東方之日
Anonymous (Shijing)
東方之日兮,彼姝者子,在我室兮。
在我室兮,履我即兮。
東方之月兮,彼姝者子,在我闥兮。
在我闥兮,履我發兮。
Sonn' und Mond im Hause Johann Cramer
— in: Cramer, Johann (ed.). Schi-King, oder Chinesische Lieder, gesammelt von Confucius. Neu und frei nach A. La Charme's lateinischer Übersetzung bearbeitet. Fürs deutsche Volk hg. von Johann Cramer, Das himmlische Reich. Oder China's Leben, Denken, Dichten und Geschichte, 4 vols. Crefeld: Verlag der J. H. Funcke'schen Buchhandlung, 1844. p. 76.
1.
Der aufgegang'nen Sonne gleich,
So ist mein schönes Weib,
Und gleich der Sonn' den ganzen Tag
Geht sie in meinem Haus mir nach.
Dem aufgegang'nen Monde gleich,
So ist mein schönes Weib,
Und gleich des Mondes mildem Schein
Blickt sie ins Auge mir hinein.
2.
Gleich der aufgegang'nen Sonne
Stand mein Weib im Frühgewand,
Und sie winkte mir voll Wonne,
Als ich ging, mit weißer Hand.
Gleich dem aufgegang'nen Monde
Stand mein Weib im Nachtgewand;
O, wie sie mich zart belohnte,
Als sie innig mich umwand!
Das Licht im Hause Ernst Meier (1813–1866)
— in: Meier, Ernst. Morgenländische Anthologie. Klassische Dichtungen aus der sinesischen, indischen, persischen und hebräischen Literatur. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1875. p. 17.
Eine junge Morgensonne,
Nämlich ein holdselig Mädchen,
Weilt in meines Hauses Mitte,
Folgt mir nach bei jedem Schritte.
Ein aufgehend holdes Mondlicht,
Nämlich ein holdselig Mädchen,
Weilt an meines Hauses Pforte,
Folgt mir gern nach jedem Orte.
Das Licht im Hause Friedrich Rückert (1788–1866)
— in: Rückert, Friedrich. Schi-king. Chinesisches Liederbuch. Altona: J. F. Hammerich, 1833. p. 110.
— in: Grabow, Hans (ed.). Die Lieder aller Völker und Zeiten, in metrischen deutschen Uebersetzungen und sorgfältiger Auswahl. Hamburg: Verlag von G. Kramer, 1880. p. 421.
1.
Die aufgegangne Sonne,
Das heißt ein schönes Weib in klarer Wonne,
Verweilt in meines Hauses Mitten,
Und geht mir leise nach auf allen Schritten.
Der Mond der aufgegangne,
Das heißt das schöne Weib das glanzumfangne,
Lehnt sich an meines Hauses Pforten,
Und folgt mit Lächelblick mir hin nach allen Orten.
2.
Die aufgegangne Sonne stand,
Mein junges Weib im Morgenflore,
Sie stand an meines Hauses Thore,
Und winkte, da ich gieng, mir nach mit weißer Hand.
Der Mond der aufgegangne,
Das junge Weib im Abendflore,
Sie steht an meines Hauses Thore;
Wie wird von ihr begrüßt der schön empfangne!
— in: Grabow, Hans (ed.). Die Lieder aller Völker und Zeiten, in metrischen deutschen Uebersetzungen und sorgfältiger Auswahl. Hamburg: Verlag von G. Kramer, 1880. p. 421.
Zuthulichkeit und Scheu Victor von Strauß (1809–1899)
— in: Strauß, Victor von. Schi-king. Das kanonische Liederbuch der Chinesen. Heidelberg: Carl Winter's Universitätsbuchhandlung, 1880. p. 178.
— in: Oehlke, Waldemar. Chinesische Lyrik und Sprichwörter. Bremen-Horn: Walter Dorn-Verlag, 1952. p. 37.
Wenn im Osten wird die Sonne wach,
O welch allerliebstes Mädchen
Ist in meinem Wohngemach!
Ist's in meinem Wohngemach,
Spürt's nach mir und kommt mir nach.
Wenn im Osten tritt der Mond herfür,
O welch allerliebstes Mädchen
Ist dann binnen meiner Thür!
Ist's dann binnen meiner Thür,
Spürt's nach mir und flieht von mir.
— in: Oehlke, Waldemar. Chinesische Lyrik und Sprichwörter. Bremen-Horn: Walter Dorn-Verlag, 1952. p. 37.