未定
Li Bai 李白 (701–762)
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Die rote Rose Hans Bethge (1876–1946)
— in: Bethge, Hans. Die chinesische Flöte. Nachdichtungen chinesischer Lyrik. Leipzig: Insel Verlag, 1907. p. 30.
— in: Strasser, Charlot. Das Drachenpferd. Chinesische Dichtungen, Betrachtungen darüber. Zürich, New York: Verlag Oprecht, 1942. p. 41.
Am Fenster saß ich trauernd, stumm geneigt
Über ein seidenes Kissen, das ich stickte.
Da stach ich mich – und rotes Blut rann auf
Die weiße, weiße Rose, die ich stickte,
Und eine rote Rose ward daraus.
Wie dacht ich da an dich, der ferne ist
Im Kriege! Und ich dachte, wie auch du
Dein Blut vergießt – und heiße Tränen stürzten
Mir aus den Augen, und ich weinte lange.
Hei, jetzt vernahm ich Hufschlag eines Pferdes!
Ich sprang empor! Er ist's! Da fühlt ich, weh,
Daß es mein Herz war, was so heftig schlug.
Und wieder saß ich, stickte trauernd weiter
Und stickte Tränen in das seidene Kissen,
Die schimmerten wie wundervolle Perlen
Rings um die rote, rote Rose her.
— in: Strasser, Charlot. Das Drachenpferd. Chinesische Dichtungen, Betrachtungen darüber. Zürich, New York: Verlag Oprecht, 1942. p. 41.
Die rothe Blume Gottfried Böhm (1845–1926)
— in: Böhm, Gottfried. Chinesische Lieder aus dem Livre de Jade von Judith Mendes. In das Deutsche übertragen von Gottfried Böhm. München: Theodor Ackermann, 1873. p. 100f.
Als ich hinaus zum Fenster blickte,
Stach mich die Nadel – welche Roth!
Die weiße Blume, die ich stickte,
Die wurde dunkelrosenroth.
Da dacht' ich meines Trauten schnelle,
Der fern im wilden Aufstand kämpft, –
Sein Blut vergießet der Rebelle!
– Die Thräne hat den Blick gedämpft.
Doch weinend wähnt' ich, ich vernehme
Da plötzlich eines Roßes Fuß,
Das mit dem Trauten wiederkäme
Und ging entgegen ihm zum Gruß.
Doch öde war's auf dem Berg und Hagen;
Wasmir die holde Täuschung schuf,
War meines Gerzens laut'res Schlagen,
Das nachgeahmt des Roßes Huf.
Ich ging, mich wieder hinzusetzen,
Hin vor den Rahmen ganz allein.
– Die Thränen, die das Werk benetzen,
Sie fügen ihm die Perlen ein!
Die Stickerin Max Fleischer (1880–1942)
— in: Fleischer, Max. Der Porzellanpavillon. Nachdichtungen chinesischer Lyrik. Berlin, Wien, Leipzig: Paul Zsolnay Verlag, 1927. p. 51f.
In Wehmut saß ich über meinem Rahmen
am Auslug auf die Straße, die sie nahmen,
und gab so ganz, so ganz der Sorge nach,
daß mich die Nadel in den Finger stach
und statt der weißen Rose, die ich strickte,
ein Purpurröslein aus dem Rahmen blickte.
Da mußt ich jeden Sinn ins Blachfeld lenken
und meines armen Liebsten draußen denken,
des Blut vielleicht aus frischer Wunde fließt,
daß aus der Steppe rot ein Röslein sprießt,
ein Röslein rot, ein Röslein. – Thränen schossen
aus meinen Augen, die sich jäh ergossen.
Auf einmal pochte es wie Huf bei Huf.
O Pferdegetrappel! Langersehnter Ruf!
Aufsprang ich gleich und ließ die Arbeit liegen,
um meinem Theuren an den Hals zu fliegen.
O Schmerz! Es hatte mich ein Trug genarrt.
Mein Herz nur pochte so. Ich seh erstarrt.
Und auf die Stickerei in meinem Rahmen,
am Auslug auf die Straße, die sie nahmen,
bieg ich mich wieder, trauervoll versteint
und arm wie eine, der kein Lenz mehr scheint
so arm, so arm. Arm! Thrän' auf Thräne troff
und stickte lauter Perlen in den Stoff.
Die rote Rose. Klage der einsamen Gattin Hans Heilmann (1859–1930)
— in: Heilmann, Hans. Chinesische Lyrik vom 12. Jahrhundert v. Chr. bis zur Gegenwart, Die Fruchtschale. München, Leipzig: R. Piper & Co., 1905. p. 50.
Wie ich traurig über meiner Stickerei am Fenster saß, stach ich mit der Nadel mich in den Daumen und die weiße Rose, die ich stickte, ist eine rote Rose geworden.
Da hab' ich an ihn denken müssen, der in weiter Ferne weilt, um die Rebellen zu bekämpfen, und ich dachte, wie auch er sein Blut vergießt und Tränen stürzten mir aus den Augen.
Auf einmal glaubte ich den Hufschlag seines Pferdes zu hören und sprang fröhlich empor; doch es war mein Herz, das so laut und heftig klopfte.
Ich setzte mich wieder zu meiner Arbeit ans Fenster und meine Tränen sticken Perlen in den Stoff im Rahmen.
No title ("Während ich mich über meine Stickerei am Fenster bückte") Klabund (1890–1928)
— in: Oehlke, Waldemar. Seele Ostasiens. Chinesisch-japanischer Zitatenschatz. Berlin: F.A. Herbig Verlagsbuchhandlung, 1941. p. 57.
Während ich mich über meine Stickerei am Fenster bückte,
Stach mich meine Nadel in den Daumen. Weiße Rose,
Die ich stickte,
Wurde rote Rosen.
In der kriegerischen Weite bei des Vaterlandes Söhnen
Weilt mein Freund, vergießt vielleicht sein Blut.
Rossehufe hör' ich dröhnen.
Ist's ein Pferd? Es ist mein Herz, das wie ein Fohlen tut.
Tränen fallen mir aus meinen Blicken
Übern Rahmen in die Strickerei'n.
Und ich will die Tränen in die Seide sticken,
Und sie sollen weiße Perlen sein.
Die weisse und die rote Rose Klabund (1890–1928)
— in: Klabund. Dumpfe Trommel und berauschtes Gong. Nachdichtungen chinesischer Kriegslyrik von Klabund, Insel Bücherei. Leipzig: Insel Verlag, 1915. p. 25.
— in: Klabund. Dichtungen aus dem Osten. Bd. II China: Chinesische Lyrik. Wien: Phaidon-Verlag, 1929. p. 54f.
— in: Oehlke, Waldemar. Chinesische Lyrik und Sprichwörter. Bremen-Horn: Walter Dorn-Verlag, 1952. p. 57.
— in: Klabund. Dumpfe Trommel und berauschtes Gong, Insel Bücherei. Wiesbaden: Insel Verlag, 1952.
— in: Görsch, Horst. China erzählt. Ein Einblick in die chinesische Literatur. Berlin: Volk und Wissen volkseigener Verlag Berlin, 1953. p. 162.
— in: Klabund. Dichtungen aus dem Osten. Bd. II: Chinesische Gedichte. Nachdichtungen. Wien: Phaidon-Verlag, 1954. p. 80.
Während ich mich über meine Stickerei am Fenster bückte,
stach mich meine Nadel in den Daumen. Weiße Rose,
die ich stickte,
wurde rote Rose.
In der kriegerischen Weite bei des Vaterlandes Söhnen
weilt mein Freund, vergießt vielleicht sein Blut.
Rossehufe hör' ich dröhnen.
Ist's sein Pferd? Es ist mein Herz, das wie ein Fohlen tut.
Tränen fallen mir aus meinen Blicken
übern Rahmen in die Stickerein.
Und ich will die Tränen in die Seide sticken,
und sie sollen weiße Perlen sein.
— in: Klabund. Dichtungen aus dem Osten. Bd. II China: Chinesische Lyrik. Wien: Phaidon-Verlag, 1929. p. 54f.
— in: Oehlke, Waldemar. Chinesische Lyrik und Sprichwörter. Bremen-Horn: Walter Dorn-Verlag, 1952. p. 57.
— in: Klabund. Dumpfe Trommel und berauschtes Gong, Insel Bücherei. Wiesbaden: Insel Verlag, 1952.
— in: Görsch, Horst. China erzählt. Ein Einblick in die chinesische Literatur. Berlin: Volk und Wissen volkseigener Verlag Berlin, 1953. p. 162.
— in: Klabund. Dichtungen aus dem Osten. Bd. II: Chinesische Gedichte. Nachdichtungen. Wien: Phaidon-Verlag, 1954. p. 80.