賓之初筵
Anonymous (Shijing)
賓之初筵,左右秩秩。 籩豆有楚,殽核維旅。 酒既和旨,飲酒孔偕。 鍾鼓既設,舉醻逸逸。 大侯既抗,弓矢斯張。 射夫既同,獻爾發功。 發彼有的,以祈爾爵。 籥舞笙鼓,樂既和奏。 烝衎烈祖,以洽百禮。 百禮既至,有壬有林。 錫爾純嘏,子孫其湛。 其湛曰樂,各奏爾能。 賓載手仇,室人入又。 酌彼康爵,以奏爾時。 賓之初筵,溫溫其恭。 其未醉止,威儀反反。 曰既醉止,威儀幡幡。 舍其坐遷,屢舞僊僊。 其未醉止,威儀抑抑。 曰既醉止,威儀怭怭。 是曰既醉,不知其秩。 賓既醉止,載號載呶。 亂我籩豆,屢舞僛僛。 是曰既醉,不知其郵。 側弁之俄,屢舞傞傞。 既醉而出,並受其福。 醉而不出,是謂伐德。 飲酒孔嘉,維其令儀。 凡此飲酒,或醉或否。 既立之監,或佐之史。 彼醉不臧,不醉反恥。 式勿從謂,無俾大怠。 匪言勿言,匪由勿語。 由醉之言,俾出童羖。 三爵不識,矧敢多又。
Die Betrunkenen Johann Cramer
— in: Cramer, Johann (ed.). Schi-King, oder Chinesische Lieder, gesammelt von Confucius. Neu und frei nach A. La Charme's lateinischer Übersetzung bearbeitet. Fürs deutsche Volk hg. von Johann Cramer, Das himmlische Reich. Oder China's Leben, Denken, Dichten und Geschichte, 4 vols. Crefeld: Verlag der J. H. Funcke'schen Buchhandlung, 1844. p. 176.
— in: Jolowicz, Heinrich. Der poetische Orient. Leipzig: Verlag von Otto Wigand, 1853. p. 17.
Trunken werden unsre Gäste, Um den Anstand ist's gethan, Seht nur, wie die Augen glänzen, Und das Plaudern hebt nun an. Schief die Mütze auf dem Kopfe Wie an einem Haare weht, Ungelenkes Bein will tanzen, Und der Greisen Stimme kräht. Da du Glas auf Glas geleeret, Hattest du ein Spitzchen schon, Wenn du nun noch eines tränkest, Trügst du einen Rausch davon. Sieh, ich müsst' mich deiner schämen, Denn ich bin ja nüchtern noch, Aber willst nach Haus mich führen, O, so bitt' ich, sachte doch! Ei, du führst mich ja in Gossen, Doch auch mein Gang hält nicht Stich, Stütze mich mit deinen Armen, Und am Schopfe halt' ich dich.
Gebräuche beim Fest Johann Cramer
— in: Cramer, Johann (ed.). Schi-King, oder Chinesische Lieder, gesammelt von Confucius. Neu und frei nach A. La Charme's lateinischer Übersetzung bearbeitet. Fürs deutsche Volk hg. von Johann Cramer, Das himmlische Reich. Oder China's Leben, Denken, Dichten und Geschichte, 4 vols. Crefeld: Verlag der J. H. Funcke'schen Buchhandlung, 1844. p. 179.
— in: Jolowicz, Heinrich. Der poetische Orient. Leipzig: Verlag von Otto Wigand, 1853. p. 28.
Die Gäste sind gereiht zur Rechten und zur Linken, Es steht das Mal bereit, die vollen Becher blinken, Und einen nach dem andern trinkt man leer, Der Freude Quell wird Bach und Strom und Meer. Und alle Gäste trinken. Beim Klang des Glockenspiels erheben sich die Gäste Mit Bogen und mit Pfeil, und jeder zielt auf's Beste, Und wer das Ziel traf, reichet dem Genoss Das Glas zum leeren, der in's Leere schoss, So geht's beim Feste. Nun folgt der Friedenstanz zur allgemeinen Freude, Die Flöte tönt dazu, gefügt aus Rohr und Weide. Vor Jedem, der den Tanz hat durchgemacht, Wird dann dem Ahn ein Opfer dargebracht, Von dem man stammt zu Freud' und Leide. So jeden frommen Brauch sah'n unsern Wirth wir pflegen, Er werde ihm dafür des Himmels reicher Segen! Es blühe unverwelklich fort sein Glück, Auf Enkel und Urenkel strahl's zurück! Drauf lasst die letzte Flasche uns erlegen!
Festgebräuche Friedrich Rückert (1788–1866)
— in: Rückert, Friedrich. Schi-king. Chinesisches Liederbuch. Altona: J. F. Hammerich, 1833. p. 253f.
Die Gäste setzen sich zur Rechten und zur Linken, Die vollen Schüsseln stehn, die vollen Becher winken, Und werden leer der Reihe nach; Der Quell der Freude wird ein Bach, Der Bach ein Strom, der Strom ein Meer, und alle trinken. Die Säft' erheben sich im Klang von Glockenspielen, Die Bogen nehmen sie um mit dem Pfeil zu zielen; Was jeder kann, nun zeig' er das! Und wer das Ziel trifft, reicht das Glas Zum Leeren jenem, dem die Pfeil' ins Leere fielen. Nun wird zur höchsten Lust der Friedenstanz erkohren, Wozu die Flöte tönt gefügt aus vielen Rohren. Und wer durchkreist hat seine Bahn, Der opfert dankbar seinem Ahn, Von welchem er herab ins Leben ward geboren. Hat jeden frommen Brauch nicht unser Wirth vollendet? Des Himmels Segen bleibt dafür ihm zugewendet. Dein Glück soll blühen unverdorrt Auf Enkel und Urenkel fort! Darauf hat jeder Gast sein letztes Glas gespendet.
Chinesisches Trinklied Friedrich Rückert (1788–1866)
— in: Menzel, Wolfgang (ed.). Die Gesänge der Völker. Leipzig: Verlag von Gustav Mayer, 1851.
— in: Grabow, Hans (ed.). Die Lieder aller Völker und Zeiten, in metrischen deutschen Uebersetzungen und sorgfältiger Auswahl. Hamburg: Verlag von G. Kramer, 1880. p. 446.
Uns're Gäste werden trunken Und der Anstand höret auf. Ihre Augen sprühen Funken Und die Zung' hat freien Lauf. Die verschob'nen Mütze schwanken, Hangen nur an einem Haar; Steife Bein' im Tanze wanken, Alte Stimmen singen klar. Da du mir nur Becher leerest, Bist du schon wie ausgetauscht: Wenn du um noch einen kehrtest, Wärest du wohl gar berauscht. Zwar ich muß mich deiner schämen, Weil ich völlig nüchtern bin; Doch willst du mit heim mich nehmen, Führe sacht' mich immerhin! Zwar du führest mich in Pfützen, Doch mir selber schwankt der Kopf. Laß auf deinen Arm mich stützen, Und ich halte dich beim Schopf.
Die Trunknen Friedrich Rückert (1788–1866)
— in: Rückert, Friedrich. Schi-king. Chinesisches Liederbuch. Altona: J. F. Hammerich, 1833. p. 249.
Unsre Gäste werden trunken, Und der Anstand höret auf. Ihre Augen sprühen Funken, Und die Zung' hat freien Lauf. Die verschobnen Mützen schwanken, Hangen nur an einem Haar; Steife Bein' im Tanze wanken, Alte Stimmen singen klar. Da du mir nur Becher leertest, Bist du schon wie ausgetauscht; Wenn du um noch einen kehrtest, Wärest du wol gar berauscht. Zwar ich muß mich deiner schämen, Weil ich völlig nüchtern bin; Doch, willst du mit heim mich nehmen, Führe sacht mich immerhin! Zwar du führest mich in Pfützen, Doch mir selber schwankt der Kopf. Laß auf deinen Arm mich stützen, Und ich halte dich beim Schopf.
Der Weinvogt Friedrich Rückert (1788–1866)
— in: Rückert, Friedrich. Schi-king. Chinesisches Liederbuch. Altona: J. F. Hammerich, 1833. p. 254f.
Mit vielen Höflichkeitsgeberden Sie setzen sich und gegenseit'gem Neigen; Doch wenn sie naß vom Weine werden, Wie bald sich ihre Sitten anders zeigen! Nicht sitzen wollen sie mit Schweigen, Sie wollen lernen, wollen singen, Sie wollen hüpfen, tanzen, springen, Und alles thun was nur dem Rausch ist eigen. Wol ist ein Vogt gesetzt beim Mahle, Und ein Gehilf' auch ihn zu unterstützen; Doch wenn er selber aus der Schaale Zu tief genippt, wer kann die Würd' ihm schützen? Kann wol sein eignes Lallen nützen Der Zungen Ungebühr zu zäumen? Er selber läßt es überschäumen; Will er's verargen, wenn wir was versprützen?
Weingenuß in Maß und Unmaß Victor von Strauß (1809–1899)
— in: Strauß, Victor von. Schi-king. Das kanonische Liederbuch der Chinesen. Heidelberg: Carl Winter's Universitätsbuchhandlung, 1880. p. 365-367.
Die Gäste, die den Matten nah'n, Reih'n links und rechts sich fein daran. Gereih't steh'n Näpf' und Schüsseln dort, Zukost und Frücht' an ihrem Ort; Und da der Wein so süß und fein, Trinkt man gar einig seinen Wein. Glocken und Pauken steh'n zurecht, Mit sitt'gem Zutrunk wird gezecht. Dann wird die große Scheib' errichtet, Und Pfeil und Bogen zugerichtet, Und wenn gepaart die Schützen steh'n: "Nun lasset eure Schießkunst seh'n! Und trefft das weiße Mittelmal, Zu fordern euern Strafpokal!" Mit Pfeif' und Pauk' im Flötentanz Schallt die Musik harmonisch ganz; Zu würd'ger Ahnen Lust und Glanz Nimmt man die hundert Bräuch' in Acht. Und sind die hundert Bräuch' erbracht, So groß sie sind, so mancherlei, – Dann: "legen sie dir vollstes Glück Und Kindern, Enkeln Segen bei!" Und seid ihr ihres Segens froh, Wies Jeder, weß er fähig sei, So schöpft ein Gast mit eigner Hand, Es tritt herein ein Kämm'rer auch Und schenkt den Ruhebecher ein, Zu enden euern Jahrszeitbrauch. Die Gäste, die den Matten nah'n, Mit feinstem Anstand geh'n sie dran. So lange sie nicht trunken worden, Bleibt Sitt' und Haltung wolgethan; Sobald sie aber trunken worden, Schwankt Sitt' und Haltung aus der Bahn, Sie steh'n vom Platz' auf, ändern dran, Sie springen tanzend auf den Plan. Solange sie nicht trunken worden, Sind Sitt' und Haltung ausgesucht; Sobald sie aber trunken worden, Geh'n Sitt' und Haltung auf die Flucht; Denn eben weil sie trunken worden, Weiß keiner mehr von rechter Zucht. Sobald die Gäste trunken worden, So schrei'n und lärmen sie umher, Verwirren uns die Näpf' und Schüsseln, Und tanzen taumelnd hin und her; Denn eben weil sie trunken worden, Merkt keiner seinen Unfug mehr. Die Hüte schief auf ihren Köpfen, So tanzen sie bis zum Erschöpfen. Ist man berauscht und geht davon, Ist's allgemein für Glück zu schätzen; Ist man berauscht, geht aber nicht, Das heißt die Schicklichkeit verletzen. Weintrinken ist gar schön und gut, Doch nur, wenn man's fein sittig thut. Bei jedem dieser Weingelage Wird mancher trunken, mancher nicht. Drum wird ein Trinkwart eingesetzet, Und ein Gehülf' ihm zum Bericht. Und wenn die Trunkenen nicht gutthun, Daß Nichtberauschte Scham anficht, So mahnen sie die Unfolgsamen, Daß Rohheit nicht die Schranke bricht, Daß Unsagbares nicht gesagt wird, Nicht Unbefolgbar's vorgebracht; Da Worte Trunkener befolgen, Hornlose Widder ausgeh'n macht. Wem schon den Sinn drei Becher rauben, Wie darf sich der noch mehr erlauben?