秋思 “燕支黃葉落”
Li Bai 李白 (701–762)
燕支黃葉落,妾望自登臺。
海上碧雲斷,單于秋色來。
胡兵沙塞合,漢使玉關回。
征客無歸日,空悲蕙草摧。
Die Frau des Kriegers spricht im Herbst Hans Bethge (1876–1946)
— in: Bethge, Hans. Pfirsichblüten aus China. Berlin: Ernst Rowohlt Verlag, 1923. p. 21.
Die Zeit ist da, wo man die gelben Blätter
Durchs Bergland tanzen sieht. Ich steige auf
Den Söller, wo der Blick ins Weite geht.
Ich sehe überm Meere lange, graue,
Zerrißne Wolken liegen. Überall
Dringt Herbst auf mein ermüdet Auge ein.
Die Horde der Tartaren weichen nicht
Von unsern Grenzen. Käme doch der Tag,
Der mir den Gatten in die Heimat bringt!
Der Duft der Blumen schwindet; auch die letzten
Verlieren ihre Blätter. Ach, die Hoffnung
Auf Frieden ist ein ferner, süßer Traum ...
Die junge Frau steht auf dem Warteturm Klabund (1890–1928)
— in: Klabund. Dumpfe Trommel und berauschtes Gong. Nachdichtungen chinesischer Kriegslyrik von Klabund, Insel Bücherei. Leipzig: Insel Verlag, 1915. p. 33.
— in: Klabund. Dichtungen aus dem Osten. Bd. II China: Chinesische Lyrik. Wien: Phaidon-Verlag, 1929. p. 60.
— in: Klabund. Dumpfe Trommel und berauschtes Gong, Insel Bücherei. Wiesbaden: Insel Verlag, 1952.
— in: Klabund. Dichtungen aus dem Osten. Bd. II: Chinesische Gedichte. Nachdichtungen. Wien: Phaidon-Verlag, 1954. p. 88.
Die junge Frau steht auf dem Warteturm.
Von Jentschis Hügeln fliegt das Laub im Sturm
Wie braune Vögel. Wolken drohen dicht.
In Herbst und Regen, Blitz und Donner bricht
Bald der Barbar aus seiner Wüste vor.
Der Han-Gesandte zieht durchs roteTor.
In tausend Schädeln kriecht der Totenwurm.
Die junge Frau steht auf dem Warteturm.
— in: Klabund. Dichtungen aus dem Osten. Bd. II China: Chinesische Lyrik. Wien: Phaidon-Verlag, 1929. p. 60.
— in: Klabund. Dumpfe Trommel und berauschtes Gong, Insel Bücherei. Wiesbaden: Insel Verlag, 1952.
— in: Klabund. Dichtungen aus dem Osten. Bd. II: Chinesische Gedichte. Nachdichtungen. Wien: Phaidon-Verlag, 1954. p. 88.
Die Einsame im Herbst Elisabeth Oehler-Heimerdinger (1884–1955)
— in: Oehler-Heimerdinger, Elisabeth. Das Frauenherz. Chinesische Lieder aus drei Jahrtausenden. Leipzig: Union Deutsche Verlagsgesellschaft, 1925. p. 71.
Vom Schwalbenberg im Sturme
Wehn Blätter ohne Zahl;
Einsam schau ich vom Turm
Nach meinem Ehgemahl.
Die grünen Wolken gleiten
Zerrissen übers Meer,
Herbstliche Lichter breiten
Sich weich darüber her.
Dort unten ziehn in Haufen
Soldaten durch den Sand,
Ein Bote kommt gelaufen,
Von unsrem Heer entsandt.
Ach, daß mein Mann im Ruhme
Der Rückkehr Tag vergißt!
– Was klag ich, da die Blume
Schon am Verwelken ist!