羌村(其一)“崢嶸赤雲西”
Du Fu 杜甫 (712–770)
崢嶸赤雲西,日腳下平地。 柴門鳥雀噪,歸客千里至。 妻孥怪我在,驚定還拭淚。 世亂遭飄蕩,生還偶然遂。 鄰人滿牆頭,感歎亦歔欷。 夜闌更秉燭,相對如夢寐。
Das Dorf Kiang, I, "Im Westen türmt sich Wolkicht glutbesonnt" Otto Hauser (1876–1944)
— in: Brandes, Georg. Die chinesische Dichtung von Otto Hauser. Mit 9 Vollbildern in Tonätzung. Berlin W.: Marquardt Co., Verl.-Anst. G.m.b.H., 1905. p. 40.
— in: Hauser, Otto. Chinesische Gedichte aus der Han-, Tang- und Sung-Zeit. Übersetzt und eingeleitet von Otto Hauser, Aus fremden Gärten 58. Weimar: Alexander Duncker Verlag, 1917. p. 13.
Im Westen türmt Gewölk sich glutbesonnt, Die Sonne senkt sich tief zum Horizont. Vorm roten Tore lärmt der Spatzen Streit, Fremd kehr ich heim, wohl tausend Meilen weit. Wie staunen, als sie mich ersehn, die Meinen Und dann, gefaßt, beginnen sie zu weinen. In dieser Zeit der Wirren sturmdurchbraust, Ein Wunder, daß du heil die Heimat schaust! Die Nachbarn auch stehn an der Wand ringsum Und seufzen nur, vor freud'ger Rührung stumm. Nacht sinkt aufs Haus und Licht erhellt den Raum, Sie sehn mich an, als wär' es nur ein Traum,
Im Dorfe Kiang, I. Hans Heilmann (1859–1930)
— in: Heilmann, Hans. Chinesische Lyrik vom 12. Jahrhundert v. Chr. bis zur Gegenwart, Die Fruchtschale. München, Leipzig: R. Piper & Co., 1905. Vol. 1, p. 65-66.
Die Wolken türmen im Westen purpurne Berge auf. Die Sonne sinkt und naht bereits dem Horizont. Am Zauntor eines ländlichen Besitztums lärmen die Spatzen und erfüllen die Luft mit ihrem Gezwitscher; Hier bin ich endlich am Ziel – ich kehre heim wie ein Fremdling und habe wohl tausend Meilen hinter mir. Meine Frau und meine Kinder sind sprachlos vor Überraschung. Dann wischen sie sich die Tränen der Freude aus den Augen. Wen der Wirbelwind erfaßt und hinwegführt in dieser Zeit der Bürgerkriege, Der kann von Glück sagen, wenn er sich lebend wiederfindet. Neugierig kommen die Dorfbewohner in Haufen herbeigerannt und postieren sich in langer Reihe um den Zaun, Die Bewunderung macht sie stumm, nur manchmal wird ein tiefer Seufzer laut. Drinnen brennt die Lampe die ganze Nacht hindurch. Ich und die Meinen, wir blicken uns an und glauben zu träumen.
Die Wiederkehr Wilhelm Stolzenburg (1879–1938)
— in: Stolzenburg, Wilhelm. Östlicher Divan, Umdichtungen chinesischer Dichter. Baden: Ferdinant Acker in Wolfach, 1925.
Die Wolken türmen westlich ihre Berge in einem feierlichen Purpur auf. Ich gehe langsam, denn mich treibt kein Scherge, bis hierher war der Weg ein langer Lauf. Ich bin am Ziel. Ich höre schon die Meinen. Die Spatzen lärmen und mein Hofhund bellt. Nun seid doch still, ihr sollt nun nicht mehr weinen, ihr seht doch auch mein Angesicht erhellt. Kommt in die Tür. Sind das noch meine Zimmer? Ist das die Lampe für die stille Nacht? Nein, nein, ich geh nicht wieder, bleibe immer. Die Fackel meiner Liebe ist entfacht.