Johann Cramer
male
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52-
Bai hua 白華: Klagelied der verstoßenen Kaiserin (Anonymous (Shijing))
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Zu der weißen Pflanze Kjen Kommt die Pflanze Mao, sie zu umschließen. Aber er hat mich von sich gewiesen, Und er will mich nicht mehr sehn. Weiße Wolken düstern sich, Hell vom frischen Thau die Pflanzen schimmern. Aber meine Thränen ihn nicht kümmern, Meinem Kummer läßt er mich. Gegen Nord ein Bächlein rinnt, Und dem Reisfeld wird es Früchte tragen. All mein Seufzen, ach, und all mein Klagen Nur auf dich, auf dich nur sinnt. Mit dem Scheit vom Maulbeerbaum Unterhalt' ich meines Heerdes Gluten; Ach, in Gluten möcht' mein Herz verbluten: Seine Treue war ein Traum! Glockenspiel tönt vom Palast, Meine Seele macht's in Trauer bangen. Ach, wie bist du schnell vorbeigegangen, Wenn du mich von dort ersahst! Hoch im Horst der Adler thront, Und der Storch auf jenen hohen Mauern; Doch um einen Edlen hohes Trauern Tief in meinem Herzen wohnt. Dort das Vogelpaar Yün-Yang Wohnt am Flusse einig, ungeschieden; Wankelmütig hat er mich gemieden, Fühlt nach mir nun keinen Drang. Wenn der Fuß am Stein sich stößt, Pflegt der Kopf in Schmerz sich auch zu bücken. Ach, es will mir fast den Sinn verrücken, Daß er unser Band gelöst.–
in: Cramer, Johann (ed.). Schi-King, oder Chinesische Lieder, gesammelt von Confucius. Neu und frei nach A. La Charme's lateinischer Übersetzung bearbeitet. Fürs deutsche Volk hg. von Johann Cramer, Das himmlische Reich. Oder China's Leben, Denken, Dichten und Geschichte, 4 vols. Crefeld: Verlag der J. H. Funcke'schen Buchhandlung, 1844. p. 185f. -
Bai ju 白駒: Ein Gastlied (Anonymous (Shijing))
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Es soll ein Füllen weiß wie Schnee In meinem Garten weiden duft'ges Kraut; Gekoppelt sei sein Fuß geschickt, Sein zarter Hals umstrickt. Der edle Gast verweil' bei uns den Tag, Daß er der Rast bei uns genießen mag. Es soll ein Füllen weiß wie Schnee In meines Gartens Bohnen weiden traut; Gekoppelt sei sein Fuß geschickt, Sein zarter Hals umstrickt. Der edle Gast verweil' bei uns die Nacht, Nach Tages Last auf süße Ruh' bedacht. Des Füllens Farb' ist weiß wie Schnee. O edler Gast aus fürstlichem Geblüt, Du ehrest uns, daß du sprachst ein Bei uns, was könnt' dir störend sein? Dein Ehrgeiz führe dich nicht wieder fort, O bleib' ausruhend gern an diesem Ort!–
in: Cramer, Johann (ed.). Schi-King, oder Chinesische Lieder, gesammelt von Confucius. Neu und frei nach A. La Charme's lateinischer Übersetzung bearbeitet. Fürs deutsche Volk hg. von Johann Cramer, Das himmlische Reich. Oder China's Leben, Denken, Dichten und Geschichte, 4 vols. Crefeld: Verlag der J. H. Funcke'schen Buchhandlung, 1844. p. 138.
Excerpt. -
Ban 板: Der Alte an die Jungen (Anonymous (Shijing))
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Es liebt der Herr der Herrlichkeit Nicht mehr dies Volk in dieser Zeit; Erbarmungslos läßt er's geschehn, Der Arme soll zu Grunde gehn. Man höret nur noch Thorenwort, Erinn'rung alter Zeit ist fort, Der Zukunft will sich keiner weih'n, Sie leben in den Tag hinein. Gibt euch kein Weiser guten Rath? Bleibt unbekannt der Ahnen That? Doch schweig' ich nicht, ich rede frei, Mich anzuhören kommt herbei! Ob ich auch leb' in ander Stand, Vereint uns doch ein Vaterland, Demselben Mißgeschick und Leid Sind wir zusammen ja geweiht. Wenn wahr ist meiner Rede Sinn, Was seht ihr denn verächtlich hin Auf meinen Rock? das ernste Wort, Was scheucht ihr es mit Lachen fort? Wer heute lacht, oft morgen weint; Ein Sprichwort unsrer Väter meint: "Wenn guten Rath ein Lump verleiht, Deß schäm' sich nicht ein goldnes Kleid." Oft morgen weint, wer heute lacht; Wie Thau kommt Unheil über Nacht. Was hilft's, ob mahn' ein schwacher Greis? Die Jugend bleibt doch naseweis. Bin kindlich ich? bin ich verrückt? Schein' ich euch stumpf und plattgedrückt? O seht euch vor, ihr seid zu spitz, Es stumpft euch wohl des Himmels Blitz. Red' ich denn wirklich wie ein Thor? Seht euch mit eurem Spotte vor, Wenn rings die Flamme um euch steigt, Ihr auch wohl euren Kleinmuth zeigt. Ist jetzt denn wohl zu Scherzen Zeit, Wo ein Gericht vom Himmel bräut? Wenn's losbricht, stellt's in Blöße dar Der Prahler und der Schmeichler Schaar. Es ging zu Grund des Reiches Glanz Durch Schmeichler und durch Prahler ganz; Doch wird der Himmel ihn erneun, Wird Schmach durch Schmach verdoppelt sein. Weisheit und Tugend fremd sind, wie Beim Todtenfest der Knabe Schi, Er kommt mit Glanz, doch bald geht aus Sein Glänzen mit dem Ahnenschmaus. Das Volk erseufzt und welket hin, Wir aber schlagen's aus dem Sinn; Ob man des Reiches Sturz beklagt, Was nutzt es? Rettung keiner wagt.–
in: Cramer, Johann (ed.). Schi-King, oder Chinesische Lieder, gesammelt von Confucius. Neu und frei nach A. La Charme's lateinischer Übersetzung bearbeitet. Fürs deutsche Volk hg. von Johann Cramer, Das himmlische Reich. Oder China's Leben, Denken, Dichten und Geschichte, 4 vols. Crefeld: Verlag der J. H. Funcke'schen Buchhandlung, 1844. p. 215f. –
in: Jolowicz, Heinrich. Der poetische Orient. Leipzig: Verlag von Otto Wigand, 1853. p. 21f. -
Ban 板: Die Fächer vor dem Munde (Anonymous (Shijing))
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Ihr tretet vor den Kaiser Mit halbem Fächer Tschang Und ganzem Fächer Kuei, Daß er nur halb verstehe, Und nicht eu'r Athem wehe, An seinem Angesicht vorbei. Thut Tschang den halben Fächer Und auch den ganzen Kuei, O thut die Schmeichelei Hinweg, auf daß verstehe Der Herr des Reiches Wehe, Ob's auch des Hofes Sitt' entgegen sei.–
in: Cramer, Johann (ed.). Schi-King, oder Chinesische Lieder, gesammelt von Confucius. Neu und frei nach A. La Charme's lateinischer Übersetzung bearbeitet. Fürs deutsche Volk hg. von Johann Cramer, Das himmlische Reich. Oder China's Leben, Denken, Dichten und Geschichte, 4 vols. Crefeld: Verlag der J. H. Funcke'schen Buchhandlung, 1844. p. 217.
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Ban 板: Des Kaisers Hausfriede (Anonymous (Shijing))
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Dein Wall sind deine Fürsten, Die Mauer ist dein Volk. Für deinen Fall sei unbesorgt Und auch für dein Bestehen, Du fällst und stehst zugleich Mit Wohlfahrt in dem Reich. Thürangeln sind die Prinzen, Die Riegeln am Palast Sie sind in deinem weiten Reich Die Länder an den Gränzen. Es geh in deinem Haus Nie Angel, Riegel aus! Das Vorgemach des Schlosses Das ist dein weites Reich, Dem Vorhof um das Schloß sind gleich Die fernen Länderstrecken; Daß Fried' bei Hof und Hause sei, Und auch des Friedens selbst dich freu'!–
in: Cramer, Johann (ed.). Schi-King, oder Chinesische Lieder, gesammelt von Confucius. Neu und frei nach A. La Charme's lateinischer Übersetzung bearbeitet. Fürs deutsche Volk hg. von Johann Cramer, Das himmlische Reich. Oder China's Leben, Denken, Dichten und Geschichte, 4 vols. Crefeld: Verlag der J. H. Funcke'schen Buchhandlung, 1844. p. 217.
Excerpt. -
Ban 板: Leichte Belehrung (Anonymous (Shijing))
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Der Himmel lehret schnell und sanft und leicht, Wenn sich das Kind nur auch gelehrig zeigt. So leicht wie zu der Flöte Klang Sich einigt der Gesang. Der Himmel lehret schnell und sanft und leicht, Wenn sich das Kind nur auch gelehrig zeigt. Leicht, wie die Hand geht auf und zu, Bist nur auch willig du. Der Himmel lehret schnell und sanft und leicht, Wenn sich das Kind nur auch gelehrig zeigt. Recht lehrt der Himmel, du gehst schlecht; Und zeigt der Himmel grad, Sucht ihr den krummen Pfad.–
in: Cramer, Johann (ed.). Schi-King, oder Chinesische Lieder, gesammelt von Confucius. Neu und frei nach A. La Charme's lateinischer Übersetzung bearbeitet. Fürs deutsche Volk hg. von Johann Cramer, Das himmlische Reich. Oder China's Leben, Denken, Dichten und Geschichte, 4 vols. Crefeld: Verlag der J. H. Funcke'schen Buchhandlung, 1844. p. 216. –
in: Jolowicz, Heinrich. Der poetische Orient. Leipzig: Verlag von Otto Wigand, 1853. p. 43. -
Ban 板: Warnung (Anonymous (Shijing))
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Was der Himmel angerichtet, Auch der Himmel oft vernichtet, Und der Himmel den Bestand Aendert wohl an Herrn und Land. Himmel weiß, was in dir rege, Dein Weg geht nicht seine Wege; Wo du einschlägst deinen Pfad, Ueb'rall dir der Himmel naht. O, drum laß dich nicht verleiten, Ab von seinem Licht zu gleiten; Was du thust und wo du bist, Dir sein Antlitz nahe ist.–
in: Cramer, Johann (ed.). Schi-King, oder Chinesische Lieder, gesammelt von Confucius. Neu und frei nach A. La Charme's lateinischer Übersetzung bearbeitet. Fürs deutsche Volk hg. von Johann Cramer, Das himmlische Reich. Oder China's Leben, Denken, Dichten und Geschichte, 4 vols. Crefeld: Verlag der J. H. Funcke'schen Buchhandlung, 1844. p. 218.
Excerpt. -
Bao yu 鴇羽: Kriegszüge (Anonymous (Shijing))
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Die Vögel nach dem Westen ziehn, Auf die Zweig' unterwegs sie sich setzen hin. Des Kaisers Dienst vergönnt uns nicht Aufschub und Unterlaß der Pflicht; Wir ließen Haus und Hof, bestellt Wird nicht durch uns der Aeltern Feld, Was wird nun ohne Brod Die Aeltern retten vor dem Hungertod? Wie lang, o blauer Himmel, Uns noch das Wandern droht! Die Vögel nach dem Osten ziehn, Nur kurze Rast ist ihnen da verliehn. Es gilt des Reiches Wichtigkeit, Davor entweichet unsre weit. Für's große Reich wir kämpfen gehn, Da bleibt der Pflug zu Hause stehn. Wer sorget nun für's Aelternpaar, Daß sie den Mais sich kochen gar? Wie lang, o blauer Himmel, Zieht noch der Krieger Schaar? Es ziehn die Vögel nach dem Süd, Und rasten nicht eher bis daß sie müd'. Die Pflicht trieb mich vom Vaterhaus, Vom Frieden in den Krieg hinaus. Das Feld muß ohne Pflüger ruhn, Die Heerd' ist ohne Hirten nun, Dem Reiße Pfleg' und Wäss'rung fehlt, Die Aeltern drum der Hunger quält. Wie lang, o blauer Himmel, Bleibt mir die Heimath noch verhehlt?–
in: Cramer, Johann (ed.). Schi-King, oder Chinesische Lieder, gesammelt von Confucius. Neu und frei nach A. La Charme's lateinischer Übersetzung bearbeitet. Fürs deutsche Volk hg. von Johann Cramer, Das himmlische Reich. Oder China's Leben, Denken, Dichten und Geschichte, 4 vols. Crefeld: Verlag der J. H. Funcke'schen Buchhandlung, 1844. p. 92. –
in: Jolowicz, Heinrich. Blüthenkranz morgenländischer Dichtung. Breislau: Verlag von Eduard Trewendt, 1860. p. 19. -
Bei feng 北風: Fort von hier (Anonymous (Shijing))
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Es weht der Wind aus Norden kalt Und Schnee und Regen fällt, Hier ist für uns kein Aufenthalt, Auf Abschied unsre Sach' gestellt; Nur fort, und fort, und fort, Hier ist nicht fürder unser Ort! Des Nordens Winde brausend weh'n, Der Regen fällt so kalt, Drum laßt uns schnell von hinnen geh'n, Zum Abschied seid gerüstet bald; Packt, packt ein, packt ein, Wir können hier nicht länger sein! Seht nur, die Füchse all' sind roth, Nur schwarze Raben, seht, Schlimm ist das Zeichen, das uns droht, Drum, Freunde sagt, wohin ihr geht; O, geht nicht fort, nicht fort, Noch schlimmere Zeichen drohen dort! Wir sehn's, die Füchse all' sind roth, Und schwarz die Raben all', Doch, wie auch solches Zeichen droht, Nicht ändert's unsern Fall, O, hier nicht bleibt, nicht bleibt! Kein Zeichen gilt, wo Noth uns treibt.–
in: Cramer, Johann (ed.). Schi-King, oder Chinesische Lieder, gesammelt von Confucius. Neu und frei nach A. La Charme's lateinischer Übersetzung bearbeitet. Fürs deutsche Volk hg. von Johann Cramer, Das himmlische Reich. Oder China's Leben, Denken, Dichten und Geschichte, 4 vols. Crefeld: Verlag der J. H. Funcke'schen Buchhandlung, 1844. p. 36. -
Bei men 北門: Geschäft im Staat, Versäumniß im Haus (Anonymous (Shijing))
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Ich tret' einher aus goldner Pforte, Wie ist die Bürde mir so schwer! Ach, all' die Last, ach, all' die Würde – Wie halt ich's aus; wo neh'm ich's her? Es liegt Palast, es liegt die Hütte Auf meinen Schultern, ach, wie sehr. Doch, der Himmel hat's beschlossen, Und es hilft nichts, sein verdrossen, Still sich fügen, ist das Beste. So für den Fürsten stets geschäftig, Wie sind doch die Geschäfte schwer! Wie ich mich wende und mich drehe, Sie häufen sich noch immer mehr, Ich seh' mein Haus nur mit dem Rücken, Vielleicht nur einmal nebenher: Doch der Himmel hat's beschlossen, Und es hilft nichts, sein verdossen, Still sich fügen, ist das Beste. Ob einmal ich nach Hause komme, Gleich eil' ich wieder fort, so sehr, Denn Weib und Kinder, ach, die grüßen Mich freundlich heiter nimmermehr. Ich war so lange fern von ihnen, Und das entgelten sie mir schwer, Doch der Himmel hat's beschlossen, Und es hilft nichts, sein verdrossen, Still sich fügen ist das Beste. Und wär' mir keine andre Sorge Als nur um Weib und Kind so schwer; Ach, auf die Ketten, Ordensbänder, Da sehn sie nur so nebenher, Und nun erst all das Hausgesinde, Stets brummend um mich, wie ein Bär! – Doch der Himmel hat's beschlossen, Und es hilft nichts, sein verdrossen, Still sich fügen ist das Beste.–
in: Cramer, Johann (ed.). Schi-King, oder Chinesische Lieder, gesammelt von Confucius. Neu und frei nach A. La Charme's lateinischer Übersetzung bearbeitet. Fürs deutsche Volk hg. von Johann Cramer, Das himmlische Reich. Oder China's Leben, Denken, Dichten und Geschichte, 4 vols. Crefeld: Verlag der J. H. Funcke'schen Buchhandlung, 1844. p. 34f. -
Bei shan 北山: So und so "Mein Viergespann nicht ruhen kann" (Anonymous (Shijing))
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Mein Viergespann nicht ruhen kann, Muß Pflichten immer verrichten, Und ohne Rast in steter Hast Des Kaisers Gebot aufs Neue droht. Den Kaiser freut, daß mir noch beut Die Jugend Säfte und Kräfte, Um gleich und bald ohn' Aufenthalt Durchs Reich zu ziehn in stetem Mühn. So ist es! Krank von Speis und Trank Beim Schmause der liegt zu Hause; Vor Hunger muß und vor Verdruß Krank jener werden bei Reisebeschwerden. Der schließt sich ein ins Kämmerlein, Und weiht von Herzen sich Lust und Scherzen, Ein Andrer, ach, in Sorgen wach, Der Zeit entbricht, zu waschen sein Gesicht. Der Eine baut und fest vertraut Auf Kaisers Hulden auch bei Verschulden Den Andern plagt die Sorg' und nagt, Ob er auch recht gethan als Knecht.–
in: Cramer, Johann (ed.). Schi-King, oder Chinesische Lieder, gesammelt von Confucius. Neu und frei nach A. La Charme's lateinischer Übersetzung bearbeitet. Fürs deutsche Volk hg. von Johann Cramer, Das himmlische Reich. Oder China's Leben, Denken, Dichten und Geschichte, 4 vols. Crefeld: Verlag der J. H. Funcke'schen Buchhandlung, 1844. p. 164. –
in: Jolowicz, Heinrich. Der poetische Orient. Leipzig: Verlag von Otto Wigand, 1853. p. 20f.
Excerpt of the 3rd to 6th stanza. -
Bi gong 閟宮: Die Lieder des Fürsten von Lu, 3. "Festwunsch" (Anonymous (Shijing))
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Verleih' der Himmel Macht und Glück Und Frieden, reiche Güter Dem Fürsten, der dem Lande Lu Ein Vater ist und Hüter! Was er geerbt von Alten, Den Enkeln sei's erhalten, Was man ihm nahm, mög' er auf's Neu verwalten! Ein treues Weib gewähr' ihm Lust, Die Mutter leb' ihm lange, Sein Geist froh in gesunder Brust, Von Dienern stets er guten Rath empfange! Viel Völker sein ihm untergeben, Und wird er noch nach vielen Jahren leben, Mög' ihm, ob bleich das Haar, kein Zahn erbeben!–
in: Cramer, Johann (ed.). Schi-King, oder Chinesische Lieder, gesammelt von Confucius. Neu und frei nach A. La Charme's lateinischer Übersetzung bearbeitet. Fürs deutsche Volk hg. von Johann Cramer, Das himmlische Reich. Oder China's Leben, Denken, Dichten und Geschichte, 4 vols. Crefeld: Verlag der J. H. Funcke'schen Buchhandlung, 1844. p. 253. -
Bi gong 閟宮: Tsching-Wangs Dankbarkeit (Anonymous (Shijing))
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Dieses sprach Tsching-Wang, der junge Kaiser, Zu Tschiu-Kong, dem Ohm, der ihn erzog: O mein Ohm, als früh mein Vater starb, Bist du Lehrer mir an seiner Statt, Und der zweite Vater mir geworden, Sieh, mein Herz ist für dich Dankes voll. Dieses sprach Tsching-Wang, der junge Kaiser: Nie entflieht es der Erinnerung, Wie du weis' und schonend mich erzogst. Aber was du hast für mich gethan Ohne Schonung an dem eignen Sohne, Will ich einst vergelten deinem Sohn. Dieses sprach Tsching-Wang, der junge Kaiser: Nie vergess' ich, wie du strenge warst, Gegen deinen Sohn, damit du mich Milder führest auf des Guten Bahn. Aber ob du ihn statt meiner strafest, Hing er doch mit Liebe stets mir an. Dieses sprach Tsching-Wang, der junge Kaiser: Seine Treu' Pe-King erwiesen hat Mit dem eig'nen Blute, wenn ihn traf Scharf die Geißel, die ich nie empfand. Werd' ich einst die Kaiserkron' verdienen, Lohn' ich ihm es mit dem Fürstenhut. Dieses sprach Tsching-Wang, der junge Kaiser: Jenes Land des Ostens geb' ich ihm, Lu, das Fürstenthum, da zeig' er mir Alte Treu' in seinem neuen Amt. Bis zum Meere soll im Land er herrschen, Und ein Pfeiler sei er dort dem Reich! Pe-King, Bruder, von dem Stamm der Kaiser, Segnen schaut auf dich mein Ahn Wen-Wang. Wie ich hier, so herrsche dort, und Ruhm Sei der Antheil alles deines Thun's. Sei wie ich mit allem Prunk umgeben, Und die Fahne schmück' des Drachen Bild!–
in: Cramer, Johann (ed.). Schi-King, oder Chinesische Lieder, gesammelt von Confucius. Neu und frei nach A. La Charme's lateinischer Übersetzung bearbeitet. Fürs deutsche Volk hg. von Johann Cramer, Das himmlische Reich. Oder China's Leben, Denken, Dichten und Geschichte, 4 vols. Crefeld: Verlag der J. H. Funcke'schen Buchhandlung, 1844. p. 249f. -
Bi gou 敝笱: Abschiedslied für die Fürstin (Anonymous (Shijing))
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Das Netz ist nun zerrissen, Man hängt es auf am Ufer, Die Fische spielen frei. Mit freiem Sinn Die Königin Nebst ihren Mägden zieht vorbei. Das Netz ist nun zerrissen, Man hängt es auf am Ufer, Wie freuet sich der Fisch! Die Königin Sammt Dienerin, Sie reisen frank und frisch. Das Netz nun ist zerrissen, Man hängt es auf am Ufer, Die Fische merken's gleich. Frei ziehe hin Die Königin, Verlust ist's nicht für's Reich!–
in: Cramer, Johann (ed.). Schi-King, oder Chinesische Lieder, gesammelt von Confucius. Neu und frei nach A. La Charme's lateinischer Übersetzung bearbeitet. Fürs deutsche Volk hg. von Johann Cramer, Das himmlische Reich. Oder China's Leben, Denken, Dichten und Geschichte, 4 vols. Crefeld: Verlag der J. H. Funcke'schen Buchhandlung, 1844. p. 79f. -
Biao you mei 摽有梅: Sie kann nicht warten (Anonymous (Shijing))
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Die Pflaumen vom Baume gefallen sind all, Nur noch sieben hängen daran; Wer mich frei'n will von den Freiern all, Der möge bald sich nahn! Die Pflaumen vom Baume gefallen sind all, Nur noch drei hängen daran; Wer mich frei'n will von den Freiern all, Der möge bald sich nahn! Die Pflaumen vom Baume gefallen sind all, Wer will sie stecken ein? Wer will mich frei'n von den Freiern all? Wer's immer nur mag sein!–
in: Cramer, Johann (ed.). Schi-King, oder Chinesische Lieder, gesammelt von Confucius. Neu und frei nach A. La Charme's lateinischer Übersetzung bearbeitet. Fürs deutsche Volk hg. von Johann Cramer, Das himmlische Reich. Oder China's Leben, Denken, Dichten und Geschichte, 4 vols. Crefeld: Verlag der J. H. Funcke'schen Buchhandlung, 1844. p. 13. -
Bin zhi chu yan 賓之初筵: Die Betrunkenen (Anonymous (Shijing))
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Trunken werden unsre Gäste, Um den Anstand ist's gethan, Seht nur, wie die Augen glänzen, Und das Plaudern hebt nun an. Schief die Mütze auf dem Kopfe Wie an einem Haare weht, Ungelenkes Bein will tanzen, Und der Greisen Stimme kräht. Da du Glas auf Glas geleeret, Hattest du ein Spitzchen schon, Wenn du nun noch eines tränkest, Trügst du einen Rausch davon. Sieh, ich müsst' mich deiner schämen, Denn ich bin ja nüchtern noch, Aber willst nach Haus mich führen, O, so bitt' ich, sachte doch! Ei, du führst mich ja in Gossen, Doch auch mein Gang hält nicht Stich, Stütze mich mit deinen Armen, Und am Schopfe halt' ich dich.–
in: Cramer, Johann (ed.). Schi-King, oder Chinesische Lieder, gesammelt von Confucius. Neu und frei nach A. La Charme's lateinischer Übersetzung bearbeitet. Fürs deutsche Volk hg. von Johann Cramer, Das himmlische Reich. Oder China's Leben, Denken, Dichten und Geschichte, 4 vols. Crefeld: Verlag der J. H. Funcke'schen Buchhandlung, 1844. p. 176. –
in: Jolowicz, Heinrich. Der poetische Orient. Leipzig: Verlag von Otto Wigand, 1853. p. 17.
Excerpt. -
Bin zhi chu yan 賓之初筵: Gebräuche beim Fest (Anonymous (Shijing))
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Die Gäste sind gereiht zur Rechten und zur Linken, Es steht das Mal bereit, die vollen Becher blinken, Und einen nach dem andern trinkt man leer, Der Freude Quell wird Bach und Strom und Meer. Und alle Gäste trinken. Beim Klang des Glockenspiels erheben sich die Gäste Mit Bogen und mit Pfeil, und jeder zielt auf's Beste, Und wer das Ziel traf, reichet dem Genoss Das Glas zum leeren, der in's Leere schoss, So geht's beim Feste. Nun folgt der Friedenstanz zur allgemeinen Freude, Die Flöte tönt dazu, gefügt aus Rohr und Weide. Vor Jedem, der den Tanz hat durchgemacht, Wird dann dem Ahn ein Opfer dargebracht, Von dem man stammt zu Freud' und Leide. So jeden frommen Brauch sah'n unsern Wirth wir pflegen, Er werde ihm dafür des Himmels reicher Segen! Es blühe unverwelklich fort sein Glück, Auf Enkel und Urenkel strahl's zurück! Drauf lasst die letzte Flasche uns erlegen!–
in: Cramer, Johann (ed.). Schi-King, oder Chinesische Lieder, gesammelt von Confucius. Neu und frei nach A. La Charme's lateinischer Übersetzung bearbeitet. Fürs deutsche Volk hg. von Johann Cramer, Das himmlische Reich. Oder China's Leben, Denken, Dichten und Geschichte, 4 vols. Crefeld: Verlag der J. H. Funcke'schen Buchhandlung, 1844. p. 179. –
in: Jolowicz, Heinrich. Der poetische Orient. Leipzig: Verlag von Otto Wigand, 1853. p. 28.
Excerpt of the first two stanzas of the original poem. -
Bo xi 伯兮: Klage um Pe-Hi (Anonymous (Shijing))
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Kühn und stark ist mein Pe-Hi, im Reich Ihm kein einz'ger Schläger gleich, Mein Pe-Hi schwingt einen Speer, Trägt die Waffen vor dem König her. Ging nach Osten mein Pe-Hi, seitdem Ist das Haar mir spröd und wirr genehm, Und die Locken ähnlich sind Distelflocken, die verweht der Wind. Fehlt's an Salben mir? o nein! Doch ich laß sie stehn im Schrein! Wem zu Liebe schmückt' ich mich denn so? Wem zu Liebe schien ich schmuck und froh? Möcht' es regnen! Aber heiß Von der Stirne fließt der Schweiß; Wie mein Haupt durchglüht der Schmerz Denket nur an ihn mein Herz. Pflanze der Vergessenheit, Wächsest ja von hier nicht weit; Schamlos pflücke sie, wer will, Ich bewahre meinen Gram mir still.–
in: Cramer, Johann (ed.). Schi-King, oder Chinesische Lieder, gesammelt von Confucius. Neu und frei nach A. La Charme's lateinischer Übersetzung bearbeitet. Fürs deutsche Volk hg. von Johann Cramer, Das himmlische Reich. Oder China's Leben, Denken, Dichten und Geschichte, 4 vols. Crefeld: Verlag der J. H. Funcke'schen Buchhandlung, 1844. p. 53. -
Bo zhou "Fan bi bo zhou, yi fan qi liu" 柏舟 "汎彼柏舟,亦汎其流": Die ungeliebte Gattin 1. "Der Kahn schwankt auf dem Wasser" (Anonymous (Shijing))
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Der Kahn schwankt auf dem Wasser Nicht wie er will, Wie ihn die Fluthen treiben, Bald rasch, bald still. So treibt mich auch der Mann, Der mich nicht liebt, Und den ich lieben soll. Den Brüdern möcht' ich's klagen: Mein Mann mich quält; Die Brüder werden sagen: Er hat dich gewählt. Von Brüdern und Aeltern fern Ich nur den Mann, Nicht den Freund, mir gewann. Nicht gleich ich einem Spiegel Hell anzuschaun, Und auch nicht einem Steine Nach Willkür gewälzt, Nicht einem Teppich auf- und zugerollt, Ich leb' der Pflicht, Zu Dank ihm nicht. Die armen Frauen beklag' ich, Nicht mich allein, Wenn Lieb' nicht Liebe redet, O harte Pein! Verschmäht, gekränkt, so fühl' ich stets Erwachend Schmerz, Im Schlaf ein wundes Herz. Es wechseln Mond und Sonne In Silber und Gold, Mir bleibt nur Leid, nicht Wonne Nur einmal hold. Ich seufz' und seufze immerdar, Verschweb' doch nicht als Hauch, Nicht als Rauch.–
in: Cramer, Johann (ed.). Schi-King, oder Chinesische Lieder, gesammelt von Confucius. Neu und frei nach A. La Charme's lateinischer Übersetzung bearbeitet. Fürs deutsche Volk hg. von Johann Cramer, Das himmlische Reich. Oder China's Leben, Denken, Dichten und Geschichte, 4 vols. Crefeld: Verlag der J. H. Funcke'schen Buchhandlung, 1844. p. 18f. -
Bo zhou "Fan bi bo zhou, zai bi zhong he" 柏舟 "汎彼柏舟,在彼中河": Standhafte Treue (Anonymous (Shijing))
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Ich schwör' es mit den höchsten Eiden, Nicht lass' ich los von meinen Leiden, Steig' lieber in den Sarg hinein, Als eines Andern Weib zu sein. Was schuld' ich meiner Mutter nicht! Ja, dankbar sein ist meine Pflicht, Und Segen sei ihr Herzgewinn, Doch sie versteht nicht meinen Sinn. Ich schwör' es mit dem höchsten Eide: Ich lasse nicht von meinem Leide, Und lieber wähl' ich mir den Tod, Wenn mir ein andres Bündnis droht.–
in: Cramer, Johann (ed.). Schi-King, oder Chinesische Lieder, gesammelt von Confucius. Neu und frei nach A. La Charme's lateinischer Übersetzung bearbeitet. Fürs deutsche Volk hg. von Johann Cramer, Das himmlische Reich. Oder China's Leben, Denken, Dichten und Geschichte, 4 vols. Crefeld: Verlag der J. H. Funcke'schen Buchhandlung, 1844. p. 43. -
Cai fan 采蘩: Ruhige Bereitung (Anonymous (Shijing))
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Wo Fan, das Kraut, gesammelt wird, Das ist an See'n und Teichen, Für den es aber wird gebaut, Das ist der Fürst Kong-Hiu. Wir gehn zum feuchten Thal, Zu sammeln Fan, das Kraut, Und der Fürst im Prunkgemach Sieht, wie's eingesammelt ist. Wo er auf- und niedergeht, Sonder Eile ordnend, Daß man mache aus dem Kraut, Was gemacht er haben will. Steht da mit geschmücktem Haar, Von dem Morgen bis zur Nacht, Und es ist noch gleich geschmückt, Wenn nun Alles ist bereit.–
in: Cramer, Johann (ed.). Schi-King, oder Chinesische Lieder, gesammelt von Confucius. Neu und frei nach A. La Charme's lateinischer Übersetzung bearbeitet. Fürs deutsche Volk hg. von Johann Cramer, Das himmlische Reich. Oder China's Leben, Denken, Dichten und Geschichte, 4 vols. Crefeld: Verlag der J. H. Funcke'schen Buchhandlung, 1844. p. 9. -
Cai ge 采葛: Zeitmessung (Anonymous (Shijing))
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Von den Hecken Blüthen brech' ich, Aber dich, mein Sonnenschein, Nur zu missen einen Tag lang, Scheint's acht Tage mir zu sein. Hab' gebrochen Laub und Gräser, Aber meidest du mein Haus Auch nur eine einz'ge Stunde, Dehnt sie sich zu Wochen aus. Mir ins Haar ich flechte Blumen, Aber will's das Mißgeschick, Daß ich dir nicht schau' ins Auge, Wird zum Jahr der Augenblick.–
in: Cramer, Johann (ed.). Schi-King, oder Chinesische Lieder, gesammelt von Confucius. Neu und frei nach A. La Charme's lateinischer Übersetzung bearbeitet. Fürs deutsche Volk hg. von Johann Cramer, Das himmlische Reich. Oder China's Leben, Denken, Dichten und Geschichte, 4 vols. Crefeld: Verlag der J. H. Funcke'schen Buchhandlung, 1844. p. 58. -
Cai ling 采苓: Beunruhigende Kundmacher (Anonymous (Shijing))
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Fu-Ling, die Trüffel, gräbt man aus Am Berg Schiu-Yang. Sie wühlten mühsam wie die Maus, Und gruben lang. Es suchten die Verruchten Geheimer Kunde nach, Und dann aus ihrem Munde brach Unseliges Geschwätz. Ihr Guten, laßt sie graben Nach den verborg'nen Gaben! Verachtet solche Reden, Die nur die Ruh' befehden, Und haltet's als Gesetz, Die Lügenfrucht zu meiden, Und reif von unreif wohl zu unterscheiden. Ku-Tsai, den Lattig, liest man auf Am Berge Schiu-Yang. Wie mühten sie sich dran und drauf, Und lasen lang! Wie bückten sie sich und pflückten Den Lattich an dem sumpf'gen Ort Und pflanzten ihn nur weit und weiter fort, Als böses Lügenkraut. O laßt es nur im Sumpfe, Daß faulend es verdumpfe, Und macht euch nicht vertraut Mit diesem gift'gen Kraut, Denn wer's genießt, dem schwillt gewiß die Haut.–
in: Cramer, Johann (ed.). Schi-King, oder Chinesische Lieder, gesammelt von Confucius. Neu und frei nach A. La Charme's lateinischer Übersetzung bearbeitet. Fürs deutsche Volk hg. von Johann Cramer, Das himmlische Reich. Oder China's Leben, Denken, Dichten und Geschichte, 4 vols. Crefeld: Verlag der J. H. Funcke'schen Buchhandlung, 1844. p. 91f. -
Cai lü 采綠: Nachsinnen (Anonymous (Shijing))
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Geschäftig bis zum Abend hab' Ich Lauch gesammelt und doch ward Die Hand nicht voll. Und ungekämmt und ohne Schmuck Weht mir das Haar. Wann du vom Norden kehrst zurück, Dann kämm' ich's wieder. Geschäftig bis zum Abend las Ich Hirtenähren, doch es fiel Hier, was ich dort Gesammelt ein; ach, er versprach Am fünften Tag Die Wiederkehr; nun sind's schon sechs, Er kam nicht wieder. Wär' er gegangen auf die Jagd, Wie gerne hätt' ich ihm gereicht Den Bogen dar; Und wollt' er auf den Fischfang gehn, Wie gerne dann Bezog ich ihm die Angelschnur! Nun ist er ferne!–
in: Cramer, Johann (ed.). Schi-King, oder Chinesische Lieder, gesammelt von Confucius. Neu und frei nach A. La Charme's lateinischer Übersetzung bearbeitet. Fürs deutsche Volk hg. von Johann Cramer, Das himmlische Reich. Oder China's Leben, Denken, Dichten und Geschichte, 4 vols. Crefeld: Verlag der J. H. Funcke'schen Buchhandlung, 1844. p. 184.
Excerpt of the 1st to 3rd stanza. -
Cai pin 采蘋: Opfer der Pflanzen (Anonymous (Shijing))
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Ping die Wasserpflanze, Die Wasserpflanze Tsao, Die glänzt wohl nicht gering Und steht in vollem Glanze. Ping, die Wasserpflanze, Die Wasserpflanze Tsao, Sie stehn in vollem Glanze, Wo ich sie suchen thät. Im Süden an dem Flusse, Das Wasser, das schwoll über, Wir pflückten unermüdlich, Bis voll war unser Korb. Der enge Korb zum Rande, Er wurde übervoll, Der weite angefüllet Ward bis zur Hälfte doch. Wir schöpfen frisches Wasser Auch zu der frischen Pflanze, Und ohne Rauch in Töpfen Kocht es am Feuer nun. Und wenn die beiden Arten Des Krautes sind gesotten, So breitet aus die Matten, Und tragt die Speise auf. Wo breiten wir die bunten, Die reichen Matten hin? Wo stellen mit dem Kraute Die Schüssel wir im Haus? Wohl auf der offnen Hausflur, Die südlich ist gelegen, Und an der hohen Mauer, Die westlich ist erbaut. Da gehen kann vorüber Am Morgen und am Abend Die Geister, anzuschauen Das Mahl, für sie bestimmt. Wer ist davor gestellet? Gar stattlich, seht ihr wohl, Im Schleier ist's die Hausfrau, Nicht alt und auch nicht jung. Wer spielt zum Opferfeste In dumpfem Feierton? Der Hausherr mit der Harfe, Und mit der Flöt' der Sohn.–
in: Cramer, Johann (ed.). Schi-King, oder Chinesische Lieder, gesammelt von Confucius. Neu und frei nach A. La Charme's lateinischer Übersetzung bearbeitet. Fürs deutsche Volk hg. von Johann Cramer, Das himmlische Reich. Oder China's Leben, Denken, Dichten und Geschichte, 4 vols. Crefeld: Verlag der J. H. Funcke'schen Buchhandlung, 1844. p. 10. -
Cai qi 采芑: Kriegsgesang (Anonymous (Shijing))
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Die Vögel Sun sich in die Höhe heben, Und wieder dann zu Thale schweben. Fang-Schu an Heeresspitze zieht, Drin man dreitausend Wagen sieht. Schlagfertig ist sein Heer. Fang-Schu, der Feldheer zieht voran, Die bunten Ross' am Viergespann Der Wagenrand ist rothbemalt, Das Innre ist von Matten lind; Von Fisches Fell die Köcher sind, Der Rosse Nacken schallt und strahlt Von goldnem Zaum und Zügel hell. Die Vögel Sun sich in die Höh' erheben; Wo werden sie wohl niederschweben? Fang-Schu die Kriegerschaaren führt, Dreitausend Wagen goldverziert, Und Fahnen flattern durch die Luft, Und laut Fang-Schu, der Führer, ruft. Von Goldblech wirft sein Wagen Glanz, Die Schellen klingen wie zum Tanz. Der Riemen Farb' ist gelb und roth; Er steht im Wagen, herrscht und droht, Man sieht wie einen Baum ihn blühn, Umglänzt von Edelsteinen grün, Die klingend leis der Wind bewegt. Die Vögel Sun sich in die Höh' erheben, Auf welches Land herabzuschweben? Fang-Schu, der Feldheer führt sein Heer, Dreitausend Wagen, waffenschwer, Von dannen treiben die den Feind. Voran der Feldherr stets erscheint, Der Trommeln Wirbel laut erschallt, Und Schaar an Schaar geordnet wallt. Ein leises Zeichen ist genug, Daß vorwärts geh' der Schaaren Zug, Doch wenn den Rückzug man beschloß, Und soll gehorchen jeder Troß, Dann rührt die Trommel doppelt stark. Die Man-Kingmänner, Wilden gleich, Bekämpfen thöricht nur das Reich. Fang-Schu, der Feldherr, schon ein Greis, Im Innern doch noch jugendheiß, Führt die Gefangnen mit sich fort. Wie stark ist seiner Wagen Hort, Sie rollen hin mit Donnerhall, Er ist ein Blitz, und trifft zum Fall. Fang-Schu, ein Feldherr schon so lang, Hien-Yun, die Wilden, bald bezwang; Als dies Man-King, das Volk, vernahm, Demüthig es und bittend kam, Und nahm des Reichs Gesetze an.–
in: Cramer, Johann (ed.). Schi-King, oder Chinesische Lieder, gesammelt von Confucius. Neu und frei nach A. La Charme's lateinischer Übersetzung bearbeitet. Fürs deutsche Volk hg. von Johann Cramer, Das himmlische Reich. Oder China's Leben, Denken, Dichten und Geschichte, 4 vols. Crefeld: Verlag der J. H. Funcke'schen Buchhandlung, 1844. p. 131f. -
Cai wei 采薇: Auf dem Heimmarsch zu singen (Anonymous (Shijing))
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Als wir ausgezogen, Blüht' es weit und breit, Nun wir ziehn nach Hause, Ist der Weg verschneit. Weiter Weg und schlecht Quatier, Durst und Hunger litten wir, Keiner weiß, was so heiß Brennt im Herzen mir. Als wir ausgezogen, Stand es gut im Feld, Nun wir ziehn nach Hause, Ist es schlecht bestellt. Lange Reis' und schmaler Schnitt, Keiner weiß es, was ich litt, Seit das Schwert mir beschert, Der ich hinterm Pfluge schritt. That ich es freiwillig, Daß ich ging von Haus? Kaiserlich Befehlen Trieb mich streng hinaus. Goldne Schrift, gegraben ein In Platanentäfelein, Ob sie schreckt, auch erweckt, Gern Soldat zu sein.–
in: Cramer, Johann (ed.). Schi-King, oder Chinesische Lieder, gesammelt von Confucius. Neu und frei nach A. La Charme's lateinischer Übersetzung bearbeitet. Fürs deutsche Volk hg. von Johann Cramer, Das himmlische Reich. Oder China's Leben, Denken, Dichten und Geschichte, 4 vols. Crefeld: Verlag der J. H. Funcke'schen Buchhandlung, 1844. p. 123.
Excerpt -
Cai wei 采薇: Lied der Gränzwächter (Anonymous (Shijing))
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Die Pflanze Wei die suchen wir, Und daß sie zeit'ge wünschen wir, Denn wenn sie wird gezeitigt sein, Dann wandern wir zur Heimath ein: Ein Jahr wird's seit von Weib und Kind, Von Haus wir fortgezogen sind, Des Reiches Gränz' zu wahren Vor wüthenden Barbaren. Wir suchen nach der Pflanze Wei. Sie blüht; bald ist die Zeit vorbei, Wo man uns fern von Hause hält, An Reiches Gränze aufgestellt. Ein Jahr ist's, seit von Weib und Kind, Von Haus wir hergezogen sind. Uns hier mit den Hien-Yün herum zu beißen, Die Hundsgesichter heißen. Die Pflanze Wei die suchen wir, Sie reift, dann geht es bald von hier, Und wieder geht es heimathwärts; Bis dahin quält sich unser Herz, Das, ach, zurück nach Haus verlangt, Und hier vor Frost und Hunger bangt. O daß doch bald die Schaar erglänze, Uns abzulösen an der Gränze! Die Pflanze Wei, wir pflücken sie, Mit Jubelruf wir sammeln sie. Nun reif und hart die Pflanze ist, Nun bleiben wir nicht läng're Frist. Und doch darf ich nicht weiter gehn, Muß noch auf meinem Posten stehn! Fast ist mir die Geduld vergangen, Zu gehn, zu gehn ist mein Verlangen. Was glänzet dort, und blüht so schön? Sieh Ti, den Baum in Blühte stehn! Was ziehen dort für Wagen her, Mit Kriegern und mit Waff' und Wehr? Die Bogen sind von Elfenbein, Am Köcher Haut vom Meeresschwein. Uns abzulösen sind sie hier erschienen, Nun Hundsgesichter, messet euch mit ihnen!–
in: Cramer, Johann (ed.). Schi-King, oder Chinesische Lieder, gesammelt von Confucius. Neu und frei nach A. La Charme's lateinischer Übersetzung bearbeitet. Fürs deutsche Volk hg. von Johann Cramer, Das himmlische Reich. Oder China's Leben, Denken, Dichten und Geschichte, 4 vols. Crefeld: Verlag der J. H. Funcke'schen Buchhandlung, 1844. p. 122f. -
Cao chong 草蟲: Sie erwartet ihn (Anonymous (Shijing))
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Die Grille zirpt und zirpt, Der Hüpfer hüpft im Gras, So schweigt auch meine Sorge nicht, Stets eilt mein Herz mir fort. Wieder werd' ich Ruhe finden, Wenn ich wieder dich gesehen, Dem mein Herz allein gehört. Ich stieg wohl auf den Berg, Zu sammeln Gras und Kraut, Doch ließ ich beides liegen Und schaute nach dir hin. Doch sie welken und auch traurig, Seh' ich in die ferne Weite, Weil mein Freund mir nicht erschien. Ich klomm wohl auf den Berg, Und pflückte Blum' und Laub, Nun sind die Blätter hin, Nun sind die Blüthen fort; Und soll ich dir es sagen? Gleich dem Strauche werd' ich grünen, Wenn du kehrst zurück im Lenz.–
in: Cramer, Johann (ed.). Schi-King, oder Chinesische Lieder, gesammelt von Confucius. Neu und frei nach A. La Charme's lateinischer Übersetzung bearbeitet. Fürs deutsche Volk hg. von Johann Cramer, Das himmlische Reich. Oder China's Leben, Denken, Dichten und Geschichte, 4 vols. Crefeld: Verlag der J. H. Funcke'schen Buchhandlung, 1844. p. 6. -
Chang di 常棣: Des Bruders Lob (Anonymous (Shijing))
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Die Kirsche hat die schönste Blüthe Von allen Bäumen rings, Es trägt kein Wild im Walde Das Haupt hoch, wie der Hirsch; So steht dein Bruder einzig da, Von allen andern fern und nah Hat Keiner solche Güte. Wo graunerfüllt das Feld der Schlachten Voll blut'ger Leichen liegt, Bewährt es sich am besten Was Bruderlieb' vermag; Der Bruder nur, wer's immer sei, Wird dir von seiner besten Streu Ein Lager zu bereiten trachten. Auf höchsten Felsen wohnt der Adler, Und scheut nicht die Gefahr. Wer auf den Bruder bauet, Baut besser, als auf Freundesschwarm. Ein Bruder gern die Rettung wagt, Wo jeder andre Freund verzagt, Mitleid'ger oder Tadler. Der Bruder wird es stets gedenken, Daß er mit dir geruht An einer Brust, und daß er Mit dir die ersten Spiele trieb. Doch die vereinigt späte Zeit, Willkürlich von dir bald und weit Die eignen Schritte lenken. Es mögen Brüder wohl erglühen Voll Zorn in ihrem Haus, Doch halten sie wie Säulen Treu gegen Fremde aus. Wo man dir einen Streich versetzt, Fühlt sich der Bruder auch verletzt, Eh sich ein Freund wird mühen. Den Bruder nennt man wohl den lieben, Wenn Noth vorhanden ist, Doch wenn die Noth verschwunden, Kein Unheil drängt das Haus, Gibt's Brüder, welchen wohl der Freund Noch lieber als der Bruder scheint; O wollest das nicht üben! Wenn zu der Ahnen hohem Feste Im Hause, wohlgeschmückt, Die Geige tönt, die Zitter klinget, Und reichlich fließt der Wein; Und jeder Bruder ist dabei, Und jede Brust von Grolle frei, Das ist beim Fest das Beste. Wenn du mit Weib und Kind verträglich In deinem Hause bist, Dann mög' kein Bruder stören Die schöne Einigkeit! Doch stimmen auch die Brüder ein, Sich eurer Eintracht mit zu freun, Das mehrt die Freud' unsäglich. So leb' in deines Hauses Kreise, Dem Weib und Kind zur Lust; Du wirst dann langsam alt in Freuden, Nicht früh vom Gram verzehrt. Dann siehst du, wenn du's recht bedenkst, Und rückwärts deine Blicke senkst: Was ich dir rieth, war weise.–
in: Cramer, Johann (ed.). Schi-King, oder Chinesische Lieder, gesammelt von Confucius. Neu und frei nach A. La Charme's lateinischer Übersetzung bearbeitet. Fürs deutsche Volk hg. von Johann Cramer, Das himmlische Reich. Oder China's Leben, Denken, Dichten und Geschichte, 4 vols. Crefeld: Verlag der J. H. Funcke'schen Buchhandlung, 1844. p. 117f. -
Che lin 車鄰: Königsfeier (Anonymous (Shijing))
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Es klingeln laut und schellen Die hohen Wagen, Lust dem Ohr; Die weißen Rosse mit den goldnen Bellen, Sie springen froh hervor. In ihres neuen Fürsten Zelt Die Edeln sich vereinen, So wie im Frühling Bach an Bach Dem Strom entgegenquellen. Im Thal' stehn Tanne, Eiche Und Fichte, auf dem Berg der Strauch. Sie sitzen vor dem Herrn vom Reiche, Und Geig' und Flöte tönet auch. Wer heute sich nicht freuen mag, Und läßt die Lust enteilen, Der wird im Alter manchen Tag Ganz freudelos verweilen. Am Fluß die Pappeln sprossen, Der Strauch vom Thau wird grün; Es spielt den Festgenossen Die Klarinette sanfte Melodien. Wer heute nicht will fröhlich sein An diesem Tag der Labe, Der wird sich nie des Lebens freun, Bekümmert bis zum Grabe.–
in: Cramer, Johann (ed.). Schi-King, oder Chinesische Lieder, gesammelt von Confucius. Neu und frei nach A. La Charme's lateinischer Übersetzung bearbeitet. Fürs deutsche Volk hg. von Johann Cramer, Das himmlische Reich. Oder China's Leben, Denken, Dichten und Geschichte, 4 vols. Crefeld: Verlag der J. H. Funcke'schen Buchhandlung, 1844. p. 95f. –
in: Jolowicz, Heinrich. Der poetische Orient. Leipzig: Verlag von Otto Wigand, 1853. p. 26. -
Chi xiao 鴟鴞: An die Eulen (Anonymous (Shijing))
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O, ihr Eulen, ungefüge, Aus dem Nest die Jungen stehlt, Nur nicht meines Hauses Pforte Eurem Diebsgelüste wählt. Wie hab' ich mit Müh gewaltet, Und in Sorgen wie geschaltet, Durch so viele Tage hin Meine Jungen groß zu ziehn! Wenn der Himmel sich umwölket, Und mit Regengüssen droht, Hab' ich mit Verstand und Muthe Widerstrebend jeder Noth. Meines Hauses Thür versperr' ich, Zweige um die Fenstern zerr' ich, Und du willst mit einem Schlag, Pöbel, brechen doch mein Dach? Liegt mein Haus und Hof in Trümmern, Muß ich es mir wieder baun, Rüstig geh' ich dran und munter Mit dem Schnabel und den Klaun. Was dem Nest kann Drohung bringen, Such' ich auf vor allen Dingen; Doch von solcher Mühbeschwer Klau' und Schnabel leiden sehr. Meine Flügel sind verwundet, Abgenutzt die Federn all', Hingeschwunden ist die Kraft mir Und mir droht ein naher Fall. Kann mein Haus nicht Windeswehen, Nicht dem Regen widerstehen, Bleibt mir nichts bei solcher Zeit, Als zu klagen laut mein Leid.–
in: Cramer, Johann (ed.). Schi-King, oder Chinesische Lieder, gesammelt von Confucius. Neu und frei nach A. La Charme's lateinischer Übersetzung bearbeitet. Fürs deutsche Volk hg. von Johann Cramer, Das himmlische Reich. Oder China's Leben, Denken, Dichten und Geschichte, 4 vols. Crefeld: Verlag der J. H. Funcke'schen Buchhandlung, 1844. p. 114f. -
Chu ci 楚茨: Das Erntefest (Anonymous (Shijing))
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Der Acker trägt nur Unkraut, Wenn er gefegt nicht wird; Ihr Fleiß'gen seit der Urwelt Seid ihr dazu bestimmt. Nun denn, gebt zu erkennen Die Kenntniß und die Kraft, Vom Himmel angestellet, Nun auch das Rechte schafft. Schu und auch Tsi, die Hirse, Gedeiht in diesem Jahr; Doch eh ihr sie verzehret, Bringt auch zur Weihe dar. Sie sei zum Fest bereitet, Zum Ahnentrank gebraut, Dem Himmel dargegeben, Der gnädig sie bethaut. Der Ahn, dem wir entstammen, Der kam vom Himmel her, Gab seinem Volksverbande Die Erde und den Pflug. Hinauf andächtig blicket Zu unsres Heiles Grund, Und thut durch Opfergluten Den Dank des Herzens kund! Der Himmelsgeist, der Leben Weit durch die Lüfte trägt, Und der tief in der Erde Das Saatenkorn gehegt, Der Himmelsgeist ist segnend Hier unter uns auch heut, Drum seien süße Düfte Ihm in die Glut gestreut. Den mächtigsten der Stiere Führt her voll Lebenskraft, Er geb' am Altar wieder Das Leben, das ihm ward. Wie lässet er sich führen Und sinket in die Knie', Er zeigt sich ganz ergeben, Der Fürst vom fleiß'gen Vieh. Wenn in dem heißen Sommer Die andern sich gemüht, That er im Stall sich gütlich An duft'gen Kräutern viel. Der Sommer ist vorüber, Doch Opferglut ist roth, Drum für die andern leide Er auch den Opfertod. Zum Opfer Eingelad'ne, Ihr leget Hand nicht an, Doch nehmt die Haut zu Riemen An Wagen und an Pflug. Und nehmt vom Haupt die Hörner, Bewahret sie zu Hause Bis zu dem nächsten Feste, Dann trinken wir daraus. Ein Jeder Gast thut Eines: Geht an die Kessel ihr, Und ihr laß braten, schüret Ihr, und ihr spaltet Holz. Ihr sorget für die Brode, Den Weine ihr andern schenkt, Die Frau mit ihren Blicken Im Haus das Ganze lenkt. Es rufen Pauk' und Glöcklein Zum Schmause Gast und Wirth, Dem Vater dienen Söhne, Der Vater dient dem Ahn. Wohl geh' dir's mit den Deinen! Mit diesem Wunsche füllt Der Ein' des Andern Becher, Bis sie die Nacht umhüllt.–
in: Cramer, Johann (ed.). Schi-King, oder Chinesische Lieder, gesammelt von Confucius. Neu und frei nach A. La Charme's lateinischer Übersetzung bearbeitet. Fürs deutsche Volk hg. von Johann Cramer, Das himmlische Reich. Oder China's Leben, Denken, Dichten und Geschichte, 4 vols. Crefeld: Verlag der J. H. Funcke'schen Buchhandlung, 1844. p. 166-168. -
Chu qi dong men 出其東門: Liebe in Ehren (Anonymous (Shijing))
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Vor der Stadt, ganz nah' am Thor, Ist zu schauen Schöner Frauen Ein geschmückter Chor. Schweben Mögen sie, den Frühlingswolken gleich, Wie aus Sonnenglanze weben Ihre Kleider farbenreich: Meine Gattin mit dem Kleid, dem weißen, Das sie selbst gewebt, Wahrlich, diese mehr zu preisen Und zu loben, sich mein Herz bestrebt. Vor der Stadt, ganz nah' am Thor, Sind zu sehen, die sich drehen Tanzend, Frau'n im Chor. Stralen Mögen sie wie Blum' in Sommerluft, Weiß und roth die Wangen malen, Ihr Gewand voll würz'gen Duft: Meine Gattin mit dem grünen Schleier, Den sie sich gefärbt allein, Sie wollt sich zur Abendfeier Einzig mir, nur ihrem Gatten, weihn.–
in: Cramer, Johann (ed.). Schi-King, oder Chinesische Lieder, gesammelt von Confucius. Neu und frei nach A. La Charme's lateinischer Übersetzung bearbeitet. Fürs deutsche Volk hg. von Johann Cramer, Das himmlische Reich. Oder China's Leben, Denken, Dichten und Geschichte, 4 vols. Crefeld: Verlag der J. H. Funcke'schen Buchhandlung, 1844. p. 70. -
Da che 大車: Verkannte Liebe (Anonymous (Shijing))
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Der große Wagen fährt mit Schall; Wer drin sitzt, der trägt Kleider reich, An Farb' den frischen Binsen gleich; Doch meine Freuden starben all. Wie dächt' ich nicht an dich zurück? Doch deinem Glanze senket sich mein Blick. Der große Wagen fährt dahin; Wer ihn beschreitet, trägt ein Kleid, Das ist rothglänzend wie Rubin; Doch ich, ich trag' nur düstres Leid. Wie dächt' ich nicht zurück an dich? Doch dir zu nahn die Scham verhindert mich. Durft' ich nicht leben ohne dich, So sei im Grab' ich dir vereint. Und sagst du, daß die Treue ich Gebrochen, bei der Sonn', die scheint, Schwör' ich, zum Zeugen ihren Strahl, Daß Falsche mir bereitet alle Qual.–
in: Cramer, Johann (ed.). Schi-King, oder Chinesische Lieder, gesammelt von Confucius. Neu und frei nach A. La Charme's lateinischer Übersetzung bearbeitet. Fürs deutsche Volk hg. von Johann Cramer, Das himmlische Reich. Oder China's Leben, Denken, Dichten und Geschichte, 4 vols. Crefeld: Verlag der J. H. Funcke'schen Buchhandlung, 1844. p. 59. -
Da dong 大東: Ungleiches Loos (Anonymous (Shijing))
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Die Königsstraße ist so fein geglättet, Wie nach gezog'ner Schnur so grad'; Die Fürsten ziehn zu Rosse diesen Pfad, Es gafft das Volk hin, wie verwettet: Doch ich, wohin ich nur die Blicke kehre, Seh', daß des Landes Unheil stets sich mehre. Die Weberstühl' im Ost des Reiches stehen Nun still und alle Spulen gehen leer; Woher käm' uns Gewerbfleiß auch? woher? Bald wird die letzte Hoffnung noch verwehen. Die Reichen gehn beim Frost in Schuh'n von Linnen, Was sollen denn die Armen wohl beginnen? Gemähte Früchte pflegt man einzubringen, Und läßt sie nicht verderben auf dem Feld; Der Seufzer, der die Brust der Schnitter schwellt, Läßt ihnen Rast und Nachtsruh' nicht gelingen: Die Halme selber in den Scheuren rasten, Will uns denn Niemand unsres Leids entlasten? Im Osten sind die Menschen so beladen, Daß sie der Bürde schon erliegen fast. Im Westen trägt man Seide und Damast, Das Kleid verbrämt mit Pelz bis an die Waden. Die wohl geschickt zu Ruderknechten wären, Erhebt im Reich man zu den höchsten Ehren. Nicht als Arznei den theuren Wein sie trinken, Und wenn ihr Schmuck ist Perl' und Edelstein, So glauben sie Verschwender nicht zu sein, Es will sie nur wie Sand und Kies bedünken; Wir sehn nur über unsern Häuptern glänzen Die Milchstraß' mit den rausen Sternenkränzen. Die Jungfrau glänzt im köstlichen Gewande, Doch nimmer ist für mich ihr schönes Kleid; Und auch der prächt'ge Stier ist nicht bereit, Daß ich vor meinen Wagen ihn mir spannte; Die gold'ne Wanne, die sich neigt nach Süden, Wird keinen Arm für unsereins ermüden. Im Nord der Löffel, der den Stiel nach Westen Gekehrt, zum Schöpfen mir nicht dienen wird; Er macht das Auge nur dadurch verwirrt, Um bei dem leeren Topfe uns zu trösten. Das ist nur da, den Himmel auszuschmücken, Nicht, um geringe Menschen zu beglücken.–
in: Cramer, Johann (ed.). Schi-King, oder Chinesische Lieder, gesammelt von Confucius. Neu und frei nach A. La Charme's lateinischer Übersetzung bearbeitet. Fürs deutsche Volk hg. von Johann Cramer, Das himmlische Reich. Oder China's Leben, Denken, Dichten und Geschichte, 4 vols. Crefeld: Verlag der J. H. Funcke'schen Buchhandlung, 1844. p. 161f. -
Da ming 大明: Wen-Wang und sein Sohn Sohn U-Wang (Anonymous (Shijing))
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Es strahlen hell des Himmels Zeichen, Man schauet sie auf Erden allenthalben. Nicht es gut, dem Himmel zu vertrauen, Wenn das Vertrauen man nicht verdient; So blieb auch nicht des Reiches Macht Bei Schang, so sehr sie sich auch rühmten, Als es Wen-Wang durch Gott an sich gebracht. Es strahlen hoch des Himmels Zeichen, Man schauet sie auf Erden allenthalben. Es fügt Knechtschaft der Himmel selbst, Und es vermag ihr keiner zu entgehn. Die Männer nicht entgingen der Gefahr, Doch einer Jungfrau ward die Krone, Vom Stamm Besiegter sie den Sieg gebar. Von Schang die kaiserliche Tochter, Sie ward vermählt mit Wang-Ki, Tschius Fürsten, Der Held Wen-Wang daraus entsprang, Von ihm beginnt die neue Zeit. Wohl herrlich nenn' ich ihr Geschick, Denn sie gebar des Himmels Licht dem Hause, Das es verlor, und gab es ihm zurück. Das ist Wen-Wang, der ohne Weilen Gedient dem höchsten Herrn von allen Welten. Und weil er hat den reinen Dienst gepflegt, Ward ihm zu Theil auch reines Glück. Es huldigte ihm drum das ganze Reich, Weil sie an seiner Klarheit, seiner Güte Erkannten, wie er sei dem Himmel gleich. Es wacht des Himmels helles Auge, Und sieht die Erde unten liegen. Rathschluß des Himmels sich erfüllt, Und es vermählt sich auch Wen-Wang. Die Taube in den Horst des Adlers kam, Dem Himmelssohn verband sich Schönstes, Und sie man für des Himmels Schwester nahm. Es ward vom Himmel da beschlossen Für dich, Wen-Wang, und deinen Sohn auch. Du legtest wohl die Brücke über'n Fluß, Hinüber aber kommt dein Sohn. Wen-Wang bereitete den Weg Voll Güte, und es steigt zum Thron Der Welt U-Wang durch Himmelsführung. Ob Schang auch viele Heere zählet, Und stellt die Glieder dicht wie Waldesstämme, Im Feld Mu-Je mag Speer an Speer erglänzen, Im Gottesstrahle aber leuchten wir! Und an U-Wang wird dies Geheiß: Dem Zweifel gib dein Herz nicht Preis, Er steht dir bei, der einst den Feind besiegte. Der Fürst mit seinem Feldherr pflegte Rath, Dann aber eilten sie zur That, Und stürzten auf den Feind, so wie ein Falk Mit einem Adler Kampf beginnt. Man konnte es am Himmel lesen: Es ist der Feinde Macht gewesen! Da waren unsres Sieges wir gewiß.–
in: Cramer, Johann (ed.). Schi-King, oder Chinesische Lieder, gesammelt von Confucius. Neu und frei nach A. La Charme's lateinischer Übersetzung bearbeitet. Fürs deutsche Volk hg. von Johann Cramer, Das himmlische Reich. Oder China's Leben, Denken, Dichten und Geschichte, 4 vols. Crefeld: Verlag der J. H. Funcke'schen Buchhandlung, 1844. p. 191-193. -
Da shu yu tian 大叔于田: Der edle Schu, 2. "Jagen geht der edle Schu" (Anonymous (Shijing))
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Jagen geht der edle Schu, Lenkt ein Viergespann. In der Hand die Zügel ihm Sind wie Seide dann. Heben sich die Rosse hoch, Widerstreben ganz, Ist es doch, als führt' er sie Nur zu leichtem Tanz. In den Schatten strecket sich Schu, ganz nach der Flut, Zündet dann ein Feuer an, Blendend Sonnenglut. Schu dem Tiger auf der Jagd Preßt den Athem aus, Trägt ihn, als wär' nichts geschehn, Fort ins Königshaus. Schu, o schone deine Kraft, Sei nicht gar so keck, Schrecket dich nicht die Gefahr, Tödtet mich der Schreck.–
in: Cramer, Johann (ed.). Schi-King, oder Chinesische Lieder, gesammelt von Confucius. Neu und frei nach A. La Charme's lateinischer Übersetzung bearbeitet. Fürs deutsche Volk hg. von Johann Cramer, Das himmlische Reich. Oder China's Leben, Denken, Dichten und Geschichte, 4 vols. Crefeld: Verlag der J. H. Funcke'schen Buchhandlung, 1844. p. 62. -
Da tian 大田: Landwirthschaft (Anonymous (Shijing))
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Die Sorg' ist groß, ist groß das Feld; Das Ackerbaugeräth bestellt, Das lange lag im Winterhaus, Und prüft es wohl und bessert's aus! Die Stiere brüllen schon im Stall, Ein Gruß dem Lenz mit lautem Schall, Darum verwendet ihre Kraft, Die ja der Himmel für euch schafft! Macht ihr den Pflug vom Roste rein? Drückt ihn nur in den Grund hinein, Für die Erneu'rung euch zum Dank Die Erde scheuert selbst ihn blank. Den reinen Samen gebt dem Wind, Der hin und her ihn streut geschwind, Und wenn er in der Furche ruht, Begräbt die Egg' ihn wohlgemuth. Zart fordert dann die Himmelsluft Was schlummernd birgt die Erdengruft, Zur Wiege wandelt sich das Grab, Der Grund gibt wieder alles ab. Es sprossen harte Halme bald, Das Körnlein schon gewinnt Gestalt. Ans Reuten und ans Jäten geht, Was nur der Saat im Wege steht! Was tief hinab mit Wurzeln klimmt, Der Pflanze ihre Nahrung nimmt, Und jedes üppige Geflecht, Das gern den Halm umranken möcht'. Was breit sich macht als Schattenlaub, Drob wird die Aehre welk und taub, Was gift'ges Korn zum Korne bringt, Sogleich mit Stumpf und Stiel bezwingt! Doch Ungeziefer mannigfalt, Sich nistend ein in jeden Spalt, Den Halm benagt, das Blatt beschmutzt, Die Keime durch Zerstörung nutzt, Wie wollt ihr davor schützen euch? So ruft denn an den Geist zugleich, Den Schützer unsrer Feldesfrucht, Er tilg' mit Glut die ek'le Zucht! Auch wollt' er uns aus Wolken weihn Der Saaten munteres Gedeihn; Doch tränk' er auch das kleinre Gut, Drin meines Hauses Nahrung ruht, Und auch den Saum er gnädig tränk', Der bleibt den Armen zum Geschenk. Hier, Schnitter, laßt die Halme stehn, Laßt, Garbenbinder, sie verwehn, Auf daß, wenn Wittwen sammeln ein, Sie still im Herzen Dank mir weih'n.–
in: Cramer, Johann (ed.). Schi-King, oder Chinesische Lieder, gesammelt von Confucius. Neu und frei nach A. La Charme's lateinischer Übersetzung bearbeitet. Fürs deutsche Volk hg. von Johann Cramer, Das himmlische Reich. Oder China's Leben, Denken, Dichten und Geschichte, 4 vols. Crefeld: Verlag der J. H. Funcke'schen Buchhandlung, 1844. p. 171f. -
Dang 蕩: Noch ein Fürstenspiegel (Anonymous (Shijing))
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Der höchste Herr im Himmel übt Ein schreckliches Gericht. Auf seinen Wink erhebet sich, Als wie ein Stern am Firmament, Ein leuchtendes Geschlecht, Und wieder winket er, da sinkt Es wie ein Stern in Nacht. Dem Himmel, der dir's Leben gab, Du darfst ihm nicht vertraun; Was er gegeben, nimmt er dir, Denn seine Huld ist trügerisch, Und fülle dich mit Furcht. Er gab dir wohl ein Saamenkorn, Wie selten sproßt es auf. Wen-Wang, der Ahnherr, sprach mit Gram, Als er das Haus von Schang Jedwedem Laster dienen sah: Unglückliches Geschlecht von Schang, Dein Untergang ist nah! Denn sieh, du hast nur Männer noch, Zum Guten ungelenk. Wen-Wang, der Stifter, sprach mit Noth: Du arm Geschlecht von Schang! In allen deinen Gliedern bist Du längst dem Ursprung ungetreu, Der dich so hoch gestellt. Dein letzter Sproß' entgehet nicht Der schwergehäuften Schuld. Wen-Wang, der Stifter, sprach mit Leid: Unsel'ger Königssproß'! Was schickt die Friedensstörer du Nicht vom Palast und aus dem Land, Was duldest du den Hohn, Den sich die Hoffart frech erlaubt Gen hohes Menschenrecht? Wen-Wang, der Gründer, kummervoll: Du armer König, weh! Du theilst die Schuld der Sünder mit, Sie sündigten nach deinem Wort, Und frevlen wilden Sinn's, Durch Raub und Mord verknüpfen sie Dich in des Volkes Fluch. Wen-Wang sprach unter Thränen dies: Verlorner Fürst von Schang! In diesem Einem bist du stark, Daß du die Guten dir empörst, In jedem andern schwach. Du schirmst die Bösen, die dich einst Verlassen wie die Guten jetzt. So sprach Wen-Wang in tiefem Schmerz: Du armer Fürst von Schang! Wie ist dein Angesicht so grau, Wie floh jedwede Heiterkeit Durch üpp'gen Lebenslauf! Unmäßig wird die Freude dir Nicht zu Erholung mehr. Wen-Wang bewegt von Leide sprach: Du König ohne Ruh, So wie die Heuschreck' auf dem Feld', Wie wildes Wasser stürzt vom Fels, So unstet bist auch du. Erschrocken sieht auf dich dein Reich, Dem Fremden graus't vor dir. Wen-Wang sprach unter Seufzern so: Aus ist es mit dem Staat, Wenn sich sein König nicht mehr um Vergang'nes kümmert, zuzusehn, Was früher ist geschehn; Und wenn ihm nicht mehr heilig ist Herkömmliches Gesetz. So sprach Wen-Wang, ergriffen tief: Dem Reich und König Weh! Erzitt're Baum, das Beil ist scharf, Hinstürze Stamm, es traf der Streich. Es ist der Wipfel nun Der Wurzel gleich, gefallen Zweig nach Zweig; Was baun wir aus dem Holz? Ergriffen tief Wen-Wang sprach so: O letzter Zweig des Stamms! Sahst du den reinen Spiegel nicht, Was hast du ihn mit Roth bedeckt, Statt klar hinein zu schaun? Hätt' dich belehrt der Fall von Hia, Der umgestürzte Thron! So sprach Wen-Wang und hielt umsonst Den Spiegel vor dem Haus Von Schang, der Himmel festbeschloß Des Hauses Sturz; das Haus Wen-Wang Sich eilig hob empor, Und nahm nun selbst die Stelle ein Vom alten Hause Schang. O Haus von Schang! du wurdest nicht Gerettet und gewarnt Durchs Loos von Hia, das selber dir Ward unterthan; o Kinder von Wen-Wang, seid weis' und laßt Euch mahnen durch Geschick von Schang, Sonst trifft euch gleicher Fall! Der höchste Herr im Himmel übt Ein schreckliches Gericht. Auf seinen Wink erhebet sich, Als wie ein Stern am Firmament, Ein leuchtendes Geschlecht, Und wieder winket er, da sinkt Es wie ein Stern in Nacht.–
in: Cramer, Johann (ed.). Schi-King, oder Chinesische Lieder, gesammelt von Confucius. Neu und frei nach A. La Charme's lateinischer Übersetzung bearbeitet. Fürs deutsche Volk hg. von Johann Cramer, Das himmlische Reich. Oder China's Leben, Denken, Dichten und Geschichte, 4 vols. Crefeld: Verlag der J. H. Funcke'schen Buchhandlung, 1844. p. 218-221. -
Di dong 蝃蝀: Der freien Sitte Schönheit (Anonymous (Shijing))
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Den prächt'gen Regenbogen seht, Doch redet nicht davon! Denn was man unbeliebet spricht, Das ärntet schlimmen Lohn. Ei, wie deutlich, ei wie licht Kommt die Schönheit hergegangen, Ist es wohl ein junger Bursch, Darnach heiß sie trägt Verlangen? Sie entging der Brüder Hut. Den prächt'gen Regenbogen seht, Doch zeigt nicht mit dem Finger hin! Denn Zeigefinger büßet ja Mit Blätterchen den Schmachgewinn. Ei, so seht mir doch den Glanz, Wie das schimmert auf und nieder! Sagt mir, geht sie wohl zum Tanz, Oder sonst zu andren Spielen? Ach, sie täuscht die Aeltern sehr! Ei, seht nur all' die Bänder bunt, Doch Böses redet nicht davon! Denn arge Blatter trifft den Mund Dafür mit gar zu schlimmem Lohn. Ei, das schöne Prunken, sieh, Wechselt schnell mit Liebbegehren, Uebt sich stets in neuer Kunst, Hält sich nicht an Zucht und Ehren, Und Gerede gilt für Dunst.–
in: Cramer, Johann (ed.). Schi-King, oder Chinesische Lieder, gesammelt von Confucius. Neu und frei nach A. La Charme's lateinischer Übersetzung bearbeitet. Fürs deutsche Volk hg. von Johann Cramer, Das himmlische Reich. Oder China's Leben, Denken, Dichten und Geschichte, 4 vols. Crefeld: Verlag der J. H. Funcke'schen Buchhandlung, 1844. p. 42. -
Di du "You di zhi du, qi ye xu xu" 杕杜 "有杕之杜,其葉湑湑": Der Verlassene (Anonymous (Shijing))
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Ach, daß meine Verwandten Mich ließen weiter gehn! Von meinen Bekannten Will keiner nach mir sehn. Wer wird mein Vater werden? Wer wird mein Bruder sein? Das Schlimmste ist auf Erden, Ach, ohne Bruder sein!–
in: Cramer, Johann (ed.). Schi-King, oder Chinesische Lieder, gesammelt von Confucius. Neu und frei nach A. La Charme's lateinischer Übersetzung bearbeitet. Fürs deutsche Volk hg. von Johann Cramer, Das himmlische Reich. Oder China's Leben, Denken, Dichten und Geschichte, 4 vols. Crefeld: Verlag der J. H. Funcke'schen Buchhandlung, 1844. p. 88.
Excerpt of the first stanza. -
Di du "You di zhi du, you huan qi shi" 杕杜 "有杕之杜,有睆其實": Zwiegespräch aus der Ferne (Anonymous (Shijing))
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"Länger werden nun die Tage, Seit der Lenz die Flur begrüßt, Aber, ach, die Kriegsbeschwerden Keine Ruhe uns versüßt. Denn Hien-Yün, die Barbaren, Stärken sich im neuen Lenzen, Wie der Baum mit frischen Kränzen Unsern Beilschlag muß erfahren." "Heitre Tage bringt der Frühling, Und der Freude Licht erscheint; Doch ich darf nichts Heitres hoffen, Und mein Auge immer weint. Ach, mein Gatte ist gezogen, Schön und kriegrisch anzuschauen; Wechseln Farb' und Kleid die Auen, Gleichem Leid bleib' ich gewogen." "Süßer Birnbaum, nun gedenken Muß ich an dein Schattendach, Süßes Weib, du rufst dem Manne Wohl mit manch betrübtem Ach. Einen Friedensgruß mir sende Durch der Trennung ferne Weite, Daß er mich erquick' im Streiten, Bis ich siegreich heim mich wende!" "Armer Birnbaum, der die Zweige Matt nun durch die Lüfte dehnt, Meinem Schatten wehrt die Trauer, Und dem Duft, von mir ersehnt. Jede meiner welken Blüthen Ruft nach süßer Thauesspende: Himmel diesen Krieg doch ende! Mögst den Gatten mir behüten!" "Wenn wir erst den Berg erklommen, Der dort vor uns liegt im Süd, Gehn wir auch der Heimath Auen, Wonach unsre Sehnsucht glüht. Muth'ge Rosse, nicht ermatten Sollt ihr, Achsen, nicht zerbrechen, Nein, ihr müsset mir versprechen, Zu der Gattin bringt den Gatten!" "Hat er jetzt den Berg erklommen, Der im Nord zu'n Wolken dringt? Seh' ich seine Rosse kommen, Und den Wagen, der ihn bringt? Will mein Vorgefühl nicht triegen, Und wenn nicht die Zeichen täuschen, Die Orakel Wahrheit heischen, Werd' ich heut mich an ihn schmiegen!"–
in: Cramer, Johann (ed.). Schi-King, oder Chinesische Lieder, gesammelt von Confucius. Neu und frei nach A. La Charme's lateinischer Übersetzung bearbeitet. Fürs deutsche Volk hg. von Johann Cramer, Das himmlische Reich. Oder China's Leben, Denken, Dichten und Geschichte, 4 vols. Crefeld: Verlag der J. H. Funcke'schen Buchhandlung, 1844. p. 123-125. -
Ding zhi fang zhong 定之方中: Das Fürstenhaus wird gebaut (Anonymous (Shijing))
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Ting, der Stern zum Hauserbauen, Trat in den Meridian, Im Land Tschu auf feuchten Auen Man ein Fürstenhaus begann. Warf das Loos, das Gutes sagte, Sonnen-Schatten maß man aus, Ringsum Baumanpflanzung ragte, Südwärts lag das Borderhaus. Bäume hier, die Blüthen schmücken, Andre dort, mit Frucht beschwert, Hier, woraus sie Oele drücken, Dort, der Seidenwürmer hegt. Hier der Baum woraus man hauet Tafeln, drauf sich schreiben läßt, Dort der Baum, woraus man bauet Instrumente, laut beim Fest. Kriegs- und Friedenstänze tanzen Laßt uns, daß es weit erschallt, Ruht der Feind nicht, dann von Lanzen Wächst ums Fürstenhaus ein Wald. Und es zieht der Fürst im Stalle Mächtig dreimal tausend Pferd', So viel Männer auf dem Walle Stehn, der schönen Pferde werth.–
in: Cramer, Johann (ed.). Schi-King, oder Chinesische Lieder, gesammelt von Confucius. Neu und frei nach A. La Charme's lateinischer Übersetzung bearbeitet. Fürs deutsche Volk hg. von Johann Cramer, Das himmlische Reich. Oder China's Leben, Denken, Dichten und Geschichte, 4 vols. Crefeld: Verlag der J. H. Funcke'schen Buchhandlung, 1844. p. 44f. -
Dong fang wei ming 東方未明: Dienerplage (Anonymous (Shijing))
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Auf sprang ich, eh es tagte, Verkehrt zog meine Schuh' ich an, So wie's der Herr verlangte, Trat schnell ich auf des Dienstes Bahn. Auf sprang ich, eh es tagte, Verkehrt zog ich mir das Kleid, Wend' ich es um, es scheltet, Daß ich noch so verlor die Zeit. Am Dorn die Hand verletzet, Wenn Einer zäumen muß mit Dorn. So ist's auch schwer zu dienen Dem König, der voll jähem Zorn. Wer auch nicht weiß zu scheiden Am frühen Morgen Nacht von Tag, Doch wenn es Abends dunkelt, Den Unterschied erkennen mag. Es sollte Ruhe haben Am Abend, wer am Morgen wacht, Doch unser Herr, der kennt Nur immer Tag und keine Nacht.–
in: Cramer, Johann (ed.). Schi-King, oder Chinesische Lieder, gesammelt von Confucius. Neu und frei nach A. La Charme's lateinischer Übersetzung bearbeitet. Fürs deutsche Volk hg. von Johann Cramer, Das himmlische Reich. Oder China's Leben, Denken, Dichten und Geschichte, 4 vols. Crefeld: Verlag der J. H. Funcke'schen Buchhandlung, 1844. p. 74. –
in: Jolowicz, Heinrich. Der poetische Orient. Leipzig: Verlag von Otto Wigand, 1853. p. 19. -
Dong fang zhi ri 東方之日: Sonn' und Mond im Hause (Anonymous (Shijing))
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1. Der aufgegang'nen Sonne gleich, So ist mein schönes Weib, Und gleich der Sonn' den ganzen Tag Geht sie in meinem Haus mir nach. Dem aufgegang'nen Monde gleich, So ist mein schönes Weib, Und gleich des Mondes mildem Schein Blickt sie ins Auge mir hinein. 2. Gleich der aufgegang'nen Sonne Stand mein Weib im Frühgewand, Und sie winkte mir voll Wonne, Als ich ging, mit weißer Hand. Gleich dem aufgegang'nen Monde Stand mein Weib im Nachtgewand; O, wie sie mich zart belohnte, Als sie innig mich umwand!–
in: Cramer, Johann (ed.). Schi-King, oder Chinesische Lieder, gesammelt von Confucius. Neu und frei nach A. La Charme's lateinischer Übersetzung bearbeitet. Fürs deutsche Volk hg. von Johann Cramer, Das himmlische Reich. Oder China's Leben, Denken, Dichten und Geschichte, 4 vols. Crefeld: Verlag der J. H. Funcke'schen Buchhandlung, 1844. p. 76. -
Dong men zhi chi 東門之池: Die Hanf-Röste (Anonymous (Shijing))
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In den Gruben, vor dem Thor, Röstet man den Hanf. Sie, ein Kind so lieb und gut, Tröstet mit Gesange mich, Grüßt mich mit Gesang. In den Gruben, vor dem Thor, Weichet man den Hanf. Sie, ein Kind, so lieb und klug, Wie versteht sie gar so schnell Alles, was man sagt! In den Gruben, vor dem Thor, Wässert man den Hanf. Sie, ein Kind, so lieb und fromm, Ist sie unsanft auch einmal, Bessert sie sich gleich.–
in: Cramer, Johann (ed.). Schi-King, oder Chinesische Lieder, gesammelt von Confucius. Neu und frei nach A. La Charme's lateinischer Übersetzung bearbeitet. Fürs deutsche Volk hg. von Johann Cramer, Das himmlische Reich. Oder China's Leben, Denken, Dichten und Geschichte, 4 vols. Crefeld: Verlag der J. H. Funcke'schen Buchhandlung, 1844. p. 103f. -
Dong men zhi chi 東門之池: Der Müßiggänger (Anonymous (Shijing))
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Draußen frei die Eiche steht, Und es wächst die Ulm' am See, Von dem Laubdach frisch umweht Drunter sitzt der Sohn von Tsee. Einen Glückstag wählt er sich, Um aufs nahe Feld zu gehn; Mais nicht pflanzt er sicherlich, Doch wird er im Tanz sich drehn. Einen Glückstag wählt er sich, Und begibt sich aus dem Haus; Hanf nicht wird er säen aus, Doch luftwandeln sicherlich.–
in: Cramer, Johann (ed.). Schi-King, oder Chinesische Lieder, gesammelt von Confucius. Neu und frei nach A. La Charme's lateinischer Übersetzung bearbeitet. Fürs deutsche Volk hg. von Johann Cramer, Das himmlische Reich. Oder China's Leben, Denken, Dichten und Geschichte, 4 vols. Crefeld: Verlag der J. H. Funcke'schen Buchhandlung, 1844. p. 102f. -
Dong men zhi shan 東門之墠: Vor der Stadt (Anonymous (Shijing))
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Vor dem Stadtthor sind die Wege Gar so schlüpfrig, am Gehäge Wächst das Gras, Macht die Wege Gar so naß, Und ein Haus zur Seite steht, Doch heraus der Herr nicht geht. Vor dem Stadtthor mit den breiten Blättern Schatten weit verbreiten Baum an Baum Die Kastanien beiderseiten Ueber Garten, Hof und Raum. Bist gezogen du von hier? Oder du entziehst dich mir? Vor dem Stadtthor auf den Wegen Ist es glatt, auf glatten Stegen Ging ich hin Nur deinetwegen, Dacht' im Sinn, Auszuruhn in deinem Haus, – Ach, nun schließest du mich aus!–
in: Cramer, Johann (ed.). Schi-King, oder Chinesische Lieder, gesammelt von Confucius. Neu und frei nach A. La Charme's lateinischer Übersetzung bearbeitet. Fürs deutsche Volk hg. von Johann Cramer, Das himmlische Reich. Oder China's Leben, Denken, Dichten und Geschichte, 4 vols. Crefeld: Verlag der J. H. Funcke'schen Buchhandlung, 1844. p. 68. -
Dong men zhi yang 東門之楊: Abendklage (Anonymous (Shijing))
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Die Weiden vor dem Ostthor stehn Mit Zweigen hoch und dicht. "O laß dich dort, mein Liebchen, sehn, Ich komm' im Abendlicht." Schon zeiget sich der Abendstern, Schon sieht man sich die Weiden Mit seinem Schein bekleiden, Sie aber bleibt noch fern! Die Weiden vor dem Ostthor stehn Mit Zweigen hoch und dicht. "O laß dich dort, mein Liebchen, sehn, Ich komm' im Abendlicht." Schon zeiget sich der Abendstern, Sich schadenfroh zu weiden An meinem Herzensleiden, Sie aber bleibet fern!–
in: Cramer, Johann (ed.). Schi-King, oder Chinesische Lieder, gesammelt von Confucius. Neu und frei nach A. La Charme's lateinischer Übersetzung bearbeitet. Fürs deutsche Volk hg. von Johann Cramer, Das himmlische Reich. Oder China's Leben, Denken, Dichten und Geschichte, 4 vols. Crefeld: Verlag der J. H. Funcke'schen Buchhandlung, 1844. p. 104. –
in: Jolowicz, Heinrich. Blüthenkranz morgenländischer Dichtung. Breislau: Verlag von Eduard Trewendt, 1860. -
Dong shan 東山: Der Reichsfeldherr Tschin-Kong (Anonymous (Shijing))
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Nach Osten ins Gebirge zogen wir, Und lang war uns die Rückkehr nicht vergönnt. Nun kehren wir zurück und schwarz Gewölk Gestattet uns nicht freien Blick nach Westen. Was wartet unser nun daheim? Wir legen ab des Kriegers Wehr und Waffen, Schon ist das Heer entlassen, jubelvoll. Versteckt im Maulbeerbaume sitzt die Grille, Und zirpt uns Willkomm zu aus öder Stille. Durchs Ostgebirge führte unser Weg, Lang konnten wir von dort zur Heimath nicht. Wir kommen nun und wolkenüberdeckt Verwehrt der Himmel uns der Heimath Anblick. Das freie Heer zerstreute sich bereits; Gedankenvoll, jedoch geängstigt nicht, Seh' ich voll Gras die Höfe, menschenleer. Die Spinne webt am Thor, der Hirsch hält Rast, Der Leuchtwurm ist die Leuchte im Palast. Im Ostgebirge ward uns keine Ruh', Wir suchen sie im Westen wieder auf. Da thürmen sich die Regenwolken rings, Zurück möcht' treiben uns die Macht des Sturms. Vom abgestorbnen Aste girrt die Taube, Die Gattin seufzt, umschlingen wird sie dich, Wie du als Fremdling wieder triffst ins Haus. Nun wird gefegt, und bald auch seh' ich wieder Den Kürbis hangen von dem Baume nieder.–
in: Cramer, Johann (ed.). Schi-King, oder Chinesische Lieder, gesammelt von Confucius. Neu und frei nach A. La Charme's lateinischer Übersetzung bearbeitet. Fürs deutsche Volk hg. von Johann Cramer, Das himmlische Reich. Oder China's Leben, Denken, Dichten und Geschichte, 4 vols. Crefeld: Verlag der J. H. Funcke'schen Buchhandlung, 1844. p. 112. –
in: Jolowicz, Heinrich. Der poetische Orient. Leipzig: Verlag von Otto Wigand, 1853. p. 42.
Note that in Der poetische Horizont the translated title is spelled "Der Reichsfeldherr Tsching-Kong". -
Du ren shi 都人士: Vergangene Hofpracht (Anonymous (Shijing))
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Die Großen in der Königsstadt Im Sommer trugen Hüte Aus Blättern, und die Blüthe Der Frauen sich geschmücket hatt' Mit reichem Lockenputze. Man sieht von allem dem nichts mehr, Das schmerzt mich gar so sehr. Die Großen in der Königsstadt, Sie trugen Edelsteine Im Ohr, die Fraun der reine Von guter Deutung Name hatt' Erfreut sie und geschmücket. Davon ist nun nichts mehr zu schaun, Drum ist das Leben mir ein Graun. Die Großen in der Königsstadt Sie trugen Gürtelschleifen, Die Frauen sah man häufen, Daß jeder daran Freude hatt', Die Locken kraus wie Spinnen, - Wenn ich an all das denken wollt', Ich wüßt' nicht, wo ich enden sollt'!–
in: Cramer, Johann (ed.). Schi-King, oder Chinesische Lieder, gesammelt von Confucius. Neu und frei nach A. La Charme's lateinischer Übersetzung bearbeitet. Fürs deutsche Volk hg. von Johann Cramer, Das himmlische Reich. Oder China's Leben, Denken, Dichten und Geschichte, 4 vols. Crefeld: Verlag der J. H. Funcke'schen Buchhandlung, 1844. p. 183.
Excerpt of the second to fourth stanza of the original poem.