北風
Anonymous (Shijing)
北風其涼,雨雪其雱。
惠而好我,攜手同行。
其虛其邪,既亟只且。
北風其喈,雨雪其霏。
惠而好我,攜手同歸。
其虛其邪,既亟只且。
莫赤匪狐,莫黑匪烏。
惠而好我,攜手同車。
其虛其邪,既亟只且。
Fort von hier Johann Cramer
— in: Cramer, Johann (ed.). Schi-King, oder Chinesische Lieder, gesammelt von Confucius. Neu und frei nach A. La Charme's lateinischer Übersetzung bearbeitet. Fürs deutsche Volk hg. von Johann Cramer, Das himmlische Reich. Oder China's Leben, Denken, Dichten und Geschichte, 4 vols. Crefeld: Verlag der J. H. Funcke'schen Buchhandlung, 1844. p. 36.
Es weht der Wind aus Norden kalt
Und Schnee und Regen fällt,
Hier ist für uns kein Aufenthalt,
Auf Abschied unsre Sach' gestellt;
Nur fort, und fort, und fort,
Hier ist nicht fürder unser Ort!
Des Nordens Winde brausend weh'n,
Der Regen fällt so kalt,
Drum laßt uns schnell von hinnen geh'n,
Zum Abschied seid gerüstet bald;
Packt, packt ein, packt ein,
Wir können hier nicht länger sein!
Seht nur, die Füchse all' sind roth,
Nur schwarze Raben, seht,
Schlimm ist das Zeichen, das uns droht,
Drum, Freunde sagt, wohin ihr geht;
O, geht nicht fort, nicht fort,
Noch schlimmere Zeichen drohen dort!
Wir sehn's, die Füchse all' sind roth,
Und schwarz die Raben all',
Doch, wie auch solches Zeichen droht,
Nicht ändert's unsern Fall,
O, hier nicht bleibt, nicht bleibt!
Kein Zeichen gilt, wo Noth uns treibt.
Aufruf Vincenz Hundhausen (1878–1955)
— in: Hundhausen, Vincenz. Chinesische Dichter in deutscher Sprache. Peking, Leipzig: Pekinger Verlag, 1926. p. 124.
Eisig weht der Wind von Norden,
Und der Schnee fällt ohne Ende.
Oh, es ist schon spät geworden!
Freunde, reichet mir die Hände!
Kommt, zum Zaudern fehlt die Zeit!
Folgt mir, Freunde! Seid bereit!
Heftig braust der Sturm von Norden,
Und der Schnee verhüllt die Erde.
Oh, es ist schon spät geworden!
Kommt, daß es zu spät nicht werde!
Kommt, wir wandern Hand in Hand
In ein anderes, besseres Land!
Saht ihr gelb die Füchse schleichen?
Saht ihr schwarz die Raben ziehen?
Freunde, oh, versteht die Zeichen!
Ohne Rückkehr laßt uns fliehen!
Schirrt die Wagen! Seid bereit!
Freunde, kommt! Es drängt die Zeit.
Landräumung Ernst Meier (1813–1866)
— in: Meier, Ernst. Morgenländische Anthologie. Klassische Dichtungen aus der sinesischen, indischen, persischen und hebräischen Literatur. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1875. p. 42f.
Starker Regen fällt und Schnee,
Kalte Wind' aus Norden wehn:
Reicht, ihr Freunde, euch die Rechte,
Und dann laßt uns weiter gehn!
Hier wird nicht gewährt, zu weilen;
Laßt uns eilen, laßt uns eilen!
Regen fällt gemischt mit Schnee,
Mächtig rauscht der kalte Nord:
Meine Lieben, meine Theuren,
Hand in Hand, so gehet fort!
Hier ist nicht erlaubt, zu weilen,
Laßt und eilen, laßt uns eilen!
Nichts als Füchse sehn wir hier,
Nichts als schwarze Raben dort:
Meine Lieben, meine Freunde,
Gebt die Hand euch, und dann fort!
Denn wir dürfen hier nicht weilen,
Laßt uns eilen, laßt und eilen!
Landräumung Friedrich Rückert (1788–1866)
— in: Rückert, Friedrich. Schi-king. Chinesisches Liederbuch. Altona: J. F. Hammerich, 1833. p. 56f.
Kalte Wind' aus Norden wehen,
Eis'ger Regen fällt und Schnee.
Liebe Freunde, laßt uns gehen,
Hebt die Händ' und sagt Ade!
Laßt uns eilen, laßt uns eilen;
Keine Stätt' ist hier zu weilen.
Furchtbar wehn die nord'schen Winde,
Und der kalte Regen rauscht.
Freunde, laßt uns gehn geschwinde;
Schnell den Abschied ausgetauscht!
Laßt uns räumen, laßt uns räumen;
Hier im Land ist nicht zu säumen.
Lauter rote Füchse sehet,
Lauter Raben sehet ihr,
Böse Zeichen, wo ihr gehet;
Freunde, wohin gehet ihr?
Laßt uns bleiben, laßt uns bleiben,
Weil zurück die Zeichen treiben.
Lauter rote Füchse sehen,
Lauter Raben sehen wir;
Dennoch, Freunde, laßt uns gehen!
Schlimmer kann's nicht seyn als hier.
Laßt uns weichen, laßt uns weichen!
Wo die Noth treibt, gilt kein Zeichen.
Dringen auf Auswanderung in unglücklicher Zeit Victor von Strauß (1809–1899)
— in: Strauß, Victor von. Schi-king. Das kanonische Liederbuch der Chinesen. Heidelberg: Carl Winter's Universitätsbuchhandlung, 1880. p. 112.
Die Wind' aus Norden frostig wehn,
Und Schneegestöber niedergehn.
Die ihr mir wolwollt und mich liebt,
Nehmt meine Hand und laßt uns gehn!
Da säumt ihr hier, da stockt ihr dort!
Es kam aufs höchste! auf und fort!
Die Wind' aus Norden pfeifen schier,
Und Schneegestöber treiben hier.
Die ihr mir wolwollt und mich liebt,
Nehmt meine Hand und kommt mit mir!
Da säumt ihr hier, stockt ihr dort!
Es kam auf's höchste! auf und fort!
Nichts roth hier, wenn's nicht Füchse waren;
Nichts schwarz hier, wenn nicht Rabenschaaren.
Die ihr mir wolwollt und mich liebt,
Nehmt meine Hand und laßt uns fahren!
Da säumt ihr hier, da stockt ihr dort!
Es kam aufs höchste! auf und fort!