom Baume Und hab die Flamm entfacht. So hat der Mann, der hohe, In Herzleid mich gebracht. Von Trommelschlag und Pauke Im Schloß das Echo hallt. An ihn denk ich mit Bangen, Er aber, er bleibt kalt. Der Reiher steht am Wehre, Der Storch in Waldesnacht. So hat der Mann, der hohe, In Herzleid mich gebracht. Am Wehr sind Hochzeitsenten, Die Flügel streifen zart. Der Mann hat kein Gewissen, Er ist zwiespält'ger Art. Es ist der Stein, der niedre, Zu nieder seinem Fuß. – Er hat mich weggestoßen, Daß ich jetzt leiden muß.
Lied einer verstoßenen Kaiserin Friedrich Rückert (1788–1866)
— in: Rückert, Friedrich. Schi-king. Chinesisches Liederbuch. Altona: J. F. Hammerich, 1833. p. 261f.
— in: Wollheim da Fonseca, Anton Edmund. Die National-Literatur sämtlicher Völker des Orients. Eine prosaische und poetische Anthologie aus den besten Schriftstellern des gesamten Orients. Berlin: Verlag von Gustav Hempel, 1869. p. 827.
Zu der Pflanze Kjen im weißen Blütenglanz Naht die Pflanze Mao, sie zu umfassen. Aber er hält von mir fern sich, er hat ganz Gänzlich mich verlassen. Weiße Himmelswolken schimmern falben Lichts, Auf die Pflanzen ist der Thau gefallen. Mein der Kummer, mein die Thränen, aber nichts Kümmert ihn von allen. Schmales Bächlein nimmt gen Norden seinen Gang, Und das Reisfeld wird es reichlich tränken. Meinen Seufzer weih' ich, meinen Leidgesang Deinem Angedenken. Mit dem Holz vom Maulbeerbaum Schür' ich an mein Feuer; Glühend mir im Herzensraum Steht ein Ungetreuer. Vom Palast her tönet hell das Glockenspiel, Und die Seele wird davon mir trüber. Wenn von dort auf mich einmal sein Auge fiel, Eilt er gleich vorüber. In des Waldes Firsten wohnt der Adelaar, Und der Storch auf jener hohen Zinne; Doch der Schmerz um einen Edlen hoch und klar Wohnt in meinem Sinne. Dort Yün-Yang, das ungetrennte Vogelpaar, Wohnt am Flußdamm, Schwing' an Schwinge lehnend. Aber er ist nun ein andrer als er war, Nicht nach mir sich sehnend. Wenn der Fuß sich stößt am Stein, Bückt man sich vor Schmerzen; Und von ihm getrennt zu seyn, Schmerzt mich tief im Herzen.
Klage der verstoßenen Königin Victor von Strauß (1809–1899)
— in: Strauß, Victor von. Schi-king. Das kanonische Liederbuch der Chinesen. Heidelberg: Carl Winter's Universitätsbuchhandlung, 1880. p. 379f.
Weiß umblühte Binsenreiser Schnüren weiße Halme ein. Ach, von ihm hinweggesendet, Bin ich einsam und allein. Die beglänzte weiße Wolke Thauet Halm' und Binsen an. Hart und schwer des Himmels Wege, Ach, daß er sich nicht besann! Nordwärts fließen Rieselgräben, Wässern Reißgefilde an. Seufzend sing' ich, Weh im Busen, Denk' an den erhabnen Mann. Maulbeerholz, geholt zum Brande, Zünd' ich an im Öfelein. Dieser Mann, so hoch von Stande, Ja, er giebt mein Herz der Pein. Pauk' und Glocke vom Palaste Hör' ich schallen bis hierher. Sein gedenk' ich unter Schmerzen, Und er achtet mein nicht mehr. Ist der Reiher an dem Deiche, Ist der Kranich in dem Hain. Dieser Mann, so hoch von Stande, Ja, er giebt mein Herz der Pein. Haubenten sind am Deiche, Falten links die Flügel ein. Ohne Güte läßt er gleiche Tugend dieß wie jenes sein. Jener Stein ist zu verächtlich, Ihn betreten bringt nur Schmach. Doch daß Er mich weggesendet, Läßt mir bittre Schmerzen nach.