Dang 蕩

by Anonymous (Shijing)

Dynasty: Zhou 周 (1045 BC–256 BC)

Included in: Ruan Yuan 阮元 (ed.). Mao shi zheng yi 毛詩正義, Shi san jing zhu shu 十三經注疏 2. Taipei: Yee Wen Publishing Co., Ltd., 2001. 641-644.

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  • Johann Cramer : Noch ein Fürstenspiegel
    Der höchste Herr im Himmel übt Ein schreckliches Gericht. Auf seinen Wink erhebet sich, Als wie ein Stern am Firmament, Ein leuchtendes Geschlecht, Und wieder winket er, da sinkt Es wie ein Stern in Nacht. Dem Himmel, der dir's Leben gab, Du darfst ihm nicht vertraun; Was er gegeben, nimmt er dir, Denn seine Huld ist trügerisch, Und fülle dich mit Furcht. Er gab dir wohl ein Saamenkorn, Wie selten sproßt es auf. Wen-Wang, der Ahnherr, sprach mit Gram, Als er das Haus von Schang Jedwedem Laster dienen sah: Unglückliches Geschlecht von Schang, Dein Untergang ist nah! Denn sieh, du hast nur Männer noch, Zum Guten ungelenk. Wen-Wang, der Stifter, sprach mit Noth: Du arm Geschlecht von Schang! In allen deinen Gliedern bist Du längst dem Ursprung ungetreu, Der dich so hoch gestellt. Dein letzter Sproß' entgehet nicht Der schwergehäuften Schuld. Wen-Wang, der Stifter, sprach mit Leid: Unsel'ger Königssproß'! Was schickt die Friedensstörer du Nicht vom Palast und aus dem Land, Was duldest du den Hohn, Den sich die Hoffart frech erlaubt Gen hohes Menschenrecht? Wen-Wang, der Gründer, kummervoll: Du armer König, weh! Du theilst die Schuld der Sünder mit, Sie sündigten nach deinem Wort, Und frevlen wilden Sinn's, Durch Raub und Mord verknüpfen sie Dich in des Volkes Fluch. Wen-Wang sprach unter Thränen dies: Verlorner Fürst von Schang! In diesem Einem bist du stark, Daß du die Guten dir empörst, In jedem andern schwach. Du schirmst die Bösen, die dich einst Verlassen wie die Guten jetzt. So sprach Wen-Wang in tiefem Schmerz: Du armer Fürst von Schang! Wie ist dein Angesicht so grau, Wie floh jedwede Heiterkeit Durch üpp'gen Lebenslauf! Unmäßig wird die Freude dir Nicht zu Erholung mehr. Wen-Wang bewegt von Leide sprach: Du König ohne Ruh, So wie die Heuschreck' auf dem Feld', Wie wildes Wasser stürzt vom Fels, So unstet bist auch du. Erschrocken sieht auf dich dein Reich, Dem Fremden graus't vor dir. Wen-Wang sprach unter Seufzern so: Aus ist es mit dem Staat, Wenn sich sein König nicht mehr um Vergang'nes kümmert, zuzusehn, Was früher ist geschehn; Und wenn ihm nicht mehr heilig ist Herkömmliches Gesetz. So sprach Wen-Wang, ergriffen tief: Dem Reich und König Weh! Erzitt're Baum, das Beil ist scharf, Hinstürze Stamm, es traf der Streich. Es ist der Wipfel nun Der Wurzel gleich, gefallen Zweig nach Zweig; Was baun wir aus dem Holz? Ergriffen tief Wen-Wang sprach so: O letzter Zweig des Stamms! Sahst du den reinen Spiegel nicht, Was hast du ihn mit Roth bedeckt, Statt klar hinein zu schaun? Hätt' dich belehrt der Fall von Hia, Der umgestürzte Thron! So sprach Wen-Wang und hielt umsonst Den Spiegel vor dem Haus Von Schang, der Himmel festbeschloß Des Hauses Sturz; das Haus Wen-Wang Sich eilig hob empor, Und nahm nun selbst die Stelle ein Vom alten Hause Schang. O Haus von Schang! du wurdest nicht Gerettet und gewarnt Durchs Loos von Hia, das selber dir Ward unterthan; o Kinder von Wen-Wang, seid weis' und laßt Euch mahnen durch Geschick von Schang, Sonst trifft euch gleicher Fall! Der höchste Herr im Himmel übt Ein schreckliches Gericht. Auf seinen Wink erhebet sich, Als wie ein Stern am Firmament, Ein leuchtendes Geschlecht, Und wieder winket er, da sinkt Es wie ein Stern in Nacht.

    in: Cramer, Johann (ed.). Schi-King, oder Chinesische Lieder, gesammelt von Confucius. Neu und frei nach A. La Charme's lateinischer Übersetzung bearbeitet. Fürs deutsche Volk hg. von Johann Cramer, Das himmlische Reich. Oder China's Leben, Denken, Dichten und Geschichte, 4 vols. Crefeld: Verlag der J. H. Funcke'schen Buchhandlung, 1844. p. 218-221.
  • Friedrich Rückert (1788–1866): Fürstenspiegel
    O wie furchtbar, wie erhaben schreitet Das Gericht des höchsten Himmelsherrn Ueber'n Kreis der Welten, und verbreitet, Wo es auftritt, Schrecken nah und fern. Herrlich hebt alswie ein Stern Hier sich auf sein Winken Ein Geschlecht, um hoch zu blinken, Und dann plötzlich wie ein Stern zu sinken. Hat der Himmel dir verliehn das Leben, Darfst du doch nicht seiner Huld vertraun, Denn sie nimmt dir was sie dir gegeben, Seine Gunst erfüllet dich mit Graun. Jedem gab er, anzubaun, Mit ein Korn der Güte; Doch wie selten ein Gemüthe Bringt den guten Keim zur vollen Blüte! Wen-Wang, unser Ahnherr, sprach mit Stöhnen, Als das Haus von Schang dem Ueberschwang Aller Laster nun begann zu fröhnen: Unglückseliges Geschlecht von Schang! Du bist reif zum Untergang; Denn es scheint beschlossen, Daß in dir nur Männer sprossen, Die zu allem Guten sind verdrossen. Wen-Wang unser Stifter sprach mit Stöhnen: Unglückseliges Geschlecht von Schang, Ganz mit allen Gliedern, Brüdern, Söhnen, Ungetreu dem hohen Ursprung lang! Und du letzter, der entsprang Dem verderbten Stamme, Du wirst nicht entgehn der Flamme; Sieh, ob dich nicht eigne Schuld verdamme. So mit Stöhnen Wen-Wang, unser Stifter: Weh dir, unglücksel'ger Königssproß! Warum räumst du deiner Ruh Vergifter Nicht aus deinem Land, aus deinem Schloß? Warum lässest du den Troß Uebermüth'ger Knechte Hohn dem menschlichen Geschlechte Sprechen, und zertreten seine Rechte? So mit Stöhnen Wen-Wang, unser Gründer: Weh dir, unglücksel'ger König, Weh! Theilhaft machst du dich der Schuld der Sünder, Die in deinem Dienst ich sünd'gen seh, Frevler, wo ich geh und steh, Deren Urtheilsprüche, Athmend Raub und Blutgerüche, Dich verflechten in des Volkes Flüche. Also Wen-Wang unter Thränenfluten: Ach, von Schang verlorner König, ach! Aufzubringen gegen dich die Guten Bist du stark, in allem andern schwach. Schwach gibst du den Bösen nach, Die in bösen Zeiten Doch für dich nicht werden streiten, Wo die Guten dir nicht stehn zur Seiten. Also Wen-Wang, tief von Schmerz durchdrungen: O, von Schang verlorner König, o! Rausch hat deine Heiterkeit verschlungen, Und die Frische deine Wangen floh. Nicht mehr fragst du, wann und wo Du der Lust nachhängest, Der du Tag und Nacht vermengest, Und in's Heiligthum das Schwelgen drängest! Also Wen-Wang, tief bewegt von Leide: Armer König ohne Glück und Ruh, Unstet wie die Heuschreck auf der Haide, Und wie wildes Wasser brausest du, Das sich stürzt dem Abgrund zu, Niemand hemmt sein Brausen; Ringsum sieht's dein Reich mit Grausen, Selbst mit Grausen sehn's die Fremden draußen. Also Wen-Wang seufzend: Ja, dem Staate Kommt vom Himmel die gesetzte Zeit; Denn der König zieht nicht mehr zu Rathe Die Geschichte, die Vergangenheit. Nicht mehr will er im Geleit Heiliger von allen Anerkannter Satzung wallen; Ja, der Himmel will ihn lassen fallen! Also Wen-Wang, vom Gefühl ergriffen: Weh dir, König, und o Weh dir, Reich! Zittre, Baum! das Beil, es ist geschliffen; Stürze Stamm! getroffen hat der Streich. Wipfel wird der Wurzel gleich, Ab vom Stumpf gehauen Glied um Glied; nun lasset schauen, Was wir Gutes aus dem Holze bauen! Also Wen-Wang vom Gefühl ergriffen: Letzter Zweig vom vormals edlen Stamm! War dir nicht ein Spiegel hell geschliffen? Was verdeckst du seinen Glanz mit Schlamm? Ließest du dich warnen am Fall von Hia und mahnen! Weil sie giengen gleiche Bahnen, Ward ihr Thron zum Throne deiner Ahnen. Also Wen-Wang, der umsonst den Spiegel Hielt vor's Angesicht dem Haus von Schang. Denn besiegelt mit des Himmels Siegel War dem Hause Schang der Untergang. Und das Haus von Wen-Wang schwang Mit des Adlers Schnelle Sich empor zu jener Stelle, Wo den schwachen blendet leicht die Helle. Haus von Schang! es hat dich nicht gerettet, Was du selbst gethan am Hause Hia. Kinder Wen-Wang's! daß ihr Weisheit hättet, Merkte, was durch euch an Schang geschah! Doch das Haus von Schang hat ja sich nicht lassen mahnen, Und ihr geht auf gleichen Bahnen Ihnen nach, ohn' euern Fall zu ahnen. O wie furchtbar, wie erhaben schreitet Das Gericht des höchsten Himmelsherrn Ueber'n Kreis der Welten, und verbreitet, Wo es auftritt, Schrecken nah und fern. Herrlich hebt alswie ein Stern Hier sich auf sein Winken Ein Geschlecht, um hoch zu blinken, Und dann plötzlich wie ein Stern zu sinken.

    in: Rückert, Friedrich. Schi-king. Chinesisches Liederbuch. Altona: J. F. Hammerich, 1833. p. 307-311.
    in: Scherr, Johannes (ed.). Bildersaal der Weltliteratur. Aus dem Literaturschatz der Morgenländer (Inder, Chinesen, Hebräer, Araber, Perser, Türken), - der Alten (Hellen und Römer), - der Romanen (Provençalen, Italiener, Spanier, Portugiesen, Franzosen), - der Germanen (Engländer, Deutschen, Niederländer, Isländer, Schweden, Dänen), - der Slaven (Böhmen, Serben, Polen, Russen), - der Magyaren (Ungarn) und der Neugriechen. Stuttgart: Ad. Becker's Verlag, 1848. p. 33.
    in: Jolowicz, Heinrich. Der poetische Orient. Leipzig: Verlag von Otto Wigand, 1853. p. 36f.
    in: Jolowicz, Heinrich. Blüthenkranz morgenländischer Dichtung. Breislau: Verlag von Eduard Trewendt, 1860.
    in: Scherr, Johannes (ed.). Bildersaal der Weltliteratur. Stuttgart: A. Kröner, 1869. p. 12f.
  • Victor von Strauß (1809–1899): Warnungen an König Li
    Erhaben ist der Höchste Herr, Des Untervolks Obwaltender. Erschrecklich ist der Höchste Herr, Deß Will' ist nicht verläss'ge Spende. Es mangelt nie beim Anbeginn, Doch Wenige besteh'n am Ende. Der König Wen sprach: Wehe dir, O, wehe dir, du Jin und Schang, Wo solche grausame Bedrücker, Wo solche harte Zinseinpfänder; Wo solche hoch in Würden steh'n, Wo solche walten deiner Länder! Der Himmel schuf die Tugendschänder, Doch du bist ihrer Vollmacht Spender. Der König Wen sprach: Wehe dir, O, wehe dir, du Jin und Schang! Du hältst als Leute guter Sinnen Tyrannen, die nur Haß gewinnen, Die dich mit Redefluß umspinnen Und Dieb' und Räuber sind da drinnen. Drum das Verfluchen, das Verschwören Ohn' alle Gränz', ohn' aufzuhören. Der König Wen sprach: Wehe dir, O, wehe dir, du Jin und Schang! Du blähst dich übermüthig in der Landesmitte, Und Haß zu ernten dünkt dir Tugendsitte. Du kennst nicht deine Tugendsitte, Drum fehlet, der dir nach und mit dir schritte; Kennst deine Tugendsitte nicht, Drum Helfer und Berather dir gebricht. Der König Wen sprach: Wehe dir, O, wehe dir, du Jin und Schang! Der Himmel ist es nicht, der dich mit Wein berauscht, Und dich verführt zu Ärgerniß; Du bist's, der sich der Zucht entriß, Nicht achtet Licht noch Finsterniß, Und bei Geschrei und Jauchzen macht Das helle Tageslicht zur Nacht. Der König Wen sprach: Wehe dir, O, wehe dir, du Jin und Schang! Es ist wie wirrer Grillenanfang, Wie Sprudelbrüh' im Siededrang; Und Klein und Groß naht Untergang, Und doch zieh'n Jene stets denselben Strang. Inwendig wächst der Grimm im Mittellande, Bis zum Dämonenland entlang. Der König Wen sprach: Wehe dir, O, wehe dir, du Jin und Schang! Nicht kommt vom Höchsten Herrn die böse Zeit: Jin läßt das Alterthum beiseit. Und hat es auch nicht alterfahr'ne Männer, So hat es doch Gesetz und Lehren; Allein es will auf sie nicht hören; Das wird sein großes Amt zerstören. Der König Wen sprach: Wehe dir, O, wehe dir, du Jin und Schang! Die Leute haben einen Spruch: "Wo etwas sich zum Fallen kehrt, Und Zweig' und Blätter sind noch unversehrt, Da ist die Wurzel schon zerstört." Jin hat den Spiegel nah' genug; Die Zeit der Herrscher Hia's hat ihn gewährt.

    in: Strauß, Victor von. Schi-king. Das kanonische Liederbuch der Chinesen. Heidelberg: Carl Winter's Universitätsbuchhandlung, 1880. p. 432-434.
  • Peter Weber-Schäfer (1935–2019): Die Legenden der Könige von Chou, 6. "Groß ist der Herr in der Höhe"
    in: Weber-Schäfer, Peter. Altchinesische Hymnen aus dem 'Buch der Lieder' und den 'Gesängen von Ch'u'. Köln: Verlag Jakob Hegner, 1967. p. 111-113.

蕩蕩上帝,下民之辟。 疾威上帝,其命多辟。 天生烝民,其命匪諶。 靡不有初,鮮克有終。 文王曰咨,咨汝殷商,曾是彊禦,曾是掊克。 曾是在位,曾是在服。 天降滔德,女興是力。 文王曰咨,咨女殷商,而秉義類,彊禦多懟。 流言以對,寇攘式內。 侯作侯祝,靡屆靡究。 文王曰咨,咨女殷商,女炰烋于中國,斂怨以為德。 不明爾德,時無背無側。 爾德不明,以無陪無卿。 文王曰咨,咨女殷商,天不湎爾以酒,不義從式。 既愆爾止,靡明靡晦。 式號式呼,俾晝作夜。 文王曰咨,咨女殷商,如蜩如螗,如沸如羹。 小大近喪,人尚乎由行。 內壘于中國,覃及鬼方。 文王曰咨,咨女殷商,匪上帝不時,殷不用舊。 雖無老成人,尚有典刑。 曾是莫聽,大命以傾。 文王曰咨,咨女殷商。 人亦有言,顛沛之揭,枝葉未有害,本實先撥。 殷鑒不遠,在夏后之世。